7. Tag: Windiger Ritt über die Berge

69 Kilometer von Dali nach Weishan bei kräftigem Gegenwind und Sonne bis 22 Grad, ein Pass und ca. 450 Höhenmeter, Stadtbummel in Weishan

Heute sind wir klüger und frühstücken auf der Straße. An einem Stand werden Reisnudeln, gedämpfte Teigtaschen und frittierter Pofannenkuchenteig, Ölstäbe genannt, angeboten. Der Laden brummt und wir haben Mühe noch Plätze zu bekommen, aber es schmeckt allen sehr gut.

Auf der Schnellstraße geht es nach Xiaguan und dort durch heftigen Verkehr durch die Stadt. Trotz der vielen Fahrzeuge, Mopeds, Fahrräder und Passanten läuft der Verkehr recht stressfrei. Man beharrt einfach nicht immer auf seinem Recht und fährt entspannter als in Deutschland.

Hinter der Stadt erwartet uns dann ein kräftiger Anstieg, wir wählen die gut ausgebaute neue Straße und klettern eine knappe Stunde den Berg hinauf. Es ist mächtig frisch und der Wind bläst uns kräftig ins Gesicht. Die Abfahrt dann auf der anderen Seite ist grandios mit schönen Blicken, wenn auch wegen des gegenwindes nicht ganz so schnell.

Im nächsten Ort machen wir Mittagspause, das Essen ist frisch und gut gewürzt und wir putzen die Teller recht schnell blank.

Da es nur noch gemächliche 25 Kilometer bis zum Ziel sind fahren wir nun die alte Straße. Hier ist der Asphalt etwas holperig, aber es geht durch viele kleine Dörfer mit schönen alten Lehmhäusern hindurch. Zwischen den Dörfern blüht der Raps in strahlendem Gelb und es gibt viele Grabmale in den Feldern.

Die Begräbnisindustrie boomt in den Ortschaften, denn links und rechts der Straße gibt es jede Menge Grabsteinmacher. Auch ansonsten gibt es viel zu sehen. In einem Hof werden die runden Kohlen für die Brennöfen gepresst. 1000 Stück schafft der Besitzer des Ladens pro Tag und der Verkaufspreis liegt bei 8 Cent pro Kohlestück, also 80 € Umsatz für die Familie am Tag. Das zählt auf dem Land zu einem ordentlichen Verdienst, in der Stadt kann man davon nicht leben.

Wenn man wissen will, wie solche historischen Städte wie Dali ausgesehen haben, bevor die Tourismuswalze alles verändert hat, dann muss man nach Weishan fahren. Auch hier gibt es ein altes Stadtzentrum, auch hier wurde ein wenig restauriert, aber wir sind wohl heute die einzigen Langnasen in der Stadt und chinesische Touristen treffen wir auch nicht. Dafür tobt das Marktleben, vor allem jetzt ein paar Tage vor dem Frühlingsfest werden überall Feuerwerk, Räucherstäbchen und Papierbänder mit Segenswünschen für das neue Jahr verkauft. Diese werden dann rechts und links der Tür ans Tor geklebt und müssen ein Jahr halten.

Bis zum Sonnenuntergang pilgern wir noch kreuz und quer durch die Stadt und werfen hier und da einen Blick in die Höfe, bestaunen die Auslagen der Läden, naschen bei den Obst und Gemüseständen.

Überall ist emsiges Treiben auf der Straße und die Stadt scheint ein einziger Marktplatz zu sein. Ab und zu sehen wir auch ein paar alte Frauen in bunten Kleidern, der traditionellen Kleidung der Yi-Minorität, die hier beheimatet ist.

Nur an Restaurants mangelt es im Zentrum, dafür gibt es einen großen Platz mit kleine Korbtischchen und Stühlchen, es wird Tee, Bier und Knabberzeugs verkauft, aber es gibt auch zwei Grillstände. Wir suchen uns verschiedenste Sachen aus, Huhn und Hühnerherzen, Süßwassershrimps, Lammfleisch, Pilze, Tofu, Lauchzwiebeln und Zuchini werden bald lecker und scharf gegrillt serviert. Gemütlich lässt es sich hier auf der Straße mehrere Stunden sitzen und man kann dabei Bier trinkend das bunte Leben beobachten. Auf der Mitte des Platzes versammeln sich ältere Damen zur gemeinsamen rhythmischen Gymnastik mit dem Taiqi-Ball und mit erstaunlicher Geschicklichkeit balancieren die Damen ihren Ball auf einem kleinen Schläger elegant um den Körper.

Auf dem Weg zurück ins Hotel wird schon ordentlich geballert, das Frühlingsfest ist der Beginn des neuen Jahres und auch hier werden die bösen Geister mit gnadenlosen Geballer vertrieben. Im Hotelzimmer kommt davon glücklicherweise nicht mehr so viel an und so wartet eine ruhige Nacht auf uns.

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