37. Tag: 2.Mai 2009 „ Endlich wieder ein Rad unterm Hintern“

62 Kilometer vom Drei Schluchten Staudamm am Yangtze entlang durch eine steile Schlucht bis nach Yichang und immerhin 849 Höhenmeter auf diesen halben Fahrtag

Heute verzichten wir auf den frühmorgendlichen Ausflug zu Gunsten eine Stunde längeren Schlafes, wir haben genügen von den Pseudosehenswürdigkeiten gesehen und es wird Zeit wieder aufs Rad zu steigen. Es zeigt sich, dass ich und glücklicherweise die Leute, mit den ich zusammen reisen darf, sich deutlich von den Normaltouristen unterscheiden, denn die Fahrt auf dem Yangtze durch die Drei Schluchten ist schon ein Erlebnis, die Landschaft spektakulär und viel Zeit um nichts weiter zu tun als zu Gucken, also schon ein angenehmer Urlaubsprogrammpunkt. Und nur die wenigsten Touristen dürften bemerken, dass dies hier alles nur wenig mit dem eigentlichen China zu tun hat.

10 Uhr geht es endlich von Bord. Hier heißt es nun Abschied nehmen von Hubert, der sich auf den Weg nach Österreich macht. Aber die Trauer ist nicht von langer Dauer, denn er kommt ja dann mit seiner Frau nach Shanghai und von dort geht es weiter in Richtung Beijing. Doch bis dahin sind es noch drei Wochen und knapp 2000 Kilometer.

Erst einmal geht es über einen Hügel zum Drei Schluchten Staudamm und von oben können wir einen ersten Blick auf das technische Wunderwerk werfen. In der Weite der Landschaft wirkt es nicht so riesig, wie ich es mir vorgestellt hatte, lediglich die fünf hintereinander folgenden Schleusenkammern mit den winzig erscheinenden Schiffen lassen die Größe des Projektes erahnen.

Der Tourismus hier ist vorbildlichst organisiert, wir lassen die Räder auf dem großen Parkplatz, kaufen Eintrittskarten und steigen in den Bus. Der bringt uns und tausend andere Chinesen auf den Aussichtshügel in der Nähe des Stauwerkes. Dort gibt es eine Ausstellung zum Projekt und einen Park, der den fototechnischen Anforderungen der Chinesen genügt, künstlicher Wasserfall, Park, Statuen, Vermessungspunkt und mehrere Kodak-Points, auch wir sind beeindruckt. Der Ausblick ist nicht schlecht und die Ausstellung informiert uns über die wichtigsten technischen Daten. Dann kann man mit dem Bus noch zu zwei weiteren Punkten fahren, zur Dammkrone und zum E-Werk unterhalb der Mauer. Wie effektiv das größte Projekt der Welt dieser Art ist, auf jeden Fall lohnt es sich als touristische Attraktion, für die Gäste und für den Veranstalter.

Gegen 13 Uhr sitzen wir dann endgültig wieder auf den Rädern und fahren in Richtung Yichang. Gleich unter dem Damm geht es in die nächste Schlucht und die Straße geht kräftig hügelig auf und ab. Endlich haben wir einmal eine bessere Aussicht auf den Yangtze und den Schiffsverkehr und von oben sieht es viel spannender und Atem beraubender aus, als vom Deck des Schiffes. Dafür ist es aber auch anstrengender, wenn sich die Straße 200 Höhenmeter nach oben schraubt und das tut sie mehrere Male. Dann biegt die Trasse ab, links geht es über den Bergkamm. Philipp hat mächtig zu kämpfen, berge fahren ist wohl eher nicht seine Stärke, ich hoffe, dass es hinter Yichang flacher wird, sonst müssen wir unsere Etappen stark verkürzen.

Unterwegs treffen dann erstmalig einen Chinesen auf dem Tourenrad, er ist von Shanghai kommend auf dem Weg nach Lhasa, wir schütteln Hände, machen Fotos, geben uns Tips zur Strecke und wünschen uns viel Glück für die weitere Reise.

Endlich ist der Pass erreicht, während wir auf Phillipp warten, bemerke ich dass die Schaltungsprobleme bei Heinos Rad von einem defekten Glied in seiner neuen Kette herrühren und verkürze deshalb etwas seine Kett und verniete sie neu.

Dann geht es ungehemmt im Geschwindigkeitsrausch abwärts in Richtung Yichang und am frühen Abend erreiche wir dann auch die recht moderne Stadt. Ein nettes Hotel im Zentrum ist schnell gefunden, schwieriger wird es dann schon bei der Suche nach einem Restaurant, aber am Ende der Einkaufsmeile werden wir dann doch fündig.

Nebenan ist ein Friseur und kurz entschlossen lasse ich mir gleich die Haare auf optimale Kürze schneiden, hervorragender Service am Kopf für einen Euro. Dann geht es zurück zum Hotel, Phillipp ist recht geschafft und fragt sich wohl, auf was er sich da eingelassen hat.

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