Guten Tag, Vietnam!

Wieder nur wenig Schlaf, kurze Dusche und dann los. Heute habe ich auch Zeit einen Blick in die kleine Gasse zu werfen, direkt unter mir auf der anderen Seite wohnt der Schlachter, jetzt am Morgen ist der eiserne Rollladen hochgefahren und gibt den Blick auf einen Tisch mit frischen, großen Fleischstücken frei. Die Häuser sind schmal und eng und stehen dicht aneinander gedrängt. Durch einen schmalen Eingang geht es hinein und dann über eine schmale Treppe nach oben, mindetens vier Stockwerke, manchmal fünf oder sechs. Auf jeder Etage dann ein kleines Zimmer, manchmal zwei, bei den größeren Häusern. Die Mieten sind hoch und jeder Quadratzentimeter in Hanoi wird genutzt. Und nicht nur in der Stadt, auch auf dem Lande braucht man jeden Quadratzentimeter für den Reisanbau (…und für Kaffeeplatagen), deshalb wird auch hier schmal und eng und nach oben gebaut. So entstehen manchmal witzige Gebäude in der Landschaft, einzeln stehend, fünf Etagen, kleine Grundfläche, dafür dann aber ein Albtraum in Gelb, Grün oder Blau.

Zwischen dem Frisör und dem Schuster steht die Gemüsefrau, genau die aus dem Katalog, mit Vietnam-Hut und Tragestange und zwei großen Schalen mit grünem, frischen Gemüse für eine morgendliche Nudelsuppe. Doch dafür habe ich heute keine Zeit, mein Unterricht wartet und ich muss vorher noch ein paar Sachen ausdrucken und hoffe nur, dass Computer, Drucker und Kopierer ordentlich mitspielen.

An der nächsten Ecke duften frische Baguettes, die angenehmsten Hinterlassenschaften der Kolonialzeit, doch auch darauf habe ich heute keinen Appetit, bin ich doch viel zu aufgeregt vor dem Unterricht.

Pünktlich kreuze ich bei Goethe auf, der Computer will nicht, der Kopierer produziert Knüllpapier, aber ich fange pünktlich meinen Unterricht an. Am Anfang läuft es richtig gut, dann eine ganze Weile gar nicht, aber zum Schluss bekomme ich den Faden wieder in die Hand und bekomme die 90 Minuten einigermaßen rund gezogen. Keine reife Leistung, aber……es hat gereicht, ich bekomme meinen Job und bin mehr als glücklich. Sechs Monate in Hanoi!!!!

Interessant wird es während der Regenzeit hier. Viel zu tun werde ich haben, eine neue Klasse und ein neues Lehrbuch und neben der Zeit im Unterricht wird weitere Zeit zur Vorbereitung gebraucht. Dann will ich ja auch ein wenig Vietnamesisch lernen und viel Fotografieren und……und….und….., jetzt heißt es erst einmal auf dem Teppich bleiben, durchatmen und alles ganz ruhig angehen. Natürlich mit einer Tasse Kaffee und ein paar Frühlingsrollen. Die gibt es gleich um die Ecke bei meinem Hotel und der Laden scheint zu brummen. Frühlingsrollen fritiert, eine Suppe mit Rettich und ein Baskett mnir frischen Kräutern sind immer die beste Alternative zum Mittagessen. Die Chefin thront in der Ecke und wechsel Geld, sie ist vuielleicht Mitte 50 und sieht so brummig aus, wie eine Chefin nur sein kann. Fünf Mädchen so im Alter vo 18 bis 20 schmeißen dann den Laden, einige gut motiviert, andere eher mürrisch. Das Publikum ist abwechslungsreich, viele Büroleute in der Mittagspause, aber auch ein dürres Gestell mit Modellqualitäten mit hohen Higheels verirrt sich hierher, genauso wie ein chicker schwarzer Anzug, aber auf der anderen Seite sitzt eine Bäuerin aus der Provinz und mittendrinnen ich.

Am Nachmittag hole ich mir dann noch ein paar Bücher und einige Bürokratie ist zu erledigen und eine Wohnung zu besichtigen, die meines Kollegen. Nicht zu weit vom Institut entfernt, etwas weg von der Hauptstraße in einer winzigen Gasse. Zwei Omas sitzen fast reglos vor der Tür, ein wunderbares Fotomotiv, aber leider schon zu dunkel. „Kein Problem, die beiden sitzen immer hier!“. Dann geht es ein dunkles Treppenhaus hinauf in ein kleines nettes Zimmer. Klimaanlage gibt es, Dusche und kleines Bad und Internet, also alles, was man zum Leben braucht und der Preis mit 250 € scheint mir auch in Ordnung. Das wäre zumindest für den Start im Mai eine Alternative.

Mit meinem Kollegen trinke ich dann noch ein Bier in einem Gartenlokal, unglaublich, nur ein paar Meter von einer belebten Straße eine Oase der Ruhe und das Hanoi Bier ist recht ordentlich zu trinken. Mein Kollege bremst meine Euphorie für Land und Leute etwas aus, ich bleibe aber trotzdem zuversichtlich, denn ich bin schon eine ganze Menge herum gekommen und Orte, an denen ich mich beständig unwohl fühlte, habe ich nur wenige kennen gelernt.

Langsam zottele ich bei Eibruch der Dämmerung wieder zurück zum Hotel und noch einmal zu dem kleinen Straßengrill an der Ecke. Heute bin ich etwas eher als gestern und so sitzen auch eine handvoll Touristen hier, ich geselle mich dazu und habe eine nette Plauscherei mit einer Polin und ihrem Schweizer Mann.

Im Hotel darf ich dann noch eine Lektion Englisch erteilen, der junge mann von der rezeption hat extra noch zwei Freundinnen heran telefoniert und fragt mich nach wichtigen Wendungen. Da ich in blendender Laune und Stimmung bin, zieht sich das noch fast zwei Stunden hin und endet mit dem versprechen, mir Vietnamesisch beizubringen, wenn ich dann Ende April zurück komme.

Viel mehr gibt es dann nicht zu erzählen, morgen bringt mich dann ein Taxi in aller Frühe zum Flughafen, von dort geht es dann wieder zurück nach Shanghai. Einen Tag werde ich dort noch ein wenig schlemmen und versuchen ein paar Geschenke einzukaufen und dann sitze ich auch schon wieder im 12 Stunden Flieger zurück nach Berlin.

Also dann bis demnächst, ich werde mich aus Berlin noch ein paar Mal zu Wort melden…..

Euer Tomtomtofu

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