35. Tag: Montag, der 8. Juli 2013

Ans Ziel!

153 Kilometer von Ötmok nach Bischkek, noch einmal 1100 hm nach oben, durch den Tunnel (3180 Meter Höhe) und fette 2244 hm wieder runter, ordentlicher Verkehr bei Wolken, Sonne und Gewittergüssen und 8 bis 25 Grad

In der nach hat es nicht geregnet und wir sind zufrieden damit, können wir doch die Zelte trocken einpacken. Morgens dann brummt wieder der Kocher für den Kaffee und dann brechen wir auf. Am anderen Ende des Tales hat es aber geregnet und wir dürfen uns über einen schönen Regenbogen freuen. Die Nacht war sehr erholsam und wir erwarten eigentlich keinen anstrengenden Tag, denn wir sind noch ziemlich weit oben, so auf 2300 Metern und der Tunnel soll nur 300 oder 400 hm weiter oben liegen. Tut er aber nicht und so schlängelt sich die Straße noch einmal gut nach oben. Ab und an fahren wir durch eine dicke Wolke und werden ein wenig zugeregnet, dann kommt die Sonne wieder heraus und leckt die Straße trocken. Dampfschwaden steigen auf und werden von den Autos zerteilt. So kommen wir dann doch noch einmal ungeplanter Weise über 3000 Meter. Der Tunnel ist nur ein schmales Loch im Felsen und der Reiseführer hat davor gewarnt, hier sollen vor ein paar Jahren ein paar Radler an Kohlenmonoxid erstickt sein, denen wollen wir aber nicht folgen. Als wir oben ankommen steht dort ein Bus, der ein paar Tunnelarbeiter auf die andere Seite bringen soll, der Fahrer des uralten Gefährts hat eine rote Schnapsnase, bringt uns, die Räder und noch drei Arbeiter aber ohne Probleme auf die andere Seite. Geld will er nicht, aber ich schiebe ihm einen Schein in die Brusttasche, der für eine kleine Flasche „Wässerchen“ also Wodka, reicht. Ein breites Lächeln ist der Dank dafür.

Soooo, das war es dann also mit den Bergen, einmal müssen wir noch runter und dann liegt dort Bischkek und die Tour ist zu Ende. Wir stürzen uns in eine der grandiosesten Abfahrten auf dieser Tour überhaupt, denn der Asphalt ist gut und wir haben keinen Gegenwind. Unterwegs treffen wir dann heute jede Menge Radler, zuerst zwei deutsche, dann einen Spanier, dann ein holländisches Pärchen, dann zwei Franzosen, einen Schweden und noch ein Pärchen aus Sachsen, das ist fast mehr, als wir in den letzten zwei Wochen zusammen gesehen haben.

Sie haben vermutlich die schwere Seite des Passes für den Anstieg gewählt, denn es geht hier ohne Pause mehr als 2000 Höhenmeter nach oben und die meisten von den Radlern kommen aus der Ebene. Dazu kommt, dass das Tal recht trocken und öde ist und es unterwegs nur zwei Rastplätze gibt, Möglichkeiten zum Übernachten überhaupt nicht, aber das soll nicht unser Problem sein.

Wir kommen noch einmal in einen kräftigen regen und dann auf die noch verkehrsreichere Hauptstraße nach Bishkek. Da es so gut rollt und der Verkehr recht straff und stressig ist, beschließen wir, alles zu einem Ende zu bringen und rollen durch bis in die kirgisische Hauptstadt. Die letzen 40 Kilometer dorthin waren wegen der vielen Autos und der schmalen Straße wieder einmal kein Vergnügen, dafür heitert uns noch einmal ein doppelter Regenbogen auf, der in den Bergen im Süden hängt. Auch ist es wieder recht warm geworden hier unten in der Ebene, am Abend haben wir immer noch 25 Grad.

Mit den letzten Strahlen der Sonne rollen wir in die Stadt ein und sind genau mit Einbruch der Dunkelheit in der geplanten Herberge in Bischkek. Hier gibt es nur wenige Zimmer, dafür kann man das Zelt gleich im Garten aufschlagen, was wir dann auch tun. Dann plündern wir den Kühlschrank und gönnen uns ein Bier und dann noch eins und ich auch noch ein drittes, schließlich haben wir es geschafft, der Pamir-Highway liegt hinter uns, eine der härtesten Strecken für Tourenradler überhaupt und wir sind durchgefahren. Es war grandios schön und grandios anstrengend. Einerseits hätte die Etappenplanung etwas lockerer sein können andererseits aber auch wieder nicht, denn oben in den Bergen, bei dem rauen Wetter bleibt nur selten die Gelegenheit, das Rad abzustellen und sich gemütlich ins Gras zu legen, entweder ist es zu heiß oder zu kalt oder zu windig oder zu öde, man bleibt deshalb eigentlich immer auf Achse. Auch die Städte und Siedlungen sind nicht unbedingt so schön, dass man Ruhetage einbauen muss, umso schöner sind die grandiosen Ausblicke, die sich immer wieder bieten. Vor allem Hut ab vor Doros Leistung, die sich (fast) ohne zu Murren und zu Knurren mit mir hier durchgeschlagen hat und dabei als Vegetarierin hier in Bergen keinen leichten Stand hatte. Aber der Schweiß und Staub sind hier nach einer heißen Dusche und einem Schluck eiskalten Bieres wieder vergessen und ich gucke schon mal auf den Zeitplan für nächstes Jahr, ja ich denke, der Pamir-Highway passt da wieder ganz gut rein und dann kenne ich mich richtig gut aus und weiß hinter welchen Kurve die schönsten Zeltplätze liegen.

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