Sonntag, 22. Juni 2008, von Balikun nach Hami, 151 Kilometer, 850 Höhenmeter


Sieben Uhr soll es Frühstück geben, doch kurz vorher ruft mich die Küche an und sagt, dass es erst um halb acht ging. Ich niese die Rezeption und den Koch zusammen, hatte ich doch am Abend mehrfach nachgefragt und das zeitige Frühstück war mir bestätigt worden. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, aber ich fühle mich besser.

Gegen 8.30 rollen wir bei leichtem Gegenwind und schönstem Sonnenschein aus der Stadt. Die Schlechtwetterphase scheint vorbei und die Sonne lässt den Schnee von gestern auf den Berghängen recht schnell zusammen schmelzen.

Vorbei geht es an idyllischen Dörfern, die Bauern bewässern mit Tienshan-Wasser die Felder und alles ist Grün. Hinter den Feldern liegt Wüste und dann wieder eine Bergkette, deren Gipfel sich in weiße Wölkchen hüllen.

Nach schon 65 Kilometern durch die grüne Ebene, die nun durch Jurten und Pferdeherden dominiert wird, machen wir in einer Nudelstube Mittag. Dann geht es die letzten höhenmeter hinauf bis zum Pass und hier gibt es richtig schönen Nadelwald. Wären nicht überall die Jurten der nomadischen kasachischen Pferdezüchter, könnte dieser Ort auch irgendwo in Österreich oder der Schweiz liegen.

Nach dem Pass geht es in einem wilden Tal abwärts. Mit jedem Meter, den wir nach unten fahren wird es trockener. Dann kommt noch einmal ein kräftiger Anstieg und nun sind wir auf der anderen Seite des Tienshan-Gebirges und vor uns liegt einen unendliche Tiefebene und hunderte von Kilometer nur Wüste.

Die Entscheidung für die nördliche Route der Seidenstraße war trotz des Kälteeinbruchs richtig, denn hier ist es schon wieder brütend heiß und ein paar Tage wird uns die Wüste noch begleiten, bevor wir dann ins richtige China kommen.

Hinter uns winken die Schneeberge noch einmal zum Abschied, es ist ein faszinierendes Spektakel, vorne trockenste Wüste und hinten eisbedeckte Schneegipfel, stahlblauer Himmel und weiße Schäfchenwolken.

Gegen 17 Uhr sind wir dann fast 1500 Höhenmeter hinunter gefahren und erreichen den Rand der Millionenstadt Hami. Hami ist berühmt für seine Hami-Melonen, eine verwandte Art der Honigmelone. Doch im Moment gibt es nur Früchte aus dem Gewächshaus, denn die Erntezeit für die Melonen beginnt erst in mehr als einem Monat.

Das hotel in der Stadt ist schnell erreicht und heute gibt es wieder einmal luxuriöse Zimmer und Wäscheservice. Und wir haben einen unerwarteten Ruhetag hier, denn das nächste Hotel, etwa 70 Kilometer weiter, mitten in der Wüste, ist dem Autobahnbau zum Opfer gefallen.

Also müssen wir übermorgen 200 Kilometer durchblasen, aber wir können uns morgen noch ein wenig erholen.

Abendessen gibt es in einem Straßenrestaurant und vor allem unsere Fleischesser kommen auf ihre Kosten, denn es gibt ganze Fische und ganze Hühner vom Grill und auch noch Fleischspieße. Die Halbvegetarier stürzen sich dann auf den Joghurtstand auf der anderen Straßenseite und plündern diesen und nach einem sich dem Gelage anschließenden Spaziergang geht es dann in die weichen Hotelbetten.

Einen Kommentar schreiben