21. bis 23. Tag: 25. Juli bis 27. Juli 2014

Akbaital Art-der höchste Pass

Von Murgab nach Sary Tasch über den Akbaital Pass, den höchsten Pass im Pamir mit 4655 Metern, 51 km (600 hm), 85 km (800 hm) und 98 km (700 hm hoch, 1445 hm runter), Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad

Heute können wir extra-lange schlafen und ausgiebig frühstücken und dann noch einmal bummeln gehen, um frisches Brot und Gemüse aufzutreiben. letzteres ist im Pamir schwer, denn angebaut wird hier nichts, jede Tomate und jede Gurke und jede Zwiebel wird über die Pässe transportiert, bis hierher, meist aus Duschanbe, also die Strecke, die wir gefahren sind. So sieht dann das Gemüse auch aus, ab und an findet sich aber noch ein Gurke oder ein paar Tomaten ohne Flecken.

Am späten Vormittag brechen wir auf, dem höchsten Punkt unserer Reise entgegen. letztes Jahr hatten wir hier ordentlich mit Gegenwind zu kämpfen, in diesem Jahr haben wir einen leichten Rückenwind, keine Graupelschauer, sondern schönsten Sonnenschein. Hinter Murgab wird es wieder trocken, auch wenn sich ein paar 100 Meter neben der Straße ein kleiner Bach windet. Es geht sehr gemütlich nach oben, vielleicht so mit 2% Steigung, nur manchmal ein wenig mehr. Nur aus der Ferne sind noch einmal Siedlungen zu sehen, ansonsten ist alles recht kahl und öde. Nur in der zweiten und dritten Reihe der berge grüßen einige Eis bedeckte Gipfel, die weit über 5000 Meter hoch sind.

Wir suchen uns wieder eine schöne Wiese auf ziemlich genau 4000 Metern Höhe, da bleiben uns morgen dann nur noch knappe 700 Höhenmeter bis zum Pass. Von der Höhe bekommen wir eigentlich nichts mir, schlagen die Zelte am Flüsschen auf und genießen die Zeit, bis die Sonne verschwindet. Wir haben aus Murgab noch Kartoffeln mitgenommen und so gibt es heute Bratkartoffeln und dazu einen Salat, alles gebrutzelt in dem französischen Olivenöl aus Chorog. Dann haben wir eine ruhige Nacht vor uns, über uns wieder der Sternenhimmel ganz nahe und es ist so frisch, dass man sich gerne im Schlafsack richtig einmummelt.

Am nächsten Morgen dann ein starker Kaffe und nicht zu früh geht es in den Großkampftag. Die Straße ist seit Murgab recht in Ordnung und wir nur langsam löchriger und steiler, je näher wir den richtig hohen Bergen kommen, die vor uns auftauchen. nach ein paar kurzen Stichen erreichen wir dann eine ehemalige Straßenbaustation und das Schild, dass die nahende Passhöhe anzeigt. Natürlich ist hier wieder Fototermin und Reinold bringt seinen Liechtenstein Aufkleber an. Dann beginnt der Sturm auf den Gipfel, oder besser die Passhöhe, jetzt mit satten 7 bis 9% Steigung und der Asphalt ist auch weg und nun macht sich die Höhe doch bemerkbar. Also sammeln wir noch einmal Kräfte und schieben einen Snickers nach, dann noch zweimal Keuchen und dann sind wir oben. Der Pass ist keine Schönheit, ein schlammige Schneise durch den Berg, aber dahinter tut sich eine grandiose Sicht auf mit einem tollen Gebirgsmassiv und einem weiten Tal, in das wir hinunter müssen. und wir sind nicht allein hier oben, uns kommen heute zum ersten Mal auch Radler entgegen, ein Pärchen aus Neuseeland und etwas später treffen wir dann einen verrückten Japaner mit Klapprad und Fahrradanhänger für seinen Koffer. Erst einmal machen wir dann oben ein Schwätzchen und nutzen die Möglichkeit, mal wieder zusammen aufs Foto zu kommen, wenigstens hier oben auf dem höchsten Punkt der Reise, dem Ak Baital Pass mit 4665 Metern Höhe!

