137. Tag in Hanoi-Montag, der 13.09.2010

Sattelphilosophie

Der Fahrradsattel ist der wichtigste und empfindlichste Berührungspunkt zwischen Mensch und Fahrrad, das bekommt fast jeder bei seiner ersten längeren Radtour zu spüren und wahrscheinlich schon in den ersten Tagen. Das hat natürlich auch die Sattelindustrie mitbekommen und versucht nun alle Wünsche in dieser Hinsicht zu befriedigen.

Hierbei kommt es zu dem nicht erstaunlichen Ergebnis, das im gut sortierten Fahrradhandel ein breit gefächertes Sortiment an Sätteln erkaufen lässt mit Preisschwankungen zwischen 20 und 300 Euro. Meiner Meinung nach lässt sich damit aber das Problem eines schmerzenden Hinterns noch nicht lösen, denn nicht der Sattel ist das Problem, sondern das Gesäß.

Wer als untrainierter Läufer in ein Marathontraining einsteigt, rechnet mit Muskelkater und bleibt auch nicht verschont, daran führt kein Weg vorbei. Ähnlich ist es mit einem Sattel, nicht der Sattel muss eingeritten werden, sondern das Gesäß. Und aus dieser Kernthese kann ich dann meine Ratschläge zum Sattelkauf ableiten.

Natürlich gibt es Sättel, an die sich kein noch so hartgesottenes Hinterteil gewöhnt, das sicnd Sättel, die sehr weich sind und Sättel, die zu groß sind. Persönlich liebe ich richtig harte Sättel, wie Rennsättel, aber ich komme auch mit leicht gepolsterten Teilen zurecht. Wie schon gesagt, der Mensch gewöhnt sich an fast alles.

Beim Sattelkauf sollten deshalb folgende Kriterien beachtet werden. Frauen brauchen wegen der anatomischen Unterschiede eine etwas breiteren Sattel als Männer. Hoher Preis und Hochtechnologien verkürzen die Zeit des Einfahrens nicht. Ist ein Hintern und ein Sattel einmal eingefahren, sollte man bei diesem Modell bleiben.

Wer also an seinen Billigsattel gewöhnt ist und dann eine längere Radtour plant, der sollte auf keinen Fall kurz vorher einen neuen Sattel kaufen. Beim Sattelkauf das neue Teil vor dem Kaufabschluss montieren lassen und ein Runde Probefahren, möglichst am eigenen Rad. Will der Händler das nicht gewähren, dann zum nächsten Händler gehen.

Hände weg von teuren Versprechungen, oft sind Gelsättel und anderer technische Schnickschnack kein Nachteil für den Hintern, aber solche Sättel sind in der Regel sehr empfindlich, das Rad fällt einmal dumm um und der schöne neue 150 Euro Sattel ist im A…….(Eimer). Wer mit seinem einfachen Sattel zufrieden ist, hat keinen Grund zu wechseln, wer aber trotzdem sein Rad aufmotzen will, der sollte das gesparte Geld in eine gefederte Sattelstütze investieren, die schont vor allem die Wirbelsäule im Lendenbereich, hier gilt allerdings: Billig ist Schrott, aber es muss auch kein teures Karbonteilchen sein, einfach ausprobieren, es gibt ja 2 jahre Gewährleistung.

Was fahre ich nun? Auf meinen Firmentouren nehme ich den Sattel der gerade drauf ist, bei unseren „China by Bike“ Rädern ist das meist ein Standardsattel von „Giant“, so um die 15 Euro und ich habe damit keine Probleme, lediglich bei Temperaturen über 30 Grad und mehr als 100 Kilometern neigt der Sattel, oder besser mein Gesäß dann zur „Wolfsbildung“, aber das täte es unter den Bedingungen wohl bei fast  jedem andere Sattel auch. Privat und auf meinen langen Touren verbringe ich auf einem klassischen Brooks Sattel. Schmal und ungefedert, sehr hart und optimal an meinen wohlgeformten Hintern angepasst. Verschiedene Modelle sind zwischen 50 und 100 Euro zu haben. Die Sättel müssen gepflegt und gefettet werden, aber auf meinem Zweitrad fahre ich einen Brooks, den ich vor 20 Jahren vor meiner ersten großen Radtour eingeritten habe und mein „neuer“ Brooks hat auch schon wieder 30.000 km auf dem Leder.

Ich bin auch kein Fan von speziell gefütterten Radhosen, die Dinger sind schwer, brauchen nach dem Waschen lange zum Trocknen und wenn man aus dem Sattel steigt, fühlt man sich wie ein gewindeltes Baby, aber wie so alles in der Welt, die Menschen und die Hinterteile sind verschieden und so soll es auch bleiben, sonst bräuchten wir uns ja nicht mehr in den Sattel schwingen um zu gucken, was die Leute anderswo und auch ganz weit weg so den ganzen Tag lang treiben. Der beste Sattel ist und bleibt ein dickes Fell am Po.

Eine Reaktion zu “137. Tag in Hanoi-Montag, der 13.09.2010”

  1. Hajo

    Haste recht, jeder muß den Sattel finden der zu ihm passt, mit gefütterter Hose ( wie ich es mag, komme dadurch mit jedem Sattel zurecht) oder ohne!
    Wichtg ist RAD FAHREN. Die beste Möglichkeit die Welt zu entdecken und zu erleben!
    Gruß Hajo!

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