49. Tag: 14. Mai 2009 „Unfall und nix passiert“

Vom Huangshan an den 1000 Insel See nach Shendu, 118 Kilometer auf vorwiegend großen Straßen und 665 Höhenmeter

Morgens regnet es, doch als wir aus dem frühstückslokal gegenüber dem Hotel kommen, hört es schon wieder auf. Es ist angenehm frisch und lässt sich wunderbar fahren. Der Huangshan liegt hinter uns in mystischem Nebel und die Gipfel sind Wolken verhangen, also war es wohl eine gute Entscheidung nicht oben zu übernachten.

Unterhalb des Berges geht es noch kilometerweit durch Ortschaften mit Hotels und Restaurant, zu den Feiertagen werden sich hier wohl zehntausende chinesischer Touristen tummeln und an den Seilbahnen kilometerlange Warteschlangen entstehen, und man kann sich ungefähr vorstellen, was an den engen Stellen oben am Berg für ein Gedränge ist.

Auf jeden Fall hat der Tourismus jede Menge Geld in die Region gespült, so dass es eigentlich nur neue Häuser in den Dörfern gibt, aber nicht die landesweit üblichen Kachelbauten, sondern im traditionellen Stil der Ming und Qing Dynastie gebaut. Nur ganz selten findet sich dazwischen ein wirklich altes Gebäude und selbst diese sind wohl nicht aus den Zeiten vor der Kulturrevolution. Aus diesem Grunde beschließen wir, keinen Abstecher in eines der „alten“ Dörfer oder in eine der „alten“ Städte zu machen, den renovieren auf Chinesisch heißt, abreißen und im alten Stil neu bauen.

Der Abzweig auf die kleine Straße ist nicht zu finden und so fahren wir einen Umweg über Huangshi, allerdings ist die Straße sechsspurig und hat einen breiten Radweg, so dass uns der verkehr kaum behindert. Erst hinter der Stadt wird es ein wenig enger und stressiger und da passiert das, was irgendeinmal passieren muss. An einer Kreuzung warten ein großer Lkw und ein Motor-Dreirad. Die Dame auf dem Dreirad schaut noch einmal nach links und sieht mich an, als ich nicht einmal mehr einen halben Meter von ihr entfernt bin, lässt sie die Kupplung los, das Dreirad fährt los und ich rausche ihr vorne in die Seite. Ich hatte nicht einmal mehr Zeit auch nur ein wenig zu bremsen. Zum Glück war die Kreuzung an einem Berg, also die Geschwindigkeit nicht zu hoch, so dass mir und dem Rad nichts passieren. Heino und ich schimpfen noch eine Weile auf die Dame am Steuer ein, ich prüfe noch einmal mein Rad und dann geht es weiter. Aber wir machen erst einmal ein frühes Mittagessen und trinken ein Bier auf den Schreck.

Am Nachmittag gibt es dann keine spektakulären Ereignisse mehr, in Richtung des 1000 Insel Sees wird die Straße wieder kleiner und ruhiger und am Schluss haben wir noch einmal 5 Kilometer Baustelle. In Shendu dem kleinen Hafen am See ist auch schon wieder eine touristische Struktur am Entstehen, obwohl wir weit und breit die einzigen Gäste in der langen Straße mit Restaurants zu sein scheinen. Wir erkunden Anfahrtszeit und Preise am Hafen und lassen uns dann in ein sauberes kleines Familienhotel führen und beziehen unsere Zimmer. Heino und ich versuchen uns wieder einmal an einem Fisch und bestellen ihn unzerhackt, doch es nützt nichts, das garstige Vieh hat neben den Hauptgräten mehrere Millionen Nebengräten und das Essen wird zur Grätensucherei. Als Trost gönnen wir uns dann noch eine Packung Kekse, bevor hier um 21 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt werden und überall die Lichter ausgehen.

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