16. Tag: Dienstag, der 14. August 2012

Von Camp zu Camp

90 Kilometer durch die mongolische Grassteppe, 830 Höhenmeter bei angenehmen 22 Grad und wechselnden Winden

Das Jurtencamp liegt hinter uns, die Bedienung aus dem Restaurant schaut uns nach und winkt, wir sollen wiederkommen. Warum nicht? Die mongolische Grassteppe ist immer ein reise wert und vielleicht bekommen wir im nächsten Jahr wieder eine Radlergruppe zusammen.

Es ist frisch in der Steppe am Morgen, vor uns liegt unendliches Grün und die Straße teilen wir heute mir nur wenigen Autos. Die sind nicht so unfreundlich wie die Sonntagsfahrer aus der Hauptstadt mit ihren zu dicken Geländewagen. Meist sind Kleinbusse russischer Bauart unterwegs. Die AUS-Busse sind robust, geländegängig und man kann sie mit Hammer und einem Schraubenschlüssel reparieren. Das Modell aus den 80er Jahren wird bis heute produziert und man bekommt einen solchen fahrbaren Untersatz für knapp über 10.000 €. Dafür kann man darin zwei mongolische Großfamilien und Reisegepäck für eine Woche transportieren, also das ideale Fahrzeug für die ländliche Bevölkerung. In der Hauptstadt, wenn man einen „wichtigen“ Job hat, kann man mit dem Fahrzeug natürlich keinen Eindruck machen, aber der UAS erfüllt alle Bedingungen eines flexiblen Arbeitstieres.

Unsere Straße führt durch leichtes Hügelland. Links und rechts gibt es viele Jurten, rundherum größere und kleinere Herden von Tieren, zumeist Pferde oder Kühe, manchmal auch Schafe oder Ziegen gemischt. Hier an der Hauptstraße kann man das Familienbudget etwas auffrischen, indem man Airag, vergorene Sturenmilch verkauft. Für eine Plastikflasche von 1,5 Litern legt man 4500 Tugrug hin, das sind knappe 3 Euro. Wir werden in das Zelt einer kleinen Familie zu einer Schale eingeladen, dazu werden getrockneter Käse und Schmand gereicht. Die Familie besitzt um die 200 Tiere: Schafe, Pferde und Kühe, das ist mittlerer Wohlstand auf dem Land. Die Stuten werden aller drei Stunden gemolken und der Airag wird in einem großen blauen Plastikkübel angesetzt, das Getränk braucht etwa 24 Stunden, bis es angesäuert ist und getrunken werden kann. Erfrischend und nahrhaft ist es beste Radfahrernahrung.

Unterwegs treffen wir heute ein Radlerpärchen aus Frankreich, die in Gegenrichtung unterwegs sind, aus China kommend mit dem Ziel Russland, von Irkutsk aus wollen sie dann zurück in die Heimat.

Von dem vielen Grün kann man sich gar nicht satt sehen, noch schöner wird es dann, als wir von der Hauptstraße abbiegen und auf die Piste kommen. Bis zu unserem Camp sind es noch einmal 20 Kilometer, aber die Piste, oder besser das Geflecht von zwei bis drei Fahrspuren durch die Wiese ist gut zu fahren, fast genauso gut wie die Straße. Wird die Spur zu wellig, dann weicht man auf die Nachbarspur aus. Dafür liegt links und recht ein Teppich von bunten Blumen.

Unser heutiges Camp ist ein wenig einfacher, dafür ist die Lage einzigartig, von Zivilisation weit und breit keine Spur und auch bis zum nächsten Camp sind es ein paar Kilometer. Die Küche ist einfach, aber hervorragend, auf unseren Wunsch nicht so fleischlastig. Der Abend ist frisch und kühl, die Sterne leuchten hell und die Milchstraße zieht sich deutlich über den ganzen Himmel. Nur im Südosten ein leuchtende Schimmer am Horizont, dort liegt die mongolische Hauptstadt Ulaan Baatar, nur vier Fahrradstunden entfernt, aber viel, viel weiter weg von den Sternen.

 

 

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