11. Tag: Im Land der freundlichen Menschen

Grenzübertritt von Ruili nach Muse, Transfer und 32 km durchs Wunderland, 12 bis 25 Grad, erst Nebel, dann Sonne und Wolken

 

Wenn man die Uhr zurück stellen muss, dann ist es gleich noch zeitiger und 1, 5 Stunden sind ein gutes Stück Zeit. Der Nebel liegt dicht über Ruili und zieht unter die Klamotten, als wir die 7 Kilometer zur Grenze radeln, dort ist noch nicht viel los und das ist gut für uns und der Grenzübertritt klappt recht reibungslos, alles braucht bloß seine Zeit. Die Chinesen brauchen 45 Minuten und eine Stunde die Burmesen, dann braucht es noch etwas Zeit um genügend Passkopien für die vielen Straßenkontrollen hier im Shan Gebiet Myanmars herzustellen. Im letzten Jahr gab es hier Stress mit lokalen Rebellen und den Chinesen und entsprechend wurden die Kontrollen verschärft. Doch wir haben nichts zu befürchten, denn wir sind ja Touristen, die ein wenig Geld in die Devisenkassen des Landes spülen, aber ein paar Spielregeln müssen eben sein. Wer sich daran nicht halten möchte, für den ist eben Myanmar nicht das richtige Reiseland. Wer mitspielt, wird belohnt, mit einem der nettesten Völkchen der Welt, ich habe zuvor kaum eine freundlichere und offenherzigere Kultur kennen gelernt, doch dazu später.

Während unser Lokalguide Mehmen noch die Pässe zigfach kopiert genießen wir die ersten Eindrücke im neuen Land. Teestuben gibt es Reihe an Reihe und leckeren Kaffeemix, dass sind Kaffe und Tee und Milch und Zucker in einer Tasse und das schmeckt nicht nur, sondern macht auch wach. Danach müssen wir leider erst einmal in den Bus, denn die Strecke nach Lashio mit 170 Kilometern ist an einem Tag nicht zu schaffen, zumal das gesamte Gebiet mehr als bergig ist.

Draußen ziehen die ersten kleinen Dörfer vorbei und es ist schon ein Sprung in eine andere Welt von China nach hier. Kleine Bambushütten bestimmen das Bild und jkleine felder, auf denen vorwiegend mais angebaut wird. Rundherum gibt es grandiose Berge, auf denen wohl ehemals viel dichter Urwald wuchs, aber der ist dem Tropenholzboom in den 70er und 80er Jahren zum Opfer gefallen. So gibt es wenige Bäume  und nur ein paar niedrige Hölzer.

Am frühen Nachmittag stoppen wir in einem netten großen Straßenrestaurant mit einem regional typischen Buffet, es gibt zahlreiche Curry mit Fleisch und vorgekochte Gemüsegerichte und leckere Chilipeds mit Tomate und Aubergine, scharf und aromatisch, so dass ich mich fast hinein legen könnte. Wegen der Ente gibt es fast ein kleines Debakel. Nach der Trauerente von gestern in Ruili, lagen hier ein paar schöne wohlgenährte Tierchen in der Auslage und wir haben uns dann auch schöne Stücke heraus geschnitten, offenbar wohl zuviel, denn die Tiere verschwanden dann recht schnell wieder in der Küche. Unser Führer klärt dann auf, dass die Ente nicht im „all you can eat“ Tarif mit inbegriffen war und die Tiere dann wirklich vor unserem Zugriff gerettet worden sind.

Dann dürfen wir endlich auf die Räder und radeln ziemlich gut abwärts durch ein schönes Karstgebiet. Es ist wie bei der tour der France, die Leute an der Straße sind genau so begeistert wie wir und wir werden von allen Seiten begrüßt und angelächelt. Einfach ist das Leben hier, arm würde ich es nicht nennen, denn die Leute, Männer wie Frauen sind ordentlich begleitet und niemand schein Hunger zu leiden. Dafür ist das Klima hier im Shan-Staat viel zu günstig. Reis, Mais und Gemüse bestimmen das Bild, genauso, wie Wasserbüffel und dicke Hängebauchschweine.

Überall in den Bergen leuchten Stupas und Pagoden in der warmen Abendsonne. Mir gelingen ein paar schöne Aufnahmen von kleinen Mönchen. Hier in Burma geht jeder in seinem Leben für eine gewisse zeit ins Kloster, die Kinder oft zum Lernen und die Erwachsenen zur Selbstfindung. In dieser Zeit tragen sie die rote Mönchskutte und führen ein Leben nach strengen Regeln des Ordens. Mancher bleibt dabei und strebt dem Nirwana entgegen, die meisten kehren ins normale Leben zurück, ohne dass dies der eigenen Reputation schadet. Was bleibt ist tiefe buddhistische Religiosität und Respekt vor Buddha und den Mönchen.

Der Abend ist ein Fest auf der Straße, die Burmesen beschnuppern uns genau so neugierig, wie wir wie bestaunen und am Ende bleibt viel offenes Lachen auf beiden Seiten und die Frage, wo denn die grausame, hartherzige, gewalttätige und brutale Militärregierung ist. Selbst an den drei oder vier Checkpoints läuft alles entspannt, wir werden gebeten keine Fotos zu machen und halten uns daran und nach dem Checken der Papier geht es zügig weiter. Für mich als Ossi eher gewohntes Prozedere, ist für andere die großflächige Polizeistruktur doch schon etwas bedrückender, obgleich der freundlichen Polizisten.

Da es schnell dunkel wird steigen wir nach zwei Stunden wieder in den Bus und fahren die letzten Kilometer bis Lashio.

Auf dem abendlichen Spaziergang besichtigen wir einen schönen Tempel mit vergoldetem Buddha und bekommen ein paar Eindrücke vom Wochenmarkt mit. Nach dem späten und ausführlichen Mittag, begnügen wir uns mit Nudeln und ein paar kleinen lokalen Spezialitäten vom Markt und ein paar von uns enden dann noch in einer kleinen Bierstube bei einem Hongkong Film und ein paar Myanmar Bier, das erstaunlich gut schmeckt, langsam müssen wir Deutschen uns von der Vorstellung lösen, dass wir die einzige Nation sind, die vernünftiges Bier brauen kann.

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