22. Tag: Graue Nebel in Shanghai

Stadtrundfahrt und Spaziergang in Shanghai, Jadebuddha, Yu-Garten und Orient Pearl Tower, alles bei verhangenem Himmel und Temperaturen um die 6 bis 8 Grad

Aufbruch mit dem Taxi, bis zum Jadebuddha-Tempel brauchen wir eine Viertelstunde. Dort herrscht reger Pilger und Touristenbetrieb, es sieht so aus, als ob Gäste in der Stadt heute ihren Rundgang hier beginnen. Die Anlage ist nicht groß und gerade auf dem ersten Hof ist es richtig eng, denn die chinesischen Pilger verbrennen eifrig Räucherwerk und verneigen sich mit brennenden Räucherstäbchen in der Hand in alle Himmelsrichtungen.

Die große Halle mit den drei Buddhas macht keinen Unterschied zu anderen Tempeln im Land, aber die Treppe hinauf zum Jadebuddha lohnt sich. Eine wunderschöne Figur aus burmesischer Jade thront hier in einem ruhigen Saal, das Gesicht des Buddhas ist sehr androgyn gearbeitet und strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Für mich ist der Jadebuddha eine der schönsten Figuren hier im Lande und ich gehe immer wieder gerne her.

Vor dem Tempel springen wir dann wieder in zwei Taxis und es geht in Richtung Yu Garten. Leider kann unser Fahrer nicht am anderen Taxi dranbleiben und so stehe ich dann mit Ernst allein am Yu Garten und vom großen Rest der Gruppe keine Spur. Vor dem Yu Garten tausend von Menschen und über die berühmte Zickzackbrücke geht es nur im Gleichschritt, kaum eine Chance hier wieder jemanden zu treffen. Bleibt uns nichts weiter übrig, als auf einen Anruf zu warten. Und der bleibt aus und meine Gruppe weg! Erst als wir uns ein Cafe gesucht haben und uns haben, klingelt das Handy, die anderen sind wieder zurück im Hotel. Also suchen wir uns wieder ein Taxi und dann geht es zurück ins Hotel und treffen dort wieder zusammen. Was war schief gegangen, eigentlich nicht viel, nur dass wegen des starken Verkehrs beide Fahrer nicht den eigentlich angegeben Zielpunkt angefahren haben, und die erste Hälfte der Gruppe im Osten und die andere im Westen abgesetzt wurde.

Unverzagt starten wir einen zweiten Versuch, diesmal bleiben die Fahrer zusammen und wir kommen endlich zum Yu Garten. Hier tummeln sich inzwischen auch nicht mehr so riesige Menschenmassen und beim Überschreiten der Zickzack Brücke kann man sogar einen Blick auf die zwölf Blumendekors am Boden werfen, jedem Monat ist eine Blüte zugeordnet, für den Februar die „Pflaumenblüte“ und wir hoffen davon auch etwas im Garten zu sehen.

Seit der Song Dynastie ließen sich in und um Shanghai viel Beamte nieder und errichteten kleine Gartenanlagen zum Entspannen und Lustwandel. Die berühmtesten davon befinden sich in Suzhou, aber einer der schönsten hier im Herzen der Megametropole Shanghai. In den zahlreichen kleinen Höfen und Gärten tummelt sich viel Volk, ein paar ausländische Touristen, viele Japaner und vor allem Chinesen aus anderen Städten und vom Lande. Jeder hat andere Prioritäten, für die Chinesen stehen Gruppenfotos und das Füttern der Goldfische im Vordergrund. Die Japaner folgen wie eine Gänseschar dem Reisleiter mit Fähnchen und die Europäer gucken in die hintersten Winkel und Ecken, immer auf der Suche nach einem tollen Motiv für die Kamera.

Auch der Fotoklub einer Schule in Shanghai ist unterwegs. Für den bilden wir Ausländer erst einmal eine gute Motivgrundlage, vielleicht enden wir ja dann beim nächsten Fotowettbewerb in der Ausstellung. Die Ausstattung der Kids im Alter von vielleicht 12 oder 13 Jahren ist beeindruckend, einer der Zwerge rennt mit einer schweren Nikon D 300 durchs Gelände, da packt mich doch der pure Neid.

Vom Yu Garten geht es dann zu Fuß durchs Zentrum der Stadt. Überall Baustellen und alles Grau in Grau und ungemütlich kalt, so dass die Stadt nicht den besten Eindruck auf uns macht. Bis zur Expo ist noch viel zu tun um dem Motto: Better City, Better Life“ gerecht zu werden. Und vor allem sollte sich das Wetter bessern und viele der Baustellen sollten verschwunden sein.

Das „Better Life“ präsentiert sich vor allem auf der Nanjing Straße, der Haupteinkaufsmeile von Shanghai. Hier reiht sich ein Kaufhaus ans andere und ein großer Laden mit Weltlabels an den anderen. Wer in Shnaghai Geld hat, der geht hier einkaufen und von den Geldleuten gibt es hier zunehmend mehr und mehr. Für die Kunden am anderen Ende gibt es dann die fliegenden Straßenhändler, die haben vor allem die Ausländer im Auge und die Anrede lautet dann „Mr. Watchbagshoes“, das heißt in einer Seitenstraße gibt es dann ein kleines Verkaufszimmer mit Rolex-Uhren, Gucci-Handtaschen und Nike-Sportschuhen und natürlich nicht den Originalfabrikaten.

Im Süden war die Anrede noch etwas anders gewesen, dort versuchte man in den Landschaftsparks den Touris nur das Notwendigste anzudrehen und auch das Englisch der dortigen Händler war angepasst, dort hieß man dann: „Mr. Coldwaterbeer“.

Schnell entrinnen wir dem beginnenden Niesel in die U-Bahn und fahren auf die andere Seite des Ufers in den supermodernen Stadtteil Pudong, mit einigen der höchsten Wolkenkratzer der Welt, doch diese gigantischen Bauten mit mehr als 400 Meter Höhe verstecken sich in den Wolken. Gerade einmal die zweite Kugel des Orient Pearl Tower guckt aus dem Dunst und in diese fahren wir dann mit dem Fahrstuhl hinauf.

Hier könnte man dann eine großartige Aussicht über die gesamte Stadt haben, aber heute ist eben nur Wassersuppe angesagt. Geradezu beängstigend für mich ist die Aussichtsplattform mit den Glasplatten am Boden, man kann dann gute 200 Meter nach unten sehen und im Gegensatz zu meiner Gruppe setze ich keinen Fuß darauf.

Gelungen ist die Ausstellung im unteren Geschoss zur Geschichte Shanghais. In endlos langen Gängen sind verschieden Handwerkerzünfte, Kneipenszenen, Läden, alte Bars nachgebaut, Wachsfiguren hauchen dem Leben ein und ein paar Lautsprecher sorgen für den entsprechenden akustischen Hintergrund. Fotos aus den Jahrhunderten dokumentieren die Veränderungen, die die Stadt durchlaufen hat und zeugen von dem blühenden Leben zu allen Zeiten.

Für uns ist der letzte Abend angebrochen, wir suchen uns noch einmal ein schönes Restaurant und haben unseren letzten reichen Schmaus im Lande. Eine wirklich schöne Tour geht zu Ende mit netten Mitradlern, keinem Stress und vielen schönen Erlebnissen und ich habe nun fast einen neue „Chinaby Bike“ Lieblingstour – „Entlang der Teestraße“.

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