7.Tag: Klimawandel und das gefährlichste Hotel der Welt

87 km von Jianshui nach Yuanyang, ein Pass und 1800 m Abfahrt zum Roten Fluss, Sonnenschein und tropische 28 Grad, 820 Höhenmeter

Auch heute wieder Yoga im historischen Ambiente im Hof des Hotels. 20 Minuten dehnen uns strecken, dann eine Tasse Kaffe und ich bin fit für den Tag. Wir rollen noch einmal durch die schöne Einkaufsstraße und landen dann in einem schmalen Marktgässchen. Mit 15 Rädern dort durch dauert fast 10 Minuten.

Am Ortsausgang dann die erste Panne, bei Michaels rad bricht das Pedal und ist auch nicht zu ersetzen, denn nicht das Pedal ist kaputt, sondern das komplette Gewinde glatt gelutscht. Der Schaden ist hier nicht zu beheben, denn eine neue Kurbel wäre höchstens in Kunming aufzutreiben, aber nicht hier in der tiefsten Provinz. Doch in der Autowerkstatt schaffen wir dann eine Behelfskurbel, von einem Schraubbolzen wird der Kopf abgeschliffen und das Stück mit einer Mutter festgerungst. Wird wohl so schnell keiner wieder abbekommen, aber Michael kann erst mal weiter; spätestens an der vietnamesischen grenze kann ich ihm besser helfen, denn dann kommen Räder aus Hanoi zurück, denen wir hoffentlich begegnen.

Dann geht es langsam an unseren heutigen Pass mit drei mittleren Anstiegen, aber es ist noch nicht zu heiß und die Anstieg sind nicht zu steil und angenehm zu fahren. Immer wieder bieten sich auch schöne Blicke ins Tal und so sind wir Mittag schon am Pass.

Hinterm Pass liegt ein kleines Städtchen, leider ist heute kein bunter Markt, aber es gibt eine Nudelstube und hier machen wir Mittag. Im Dorf wohnen vor allem Minoritäten der Yi und Hani, die ein schauderhaftes Chinesisch sprechen, so dass ich nur lebenswichtige Konversation betreiben kann. Mehr spaß macht es den Kindern beim Gummitwist zuzusehen und einige von uns fühlen sich an ihre Kindheit erinnert, als man noch Spiele ohne großen Spielzeugaufwand spielen konnte.

Der Pass war auch eine Wetter und Klimascheide. Mit einem Male sind wir richtig in den Subtropen, es ist schwüler und mit jedem Meter ins Tal wird es heißer und heißer und irgendwann sind es bestimmt schon knappe 30 Grad. (Ich bekomme abends einen Anruf aus Beijing, wo es heute zum ersten Male im Jahr geschneit hat.)

Die Landschaft auf dem Weg nach unten ist gigantisch und grüner als grün. Am Hang gegenüber schmale Reisterrassen, viel Bambus, Bananen und erste Papayas. Dazwischen kleine Dörfer der Hani Minorität. In den Dörfern herrscht an den kleinen Läden reger Betrieb. Hier treffen sich Männer und Frauen zum Schwatzen und Karten spielen und es gibt viele, viele Kinder, denn die Minoritäten dürfen ja auch zwei Nachkommen zeugen und machen fleißig von diesem Recht Gebrauch.

Wegen der nicht so tollen Straße, aber besonders wegen der vielen Fotostopps brauchen wir für die 25 Kilometer Abfahrt fast genauso lange, wie für den Anstieg. Unten treffen wir dann erstmals auf den roten Fluss, der kurz vor Yuanyang gestaut wird. Vor zwei Jahren war der Staudamm hier noch eine Baustelle, jetzt drehen sich schon fleißig die Turbinen und liefern sauberen Strom.

Gegen 18 Uhr sind wir dann im Hotel, es gibt richtig schicke Zimmer, warmes Wasser kommt sofort und in dickem Strahl, trotzdem ist es wohl das gefährlichste Hotel der Welt. Der Nutzer wird durch ein kleines Schild im Bad darauf hingewiesen: BE CAREFUL OF LANDSLIDE.

Wir werden uns vor den gefährlichen Erdrutschen in Acht nehmen, versprochen!

Einen Kommentar schreiben