71. Tag: Samstag, der 25. Juni 2011

Langer Ritt im Gegenwind

146 km von Tjukalinsk nach Omsk, 260 hm bei Sonnenschein bis 26 Grad und deftiger Briese von vorn

Auch unser heutiger früher Aufbruch gelingt. Genau um 6 Uhr macht das Restaurant auf und wir schieben Kalorien in Form von Plinui, also Pfannkuchen ein. Schon eine halbe Stunde später gehört die Straße uns und es ist noch sehr wenig Verkehr und lässt sich wunderbar fahren. Ahnend, was heute noch auf uns zukommt fahren wir gleich zwei Mal dreißig Kilometer am Stück. Dann ist es wieder richtig warm und auch die Insekten kommen zurück. Aber mit etwas Insektenmittel ist man den Schwarm bremsen am Rad zwar nicht los, aber die Viecher setzen sich nicht und beißen. Dann nimmt der Gegenwind zu und die Tiere sind ganz weg.

Landschaftlich war es heute ein wenig öder als gestern, leider nicht mehr so viele schöne Gruppen mit Birken, vor allem auf Omsk zu wird alles wieder sehr weit und nur ein paar chemische Werke lockern die Landschaft ein wenig auf. Unterwegs gab es höchstens zwei oder drei Dörfer und auch dies lagen nicht direkt an der Straße. Ab Nachmittag hat sowieso jeder von uns mit dem Wind zu kämpfen, wir trainieren wieder Windschattenfahren, aber der Wind ist böig und weht noch von der kante, so dass man mit den überholenden Trucks in den Sog kommt und bei entgegen kommenden Fahrzeugen gegen eine Wand zu fahren scheint.

Etwas Abwechslung bekommen wir erst bei der Einfahrt in die Stadt. Über eine große Brücke geht es über den Irtysch. In der Stadt gibt es einen Binnenhafen, von dem aus die Reginen im Norden, wo es bald kaum noch Straßen gibt, versorgt werden. Wenn im Winter die sibirischen Ströme zugefroren sind und kein Eisbrecher mehr durchkommt, dann werden die Flüsse zu Autostraßen und man kommt bis in die entlegenen nördlichen Winkel des Landes, weit in die Taiga und bis zum Polarmeer. Allerdings habe ich keine Lust zu dieser Jahreszeit eine Radtour hier zu machen.

Die Menschen in der Stadt scheinen die Sonne nach der Regenwoche zu genießen, in einem Park spielt eine Kapelle und die Leute tanzen dazu oder stehen einfach nur dabei und beobachten das fröhliche Spektakel. Ich fühle mich ein wenig an China erinnert, wo wir in den Städten überall die Abendtänzer auf den Straßen erleben werden.

Die drei Hotels im Zentrum befinden sich nicht weit von einander entfernt und das erspart und einige Mühe. Die Preise sind recht deftig und auch für das Unterstellen der Fahrräder wird wieder kräftig abkassiert. Wir erleben dann gleich noch eine Überraschung, denn es ist schon wieder eine Stunde später, wir sind schon wieder eine Zeitzone weiter gerutscht und haben zu Deutschland jetzt fünf Stunden Unterschied.

Abends schleichen wir ein wenig abgeschlafft von den knapp 150 Kilometern im Gegenwind durch die Straßen und landen in einem usbekischen Restaurant mit Schaschlik. Während die anderen dann müde ins Bett fallen, beginnt für mich dann der zweite Teil des Arbeitstages, denn es gibt nach einer Woche mal wieder Internet.

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