7. Tag: Montag, der 10. Juni 2013

Endlich auf dem Rad

132 km von Samarkand nach Zarbdor, recht flache, karge Landschaften bei Sonne bis 35 Grad, 600 hm, meist recht ordentliche Straße mit mäßigen Abschnitten

Aus dem geplanten Start um halb sechs wird natürlich am ersten Morgen nichts, wir brauchen etwas länger, um unser Gepäck wackelfrei auf den Rädern zu verstauen, aber um 6 Uhr sitzen wir im Sattel und starten in den noch angenehm warmen Morgen. Eine Woche voller Katastrophen haben wir auf diesen Tag warten müssen, aber nun ist es endlich soweit. Zwar haben wir jetzt noch den Umweg über die Grenze vor uns, aber nun heißt es erst einmal radeln. Gestern hatten wir noch kurz überlegt, ob wir die zwei Tage, die uns der Umweg kosten wird, vielleicht per Transfer herausholen, aber dann müssten wir ohne „Aufwärmphase“ in die Berge einsteigen. So bleibt uns ein wenig mehr Zeit zum Einfahren und falls wir in den Rückstand geraten, können wir das dann hinter dem Pamir in Osch immer noch durch einen Sprung mit dem Bus wieder herausholen.

Über ein paar kleine Straßen rumpeln wir aus Samarkand heraus, dann kommen wir auf eine Art Highway, doch der Verkehr ist erträglich und man kann meistens ganz gut auf dem breiten Seitenstreifen fahren. Richtiggehend ausgehungert sind wir aufs Radeln und so legen wir fast 40 Kilometer zurück, bis wir für eine Frühstückspause stoppen. Dort gibt es in einem Dorf einen kleinen Laden und frisches Liepioschka-Brot, dazu kaufen wir dann Wurst und Käse und Kefir und das macht dann doch schon eine gute Frühstücksmahlzeit.

Weiter geht es dann über leichte Hügel bis zum Abzweig nach Yizzhak, die große Straße sieht besser aus und so beschließen wir nicht durch die Stadt zu fahren. Leider geht dann aber eine ordentlichen Hügel hinauf, gute 200 Höhenmeter und die Sonne steht schon ordentlich im Zenit und wir kommen gut ins Schwitzen. Oben hügelt es dann vor sich hin und auf der anderen Seite gibt es unten dann ein paar schöne Teestuben. Knappe 80 Kilometer haben wir hinter uns gebracht, aber nun steht die heiße Luft und wir machen es uns bequem und gönnen uns die übliche zentralasiatische Mahlzeit, es gibt wieder Plov, Kefir, Brot und den üblichen Tomaten-Gurken-Salat, also alles Sachen, die zu einer mehr als gut funktionierenden Verdauung dazu gehören.

Ab 16 Uhr fängt es dann wieder an, etwas kühler zu werden und so schwingen wir uns eine halbe Stunde später wieder auf die Räder und radeln weiter gen Osten. Heute Abend werden wir wohl keinen Ort mit Hotel oder Herberge erreichen und so sehen wir uns dann, als die Sonne fast schon am Horizont ist, nach einem Zeltplatz um. In einem kleinen Ort plündern wir noch den Basar und  etwas außerhalb frage ich dann in einem Gehöft, ob wir dort unsere zelte aufstellen können.

Die Situation mit Übernachtungen ist in Usbekistan nicht so einfach, Kontakte mit der Bevölkerung zu Ausländern werden von der Regierung kritisch überwacht, in den Städten darf man theoretisch nich bei privaten Familien übernachten, sondern nur in zugelassenen Hotels. Die müssen eine registration vornehmen und den entsprechenden Zettel muss man als Tourist gut aufheben, da er möglicherweise bei der Ausreise kontrolliert wird. Deshalb ist die Bäuerin nicht zu begeistert von der Idee, verweist uns aber auf eine von Lehmmauern umkreiste Fläche am Rande des Dorfes, wo im Winter wohl die Schafe eingepfercht werden. Die Fläche ist nicht toll, aber ok, zumal es schon langsam dunkel wird. Wir bekommen dann noch zwei Eimer Wasser gebracht und eine Schüssel mit Milchreis.

Ungewohnt ist es, seit langem wieder einmal im Freien zu schlafen. Doro und ich haben nur die Isomatten ausgerollt und die Schlafsäcke darauf ausgebreitet, Rüdiger und Monika bauen auch nur das Innenzelt auf.

Ganz ruhig und friedlich schlafen wir nicht in der Nacht, zwei Mal besuchen uns die Dorfhunde und ich wache auch bei jedem Geräusch auf. Dafür ist der Sternenhimmel nicht schlecht und irgendwann zieht auch eine Sternschnuppe über den Himmel, damit dürfte es ja wohl doch noch eine schöne Radreise werden.

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