13. Tag: Freitag, der 7. Oktober 2011

Am Himmel kratzen

99 Kilometer von Qingshizui bis nach Datong zum Großen Pass mit 3944 Metern Höhe, 1100 hm bei 1 bis 6 Grad, dann lange Abfahrt nach Datong und angenehm warme 16 Grad

Heute ist wieder Großkampftag angesagt und das Wetter spielt mit, es ist sonnig, allerdings nicht ganz so klar wie am Vortag. nach einem kräftigen Nudelfrühstück im Lokal unten brechen wir auf und starten in den eisigen Morgen, wieder liegt die Temperatur bei nur knapp über Null Grad.

Unsere Passstraße ist gut zu erkennen, eine dünne schwarze Linie am Schneegipfel führt weit, weit, weit oben schräg zu einem Einschnitt zwischen den Bergen. Da müssen wir wirklich hoch! Von Anfang an geht es mit mittlerer Steigung bergan, immer schön stetig und auf guter Straße, so dass wir schnell an Höhe gewinnen, nach einer Stunde haben wir schon fast die Hälfte der Höhenmeter hinter uns gebracht und sind dem Pass schon ordentlich näher gerückt. Auf der anderen Seite bietet sich jetzt eine mehr als grandiose Aussicht. Die Ebene, über die wir gestern gekommen sind liegt tief unter uns und ist von allen Seiten von Schneegipfeln gesäumt, ein paar Orte liegen wie in einer Spielzeuglandschaft darin verstreut und wir rücken hier oben dem Schnee immer näher.

Leider wird auf den letzten Metern gebaut, so dass die gute Straße dann gesperrt ist und es noch einmal 2 Kilometer über staubige Piste bis zum Tunnel geht, aber die Baustelle ist fast vollendet, so dass im nächsten Jahr dann die Straße direkt bis zum Tunnel zu fahren ist.

Bis hierher war es leichter als gedacht und so beschließen wir uns noch ein Stück höher zu wagen, über den alten Pass, der eigentlich nicht mehr befahren wird. Für die drei Kilometer nach ganz oben und noch einmal 250 Höhenmeter brauchen wir dann noch einmal eine knappe Stunde. Am Anfang ist die Piste recht ordentlich, wird dann aber etwas gröber und an den Schattenstellen liegt Schnee, der noch unangetastet ist. Wir sind also seit geraumer Zeit die ersten, die sich über den alten Pass wagen. Immer größer werden die Schneefelder und tiefer. bei 20cm Schnee müssen wir dann die Räder durch die Felder schieben oder stoßen, was knapp unter 4000 Metern Höhe recht anstrengend ist. Dann noch ein letztes Schneefeld von 250 Metern Länge und dann sind wir am Pass mit der Höhe vom 3944 Metern über dem Meeresspiegel, bei strahlendem Sonnenschein, bester Laune und wiederum beeindruckender Aussicht. Die Anstrengung hat sich mehr als gelohnt.

Schnell klettern wir noch ein paar Meter in die Landschaft, bis das GPS 4000 Meter Höhe anzeigt und damit sind wir dann definitiv am höchsten Punkt unserer Reise.

Je höher man kommt, desto tiefer kann man fallen, gleich auf den ersten 200 Metern der Abfahrt kommt mein Vorderrad in weichen Untergrund und gleitet weg. Im Augenwinkel entdecke ich noch einen großen Dreckhaufen, in den ich versuche zu steuern und auf dem ich dann auch vor dem Rad zum liegen komme. Nix passiert, außer ordentlich Dreck an der Montur und einen Schreck in den Gliedern.

Ab dem anderen Ende des Tunnels gibt es dann wieder feinsten Asphalt und es geht erst einmal ein paar hundert Höhenmeter rasend schnell nach unten. Hier auf der Südseite steigt dann auch die Temperatur kräftig an und unten fahren wir dann fast schon wieder im T-Shirt.

Landschaftlich ist es hier ganz anderes als noch gestern, wir sind weiter unten und im Tal ist Erntezeit, die Bauern sind fleißig auf den Getreidefeldern, entweder mit kleinen Traktoren oder gar mit der Sichel unterwegs. An den Bergen färbt sich das Laub an den Bäumen herbstlich bunt.

Auf den letzten Kilometern nähern wir uns schon der Hauptstadt der Provinz Qinghai-Xining. Entsprechend nimmt der verkehr zu und auch die Industrie. Aber egal nach einem grandiosen Tag. In der Vorstadt Datong haben wir ein Hotel ohne Heizung, aber mit reichlich heißem Wasser. Gegenüber gibt es ein nettes Lokal mit frischem Plattfisch, der auf Chinesisch „Linksmundfisch“ heißt, alles in allem wieder einmal mehr als lecker.

4 Reaktionen zu “13. Tag: Freitag, der 7. Oktober 2011”

  1. Edith

    Super Vorbild ……. mit SANDALEN im Schnee !!!!!

  2. tom

    du wirst es kaum glauben, aber ich hab gar keine anderen schuhe mit, außer den sandalen….seit berlin!!!!
    war aber kein problem, wenn es kühl wird kommen socken dazu und wenn es kalt oder/und nass wird noch ein
    paar goretex-socken und ich hab immer warme füße….bleibt aber bitte ein geheimtipp zum gepäcksparen!

  3. Edith

    … genau DIESE TOURISTEN haben wir am Berg am ALLERLIEBSTEN !!! Vergiss nicht, ich komme aus Kärnten, BERGPARADIES !!!
    Die holen wir dann täglich aus den Bergen ………. !!! Und Tibet hat ja gar keine davon !!! Tut mir leid, aber ich arbeite bei der Feuerwehr, die Bergrettung ist auch bei uns im Haus ………………. !!!
    lg

  4. tom

    …ich kann dich beruhigen, das mit den sandalen habe ich zwei jahre probiert und immer die schweren treter dabei gehabt und nicht gebraucht,
    außerdem machen wir radtouren und keine wandertouren, das heißt wir sind immer auf der straße unterwegs. die sandalen/socken-kombi hat noch einen weoteren vorteil, man hat IMMER warme füße, denn man kann die zehen darinnen noch bewegen, habe ja den direkten vergleich zu den anderen leuten.
    viele grüße
    tom

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