48. Tag: Donnerstag, der 2. Juni 2011

Bissige Hügel an der Wolga

149 Kilometer von Krasnomaiskoe nach Kasan, fast 900 Höhenmeter mit langen bissigen Anstiegen, wieder viel Schnellstraße und viel Verkehr bei sonnigen bis zu 25 Grad

Schon um 5 Uhr scheint die Sonne ins Zelt und kitzelt uns wach. Draußen hängen an den Gräsern große Tautropfen und es ist noch frisch. das Zusammenpacken dauert beim ersten Male noch eine Weile und will noch geübt werden.

Nach 20 Kilometern ist dann schon wieder Schluss mit beschaulichem Fahren in schöner Landschaft, bis Kasan werden wir von der Haupttrasse nicht mehr herunterkommen. Dazu kommt dann wieder teilweise richtig schlechter Asphalt mir riesigen Löchern, man ist nur auf die nächsten 10 Meter fixiert und auf das Geräusch des nächsten heran donnernden Trucks und den Windsog, der einen erst nach links und dann wieder nach rechts drückt.

Dazu kommen noch diverse Anstiege, als Thüringer und jemand der gerne in den Bergen fährt, sind die bissigen Anstiege über 1,5 km mit 6 oder 7% Steigung kein Problem, aber für jemanden der aus Hamburg kommt und sonst nur plattes land gewöhnt ist, da ist ein solcher Hügel schon ein kleiner Everest. Über den tag sammeln wir dann auch fast 1000 Höhenmeter zusammen.

Auf Kasan zu hat man dann dafür tolle Ausblicke auf die Wolga, rundherum steht alles in wunderbarem Grün und überall gelbe Blumen. Hoffentlich gibt es das hinter Kasan auch noch, wenn wir übermorgen über kleinere Straßen fahren.

Gegen halb sieben erreichen wir dann langsam die Stadt und es ist ein toller Anblick in der Abendsonne. Die weißen mauern des Kasaner Kreml und dann ein Ensemble aus Moschee und russisch-orthodoxen Zwiebeltürmchen.

Die Hotelsuche wird ein Kampf. Der erste Laden ist noch tiefsozialistisch und ohne warmes Wasser, die Rezeption mehr als unhölflich. Das zweite Hotel ist richtig schön, aber augebucht. Das dritte ebenfalls ausgebucht, der Empfang noch dazu mehr als unfreundlich. Ich sammle ja noch Adressen fürs nächste Mal und der Dialog dort wie folgend:

-„Haben Sie freie Zimmer?“

-„Nein, ausgebucht!“ Dame wendet sich ab.

-„Wie viel kostet ein Doppelzimmer hier?“

-„Wir sind ausgebucht!!!“ Böser Blick von der Seite.

-„Das habe ich verstanden, möchte aber trotzdem wissen, wie viel ein Zimmer kostet.“

Die Dame rattert in Höchstgeschwindigkeit ein paar Zahlen runter.

-„Können Sie bitte noch mal langsam, zum Mitschreiben“ Ich versuche zu lächeln.

Wütend greift sie einen Stift und schreibt mir drei Zahlen auf.

-„Was ist jetzt was?“ hake ich noch einmal nach.

Sie möchte mich wohl gerne schlagen, aber dazu hätte sie ja vom Stuhl aufstehen und zu mir rüberkommen müssen.

Ich setze noch einen drauf: „ Gibt’s hier Internet?“

Hasserfüllter Blick: „Nein!“

-„Na dann, vielen Dank und schönen Tag noch!“ Keine Antwort.

Protagonist verlässt grinsend die Bühne, Dame wendet sich kopfschüttelnd wieder einem Papier zu. Vorhang.

Das nächste Hotel ist schweineteuer und chic und hat nur Einzelzimmer und endlich, endlich werden wir beim nächsten versuch fündig. Von außen sieht es auch noch recht sozialistisch aus und auch in der Halle des „Tatarestan“ sieht es ähnlich aus. Aber es gibt Zimmer und die Dame hinterm Rezeptionsfenster taut zunehmend auf, führt uns dann persönlich durch den Hintereingang zum Parkplatz für die Räder und ist regelrecht bemüht. Wir sind begeistert und die Zimmer sind gut.

Abends dann nur noch einmal über sie Straße. Wir landen in einem netten Studentenlokal, alles ist schon ausverkauft, aber wir bekommen noch große Portionen an Nudeln und Salat und Bier. Was will der Radfahrer mehr nach einem langen, warmen Tag.

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