23. Tag: Auf dem Inle-See

Rundfahrt über den See, Besuch eines Marktes und eine Pagodenfeldes, sowie einiger Manufakturen und Tempel, sonnig bis 28 Grad

Was für ein Tag. Der Motor tuckert in der morgendlichen Stille und bringt das boot zu den kleinen Dörfern auf der anderen Seite des Sees. Das ganze Leben ist hier auf den See augerichtet, auch die Landwirtschaft.

Es gibt schwimmende Gärten, die ebenso wie die Rudertechnik einzigartig auf der Welt ist. Auf einem Bett von Wasserhyazinthen wird humöse Erde aufgebracht und auf diesen wächst dann Gemüse, vor allem Tomaten bekommen wir zu sehen. Die Beete sind nur etwa einen Meter breit, können aber bis zu 50 Meter lang sein. Bearbeitet werden die Gärten von kleinen Booten und zwischen den Beeten bleibt oft nur ein halber Meter Platz. Offenbar ist diese Art der Landwirtschaft effektiver, als die sumpfigen Böden in Ufernähe zu bearbeiten.

Auch die Siedlungen, kleine  und größere Dörfer sind nur mit dem Boot zu erreichen, genauso wie die Schulen, Klöster und Tempel, von denen es wie überall im Lande zahlreiche gibt. Alle Gebäude stehen auf Stelzen und es ist erstaunlich, wie die scheinbar dünnen Stämme die zwei bis dreigeschossigen Gebäude tragen können.

In einem kleinen Dorf ungefähr zwei Kilometer vom Ufer entfernt ist heute Markttag, auf dem kleinen Kanal kommen uns zahlreiche kleine Boote mit Lokals entgegen, beladen mit den Einkäufen. Auf dem Markt gibt viel Gemüse und Trockenfisch, sowie Tofu und an anderen Ständen kann man seinen Hausrat reparieren lassen. An einem Ende des Marktes wird mit Bastwaren gehandelt, die dann mit Ochsenkarren zum Kanal gefahren und dort auf Boote umgeladen werden. Besonders fallen die Frauen der Pao-o Minorität mit ihren bunt karierten Kopftüchern auf, die aus den Bergdörfern zum Markt kommen und genauso neugierig die Ausländer betrachten, wie wir sie. Die Pao-o sind etwas hoch gewachsener als andere Burmesen und die Frauen sind sehr zurückhalten, versprühen aber gerade damit unheimlichen Charme.

Am See lebt man auch gut vom Tourismus und so müssen wir natürlich auch einige Souvenirshops über uns ergehen lassen. Zum Glück sind diese immer an kleine Handwerksbetriebe gekoppelt und so können wir den Schmieden bei der Arbeit zusehen. Mit einem Wechselzugbalg wird die Kohle angefacht und das Roheisen zum glühen gebracht. Während der Meister mit einer Zange auf dem Amboss führt, schlagen bis zu vier Gesellen mit schweren Hämmern darauf ein und es entstehen hier vor allem Messer, Schwerter und andere Metallgegenstände für den Hausgebrauch und für die Touristen.

Interessant ist auch die Lotusweberei, aus dem Stängel einer langstieligen Lotuspflanze werden feine Fasern gewonnen und zu Schals und Decken gewebt. Vor allem der Gewinnungsprozess ist mühselige Handarbeit und die Produkte entsprechend teuer, ab 70 Dollar wird für einen Schal gefordert, aber dafür kann man ein Gewebe erhalten, das ebenfalls einzigartig auf der Welt ist.

Eher frustrierend ist der Souvenirshop, hier wird neben kunsthandwerklichen Gegenständen der und viel Kitsch auch eine Gruppe von Frauen der Palaung Minorität vorgeführt, die bronzene Hallsringe tragen. Bis zu 28 Ringe müssen die Frauen tragen und werden deshalb auch als Giraffenfrauen bezeichnet. Über den Sinn oder Unsinn der Sitte habe ich nicht zu urteilen, aber die Zurschaustellung der Damen ist eher frustrierend.

Am Südufer des Sees befindet sich ein wunderschönes Pagodenfeld mit vielleicht 1000 kleinen Stupa. Ein großer Teil des Feldes ist wild bewachsen und die Stupas sind ziemlich verfallen und von vielen Stupa haben Pflanzen und sogar Bäume Besitz ergriffen. Ein Teil des Feldes ist aber schon restauriert und leuchtet in Weiß und Gold, sehr beeindruckend, aber nicht mehr so wild und ursprünglich, aber die Kräfte der Natur und die religiösen Bedürfnisse lassen hier keine  Kompromisse zu.

Was haben wir noch gesehen an diesem langen Tag? Genau, in einem Tempel in einer der Siedlungen auf dem See stehen fünf vergoldete Buddhafiguren, die Goldschicht ist seit über 200 Jahren durch das Auftragen von Blattgold so gewachsen, dass von den Buddhas Nichts mehr zu erkennen ist und die Figuren eher wie goldene Schneemänner anmuten.

Kulinarisch sind heute vor allem die Avocados hervor zu heben, die besten, die ich je gegessen habe: Aromatisch, sehr weich, aber nicht matschig, mit Limette und Salz und Pfeffer ein toller Genuss.

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