76. Tag in Hanoi- Samstag, der 10. Juli 2010

Backpackertrip nach Halong I

Eigentlich war ich nie in meinem Leben ein Backpacker, was hauptsächlich daran lag, dass ich immer mit dem Rad unterwegs war. Die Vorstellung nicht dort halten zu können, wo ich will und an den interessantesten Plätzen einfach vorbeizugondeln und von „Pancake“-Guesthouse zu „Pancake“ Guesthouse zu ziehen war mir immer schon ein Greuel und wenn ich dann doch mal irgendwo eine Tagestrip unternommen habe, dann war ich plötzlich nur noch mit „Langnasen“ zusammen und saß in irgendwelchen Bussen auf unbequemen Plätzen.

Bevor Peter aber Vietnam wieder verlässt, wollte ich mit ihm noch nach Halong und mit dem Boot auf dem Meer herumschippern. Meine Schüler haben es nicht gepackt den trip für die ganze Klasse zu organisieren und am Donnerstag haben wir alles abgeblasen und ich bin in ein Reisebüro getrabt. Vor den Billigtrips war ich gewarnt und laufe deshalb auch an den Discount angeboten vorbei und buche den Luxustrip mit Aircon in der Kajüte, was bei wieder einmal 40 Grad auch Sinn macht, besseres Essen und mehr Kajaking steht außerdem auf dem Programm.

Samstagmorgen geht es los, gleich mal eine halbe Stunde zu spät und der Bus wird auch recht voll. Ein mittlere Bus, enge Reihen und nicht verstellbare Sitze und Pause in der Megaraststätte mit Perlen und Edelsteinverkauf, sowie dreifachen Preisen für Getränke und allen Leuten aus mehr als 20 Bussen, die auch auf dem Weg in die Halong Bay sind. Eins Stunde später kommen wir dann in Halong an, aus irgendwelchen Gründen darf unser Bus nicht auf den Parkplatz und wir müssen noch mal ein gutes Stück durch die pralle Sonne, dann muss der Führer Tickets kaufen, 20 Minuten und dann ist das Zubringerboot noch nicht da, obgleich wir ja schon zu spät sind und wir warten wieder bei 40 Grad, diesmal nur halb in der Sonne. Auf dem Boot dann das „Begrüßungsgetränk“, eine Kaffeetasse lauwarmer Fanta, Dankeschön, dann geht es los mit dem Kahn (Drei Sterne Dschunke steht auf einem Schild) und der angenehmste Teil der reise beginnt, die Fahrt in die Bucht, es weht ein steifer gegenwind und der kühlt angenehm. Das Essen an Bord ist mäßig, zwar ausreichend, aber die Shrimps sind nicht frisch und der Fisch schmeckt brackig und ist labberweich gekocht.

Zuerst laufen wir mit dem Beiboot die „Surprise-Cave“ an, aber die steht wohl bei allen zur gleichen Zeit auf dem Programm und so geht es im Gleichschritt und Gänsemarsch durch die eigentlich sehr schöne und gigantisch große Höhle. Die Tropfsteinformationen sind glücklicherweise nur mäßig bunt angestrahlt und wirken deshalb recht eindrucksvoll, im vergleich zu einigen Höhlen in China, wo die einzelnen Stalagmiten und Stalaktiten mit Weihnachtsbeleuchtung dekoriert waren.

Dann geht es zum Kajaking, Zeitvorgabe 40 Minuten. Was soll ich in nur 40 Minuten machen? Da ich nicht wie die meisten drängele, gibt es dann schon keine Paddel mehr. Beiläufig teilt der Guide mit, dass der Strandausflug gestrichen ist, wir schwimmen dann am Boot. Da können aber Peter, die anderen Kinder und die vietnamesische Nichschwimmerfraktion nicht mit ins Wasser und so zettele ich eine kleine Meuterei an. Scheiß auf eine halbe Stunde Paddeln, es sind eh’ keine Paddel mehr da, ich will jetzt zum Strand und auf den Berg zum Sonnenuntergang gucken. Und ganz schnell sitzen wir wieder im Beiboot des Schiffes und werden an den Strand unten am Tito- Berg gefahren. Dort kann Peter dann baden und dann sprinten wir auf den Berg. Eine tolle Abendstimmung können wir einfangen, sogar ganz alleine, während sich unten am Strand viel Volk tummelt. Ein gigantischer Sonnenuntergang wird es nicht, da ein höherer Berg „im Wege“ steht (Der war letztes Jahr noch nicht hier!) Also nutzen wir die Zeit für Peter, der unbedingt noch einmal ins Wasser will. Der Tourguide ist sauer, nicht wegen meiner Extraktion, sondern, weil vier Leute vom Paddeln nicht zurückgekommen sind, angeblich hatten sie sich verfahren, aber ich denke, die vier Spanier, die noch eine Weile auf die Paddel warten mussten, hatten einfach keinen Bock, sich nach 15 Minuten Paddelei wieder auf den Rückweg zu machen.

Das Schwimmen ums Boot ist für mich dann recht erfrischend, das Boot steht etwas weiter abseits vom großen Liegeplatz der meisten anderen Touriboote, was den Vorteil hat, dass es nachts recht ruhig ist, keine Karaoke, keine Generatoren.

Das Abendessen ist wieder recht reichlich, aber auch hier: Krabben und Fisch nicht frisch und gerade bei den Krabben bin ich dann eher vorsichtig, hatte ich doch die ganze Woche schon mit einem Durchfall gekämpft und geradeso noch mit superbitteren vietnamesischen Kräuterpillen wieder in den Griff bekommen. Nach dem Essen machen sich die zwei Bier, gepaart mit einem 40 Grad Tag und fehlendem Mittagsschlaf bemerkbar. Peter erreicht den gleichen Müdikeitsstatus natürlich auch ohne Bier! Die Klimaanlage funktioniert angenehm unaufdringlich und lässt sich auch auf niedrige Stufe regulieren, oft hat man bei den Anlagen das Gefühl es gibt nur zwei Stufen: Heizen oder Tiefkühlen. Wir sind also ordentlich müde und schlafen unserem zweiten Tag auf See entgegen.

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