Hinter dem Pass kommt dann einer der nervigsten Pisten im Pamir, in unsere Richtung geht es zwar abwärts, aber die Straße ist über 30 Kilometer eine „Wellblechpiste“ und es gibt keine Möglichkeit  irgendwohin auszuweichen, trotzdem sind wir ständig dabei, die Spur zu wechseln, weil man denkt, auf der anderen Seite könnte es für ein paar Meter ein wenig besser sein. Dafür ist die Sicht grandios, dafür muss man aber absteigen und sich nach hinten umdrehen, um die tolle Range mit über 6000ern zu Gesicht zu bekommen, dann kann man sich wieder dem Wellblech zuwenden. Nach zwei Stunden Holperei, möchte man einfach nur noch, dass es irgendwann wieder aufhört. Tut es dann glücklicherweise auch. In einer Senke kreuzt hier ein kleiner Fluss, von Menschen weiterhin keine Spur, unterwegs gab es einmal eine verlassenen Siedlung, wohl auch eine alte Straßenbaustation oder Kaserne. Seit gestern sind wir schon mächtig in der Nähe Chinas. Das Land liegt zwar laut Karte oder GPS noch ein paar Kilometer weg, aber ein Grenzzaun ist rechts ab und zu zu sehen. in Murgab hat uns ein Mann erklärt, dass die Chinesen hier weite Landstriche angemietet haben, was sie mit der Einöde wollen hat er aber nicht gewusst.

Nach einer Rast und einem kleinen Picknick, steigen wir wieder aufs Rad und genießen den schlechten Asphalt, es geht noch einmal zwei oder drei Hügel nach oben und dann öffnet sich das Panorama zum Karakul See. Der legt noch ganz in der Ferne dunkelblau in der Ebene, dahin führt eine schnurgerade Straße, mehr als 20 km geht es ohne Biegung und Kurve leicht nach unten in die Senke. Rundherum auf mehrere Seiten hohe und vereiste Gebirgszüge, der Weg ins nächste Dorf ist der reine Genuss. In Karakul kommen wir wieder schon recht zeitig an, es bleibt Zeit für einen Bummel am See, dem Besuch des kleinen Ladens, in dem es nicht viel Brauchbares für uns gibt. Untergekommen sind wir in einem Homestay, das Essen ist recht gut und die Leute freundlich.

Bis zum See sind es ungefähr 500 Meter, es ist ein leicht salziger See und das Ufer ist mit einer Salzkruste bedeckt, das heißt es gibt keine richtig schönen Zeltplätze am See, denn hier in der tollen Landschaft wäre so ein Zeltcamp schon eine gute Idee. Auch fehlt es an Trinkwasser für eine Zeltübernachtung.

Ob es in dem See, der auf knapp 4000 Metern Höhe liegt, Fische gibt oder nicht, kann keiner richtig beantworten, vielleicht ein paar kleine, erzählt der Wirt, (die  Karakul-Bachschmerle, Noemacheilus Iacusnigri, die bis 5,2 cm groß werden kann….sagt Herr Wikipedia) .In den 80er Jahren haben die Russen versucht, hier Fischlaich aus anderen Salzseen einzubringen, ohne großen Erfolg. Dafür soll es einen Drachen im See geben, a la Nessie, der sei von einigen Leuten schon gesehen worden und es gebe auch einen Film davon, natürlich schön verwackelt im extremen Gegenlicht, erzählt unser Gastgeber. Vielleicht handelt es sich ja auch um ein Alien, denn der See ist der Grund eines Kraters, der durch einen Meteoriteneinschlag  vor 5 Millionen Jahren entstand. Bei den 380 Quadratkilometern, die der See groß ist, wäre schon genug Platz für eine Drachenfamilie, aber von was leben die fossilen Echsen, wenn es kaum Fische gibt, von Jungfrauenopfern ist auch nix bekannt.

