96. Tag: Mittwoch, der 20. Juli 2011

Etappenziel erreicht!

80 Kilomter von Usolje Sibirskoe nach Irkutsk bei Regenwetter bis 21 Grad, schlechter Straße und Plattfuß, 193 Höhenmeter

Es hat in der Nacht schon gut geregnet und am Morgen schüttet es immer noch und leider, leider haben wir immerhin noch 80 Kilometer zu fahren. Der frühe Start wird nach 15 Kilometern wieder durch einen Plattfuß zunichte gemacht und bei Regen fährt es sich auch nicht so fluffig, auch, wenn es aufs Etappenziel zugeht.

Der Plattfuß ist relativ schnell geflickt, eine Glasscherbe hat sich durch den hinteren Mantel von Jackie gedrückt. Schöne große Pfützen, um das Loch zu suchen gibt es überall und der Regengott unterbricht auch den Regen für die Zeit der Reparatur.

Die Stadt grüßt noch einmal mit ein paar Hügeln, doch dann kurz nach Mittag stehen wir auf der Angara-Brücke und fahren über den Fluss. Oben stoppen wir und genießen den getrübten Blick auf die Stadt. Wir haben noch eine kleine Flasche Wodka und das ist heute der Anlass für einen 40%igen Tropfen: Die schwerste Etappe liegt hinter uns, gute 5000 Kilometer durch Sibirien, von Moskau nach Irkutsk, ohne Begleitfahrzeug mit eigenem Gepäck. Weite Strecken auf den Hauptstraßen und auch genug Kilometer auf asphaltfreien Nebenstrecken. Das Wetter war die große Überraschung, von Anfang an ziemlich kühle und nur wenig heiße Tage. Den Wind hatten wir meist von hinten, aber das ist ja auch der Grund, warum alle klugen Globetrotter von West nach Ost reisen, aber wir hatten auch eine Woche mit mehr als bissigem Gegenwind.


Sibirien ist landschaftlich grandios und umwerfend, die unendliche Weite ist kaum in Fotos festzuhalten, vor allem die Abwechslung in der Weite, die man vielleicht grob in hügelige Weite, öde Weite, steppige Weite, birkige Weite und gebirgige Weite unterteilen kann.

Viel bekommt man von den Menschen nicht mit, selbst wenn man auf dem Rad sitzt, mit den Autofahrern hat man nur Kurzkonversationen nach dem Wohin und Woher und für engere Kontakte ist die Gruppe mit fünf Leuten einfach zu groß, vor allem in Zeiten, wo niemand mehr Geld für Einladungen übrig hat und der einfache Mann zum Alkoholismus tendiert. Graue und trostlose Kleinstädte prägen das Bild, eigentlich möchte ich alle Bilder in schwarz-weiß halten, einen positiven Ausblick in eine sibirische Zukunft lässt sich kaum irgendwo oder irgendwie vorstellen.

..aber wir haben es geschafft und rollen Irkutsk ein, für 85 Euro pro Nacht bekommen wir ein Zimmer im „Angara“, 60er Jahre Standard mit durchgelegenen Matratzen, die Etagendame wundert sich, warum die Ausländer alle so unfreundlich sind. Ich erläutere es ihr kurz, dass man selbst in Städten wir Berlin oder Rom oder Moskau für den Preis ein ordentliches kleines Zimmer bekommt und dass im Gegenzug eine Stadt wie Irkutsk vielleicht nur ein oder zwei Prozent der Bewohner Deutschlands geläufig ist und die Zimmer hier einer Jugendherberge vor 30 Jahren gleichen. Jetzt kann auch sie verstehen, warum viele ausländische Gäste immer grimmig gucken.

Wir feiern noch bei einem Bier im Lokal nebenan. Ich freue mich dass ich meine Freundin endlich im Arm halten kann und nun ein paar ruhige tage vor uns liegen. Diese gibt es dann im Blog auch nur in der absoluten Kurzfassung, Ruhetag sind Ruhetage!

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