164. Tag in Hanoi – Sonntag, der 10. 10.2010

Einmal in 1000 Jahren

Heute ist es nun so weit, Hanoi wird 1000 Jahre alt und ich bin dabei. Bisher waren die Höhepunkte ja eher mäßig und nicht so brauschend, mal sehen, was der letzte tag der Feierlichkeiten bringt. Schon um 6 Uhr dringt die erste Musik vom Ho Chi Minh Mausoleum herüber und und um 7 Uhr ist das halbe Volk auf der Straße. Ich unternehme gar nicht erst den Versuch, direkt zum Platz zu kommen, da hätte man wohl dort nächtigen müssen. Auch in Richtung Kim Ma Straße wird es schon wieder rappelvoll und die Ordnungskräfte versuchen die Leute hinter die Markierungen zu drängen. Erst nachdem sich die ersten Reihen gesetzt haben gelingt dies. Auf einem Balkon sehe ich eine kleine Gruppe hübscher Mädchen, die mir zuwinken. Ich frage per Zeichensprache nach, ob ich raufkommen könne und tatsächlich lässt rapunzel ihr Haar herunter, die Tür öffnet suich unten für drei Sekunden und ich darf reinschlüpfen und klettere eine kleine Stiege bis ganz nach oben auf den obersten Balkon. Die Aussicht ist grandios. Unten säumen tausende von Menschen die Straße und werden wohl kaum einen Blich auf die Parade werfen können. Je später es wird, desto größer werden unten die Drängelleien und Rempelleien. Auf der anderen Seite müssen ab und zu die Ordnungskräfte eingreifen, um schlimmeres zu verhindern. Es ist interessant, die Dynamik da unten zu beobachten, wie Stress an Stellen entsteht und sich wieder auflöst. Wenn da unten eine Panik ensteht, wäre wohl auch mit vielen Opfern zu rechnen, aber es bleibt ruhig, vielleicht auch weil ja die gesperrte Straße immer noch als Überdruckventil funktioniert.

Mit ein paar Hubschrauberüberlügen beginnt das Spektakel, ich hätte mich ja noch über eine Fliegerstaffel gefreut, aber alles kann man nicht haben. Dann taucht der erste Marschblock auf. In 8er Formation kommen die Fahnenträger, dann der Spielmannszug und danach die verschiedenen Waffengattungen, zwei Kompanien mit Frauen, dann eine Formation aus Damen der Minoritäten. Danach wird es etwas ziviler mit einer Formation von Kriegsveteranen, Müttern und Religionsvertretern. Gut und gerne 25 oder 30 Formationen. Gutes Paradetraining hatten aber nur die rein miltitärischen Formationen und man kann vom Militär halten, was man will, eine Parade ist immer schön anzusehen. Leider fehlt jegliches miltärisches gerät und nach einer knappen Stunde ist das Sprktakel wieder vorrrüber, aber es hat sich gelohnt, vor allem von hier oben und natürlich fototechnisch.

In der Stadt gibt es dann nur wieder Verkehrschaos, alle wollen ins Zentrum, da ist aber keine einzige Veranstaltung mehr, also zieghen viel in Richtung Stadion, in dem es heute Abend die Abschlussveranstaltung geben soll. Alles ist hoffnungslos verstopft und ich bin froh, dass es auch dort nicht viel zu sehen gibt, denn da habe ich einen Grund, den massen zu entfliehen und wieder nach Hause zurück zu kehren und ein wenig zu schlafen.

Am Abend sollte es eigentlich 32 Feuerwerke in der Stadt geben, die wurden aber abgeblasen, wegen der schweren Explosion vor drei Tagen. Vermutlich wegen Schlamperei sind zwei große Container mit den Feuerwerkskörpern für diesen Tag mittags in die Luft gegangen. Es gab vier Tote, darunter zwei deutsche Pyrotechniker. Dann sollte das einzige Feuerwerk im Stadion stattfinden, und zwar um 20 Uhr, aber es wurde auf 21.45 Uhr verschoben, doch dann begann es schon 21.30. Von den versprochenen 30 Minuten gab es auch nur 15. Ich hatte zwar auch wieder einen guten Platz auf einem Hochhaus, aber es war dann doch zu weit weg, so dass man nur einen kleinen Abglanz zu sehen bekam. Ich hatte aber auch den Eindruck, dass es eher zusammengepfuscht, als künstlerisch durchgestylt war, schade, schade aber auch.

Ab morgen wird es dann wohl wieder ruhiger in der Stadt, falls so etwas überhaupt möglich ist.

3 Reaktionen zu “164. Tag in Hanoi – Sonntag, der 10. 10.2010”

  1. Edith Kandorfer

    alter Charmeur ……..eh, klar, soooooooooo kriegt man die besten Plätze !!!
    lg Edith

  2. Dirk Schlussenbach

    Lieber Toufu,
    wo ist dein Bericht ueber deinen ergaunerten Eintritt zum Tag der deutschen Einheit, den du angekuendigt hattest?
    Bist du von der Macht des Kapitals aufgehalten worden? Oder hat dir der Rotkaeppchensekt der neuen Staatsmacht so gut geschmeckt, dass du dir selber einen Maulkorb auferlegst hast, um weiteren Einladungen ins Zentrum der Macht folgen zu koennen?

  3. tom

    Hallo Dirk und Hajo (der auch schon nachgefragt hatte), die Woche war etwas stressig und so hatte ich wenig zeit und diese habe ich dann eher genutzt um rauszugehen, habe heute die fehlenden berichte ergänzt und natürlich auch den zum sog der macht! tatsächlich war der schampus lecker, geschmack haben sie, die oberen 100.000!
    viele grüße
    tofu

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