120. Tag: Samstag, der 13. August 2011

Kaschmir-Shopping und sowjetisches Heldentum (Fauler Tag IV)

Rückkehr aus dem Hustai Nationalpark in die mongolische Hauptstadt, Besuch einer Kaschmir Verkaufsshow und des sowjetischen Heldendenkmals, Abendessen in einem traditionellen Restaurant mit Kehlkopf und Obertongesang

Bevor wir die Steppe vorerst wieder verlassen besuchen wir noch eine Nomadenfamilie mit mehreren hundert Pferden. Die Frau des Hauses ist besonders Stolz auf ihre neunjährige Tochter, nicht nur wegen der Medaillen, die sie auf dem Pferderücken errungen hat, sie ist eine begnadete Reiterin, sondern auch, weil sie die Beste in ihrer Schulklasse ist und so hoffentlich einmal ein gutes Leben führen kann. Bei einer Schale Airag nehmen wir dann vorerst Abschied von der Steppe und dem touristischen Nomadenleben und schaukeln im Bus zurück nach Ulaan Baatar.

Am Rande der Stadt gibt es eine große Produktionsstätte für Kaschmirwaren mit teurem Shopping Bereich und Verkaufsshow. Langbeinige Models zeigen kleines Schwarzes und dickes Warmes in wolligem Edelmaterial. Natürlich interessiert sich vor allem die mitreisende Damenwelt für das Paradies und kauft Teilbestände auf, während ich natürlich eher gelangweilt einen Kaffee trinke.

Danach geht es in den Süden der Stadt. Da hier im Winter die Luft am besten ist, wenn über dem Rest der Stadt eine dicke Dunstglocke wegen der mit Kohle und Holz beheizten Jurten hängt, wachsen hier Luxuswohnviertel mit teuren Apartments. In der Mitte befindet sich ein Hügel mit einem Ehrenmal, dass noch die Sowjets hier hinterlassen haben und das von den gemeinsamen Heldentaten im Kampf gegen die Japaner und den Hitlerfaschismus berichtet. Auch zeigt es natürlich das friedliche Nebeneinander der beiden ehemaligen sozialistischen Länder. Das ist natürlich alles schon ein Weilchen her und der Putz bröckelt auch mächtig am Ehrenmal. Geblieben ist die gute Sicht über die Stadt und deshalb pilgern nicht nur die ausländischen Touristen hierher, sondern auch verliebt Pärchen, Gäste aus der Provinz und auch die Soldaten veranstalten Gruppenausflüge. Wir genießen den Blick, die Sonne und die Stimmung hier oben, bevor wir dann ins Hotel „Edelweiß“ einkehren. Nach unserem Ausflug in den Terelji Nationalpark erscheint uns der Name nicht mehr so idiotisch für ein Hotel in Zentralasien.

Und immer noch haben wir keine Zeit fürs Zentrum der Stadt, denn wir haben noch ein Abendprogramm. In einem traditionellen Restaurant gibt es ein Konzert mit Kehlkopfgesang, einer Kunst, die es nur in der Mongolei gibt, ebenso wie der Obertongesang. Beides ist in den Weiten der Steppe entstanden und soll die Geräusche der natur und der Tiere widerspiegeln. Zu den tiefen rauchigen Stimmen mischt sich ein melodisches Pfeifen, anfangs dachte ich, dies rühre von einer Flöte her, das ist aber dieser faszinierende Obertongesang. Wir sind alle mächtig begeistert und das Essen passt dazu, gebratene oder gebackene Teigtaschen, hier Buuz genannt.

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