2. Tag: Montag, der 10. Februar 2014

Hanoi an einem Tag

12 km durch die Stadt und alles andere zu Fuß: Literaturtempel, Hoan Kiem See, Altstadt, Wasserpuppentheater und Cha Ca Restaurant, bei bis 18 Grad und einem Sonnenstrahl

Die erste Nacht war nicht so erholsam wie erhofft, denn Hanoi ist tagsüber eine laute Stadt und  das bleibt auch nachts so. Ist der Hof zwischen den dicht gebauten Häusern auch noch so klein, etwas Platz für ein Huhn und einen Han bleibt oder auch für einen Kläffer, auch wenn der irgendwann auf dem Grill landet.

Zwar werden die Hunde, die zum Essen vorgesehen sind, irgendwo auf dem Land gemästet, aber wenn es auf dem Hof zu viele Hunde gibt, dann endet ein Kläffer doch recht schnell beim Hundeschlachter. manchmal legen die Kinder dann zwar Veto ein, aber eben nur manchmal. gestern bei der Einfahrt in die Stadt haben wir schon zwei oder drei Hunderestaurants passiert, Gesche, Hajo und Antje bleibt das noch verborgen, aber ich kenne das „Thit Cho“ Schild schon ganz gut. Und als ich hier ein halbes Jahr lebte, vor vier Jahren, da habe ich natürlich auch probiert, wie das Fleisch schmeckt. Meist ist es recht fett und der Geschmack geht ein wenig in Richtung Kaninchen. Hund wird vor allem im Winter gegessen, denn Hundefleisch gilt als wärmend. Dazu gibt es frische Kräuter und als Dip eine stark stinkende Fischsauce. Ehrlich gesagt, hat mir der Hund in China besser geschmeckt, dort gibt es Gulaschtöpfe oder Varianten als kalter Braten mit Sojasauce, Chili und Koriander.

Frühstück in Hanoi, das ist dann aber kein Hund, sondern eine Nudelsuppe. Direkt gegenüber dem Hotel gibt es gleich einen kleinen Stand mit „Bun Ca“, das ist eine Nudelsorte und dazu gibt es gebackenen Fisch. Nicht unbedingt ein Traum für denjenigen, der sonst Marmeladenfrühstück gewohnt ist, aber wir wollen ja Asien kennen lernen und die Suppe mit Limettensaft, eingelegtem Chili und Knoblauch und frischen Kräutern ist sehr lecker.

Danach laufen wir ein wenig durch das Viertel in dem wir wohnen, es liegt schon fast im Zentrum, die Straße 500 Meter runter ist das Mausoleum von Ho Chi Minh, den wir besuchen wollen. Trotz gegenteiliger Aussage des Internets ist heute geschlossen, also verschieben wir die Visite auf morgen und schlendern ein wenig durch winzige Gassen.

Typisch für Vietnam und besonders für Hanoi sind die schmalen Häuserfronten, dafür geht es dann manchmal fünf bis sechs Stockwerke nach oben, meist aber nur drei oder vier. Und manchmal stehen dazwischen auch noch richtig alte Hütten mit nur ein bis zwei Etagen. Dazwischen ein Gewirr von engsten Gassen, manchmal ist der Durchgang nur noch etwas mehr als einen Meter breit, wichtig ist, dass man mit dem Moped auch gerade noch so durchkommt. Unten im Haus befindet sich dann das Wohnzimmer, dann nach oben kommen die Schlafräume und ganz oben ist dann meist noch ein „leerer“ Raum, das heißt dort steht der Hausaltar für die Ahnen. Je nach Finanzkraft kann dieser Altar ein massiver drei Meter großer massiver Holztisch sein, der reichlich verziert ist oder aber nur ein kleiner Holzkasten. Rundherum hängen die Bilder der Verwandtschaft. Der Tisch wird immer mit Obst, und Früchten gedeckt, kleine Geldscheine befinden sich dort und dicke Bündel mit Totengeld. Im vietnamesischen Himmel scheint es feucht fröhlich herzugehen, denn man findet überall größere Mengen an hochwertigen Alkoholika. So stehen die Ahnen auf Johnny Walker (Black Label) und 18 Jahre gelagertem Glenn Fidich.

Zurück von unserem Spaziergang schwingen wir uns auf die Räder und fahren ins alte Zentrum. Auf dem Weg dorthin reihen wir uns dann in den Strom der Mopeds ein und lassen uns treiben, langsam beginnt die Sache richtig Spaß zu machen. Trotz der Verkehrsdichte passiert relativ wenig, auch in meinem halben Jahr in Hanoi habe nie einen schweren Verkehrsunfall gesehen.  Doch der Schein trügt auch ein wenig, in Statistiken mit Verkehrstoten liegt Vietnam recht weit oben und die Mädels hier haben alle irgendwo am Bein oder Arm eine Narbe, die von einem Mopedunfall herrührt. Allerdings ist es auf dem Land gefährlicher, besonders zum Tetfest, wenn die Jugendlichen im Vollrausch ohne Helm durch die Landschaft jagen.

