124. Tag: Mittwoch, der 17. August 2011

Am Ende des Asphalts

116 Kilometer durch die flache Steppe, die langsam in Halbwüste übergeht, nur 396 Höhenmeter bis km 95 auf Asphalt, dann nur noch Piste, recht angenehme 28 Grad und Rückenwind

Morgens kriechen wir alle mehr oder weniger verschlafen aus den Zelten, die Sonne lacht am wolkenfreien Himmel und es ist nicht halb so frisch wie am Abend. nach Marmelade, Müsli und Kaffee brauchen wir nicht einmal die Zelte zusammenzupacken, das möchte unser Begleitteam lieber selbst machen, wir holpern über die Steppe zurück zum Asphaltband durch die Unendlichkeit und drehen wieder in den Wind. der weht zwar am Morgen nicht halb so stark wie am Abend, aber wir kommen in der ersten Stunden schon wieder 25 Kilometer voran und in der zweiten Stunde gleich noch einmal. Heute sind die letzten Berge zu flachsten Hügeln zusammen geschrumpft und die Landschaft wird mehr als platt. Tiere sehen wir immer weniger, da die Landschaft auch immer trockener wird, es gibt keine Kühe mehr und ganz selten ein paar Pferde, von Kamelen bisher gar keine Spur. Lediglich dicke gepanzerte Grillen geben ihr ganztägliches Konzert und sitzen auf der warmen Straße und warten auf den nächsten LKW um sich überfahren zu lassen.

Heute treffen wir seit langem wieder einmal Radfahrer, diesmal ist es ein total überladenes Pärchen aus Korea mit lausigem Englisch, die erst seit einem knappen Monat unterwegs sind, die sich in 60 bis 80 km Schritten vorantasten und eigentlich auch nach Deutschland wollen und danach noch weiter nach Afrika, aber ich denke, dass es bei den Etappenlängen irgendwann in Russland sehr kalt werden wird, wünsche den beiden aber trotzdem viel Glück. Hinten an den schwer bepackten Rädern hängt noch ein Anhänger, der sich mit zwei Leuten kaum noch anheben lässt.

Am Nachmittag erreichen wir Chör, eine kleine Stadt im Nichts, auf der rechten Straßenseite gibt es einige Holzhäuser und umzäunte Jurten, auf der linken Seite stehen einige trostlose Plattenbauten. Alles ist grau in grau, denn Wasser ist knapp und so steht zur Begrünung der Flächen um die Häuser nichts zur Verfügung und der Spielplatz zwischen den Blocks lädt nicht wirklich zum Spielen ein. Im Laden decken wir uns mit ein paar Getränken ein, an das eis trauen wir uns nicht heran, da es den Eindruck von mehrfach angetaut und wieder gefroren machte. Recht schnell verlassen wir den trostlosen Ort und verschwinden wieder in der immer trockener werdenden Steppe.

Nach ein paar Kilometern ist dann endgültig Schluss mit dem Asphalt, das schwarze Band hört auf und spaltet sich in fünf oder sechs staubige Pistenspuren auf. So wird es wohl jetzt bis zur chinesischen Grenze weitergehen. Aber die Piste lässt sich recht ordentlich fahren. manchmal gibt es die klassische Wellblechpiste, aber dann kann man auf eine Spur weiter nach rechts oder links und dort ist es dann wieder etwas besser. Immer noch haben wir die richtige Wüste nicht erreicht, denn es ist noch recht grün, doch immer öfter kommen karge Stellen mit Stachelgestrüpp.

Diesmal wollen wir unser Zeltlager ein wenig ruhiger gestalten, aber es gibt immer noch eine Nebenpiste und dann noch eine und auch die Eisenbahn grüßt immer noch aus der Ferne. Außerdem gibt es in der Nähe einen Bohrturm und der bohrt sich die ganze Nacht in den mongolischen Boden, also wieder nicht die totale Ruhe in der Gobi.

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