25. Tag: Mittwoch, der 25. März 2015

Dickes Gold

Ruhetag in Mandalay, Besichtigung der Mahamuni Pagode, des Goldenen Shwenandaw Klosters, der Kuthodaw Pagode und Sonnenuntergang auf dem Mandalay Hill, 35 Kilometer und 200 hm, alles wieder bei Sonne und 38 Grad

Heute bleiben uns noch ein paar Sehenswürdigkeiten in der Stadt, aber erst nach einem dicken Frühstück. Dabei überlegen wir, wie wir die nächsten Tage gestalten. Uns schwebt noch ein Abstecher nach Monywa vor, das wären noch einmal zwei oder drei Tage auf dem Rad und wäre ziemlich knapp und bei den täglichen 40 Grad hier in der Ebene wollen wir auch keine 100 Kilometer im Sattel verbringen. Helma und ich natürlich auch wollen mehr als drei Monate reisen lieber etwas ruhiger ausklingen lassen und nehmen uns den Monywa Trip dann mit dem Taxi vor.

Heute geht es aber noch einmal mit den Rad durch die Stadt, wie schon erwähnt ist der Verkehr nicht halb so stressig, wie in Yangon und schon gar nicht mit Vietnam zu vergleichen. Zuerst geht es ein wenig nach Süden zum wichtigsten Tempel der Stadt, der Mahamuny Pagode. Zentrales Heiligtum im inneren Tempel ist eine vielleicht 4 Meter große Buddha Figur. Da haben wir wahrlich schon größeres gesehen, aber diese Figur ist komplett mit Gold bedeckt, aber so, dass die Konturen des Buddhas nur noch zu erahnen sind. Und die goldene Schicht, die mehr als 15 Zentimeter betragen soll, wird dicker und dicker, den täglich reiben hier tausende von Pilgern ihre Goldplättchen ab. Mehrere Tonnen Gold müssen sich inzwischen hier angesammelt haben, schwer zu schätzen, wie viel die Burmesen hier in fast 500 Jahren zusammen getragen haben. 1887 konnten nach einem Brand 900 kg Gold sicher gestellt werden und angeblich sollen 1997 Diebe ein Loch in den Bauch des Buddhas gebohrt haben, was aber von der damaligen Militärregierung schnell kaschiert worden sei.

Helma ist etwas sauer, dass Frauen nicht direkt bis an den Buddha heran dürfen, nur die Männer dürfen zu Figur hinauf gehen und dort Goldpapier anbringen, aber auch heute werden die Jahrhunderte alten Regeln nicht geändert und Helma muss sich den Spaß von unten ansehen. Interessanter als der Buddha an sich ist eine Prozession rund um den Tempel, es geht hier wahrscheinlich um Novizen, die in den Orden eingeführt werden und die in recht schriller Kleidung daherkommen. Interessant ist auch das buddhistische Museum in einem Seitenflügel mit ein paar bemerkenswert schönen kleineren Buddhafiguren aus der buddhistischen Welt Asiens.

Die ärmsten Viertel liegen nicht zu weit weg von dem goldenen Abbild des Religionsgründers unten am Irawadi Fluss. Hier hausen in ärmlichen zelten die Arbeiter, die die Schiffe be- und entladen und nackte Kinder springen am Flussufer umher. Der Irawadi ist hier nicht unbedingt der sauberste Fluss auf Erden und gerade zur Trockenzeit doch eine recht trübe braune Brühe. Trotzdem wird wie überall im Lande fleißig gebadet und auch die Zahnbürste wird hier eingetaucht. Auf der anderen Straßenseite beeindruckt mich die Kohlefrau, sie sitzt in einer recht dunklen Hütte und presst mit einem Hammer Kohlstaub in Formen für die Brennöfen in den Garküchen. Natürlich ist sie mehr als schwarz vom Staub der Kohle, hat aber im Haar eine gelbe Blüte.

Am Nachmittag fahren wir dann ganz ans andere Ende der Stadt. Hier liegt die Kuthodaw Pagode, 1868 hier nach dem buddhistischen Konzi errichtet. In 729 kleinen Stupas stehen Marmorplatten, in die die buddhistischen Schriften eingemeißelt wurden. Sie gelten als größtes Buch der Welt. Interessanterweise verirren sich nicht zu viele Touristen in dies Anlage und die Massentouristen aus den Bussen werden hier in 10 Minuten durchgeschleust. Hinter dem Tempel gibt es dann noch einmal eine ähnliche Anlage, die ich aber nicht kenne und deren Sinn sich deshalb nicht erschließt, vielleicht ist es eine Art „Neuauflage“ des Buches.

Voller wird es dann schon im Shwenandaw Tempel, welches ein Holztempel ist, der als einziger die Zerstörung des königlichen Palastes durch die japanischen Bomben überstanden hat, weil er schon vorher aus der Palastanlage entfernt worden war, nachdem König Mindon gestorben und diesen Tempel zu einem Kloster hat umfunktionieren lassen. beeindruckend sind hier die Schnitzereien außen am Tempel, tausende von kleinen Figuren an den Wänden und auf dem Dach und die vergoldeten Räume, was man im Halbdunkel kaum wahrnehmen kann.

Danach bleibt uns dann noch der Aufstieg zum Mandalay Hill, fast 200 Meter geht es nach oben, recht steil sogar und wir kommen hier noch einmal gut ins Schwitzen. Und wir sind nicht die einzige am transpirieren hier, die Straße hoch zum Berg ist die Workout Strecke für manchen Jogger und manche Jogerin, die sich kaum von ihren europäischen genossen unterscheiden, sportliches Outfit, teure Sportschuhe und den Walkman im Ohr. Auch einige Radfahrer quälen sich mit dem Mountainbike den Berg hoch, natürlich auch nicht ganz schlecht ausgerüstet mit recht ordentlichen Bikes.

Oben dann nicht ganz so viele Leute, wie ich das kenne von den Sonnenuntergängen auf dem Mandalay Hill. Sonst sind hier immer 800 bis 1000 Leute versammelt, heute kein 200, als hätten sie geahnt, dass der Sonnenuntergang recht lausig wird. Wir genießen den wieder einmal etwas trüben Blick über die Stadt und können unseren weg von heute nachvollziehen und machen uns dann in der Dämmerung auf den Rückweg. Eigentlich wollen wir in unser Stammlokal, aber auf dem Weg dahin bleiben wir bei einem Straßenstand mit frittierten Teigtaschen und essen uns dort einen dicken Bauch an, das Gerstengetränk kommt vom Lokal gegenüber.

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