27. Tag: Ruhetag in Lanzhou

Ausflug zum Berg der weißen Pagode

Ruhetag heißt erst einmal ausschlafen und nicht mehr Radfahren; mit dem Taxi geht es durch die Stadt zum Gelben Fluss. Der Taxifahrer ist wieder ein verkappter Michael Schuhmacher und schlängelt sich in wilden Spurwechseln durch den Großstadtverkehr. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wenig Unfälle passieren, doch die meisten Fahrerchaoten scheinen auch hinten ein Auge zu haben. Es wird geschubst und gedrängelt, aber zur Not lässt man dann doch den Bus noch in die kleine Lücke. Als ich den Gurt anlegen will, sagt mir der Fahrer, dies sei nicht nötig, doch ich antworte nur, dass ich meine schöne große Nase gar nicht so schlecht finde und schnalle mich trotzdem an.

Mit der Seilbahn geht es dann über den Fluss und den Berg hinauf. War unten noch reger chinesischer Ausflugsverkehr, haben wir den Park oben für uns alleine. An der weißen Pagode aus der Yuan-Dynastie, die gar nicht so weiß ist, setzen wir uns in die Sonne und genießen die warmen Strahlen bei einem Glas Ba Bao Cha, 8 Edelsteine Tee, ein grüner Tee mit getrockneten Früchten und der einzige grüne Tee der gezuckert getrunken werden darf. Die großen Kandiszuckerbrocken sorgen dafür, dass auch noch der vierte Aufguss süß schmeckt.

Dann steigen wir langsam wieder abwärts. Die Aussicht ist wegen der Dunstglocke über der Stadt wenig berauschend, aber die Parkanlage trotzdem ganz nett zum Spazieren. Unten packt uns dann der Hunger und wir finden auf dem Markt einen internen Fressmarkt. Beeindruckend ist der Nudelschaber, der von einem großen Block Nudelteig mit einem Messer lange dünne Nudelstreifen direkt in den Wok schabt. Das passiert mit hoher Geschwindigkeit und fast zwei Metern Abstand zum Nudeltopf und die geschabten Nudelstreifen fliegen nur so durch die Luft und keine einzige verfehlt ihr Ziel.

Der Nachmittag vergeht beim Packen schnell und Andreas findet auch noch eine schwere bronzene Buddhafigur, die ihm gefällt. Am Abend wollen wir noch einmal chinesisches Nachtleben und das heißt nicht wilde Partys, Drogen und laute Musik, sonder dichtes Gedränge in der Fressmeile. Einen ganzen Straßenzug entlang reihen sich vielleicht hundert Stände aneinander mit Feuertöpfen, Grillspießen, Nudeln, Mais, Nüssen, Malatang, der scharfen Suppe mit selbst ausgewählten Inhalten, moslemischen Brotbäckern und vielem mehr. Und leider gibt es keinen so großen Hunger, dass man von allem einmal probieren könnte. Auf dem Rückweg komme ich dann auch noch in den Kaufrausch, es gibt an der Hauptstraße einen Stand mit als Nierenschoner abgenähten Katzenfellen. Einen davon nehme ich mit, der Winter in Berlin kommt ganz bestimmt und dann kann ich mir die Katze auf den Rücken binden.

Im Hotel machen wir dann noch eine kleine Flasche chinesischen hochprozentigen Schnaps nieder, der allerdings nur mit Kaffee oder Red Bull zu genießen ist und dann geht es ab ins Bett, morgen müssen wir um 4 Uhr raus, halb fünf wartet (hoffentlich) unser Fahrer, um uns zum Flughafen zu bringen.

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