Der nächste Tag ist noch einmal Kampftag, denn es gibt noch einmal einen hohen Pass, den Kysyl Art mit 4336 Metern Höhe, aber davor liegen noch zwei kleine Pässe, die Straße ist ordentlich schlecht, dann kommen noch einmal 15 Kilometer Wellblechpiste und ein richtig übler Gegenwind. Am frühen Nachmittag sind wir dann an der Grenzstation und bekommen Probleme, denn wir haben keine Zollbescheinigung, die wir vorlegen können. Und so lässt uns der Beamte dort mehr als eine Stunde zappeln, mal wird diskutiert uns wieder zurückzuschicken, dann ist man erst einmal wieder mit etwas anderem beschäftigt. ich entschließe mich, unsere Pässe mit jeweils einem 10 Dollar Schein auszustatten und sie wieder in die schäbige Beamtenstube zu tragen, als mir der „Chef“ entgegenkommt und mir erklärt, man habe sich entschlossen ( oder herabgelassen) uns passieren zu lassen. Ich kann gerade noch die Dollarnoten wieder aus den Pässen fischen und 30 Sekunden später haben wir dann die Ausreisestempel im Pass. An der Baracke klebt dann schon der Liechtenstein Aufkleber Reinolds und wir keuchen noch die letzten 100 Höhenmeter zur Passhöhe hoch. Auch diese pass ist keine Schönheit und es weht auch ein kühles Lüftchen, so dass wir uns recht schnell in die Abfahrt stürzen. Von der anderen Seite ist der Pass nicht sehr angenehm zu fahren es geht für uns recht steil runter und die Piste ist auch nicht die beste.

Unterwegs treffen wir dann wieder auf einen Radler, ein Schweizer, superteures Rad, das noch super sauber ist, tolle Ausrüstung, alles noch niegelnagelneu und glänzend. Wir fragen ihn, wie lange er schon unterwegs sei und bekommen die Antwort: „Na so 10 Minuten!“ Er hatte sich bis zu der Kurve, die wir wenig später erreichen im Taxi fahren lassen und eben vor 10 Minuten seine Radtour begonnen; na dann noch Gute Reise :)

Nach unten wird es wärmer und wärmer, wieder ein weites Tal, das Transalai-Tal und dann liegt der Hauptpamir hinter uns und Kirgisien vor uns. Das war es also schon wieder das „Dach der Welt“, doch noch ist die Reise lange nicht zu Ende. Erst einmal ist es wieder toll den Blick zurück zu genießen, noch einmal leuchten die Pamirriesen und ganz so hoch werden wir so schnell nicht wieder kommen. Vor uns dann das weite Tal und es ist seit 2 Wochen das erste Mal wieder richtig Grün. Anfangs waren es nur kleine Wiesen rechts und links des Baches, dann schon die Berghänge und nun hier unten die ganze Landschaft. Darauf dann kleine weiße und braune Punkte, Schafe und Pferde.

Die Einfahrt nach Kirgisien ist unspektakulär, wir müssen den entsprechenden Posten im Schlafsaal wecken, dann haben wir 20 Sekunden später den Stempel im Pass und rollen weiter in die grüne Ebene. Am Ende der Ebene liegt Sary Tasch, ein kleines Städtchen, wo wir am späten Nachmittag ankommen. Essen gibt es im Homestay und der Laden ist recht gut ausgestattet, besonders genial die kleinen 100 Gramm Becherchen mit Wodka, genau die richtige Ration um gut schlafen zu können.

 

2 Reaktionen zu “21. bis 23. Tag: 25. Juli bis 27. Juli 2014”

  1. chun Wei

    warum dein Mund ist weiß? hast du das Denkmal geküsst?

  2. tom

    PENATEN Creme gegen den Sonnenbrand :)

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