Unser erster Stopp ist der Literaturtempel, in denen vor einem Jahrtausend begonnen wurde die Beamtenprüfungen für die konfuzianischen Beamten abzulegen. Hunderte von Touristen, auch jeder Ausländer traben täglich über das Gelände und besichtigen die beiden alten Tempel mit den Schreinen für Konfuzius und die Könige der Le und Ly Dynastie.  Auch kommen die vietnamesischen Pärchen vor der Hochzeit ganz gerne her um Hochzeitsfotos in traditionellen Kostümen zu machen. Oder ganze Schulklassen lassen sich nach bestandener Prüfung hier ablichten. Vor dem Tempel sitzen alte Männer mit grauem Bart und Brille und man kann sich gute Wünsche kalligraphieren lassen.

Ich hüpfe dann schnell noch einmal über die Straße ins Goethe Institut, meinem alten Arbeitgeber. Einige meiner Kollegen kennen mich noch und begrüßen mich freundlich. Es gibt wieder viele Kurse und im nächsten Jahr brauchen sie auch wieder Lehrer. Mals sehen für 2015 werde ich wieder einmal eine Bewerbung schicken.

Geld braucht man in Vietnam in rauen Mengen. Für einen Euro bekommt man 28.000 Vietnamdong. So viel kostet dann auch die Suppe fürs Frühstück, für die Übernachtung legen wir 300.000 VND auf den Tisch. Inzwischen gibt es in der ganzen Stadt auch Automaten, aber getauscht werden kann nur in einer einzigen Straße, der Ha Trung. Dafür gibt es hier eine ganze Reihe von Schmuckläden. Der Tauschvorgang ist professionell schnell. Der Geldzähler zählt und der Mensch daneben reicht dann ein dickes Bündel Scheine zurück und schon sind wir, wie jeder Vietnamese Multimillionäre.

Die ersten Scheine setzen wir dann in einem kleinen Cafe über den Dächern am Hoan Kiem, dem See im Zentrum der Stadt um. Wenn man durch einen kleinen Textilladen hindurchgeht, dann dem Gang folgt und über steile Treppen nach oben steigt hat man nicht nur eine wundervolle Aussicht, sondern bekommt auch richtig guten Kaffee, doch zu Vietnam als Land für Kaffeeliebhaber werde ich später noch ausführlich schreiben, spätestens, wenn wir durch die Plantagen im zentralen Hochland radeln. Hier oben genießen wir den Anflug eines Sonnenstrahls, so dass es fast 20 Grad warm ist.

Die Altstadt von Hanoi besteht aus ehemals 36 kleinen Gassen, die nach den dort ansässigen ehemaligen Gilden benannt sind: Kupferschmied, Korbmacher, Tuchmacher, Netzemacher……..es gibt da auch einen eigen Blogeintrag dazu. Das Gewusel hier ist unvorstellbar. Jedes schmale Haus ist ein Laden und die Waren stapeln sich und man kommt aus dem Gucken gar nicht mehr heraus. Tolle alte Häuser, wunderbar verkrutscht, gibt es überall. Heute sind die alten Gilden nicht mehr da, dafür gibt es in einer Straße nur Klamotten, um die Ecke nur Kaffee und Süßigkeiten, eine Straße weiter nur Bettwäsche . Dazwischen dann immer kleine Stände mit Nudelsuppen, kleine Garküchen, Teestuben und die Bia Hoi Läden, mit dem frisch gezapften Leichtbier. Wir lassen uns auf ein paar kleinen Höckerchen an einer Kreuzung nieder, trinken ein solches Bier und beobachten einfach nur das bunte Treiben, das ist besser als Kino.

Irgendwann ist die Zeit dann reif für den nächsten Punkt auf der Tagesordnung, wir haben Karten fürs Wasserpuppentheater um halb sechs. Rechtzeitig sind wir wieder am Hoan Kiem See und strömen mit den fast ausschließlich westlichen Touristen ins Haus. Ein kleines Ensemble spielt vietnamesische Musik und dann tauchen aus dem Wasserbecken die ersten Puppen auf. Hinter einem Vorhang stehen die Puppenspieler und die Puppen werden von unten über lange Stecken bedient. Fast eine Stunde sehen wir tanzende Drachen, Bauern beim Pflügen und Reispflanzen, Fischer beim Fischen und Mädchen beim tanzen. Die Vorführung sehe ich nun schon zum sechsten Male und finde es immer noch schön, nervig sind wie immer die Blitzlichter der Touristen.

Nach dem Theater haben wir ordentlich Hunger und suchen ein traditionelles Fischrestaurant auf. Hier gibt es zu einem dicken Preis guten Fisch in einer Pfanne auf dem Tischgrill mit vielen Kräutern und sehr viel Dill, immer wieder lecker.

So endet dann unser erster Tag in Hanoi, fröstelnd radeln wir ins Hotel zurück, immer noch macht die Zeitumstellung ein wenig zu schaffen und so geht es nach einem gut ausgefüllten Tag noch einmal müde und zeitig ins Bett.

Eine Reaktion zu “2. Tag: Montag, der 10. Februar 2014”

  1. Ina

    Unsere zwei Weltenbummler sind gut gelandet…Danke für die ersten Eindrücke und die tollen Foto’s, liebe Grüße an Opapa & Gesche von den Kindern & Enkeln

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