117. Tag- Samstag, der 21.08.10

Die schönste Seite Vietnams- Frauen im Ao Dai

Eine Schülerin hat mich in der Woche gefragt, ob ich nicht am Samstag von ihr Fotos machen wolle. Natürlich will ich das, zumal sie sich dafür einen Ao Dai, gesprochen wie Ao Sai, ausleihen würde, das traditionelle vietnamesische Langkleid.

Alle Vietnamesen und vor allem die Frauen lieben es, sich fotografieren zu lassen, Bilder fürs Familienalbum entstehen immer und überall, zu Feiern und Festen werden Gruppenfotos gemacht, zu Hochzeiten entstehen regelrecht Kunstfotobände, die so unvergleichlich kitschig sind, das es schon wieder schön und romantisch ist.

In der ganzen Stadt und auch in kleineren Städten gibt es reihenweise Shops, die vom Verleih von Hochzeitskleidern und Ao Dais leben. Hier kann man für ab 5 € pro Tag ein kleid ausleihen. Wir besuchen einen zweietagigen laden in der Kim Ma Straße. Auf den Freitagabend herrscht reger Betrieb und es hängen hier wohl mehrere hundert mehr oder weniger schöner langer Kleider in allen Farben und Variationen.

Der Ao Dai besteht aus einem knie oder knöchellangen Kleid mit langen Ärmeln, das an der Seite mehr oder weniger weit geschlitzt ist. Dazu wird eine farblich passende lange weite Hose getragen. Das Material für die Ao Dais ist idealerweise Seide oder ein Seidenimitat. Besonders reizend sind Ao Dais, die durchscheinend sind, Schülerinnen wählen für Abschlussfotos sehr geren weiße Ao Dais, aber es gibt auch Modelle in zarten Pastellen bis hin zu knalligen Farben oder auch Schwarz oder Dunkelblau. Die Ao Dais können einfarbig oder mehrfarbig sein, aber auch sehr bunt. Die reiche Auswahl macht es möglich, das Kleid perfekt auf den Typ der Trägerin und den Anlass abzustimmen.

Die Ursprünge des Ao Dais gehen bis ins 12. Jahrhundert zurück und die Ao Dai Entwicklung erreichte im 19 Jahrhundert in der Kaiserstadt Hue ihren Höhepunkt. Wer heute Geld und Kultur hat, lässt sich seinen Ao Dai in Hue schneidern. Das kann ab 20 Euro kosten, nach oben gibt es wohl keine Grenze, für ein sehr schönes Modell legt man hier in Vietnam auch 500 € auf die Ladentheke. Die Kleider werden immer auf „Zuwachs“ genäht und können so auch sich der durch mehr als gesunde Ernährung verändernden Körperform durch recht wenige Handgriffe einer Näherin angepasst werden. Auch im Verleihshop sitzen zwei Näherinnen, die ihre Ao Dai Modelle innerhalb von fünf Minuten umnähen, bis das Kleid sich perfekt am Körper der Trägerin anschmiegt. Und da die meisten Frauen hier von zierlich graziöser Körperform sind, ist eine Frau im Ao Dai fast immer ein optischer Genuss. „Nacktes Fleisch“ ist dabei kaum zu sehen, nur manchmal kann ein winziges Stück der Hüfte im Windzug gelüftet werden, aber das macht es ja nur noch faszinierender.

Früher wurden in der kühlen und kalten Jahreszeit dann mehrere Ao Dais übereinander getragen, bis zu sechs oder sieben Stück. Die Kombination der durchscheinenden Farben zeugte dann vom Stil und Geschmack der Trägerin.

Da wir am Samstagvormittag noch einen Unterricht von der Vorwoche nachzuholen haben, bleibt für das Shooting nur der Nachmittag und dann hat es auch noch geregnet, aber am frühen Abend war es dann wieder sehr schön und das Licht recht angenehm, um Fotos von meiner Schülerin zu machen. Die anderen Aufnahmen haben sich in den letzten Monaten langsam angesammelt.

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