Der Hohe Norden-Aufklärungstour IV

Eine Woche später, vierter tag meiner Aufklärungstour, 24. 7.2015

Das nicht so erfolgreiche Wochenende hat mir keine Ruhe gelassen, zweieinhalb Tage waren einfach zu wenig, um gut voran zu kommen. Also habe meine Vertretungslehrerin aktiviert, bei der ich noch einen Tag gut habe. Die muss am Montag ran und ich arbeite einen Wochentag länger, so dass ich am Freitag, dem 24.7.15 um 10.30 Uhr meine Schüler ins Wochenende entlassen kann. Mein Maschinchen steht startbereit im Hof der Schule und so lasse ich 10.40 den Motor an und rolle aus der Stadt, erst auf einer Nebenstrecke fast bis Hai Duong. Bis Hai Phong kenne ich die Strecke, also wage ich mich auf den Highway, das ist weniger spaßig, aber man kommt halt schneller voran. Rechts fahren geht aber nicht, denn da sind die ganze Irren unterwegs, also die Leute, die von einem Feldweg kommen und dann in einem riesigen Pissbogen auf die Autobahn ziehen, natürlich ohne zu gucken, denn sie werde ja gesehen (hoffen sie). Oder die Geisterfahrer und von denen gibt es mehr als reichlich. Nicht dass die sich irgendwo an den Rand drücken, nee, die geistern schön mittig, damit sie auch gesehen werden und damit man sie auch hört, wird ununterbrochen gehupt, manchmal wünsche ich mir dann einen Baseballschläger und dann eins drauf auf die Rübe, tut ordentlich weh, weil sie ja auch keinen Helm aufhaben. Also bleibt mir auch nur die mittlere Spur oder die Überholpur, was eigentlich nicht erlaubt ist. Irgendwann habe ich die Taktik raus, ich klemme mich ca. 5 Meter hinter einen LKW, da kann mir keiner mehr reinschnipseln und ich habe einen Schutzschild gegen den anderen Verkehr. Dort bleibe fast zwei Stunden, so komme ich mit mehr als 50 km/h voran und bin gegen 14.30 Uhr in Hai Phuong, Zeit für einen Kaffee und dann geht es durch die Stadt und raus durchs Industriegebiet zum Fähranleger. Wenn es nicht regnet, ist es hier im Industriegebiet auch gar nicht mehr so hässlich, aber das wird sich bald ändern, denn am Horizont kann ich die Insel Cat Ba schon erkennen und die hängt doch in recht dichten Wolken, werde wohl kaum trocken bis ans Ziel kommen, doch diesmal werde ich nicht aufgeben. Die Fähre ist eine echt große Autofähre und fährt aller 30 Minuten in der Saison, trotzdem ist es kuschelig eng und es geht auch nur 20 Minuten auf die nächste kleine Insel, Cat Hai. Auf der geht es dann 8km weiter auf der Straße bis zum nächsten Fähranleger und von dort bringt mich dann die nächste Fähre endlich auf die Insel Cat Ba. Noch ist es trocken, aber in den Bergen drohen die Wolken nun schon richtig.


Gleich hinter dem Fähranleger bekomme ich noch ein Drachenboottraining zu sehen, auf der Brücke hat sich das halbe Dorf versammelt und feuert die Ruderer in den beiden Booten an, die Rudern mit freiem Oberkörper und sind recht stattlich anzusehen, entsprechend schnell ziehen die Boote auch durch Wasser. Dann kommen die ersten Hügel, die mit Dschungel bewachsen sind und die dicken Wolken. Ich schrammele mit nur ein paar Regentropfen ganz dicht an einer Gewitterfront vorbei, hinter dem nächsten Hügel ist etwas heller und hinter dem übernächsten etwas dunkler. Schön ist es mit dem Moped hier zu düsen, kleine grüne Tropenhügel hoch und runter und praktisch kein Verkehr. Nach einer halben Stunde erreiche ich dann das kleine Städtchen Cat Ba und als ich auf die Hotelstraße am Ufer einbiege, beginnt es ordentlich zu gießen und nach 20 Sekunden bin ich richtig nass, also brauche ich auch keinen Stress mehr zu machen und schaue mir ein paar Hotels an und sammle die Karten ein, bevor ich mich entscheide. Eigentlich sind die Hotels am Wochenende recht teuer, aber wegen des angesagten und gerade dann auch einsetzenden Regens werden nicht so viele Besucher erwartet und ich bekomme doch noch für nur 15 Dollar ein sehr anständiges Zimmer, zwar nicht mit Seeblick, aber das ist mir auch lieber, den auf der Promenadenstraße ist nachts bestimmt noch mehr los als in der Seitenstraße.

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