Sonntag, 18.Mai 2008, von Yaypan nach Fergana, 105 Kilometer, 542 Höhenmeter

Am Morgen wird es schon gegen 5 Uhr hell und so stehe ich gegen halb sechs auf und setze mich noch ein wenig an den Computer, um zu schreiben und komme auch ganz gut voran. Fünf Leute aus der Gruppe verschwinden um 6 Uhr dann zu einer weiteren Hochzeit, das heißt eigentlich zu einer Vorfeier in der Familie des zukünftigen Bräutigams. Hier finden sich dann die Männer zu einem morgendlichen Essen mit Plov und leckeren Salaten zusammen. Getrunken wird nichts, denn es ist ja eine moslemische Hochzeit oder es ist einfach doch noch zu früh am Morgen. Für die anderen wird das Frühstück dann sehr spärlich, zwei gekochte Eier und ein paar Kichererbsen.

 

Da drei Leute mit dem Magen Probleme haben reichen die Plätze im Bus nicht und Farhoud findet eine nicht gerade tolle Lösung, wir bekommen Oluk-Beg, der eigentlich der Führer der anderen Gruppe ist und Fahrrad fahren kann oder jetzt sogar muss und Farhoud selbst begleitet die zweite Gruppe aus dem Fahrzeug. Meinen Einwand, dass bei einem weiteren Ausfall kein Platz mehr zur Verfügung stünde wird einfach ignoriert und entsprechend schlecht ist die Stimmung in der Gruppe.

Der Bus kommt spät und das Gepäck ist noch später verladen und noch später starten wir in den schon heißen Tag, ab morgen müssen wir viel zeitiger aufstehen, dien Sonne geht schon kurz nach 5 Uhr auf und um 9 Uhr ist es unerträglich heiß.

Heute ist der Tag der Aprikosen. Schon gestern habe ich an der Straße einige überreife Aprikosen geschenkt bekommen und dann nicht gegessen, weil ich sie für Aprikosen aus der letzten Saison hielt, aber es gibt hier eine frühe Sorte, die schon Mitte Mai zu reifen beginnt.

Immer wieder werden wir angehalten und zu einem kleinen Ausflug in die Aprikosenhaine eingeladen, doch heute halte ich mich aufgrund meiner Verdauungssituation zurück.

Im nächsten Städtchen ist dann Andre verschwunden, er war wohl noch einmal in ein Dorf oder in einen Garten abgebogen. Ich schicke die Gruppe dann schon einmal weiter ins Keramikmuseum und warte an der zentralen Kreuzung in der Mitte des Dorfes. Dort ist auch der Eingang zum Basar und es tobt das Leben. Unter einem schattigen Baum steht ein großer Tankwagen mit Kwas, dem leckeren Brotgetränk, das man in der ganzen ehemaligen Sowjetunion findet. Direkt neben dem Eingang zum Basar macht der Eisverkäufer einen guten Umsatz und vor dem Basar stehen die Brotfrauen und verkaufen frisches Gebäck. Aller fünf Minuten kommt ein schwer beladenes Fahrrad vorbei und bring heißen Nachschub direkt vom Lehmofen.

Dann kommt auch Andre und wir beschließen, nicht ins Museum zu gehen, sondern abwechselnd über den Markt zu schlendern, was wir dann auch tun und ich genieße es, den Duft der Gewürzstände und der kleinen Garküchen einzuatmen. Frisches Gemüse und junger Knoblauch machen Appetit auf einen leckeren Salat und so ist es nur gut, dass wir dann die Gruppe in einem kleinen Lokal wieder einholen.

Wie immer gestaltet sich die Essensbestellung schwierig, obwohl es nur drei oder vier  Gerichte gibt, was aber bei drei Teilzutaten jede Menge an Varianten ergibt, vor allem, wenn der Besteller sich beim Eintreffen des Essens nicht mehr daran erinnert, was er zuvor bestellt hat. Das sind dann Situationen, in denen ich als Reiseleiter aus der Haut fahren könnte.

Nach dem Essen passiert dann das, was ich schon erwartet hatte, noch drei Leute wollen wegen Darmproblemen auf den Bus und es kostet mich einige Mühe, die Olug-Beg davon zu überzeugen, dass er nun noch ein weiteres Fahrzeug anmieten muss, was er dann am Basar auch flugs tut.

Wieder einmal kreuzen sich dann die Wege mit der litauischen Gruppe, zumindest einige von deren Radlern treffen wir und tauschen einige Erfahrungen aus. Auch sie wollen am Abend nach Fergana und vielleicht ergeben sich ja Chancen für einen regeren Erlebnisaustausch.

Dem heißen Mittag folgt ein ebenso heißer Nachmittag und wir beneiden die Jungs, die in den Kanälen neben der Straße ausgelassen planschen und baden.

In Fergana finden wir dann ein tolles Hotel vor, allerdings ist der Stress natürlich schon wieder vorprogrammiert, da die Zimmer nicht reichen und all Leute mit Einzelzimmer in ein anderes Hotel umquartiert worden sind und dort gibt es natürlich kein Swimming Pool und keinen Wäscheservice und kein kaltes „schmutziges“ Bier. Vor allem sinkt die Laune dann auf den Tiefpunkt, als sich dann ein volle Busladung Australier in das Hotel entlädt, die alle ihre vorbestellten Zimmer im Hotel bekommen, also nicht teilweise ausquartiert worden sind.

Nach einigen Diskussionen übernimmt dann Farhoud die Rechnung fürs Abendbrot, sozusagen als Ausgleich.

Schade, dass es immer wieder solche Situationen gibt und eigentlich kaum einer dazu kommt, das Bad im kühlen Pool zu genießen.

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