Sonntag, 10. August 2008, Beijing, 4.Tag: „Abflug und Schluss“

Heute ist der letzte Tag, an dem ich zeitig aufstehen muss, was nach der kurzen Nacht natürlich sehr schwer fällt. Noch im Halbschlaf springe ich in meine Sachen und fahre dann schnell mit dem Rad zum anderen Hotel, wo meine Teilnehmer schon auf den Transferbus zum Airport warten, der dann auch gleich kommt.

Alles klappt ohne Probleme, der Bus ist pünktlich und das Gepäck passt ohne Probleme in den Bus. Dann liegen wir uns noch einmal in den Armen und der Bus schlängelt sich aus dem Hutong heraus und verschwindet um die nächste Ecke und damit ist mein Reiseleiterteil der Reise abgeschlossen.

Komisches Gefühl, ich stehe hier auf der Straße und bin nur noch für mich alleine verantwortlich und weiß nicht genau, ob ich mich freuen oder ein wenig traurig sein soll. Ich beschließe die Antwort auf die Frage zu verschieben und mache mich auf zum üppigen Frühstücksbuffet im Hotel.

Kafee, Spiegelei, Würstchen, Obst und Kuchen sind dann ein guter Start für den Tag. Zurück im Zimmer schlafe ich noch ein Stündchen und mache mich ans packen. Die Fahrradkiste zusortieren macht viel Arbeit, aber danach sieht die Kiste gut aus und die verbliebenen Räder können noch eine gute Weile weiter gepflegt werden. Bei meinem Gepäck sehe ich noch kein Land und frage mich, wie ich all die Sachen wieder nach Hause bekomme.

Mit dem Taxi geht es dann ins neue Hotel, wo ich etwas über 200 Yuan pro Nacht, also 20 € bezahle. Der drei Sterne Kasten der letzten tage kostet während der Olympiade mehr als das fünfzehnfache und ist nicht einmal zur Hälfte gebucht.

Die meisten Hotels hier hatten auf das Geschäft des Jahrhunderts gehofft und haben die Preise um das fünf bis zehnfache gesteigert und gehen nun alle kräftig baden. Auch ich hatte gedacht, dass es unmöglich sei, noch Zimmer zu bekommen, aber letztlich war es dann überhaupt kein Problem und das obwohl ich noch nie so viele in- und ausländische Touristen in Beijing gesehen habe.

Direkt an einer Touristenmeile mit vielen kleinen Läden und Restaurants wohne ich jetzt und im fünften Stock nach hinten ist es auch angenehm ruhig. Viel Zeit dafür bleibt mir nicht, denn nun muss ich noch einmal zurück zum alten Hotel und dann mit den Reserveteilen und Mänteln zum Radladen, der am anderen ende der Stadt liegt. Im Taxi geht es langsam vorwärts und es fängt an zu regnen. Lange habe ich es nicht mehr so schütten sehen, schon nach zehn Minuten steht das Wasser auf den Straßen ziemlich hoch und Taxis sind nun nicht mehr zu bekommen.

Im Laden wird alles verstaut und pitschnass steige ich wieder ins Taxi und lasse mich zurück bringen. Um 19 Uhr bin ich mit einem alten Freund verabredet und wir essen in einem netten Beijing Restaurant und wärmen alte Zeiten wieder auf, als wir noch gemeinsam an der Beijing-Universität studiert haben.

Abends im Zimmer realisiere ich dann, das es eigentlich der letzte Tag der Tour war. Athen liegt so unglaublich weit weg, wie im Februar an das Ziel Peking noch zu denken war. Damals hatten wir die ersten Vorfrühlingstage im Jahr, jetzt geht es jeden Tag über die dreißig Grad. Damals waren 100 Kilometer auf dem Rad eine unglaubliche Strapaze, zum Schluss zählten wir das zu den „kurzen“ Tagen. Damals haben wir über jeden Hügel gestöhnt und heute sind wir immer noch froh wenig Höhenmeter zu fahren, aber ein 400 Meter Pass schreckt uns nicht mehr. Eigentlich hätte es noch weiter gehen können, aber das Ziel ist erreicht, aber wie es in der Natur des Menschen liegt, habe ich mir schon neue Ziele gesteckt und so wird es wohl in vier Jahren dann von China aus dann nach London, zum Ort der nächsten Sommerspiele gehen und darauf freue ich mich schon und vor allem darauf, einiges noch besser organisier zu können und in diesem Sinne verabschiede ich mich hier von diesem Athen-Beijing Blog und bedanke mich bei den vielen vielen Lesern, die uns über die Monate die Treue gehalten haben. Allein im tomtomtofu-blog gab es im letzten Monat 2500 Zugriffe auf die Seite und im forumandersreisen blog könnten es mindestens noch einmal so viele gewesen sein. Danke an alle und bleibt treue Leser oder werdet aktive Mitfahrer bei weiteren Touren. Für Kommentare, Fragen und Anregungen stehe ich weiterhin zur Verfügung und es wird noch einen Nachtrag von den meisten unserer Reiseteilnehmer geben.

Also dann noch einmal vielen Dank fürs Lesen und schreibt mir (tomtomtofu@gmx.de) eine Mail falls euch folgende Projekte interessieren:

2009: Fahrradtour von Beijing nach Hongkong (April/Mai/Juni)

Seidenstraße in China Juli/August)

2010: Fahrradtour von Berlin nach Kapstadt zur Fußball WM (Januar bis Juli/August),

die wohl eher nicht klappen wird.

2011: Transsibirien mit dem Rad: Berlin-Moskau-Baikalsee-Wladivostok-Korea-Beijing

2012: Von Hongkong nach London über Tibet, Indien und den Iran (Januar bis August)

Tschüss und stramme Waden wünscht euer tomtomtofu: Thomas Krech

2 Reaktionen zu “Sonntag, 10. August 2008, Beijing, 4.Tag: „Abflug und Schluss“”

  1. Heidebreck Rainer

    Auf Wiedersehen Tom,

    und vielen Dank für die vielen Nachrichten mit den vielen Photos – ich habe sie alle gelesen, bzw. angeschaut und freute mich stets auf das nächste Lebenszeichen. Eine epische Reise war´s über den Eurasischen Kontinent und es bleibt ein Gefühl von Bewunderung und ein wenig Neid bei denen zurück, die nicht dabei waren. Wie habe ich mich mit euch gefreut, als ich die Photos vom Platz des Himmlischen Friedens sah – besonders natürlich mit und über Radfreundin Helga, die mir bei einem Teffen im November sicher noch Vieles erzählen kann…..
    Nimm die Meckerer nicht so schwer; Du könntest ihnen allen Wind aus den Segeln nehmen, wenn Du Deiner nächsten Gruppe vor einer ähnlichen Reise erzählst, was so alles passieren kann – von nicht mehr existierenden Hotels, fehlendem Wasser (wahlweise glühend heißem) oder auch katastrophalen Grenzübertritten….usw. Wer dann noch mitfährt, wird sicherlich nicht viel meckern!
    Es grüßt Dein Fan und Radfreund, Rainer

  2. Beate

    auch ich möchte mich ganz herzlich für die wunderbaren Berichte und Bilder bedanken. Neidisch war ich schon hätte es aber konditionell wahrscheinlich nicht geschafft. Also nochmals „a big thank you“.

Einen Kommentar schreiben