19. Tag: Freitag, der 4. April 2013

Waterworld III

18 Kilometer mit dem Fahrrad und Bootstrip von Battambang nach Siem Reap, grandiose Bilder eine Flusslandschaft bei 36 Grad und ballernder Sonne

Wie unterschiedlich die Qualität einer Nudelsuppe sein kann? Heute Morgen um halb sechs die Suppe am Bootsanleger von Batambang ist jedenfalls eine der schlechtesten, die ich in den letzten zwei Monaten vorgesetzt bekam. Hoffen wir das der Tag besser wird.

Der Trip von Batambang nach Siem Reap zählt laut Reiseliteratur zu den schönsten Bootstouren, die man in Asien machen kann, wenn da nicht die Sache mit der Trockenzeit und dem niedrigen Wasserstand wäre. Gestern hatten wir uns den Bootsanleger angesehen und gegrübelt, wie in dem niedrigen Schlammgewässer ein Boot entlangfahren will. Wir sind gespannt und haben richtig vermutet, zuerst müssen wir, das heißt eine Hand voll anderer Touris und ein weiteres Dutzend Kambodschaner auf drei Jeeps verteilt werden, inklusive Gepäck und Fahrrad. Der Verpackungsprozess der Räder ist dann ein Akt, wir wollen nicht, dass die Räder gestapelt werden, der Fahrer will nicht dass sie hingestellt werden. Zwischendrin wollen Leo und ich schon aufsteigen und radeln. Doch wir kennen die Strecke nicht und die Angaben schwanken zwischen 30 Minuten und 30 Kilometern.

Letztlich sind Mensch und Fracht auf den Jeep gezwängt und es geht am Anfang noch recht angenehm über kleine Straßen am schmalen Flussarm entlang. Als der Asphalt aufhört wird es dann schon unangenehmer, alle werden etwas durchgeschüttelt, besonders wir hinten auf der Ablage. Da es für mich keinen Sitzplatz mehr gab, muss ich die ganze Zeit stehen und aufpassen, keinen Ast in s Gesicht gepeitscht zu bekommen. Den Sitzenden geht es auch nicht besser, denn viel Platz zum bewegen gibt es nicht, Schweiß, Beine und Taschen reiben ordentlich aneinander. Dann wird die Piste auch noch zum Abenteuerpfad mit metertiefen Kuhlen und schlammigen Fahrrinnen. Der fahrer gibt alles und die Passagiere leiden mit. Andreas hüpft ordentlich mit jedem Loch und fällt dann auf etwas hartes in dem kambodschanischen gepäcksack, der sein Sitz ist, zurück. Beim Ausladen stellt sich heraus, dass es eine Axt war, er aber glücklicherweise nur die „Breitseite“ abbekommen hat.

Nach knapp zwei Stunden sieht der Fluss zwar immer noch nicht viel breiter aus, aber tatsächlich steht da neben Fischerbooten ein recht passables Passagierboot mit vielleicht 20 Sitzplätzen. Da wir nur ca. 15 Passagiere sind ist das Boot für südostasiatische Verhältnisse noch fast leer, uns soll es recht sein. Noch einmal 20 Minuten dauert das verladen des Gepäcks, dann tuckert der Diesel los und unsere Qualen haben ein Ende.

Die Wasserstraße ist ein Traum. Aller 5 Minuten geht es durch ein kleines Dorf, auch hier lebt dann immer mehr als die Hälfte der Leute auf dem Wasser auf Booten oder Hütten auf einem Bambusfloß und es gibt wieder viel zu sehen. Fische haben es hier sehr schwer und die Wahrscheinlichkeit für diese Tiere auf dem Tisch zu landen liegt bei 99%, denn es gibt viele Fischer, die die Netze werfen und wieder einholen, überall gibt es Reusen und Senknetze, um die unser Kahn im Slalom herum muss. An vielen Stellen ist der ganze Fluss verkrautet und das Boot wühlt sich mit heulendem Motor durch das Dickicht. Man hat das Gefühl auf einem Eisbrecher zu sein, der hier einen dicken grünen Teppich zerschneidet.

Unser Gefährt ist sozusagen der Überlandbus, ab und zu steigen noch ein paar Leute zu und andere wieder aus. Letztere werden immer bis an die Haustür ihrer Wasserwohnung gefahren oder das Schiff hupt und dann kommt schnell jemand von der Familie mit einem Ruderboot gefahren. irgendwann steigt dann auch das Mädchen mit dem riesigen Karton mit der Aufschrift „Kondome“ aus, wir wünschen ihr für die nächsten Tage noch viel Spaß.

Wir haben es uns inzwischen auf dem „Oberdeck“, also dem Dach des Schiffes bequem gemacht, der leichte Fahrtwind macht die Temperaturen und die Sonne erträglich, nur wenn das Boot wieder einen Passagier entlässt, dann wird es heiß, heute dürfte es gute 38 oder 39 Grad warm sein.

Im letzten Wasserdorf wird es dann wieder touristischer, hier werden die Touris aus Siem Reap in dutzenden Booten hingekarrt, dabei ist es das Dorf mit dem wenigsten Charme. Noch einmal eine halbe Stunde geht es über den See und dann 20 Minuten einen schmutzigen verschlammten Kanal bis zum Bootsanleger vor der Stadt.

Wir rollen gemütlich ins Zentrum und suchen uns ein Hotel, das war ziemlich schwierig, denn es gibt einfach zu viele Herbergen in allen Kategorien. Trotz der nur 20 km auf dem Rad haben wir uns die Dusche und eine Pause verdient und gehen dann noch einmal zum Abendessen über die Straße und sind danach wie immer an den heißen Tagen rechtschaffen müde.

 

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