Dienstag, 6.Mai 2008, vom Lager hinter Qosrabat bis nach Samarkand, 71 Kilometer, 270 Höhenmeter, bis 35 Grad: „Gespannt auf Samarkand“

Unser Frühstück ist so einfach wie die Tage davor, ich denke, wir müssen uns etwas einfallen lassen und sollten zumindest noch etwas Obst besorgen. Die Meinungen über das Frühstück sind immer ziemlich geteilt, die einen können eben Marmelade nicht ausstehen und für die anderen sind eben Fischkonserven nicht das non plus ultra eines gesunden Frühstücks. Hubert sieht es von der witzigen Seite und meint, dass sämtliche Speck und „Frühlingsröllchen“ dann definitiv bis Peking abgearbeitet sind.

In einen wunderschönen sonnigen Vormittag brechen wir dann in Richtung Samarkand auf und heute verstehen wir, den Satz in der Reisebeschreibung, der da lautete, es ginge durchs ländliche Usbekistan. Alles ist eine wunderschöne grüne Oase, grüne Getreidefelder, die noch einen Monat bis zur Reife brauchen, Bewässerungskanäle und kleine Dörfer. Überall auf den Feldern wird geharkt oder gehackt.

Dieter fährt sich heute gleich zwei Mal eine Scherbe in den Mantel, pfffff… und wieder Plattfüße, damit ist wohl Dieter unser Plattfußkönig. Unter großer Anteilnahme der usbekischen Landbevölkerung reparieren wir dann schnell und weiter geht es.

Immer dichter wird es besiedelt und es gibt überall großes „Hallo“ vom Straßenrand, es ist wirklich ein wunderschöner Tag und die Landschaft ist faszinierend und bezaubernd und ich fühle mich ein wenig wie Alice im Wunderland. Straßenrand dreht sich ein Wasserrad, das zur Bewässerung der umliegenden Felder dient.

Die Maulbeerallee, die wir durchfahren wird überall beschnitten, von den Bäumen bleiben nur kahle Strunke. Die frisch geschnittenen Äste werden auf Eselskarren verladen und werden im nächsten Dorf an die hungrigen Larven der Seidenraupen verfüttert.

Usbekistan ist ein Land der Teehäuser, es gibt große und kleine. In einem letzteren kehren wir ein und die Küche ist eine fotografische Fundgrube. Gekocht wird genau so wie vor hundert Jahren oder gar vor 500 Jahren. In einem Lehmherd ist ein großer Wok eingebaut und daneben gibt es einen ebenso mit Holz befeuerten Lehmofen, in dem die immer frischen Brote gebacken werden.

Auf der Autobahn geht es weiter in die Stadt, allerdings ist dies eine der schlechtesten Autobahnen, die ich je gesehen habe und es gibt auch kaum Verkehr. Kurz vor der Stadt kehren wir dann noch einmal ein, diesmal ist es ein großes, modernes Teehaus und es gibt Krautsuppe und Gegrilltes, danach steht der Stadt nichts mehr im Wege.

 

Auf der löcherigen Piste geht es durch die Vorstadt, von den historischen Gebäuden ist nicht viel zu sehen und auf den ersten Blick, gibt es keinen großen Unterschied zu anderen russischen Kleinstädten. Im Hotel, einem netten, alten, traditionellen Bau, mit Hinterhöfen und dicken Holzsäulen gibt es dann erst einmal Probleme. Der Besitzer möchte unsere Gruppe in 3 Bett Zimmer aufteilen, womit natürlich und unsere Gäste nicht einverstanden sind. Also wird sämtliches Personal umquartieret und Räume gezaubert und nach einer Stunde haben wir ein einigermaßen zufrieden stellendes Ergebnis und ich bin mehr als reif für eine Dusche und einen Spätnachmittagsschlaf. Die Stadt, mit ihren Mausoleen und fliegenden Teppichen wird dann wohl bis morgen warten müssen.

Beim Abendessen gibt es ein Wiedersehen mit der Teilgruppe, die einen Tag vor uns eingetroffen ist und auch ihre Erlebnisse hatte. Allen waren natürlich beeindruckt von der wunderschönen Landschaft und den netten Menschen, auch wenn einer der Teilnehmer auf der Straße von Jugendlichen gestoppt wurde, die ihm dann sein Fernglas abnahmen und wenige Sekunden später im Feld verschwanden. Aber das ist inzwischen als Erlebnis eingeordnet und mir wird klar, dass es überall eben solche und solche Menschen gibt und, dass trotz aller Freundlichkeit immer ein wenig Wachsamkeit und Zurückhaltung von Nöten ist.

Bei einigen Bieren geht dann aber ein fröhlicher Abend zu Ende und wir alle sind gespannt

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