21. Tag: 16. April 2009: „Durchs wilde Land der Dong“ (Teil II)

74 beinharte Kilometer gemischt auf guter, mittlerer und miserabler Piste, von Daxiang nach Nanshao kein Zentimeter Asphalt und knüppelharte 1723 Höhenmeter verteilt auf drei Pässe

Wie immer geht es um 7 Uhr los, Nudeln in der ersten besten Bude am Straßenrand und dann ab in die Berge. Auch ein Wunder erwartet uns nicht, die Straße bleibt weiterhin unasphaltiert und nichts deutet darauf hin, dass sich dies heute noch ändern könnte.

Im Grau der morgendlichen Nebel geht es straff nach oben, ab und zu gibt es noch eine kleine Siedlung mit Holzhäusern, ansonsten geht es durch dichten Wald, viel Fichten und viel Bambus. Irgendwann zeigt der Höhenmesser genau 1000 Meter und wir kommen an eine Kreuzung, dann geht es ein wenig bergab und wieder bergauf und dann ab in das nächste große Tal hinunter. Obwohl die Piste nicht zu schlecht ist, kann man kaum mehr als 15 km/h rollen lassen, denn immer wieder tauchen größere Löcher und Steine überraschend auf.

Mir liegen diese Abfahrten überhaupt nicht, das Geholpere geht nicht nur aufs Material, sondern auch auf die Handgelenke, der ganze Körper verkrampft und ab und zu muss man stehen bleiben und sich wieder einrenken.

Für die ersten 25 Kilometer brauchen wir fast 4 Stunden, das hätten wir gestern Abend auf keinen Fall mehr geschafft. Dann geht es vor dem Mittagsort Shangchong noch einmal einen kräftigen Hügel hinauf und dann zum Nudelrestaurant nach unten. der ort hat ein schönes altes Zentrum mit verspielten Holzhäusern und ebenso wie in der „Neustadt“ gibt es hier Laden an Laden, Klamotten, Lebensmittel, Industriewaren, Mobiltelefone….Wer kann das hier in den ländlichen Gegenden alles bezahlen und kaufen und wie können die vielen Läden überleben.

Hinter dem Dorf beginnt die nächste Steigung, die Straße ist jetzt deutlich schmaler und die Piste schlechter. immer wieder gibt es stark steigende Abschnitte mit bis zu 11 % Steigung, dann geht es wirklich nur noch auf dem kleinsten Gang vorwärts und nach oben. Oben liegt dann bei fast 1200 Metern und wir haben einen schönen rundblkick über das bewaldete Tal. Zwischen den Bäumen ab und zu halbmondförmige, glänzende Flächen, die gefluteten Reisfelder, die in den nächsten tagen wohl bestellt werden. Ab und zu treffen wir einen Bauern, der mit Pflug und Wasserbüffel unterwegs ist. Entsprechend dem Anstieg geht es die rauhe Piste hinunter und nachdem wir von der „Hauptstraße“ noch einmal abzweigen wird es noch schlimmer. Hier unten im tal kommt jetzt ab und zu noch Schlamm und Matsch dazu.

Im nächsten Dorf sieht es aus wie vor 20 Jahren und genauso lange wird sich hier wohl kaum etwas verändert haben, die Betonbauten wirken angemodert und halb verfallen, die Straße ist gleichzeitig Müllhalde und Bachbett für das regenwasser der letzten Nacht.

Hinter dem Dorf geht es dann einen schmalen, wilden, holprigen Feldweg hoch und runter, nur zwei oder drei Mai quält sich hier auch ein Motorrad durch, ich halte es für unmöglich, dass hier ein Lkw durchkommt, bis uns in der nächsten Kurve einer entgegenkommt. Das Staunen über die entgegen kommenden Radler ist recht groß, der Fahrer verschaltet sich und es knallt ganz laut im Getriebe. Wir entfernen uns und hören dann erst ganz nah, später immer weiter weg, den Motor im Leerlauf brüllen, einen Gang bekommt der Fahrer jedenfalls nicht mehr herein.

Für uns geht es dann wieder auf einen Pass hinauf, auf halber Höhe wird die Piste wieder ein wenig besser, das ist auch gut so, denn die Sonne steht schon recht tief und die Aussagen der Bauern, wie weit es bis nach Nanshao sei, liegen zwischen 5 und 35 Kilometern.

Ganz so weit wird es nicht, aber nach einer langen und anstrengenden Holperfahrt nach unten, lkiegt dann irgendwann der Ort vor uns. Es gibt neben den üblichen drei oder vier Herbergen auch ein Hotel mit einfachen Zimmern, wir bekommen noch zwei mit Dusche und eins ohne, weil der Laden fast ausgebucht ist, mit einer „Regierungsdelegation“. Bei der Registrierung hat man natürlich auch wieder Riesenprobleme mit unseren Pässen, aber wir helfen dem Hotelchef alle daten einfach abzuschreiben, soll sich das die Polizei dann doch selbst zurecht suchen, was sie von den Angaben benötigen.

Heute war dann wohl der anstrengendste tag auf unserer bisherigen Tour, die 1700 asphaltfreien Höhenmeter haben mächtig geschlaucht und entsprechend müde hängen wir beim Abendessen in dem kleinen Lokal gegenüber und haben Mühe zu Dritt unsere zwei Flaschen Bier alle zu bekommen.

Auch zum Wäsche waschen habe ich keine Lust mehr, ein Tag mehr oder weniger im angeschmutzten T-Shirt macht ja bei der dreckigen Piste eh keinen Unterschied.

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