3./4. Tag: 7.7.2014/8.7.2014

Melonen und Basare

105km und 400 hm/ 60 km und 345 hm von Taschkent über Oybek, Boston nach Khudjant, bei Sonne bis 38 Grad

Recht nett war es in unserem Hotel in Taschkent, leider waren wir gestern doch noch etwas müde, um die Stadt zu erobern, aber es ist notiert, bei der nächsten Tour werde ich hier noch einen Tag dazu planen.

Wir brechen zeitig auf, bei den Klimaverhältnissen hier gibt es keine Alternative dazu. Da unser Hotel fast am äußeren Ring liegt müssen wir nicht noch einmal durch die Stadt, sondern fahren außen herum auf dem Ring durch unspektakuläre Vorstadt. Karte, GPS und Realität haben leichte Abweichungen, doch wir finden den richtigen Abzweig nach Süden. Viel werden wir nicht vom Lande haben, wollen wir doch heute noch die Grenze nach Tadschikistan überschreiten.

So machen wir ab und an in einer Teestube halt und trinken heißen grünen Tee, dazu kommen aus einem großen irdenen Ofen, Tandyr Ofen genannt, frische mit fettem Schaffleisch und gehackten Zwiebeln gefüllte Teigtaschen: Samsa. Die fertigen Samsa aus dem Ofen zu holen mutet fast artistisch an, da der „Bäcker“ dazu mit einem hölzernen Brett nahezu in den Ofen kriechen muss.

Obwohl es auch heute wieder recht schnell heiß wird, macht uns die trockenen Hitze wenig zu schaffen, solange man auf dem Rad sitzt, ist alles in Ordnung, erst wenn man absteigt, dann rinnt sofort der Schweiß. Im nächsten Städtchen halten wir wieder und erfrischen uns mit ein paar Getränken von der Straße, da gibt es leicht vergorene Mick mit Getreideeinlage, nicht jedermanns Geschmack, aber erfrischend und nahrhaft, trotzdem zieht es uns in die Schaschlikbude, wo wir recht schnell von den Einheimischen umrungen sind und Fotos machen müssen. Zum Glück ist das nicht mehr einseitig, denn die Leute sind ja auch alle mobil unterwegs und wollen dann Selfies mit uns machen.

Am Nachbartisch sitzen ein paar ältere Männer ebenfalls bei ihrer Schaschlikmahlzeit, dazu haben sie unter dem Tische eine halb eingepackte Flasche Wodka und es wird kräftig nachgegossen. Mit Verweis auf unsere Räder lehnen wir das Angebot mitzutrinken ab.

Landschaftlich ist es recht trocken, die Getreidefelder schon abgeerntet, ab und zu ist noch ein Eselskarren mit Stroh unterwegs. Leicht hügelig geht es nach Süden und wir kommen recht gut voran, immer wieder gibt es auch Ständen mit Melonen und so ein Teil mit 2 bis kg bekommen wir fast ohne Probleme hinunter.

Schon am frühen Nachmittag haben wir 110 km weggeputzt und erreichen die Grenze zu Tadschikistan in Oybek. Es ist wieder einmal kaum Betrieb, wir füllen die Zollerklärung aus und sind schon im Niemandsland. Ebenso schnell geht es dann über die tadschikische Grenze, fast unbürokratisch, nicht einmal mehr die Zollerklärung gibt es , wie auch immer, das macht es uns einfach, dass es deswegen noch einmal Probleme geben sollte, daran dachten wir hier noch nicht.

Unsere letzten Papierstapel von usbekischen Som tauschen wir gleich hinter der Grenze in tadschikische Somoni. Für einen Euro bekommt man 6,3 Somoni, hier ist man also nicht mehr auf die großen Papierstapel angewiesen. Eine Weile verbringen wir noch in dem Truckerrestaurant an der Grenze bei Kaffee und Schaschlik, dann fahren wir noch ein paar Kilometer weiter bis ins erste Städtchen namens Boston. Ein Hotel soll es geben, das finden wir dann auch, sieht auch nicht zu schlecht aus, ist aber zu, also nehmen wir die gleiche Alternative, wie im letzten Jahr, die Teestube an der Umgehungsstraße. Hier kann man ein nüchternes Zimmerchen anmieten oder einfach draußen unter den Bäumen auf einem Schlaf- und Essgestell den Schlafsack ausrollen. Hubert und Reinold ziehen das Zimmer vor, ich den Schlaf im Freien.

Am Morgen brechen wir auch wieder zeitig auf und entscheiden uns für die Hauptstraße nach Khudjant. Im letzten Jahr war ich noch eine „Abkürzung“ gefahren, da hatte sich dann aber die Straße ordentlich in Staub und Löcher aufgelöst und wir wollten diesem Jahr auch die alte Handelsstadt an der Seidenstraße „mitnehmen“. Für Hubert und mich hängen hier auch Erinnerungen an unsere Tour nach Beijing im Jahre 2008, mal sehen, ob wir noch etwas wieder erkennen.

Gestern hatten wir noch mit dem Gedanken gespielt die 67 km noch am Abend zu fahren, gut, dass wir es nicht gemacht haben, denn es geht leicht und konstant mit zwei Prozent nach oben und das über 30 Kilometer. Allerdings ist die Straße super und es gibt nur wenig Verkehr, aber auch nicht viel zu sehen, die Dörfer sind alle etwas weiter weg und dazwischen und liegt nur trockenen Steppe und im Hintergrund gibt es kahle Berge. Entsprechend gibt es auch keinen Laden und nichts zu Essen und zu trinken. Die zweite Hälfte des Weges geht es dann natürlich fast 30 km wieder nach unten in die Stadt Khudjant, eine schöne Abfahrt und unten ist es recht grün und es gibt Reisfelder bei der Einfahrt in die Stadt. Schon gegen 11 Uhr sind wir am Ziel, finden auch ein kleines Restaurant mit Plov und suchen das Hotel in der Nähe des Marktes

Unser Hotel liegt direkt über dem Basar, es ist von außen ganz hübsch, aber von innen eine Bruchbude, das durchgelegenen Bett verschmähe ich zu Gunsten der Isomatte, die Toiletten sind auf dem abgenutzten Flur, die Dusche ist eine Waschschüssel mit kühlem Wasser, was bei knapp 40 Grad kein Problem darstellt.

Toll ist der Basar in Khudjant, hier kann man durch alle Abteilungen schlendern und sich gar nicht satt sehen an dem bunten Treiben, auch kaufen wir ein paar Lebensmittel für die kommenden Tage ein, besonders die großen Fladenbrote sind lecker.

Am Nachmittag schlendern wir dann noch einmal die Hauptstraße hinunter und wieder zurück zum Markt. Hinter dem Markt findet sich dann auch die Moschee mit schönem blauen Dach, aber heute komme  wir nicht ins Innere und uns bleibt nur ein Blick durchs Fenster auf die Gebetsteppiche.

Viel mehr gibt es nicht an Sehenswürdigkeiten in der Stadt und so schlendern wir ein weiteres Mal über den Basar, finden dann noch einen verräucherten Keller, in dem man Fußball sehen kann und Bier trinken. Wir gehen recht zeitig ins Bett, denn morgen geht es wieder zeitig los und dann schon in Richtung Berge, wo es dann hoffentlich kühler wird.

 

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