Mittwoch, der 28.Mai 2008, vom Zeltcamp bei Suumsay bis nach Kysyl Oi, 74 Kilometer, 362 Höhenmeter

Die Morgensonne steht über unserem schönen Zeltlager, trotzdem ist es früh nochziemlich frisch und es findet sich nur ein kleines Häufchen zum Yoga. Nach dem Frühstück packen alle recht zügig zusammen und verabschieden sich auf die Asphaltpiste, die uns nur noch ein paar Kilometer begleiten wird. Dann kommt der Abzweig nach Bishkek, der kirgisischen Hauptstadt, und wir biegen nach rechts ab und bleiben in dem weiten Tal.

Schon an der Kreuzung hört der Asphalt auf und es geht auf einer staubigen ausgefahrenen Piste weiter. Zum Glück gibt es kaum Verkehr und manchmal führt eine Parallelspur zur Piste durch das Grasland. Auch der Fakt, dass wir heute hauptsächlich abwärts fahren macht den Weg erträglich.

Nur ein kleines Dorf gibt es, vielleicht wohnen 500 Leute hier. Alle Häuser sehen gleich aus, eine Art Reihenbausiedlung. Viele Leute sieht man nicht auf der Straße, nur ein paar Großmütter mit ihren Enkeln, der größte Teil der Leute hier wird mit den Pferden und den Schafen draußen in den Bergen sein. Zu Sowjetzeiten sind in Kirgisien und Kasachstan bis zu 10 Millionen Schafe gehalten worden. Aber auch heute scheint die Viehzucht sich noch zu lohnen, denn vor mancher Jurte haben wir ein Auto stehen sehen und niemand macht einen ärmlichen Eindruck. Auch hier im Dorf sind die Häuser in Ordnung und in den kleinen Gärten wachsen ein wenig Gemüse und Kräuter.

 

Hinter der Siedlung kommen wir an den Fluss, dem wir in ein enges Tal folgen. Nun geht es richtig schön abwärts. Neben der Straße tost der Fluss und wir rauschen auf der staubigen Piste abwärts. Ab und zu haben wir über ein paar hundert Meter „Wellblechpiste“, eine Erscheinung, bei der auf der Straße durch Resonanzwirkung mit den Stoßdämpfern der Autos scheußliche Querrinnen in regelmäßigem Abstand entstehen. Wenn man die Rillen zu langsam fährt wird man schrecklich durchgeschüttelt, wenn man darüber hinweg „bläst“ hat man nahezu keine Kontrolle mehr über das Rad. Und irgendwann bei dem Versuch die Spur zu wechseln reist es mir das Vorderrad weg, aber ich komme mit dem Schreck und einigen kleinen Abschürfungen davon.

Auf einer schönen Lichtung am Fluss machen wir unser Picknick, während sich rundherum dunkle Wolken zusammen ziehen. Irgendwann fallen dann auch drei oder vier Tropfen und wir schlüpfen alle in unsere Regenklamotten, aber wie durch ein Wunder fahren wir haarscharf an der Regenfront vorbei und erreichen schon gegen 15 Uhr einen weitern kleinen Ort, Kyzyl Oi, wo wir heute bleiben werden.

Die Aufteilung der Gruppe auf 5 Familien dauert eine Weile, aber es sind schöne Zimmer, die wir beziehen können und nette Familien, bei denn uns sofort Tee und Gebäck angeboten wird.

Dann bleibt nicht mehr viel zu tun, als einmal durchs Dorf zu spazieren und mit den Kindern auf der Straße kleine Spiele zu spielen.

Volker und ich besorgen uns ein „schmutziges“ Bier und sitzen dann eine gute Stunde vor dem kleinen Häuschen im Hof, unterhalten uns und verwöhnen den Hund der Familie mit Streicheleinheiten, mit dem Resultat, dass wir ihn danach nicht mehr loswerden.

In einem Haus treffen wir uns dann zum Abendessen, ein leckere Krautsuppe und ein großer Topf Plow runden den Abend ab und es ist einer der seltenen Tage, an denen wohl alle zufrieden sind.

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