2. Tag: Sonntag, der 11. November 2012

Erster Tag im Paradies

Ankunft meiner Gruppe in Yangon und erster Spaziergang durch die Altstadt, durch enge Straßen in ehemals kolonialen Vierteln über bunte Märkte, Einkauf einer burmesischen Grundausrüstung und Besichtigung der ersten Pagode

Es ist unglaublich, der Flieger landet pünktlich auf die Minute und es sind auch alle 9 Leute wie geplant angekommen. Die Formalitäten gehen recht schnell vonstatten und auch alles Gepäck, inklusive Georgs Fahrrad ist vollständig und unversehrt angekommen. Wenig später sitzen wir im Bus und rollen zum Hotel. Obgleich es erst 8 Uhr morgens ist, sind die Zimmer schon bereit und wir können unser Gepäck abwerfen, wenig später treffen wir uns zum ersten Tee und Kaffe in einem kleinen Lokal gleich um die Ecke und planen den Tag. Zuerst brauchen wir etwas Geld und sonntags haben die Banken zu, bleibt uns nur ein privater Geldtauscher im indischen Viertel.

Bis dorthin gibt es für meine Myanmar-Neulinge unheimlich viel zu sehen. Die Frauen mit ihrer gelben Sonneschutz und Schminkpaste im Gesicht, genannt Thanaka. Die vielen Straßenstände mit Tabak und Betel, die vielen Essstände, die bunten Kleider, die Männer die ebenfalls einen Rock tragen.

Die Altstadt stammt noch aus der Kolonialzeit und so findet man überall verwitterte schöne Häuser im britischen Stil. Am Wochenende ist überall großer Waschtag und so hängt auf den Balkonen die Wäsche zum Trocknen. Unten in den Häusern reiht sich ein Laden an den anderen oder eine kleine Manufaktur an die andere. Dazwischen gibt es immer wieder kleine Stände mit Tee und Gebäck, die zu einer Pause einladen. bei dem Klima hier ist das Pause machen wahrscheinlich auch wichtige als die Arbeit, inzwischen hat die etwas kühlere Saison begonnen, das heißt die Temperaturen betragen nur 30 Grad oder knapp darüber. Die Luftfeuchtigkeit ist natürlich auch recht hoch, so dass man immer gut am Schwitzen ist. Lediglich im Schatten unter einem Ventilator oder wenn gerade ein Lüftchen weht, ist es sehr angenehm.

Für meine Gruppe ist es heute erst einmal das Gefühl wie Alice im Wunderland und ich darf ihnen zeigen, wie tief der Kaninchenbau geht. Der indische Geldwechsler residiert in einer modrigen Villa im Kolonialstil im dritten Stock. Für große und saubere Banknoten gibt es einen besseren Kurs als für kleine und gefaltete Noten, der Unterschied kann bis zu 20% betragen. So dauert es eine Weile bis wir unser Dollars in Berge von Kyatt getauscht haben. Für einen Euro bekommt man ein bisschen mehr als einen Kyatt, der größte Geldschein hat 5000 Kyatt, aber unser Moneychanger hat nur Tausenderscheine. Wir verlassen also bei unseren gewechselten 500 USD jeder mit einem dicken Bündel Geld den Laden und können nun Anfangen unseren Reichtum wieder zu verteilen.

Um eine Stupa oder einen Tempel besichtigen zu können braucht man lange Kleidung, deshalb begeben wir uns zum nächsten großen Markt und erstehen für jeden von uns einen burmesischen Wickelrock. Der kann dann in den Rucksack oder in die Fahrradtasche und wir sind in jedem Tempel auf unserer Tour passend gekleidet. Loungy heißt das Kleidungsstück und der Preis dafür liegt je nach Modell zwischen 3000 und 5000 Kyatt. Der Markt und der Einkauf machen riesigen Spaß, es gibt einen langen schmalen Gang nur mit Stoffen und Loungys, dazwischen dann immer wieder eine Näherin, die innerhalb von zwei Minuten mal schnell einen Saum nähen kann, oder aus den Stoffbahnen schnell einen Loungy zaubert.

Danach sind wir bereit für die Sule Pagode mitten im historischen Zentrum. Wie alle Pagoden in der Stadt und im Land strahlt der goldene Stupa in der Sonne. Und es ist nicht nur Goldfarbe, die den Stupa zum leuchten bringt, sondern eine wirklich dicke Goldauflage. Wir entrichten unseren Eintritt und werfen uns in unsere neuen Kleidungsstücke. Die Burmesen nehmen es mit freundlichem Lächeln und anerkennender Miene zu Kenntnis, dass wir uns zu integrieren bemühen. Ich habe meinen Wickelrock in den letzten tagen schon zu schätzen gelernt, denn das Ding ist auch noch recht bequem zu tragen, denn es ist immer schön luftig an den Beinen.

Neu eingekleidet schlendern wir um die Pagode und genießen es, die Burmesen beim Beten zu beobachten, die nehmen ihre Religion mal mehr oder weniger ernst, auf jeden Fall ist es keine Sünde, dort im Schatten einer der Nebentempel ein kleines Nickerchen zu halten.

Damit beenden wir dann unser heutiges Programm, es bleibt noch ein wenig Zeit, um sich von dem langen Flug zu erholen, bis wir zum Abendessen um die Ecke ziehen. Hier gibt es leckeren Fisch und Hühnchen vom Grill und verschiedenste Nudelsuppen mit Gemüse, Fischbällchen oder Tofu, alles zusammen gibt das dann ein recht ordentliches Mahl. Zusammen mit ein paar Bieren sind wir dann gegen 21 Uhr reif fürs Bett. Eine halbe oder eine Stunde später werden hier in Yangon sowieso die Bürgersteige hochgeklappt, ein ausgeprägtes Nachtleben gibt es nicht, selbst die wenigen Bars schließen schon um 23 Uhr, aber diese heben wir uns noch für einen anderen Abend auf.

 

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