Freitag, 18.April 2008, Balkanabat bis irgendwo in der Wüste, 81 Kilometer, 438 Höhenmeter: „Hagel in der Wüste“

So gut (und teuer) das Abendbrot im Hotel war, so schlecht ist wiederum das Frühstück, ein Minniklecks Butter und ein kleiner Klecks Marmelade, adliges Brot (Brot von Gestern), eine Mokkatasse Kaffee und ein Aufpreis für einen weiteren Klecks Marmelade, natürlich kein Ei und keine Wurst und keinen Käse, lediglich ein winziges Süppchen.

Draußen bläst wieder der Gegenwind, nicht ganz so stark wie gestern, aber in Kombination mit dem Frühstück ist die Stimmung ganz unten und es gibt mächtig Streit um Nichts.

In kleinen Gruppen geht es dann durch die Wüste. Lange unendliche Straßen führen bis zum Horizont und es gibt nicht einmal mehr Kamele. Der Himmel trübt sich ein und wir holpern über die schlechte Straße. Auch gestern war der Asphalt grauenvoll. Ab und zu ein paar Hundert Meter recht ordentliche Straße, dann vom Wetter zerfressener Belag, dass es nur so holpert. Unsere Räder machen das alles gut mit. Gestern hatte nur Heino einen Plattfuß von dem Dornengestrüpp, aber bei der grässlichen Holperei und Löchern in denen man sich verstecken könnte, haben wir heute keine Probleme. Große Stellen sind so, dass es aussichtslos ist, den Löchern auszuweichen, da heißt es nur Augen zu und durch, Geschwindigkeit stabilisiert schließlich. Dann nimmt der Wind wieder zu und wir stehen wieder in einem halben Sandsturm. Seit gestern haben wir wieder Polizeibegleitung, die uns die Fahrzeuge sehr engagiert vom Leibe hält. Trotz des wenigen Verkehrs staut es sich hinter uns und wir lassen die Kolonne aller 5 Kilometer durch. Zu den Löchern kommen dann noch Sandverwehungen, durch die man nur langsam hindurch kommt, in der ersten Sandbank kommen gleich drei Radler zum Liegen, aber in den Sand fällt es sich relativ weich und so passiert nichts Schlimmeres. Gegen Mittag fängt es dann an zu regnen und wir drängen uns alle im zu engen Bus, Brot und Wurst und Tomaten und Käse werden von hinten nach vorn durchgereicht. Als wir dann aufbrechen wollen, kommen kleine Hagelkörner dazu u d es sind gerade noch einmal sechs Grad Temperatur. Haben wir nun alle widrigen Kombinationen von Wüstenwetter durch oder kann es noch schlimmer werden. Mit so etwas hatte niemand gerechnet und selbst unser Führer und der Fahrer sagen, dass sie ein solches Wetter noch nicht erlebt haben. Vor 15 Jahren habe ich Ende Juli die Wüste mit 55 Grad erlebt, auch nicht angenehm, ich musste damals 4 Uhr morgens losfahren, weil die Sonne so unbarmherzig brannte und ich nach 13 Uhr zu keiner Bewegung mehr fähig war, selbst nachts waren es mehr als 28 Grad. Aber damals war der Asphalt super und es scheint mir, dass seitdem hier nichts mehr am Straßenbelag gemacht wurde.

Die halbe Gruppe steigt in den Bus und die andere Hälfte kämpft weiter gegen den Wind, der jetzt wenigstens manchmal ein wenig abflaut und wir nicht mehr ganz so langsam vorankommen. Gegen 18 Uhr kommt der Bus zurück, und obwohl wir die letzten 20 Kilometer noch geschafft hätten, allerdings bis 20 Uhr, sind alle froh über die kleine Abkürzung, wenn das noch so ein paar Tage weitergeht, kann sich in Aschchabat keiner mehr bewegen und das betrifft auch unsere stärksten Fahrer, die den ganzen Tag vorne im Wind stehen und den anderen Windschatten spenden.

 

Zum Glück haben wir eine Teestube gefunden und es gibt zwei hintere Räume, die wir anmieten können. So müssen nicht alle das Zelt aufrichten und es gibt einen warmen Raum zum Teetrinken und Ausruhen. Da drinnen wieder alle wieder tausend Varianten diskutieren, wie wir nach Aschchabat kommen, gehe ich nach draußen und helfe dem Begleitteam bei der Zubereitung des Plow. Über einem großen Gaskocher wird Rindfleisch angebraten und dann kommen nach 20 Minuten viele Zwiebeln und Karotten hinzu, Wasser wird angegossen und alles köchelt eine gute Stund und duftet appetitlich. Dann wird der Reis eingebracht und die Kochflamme zurückgenommen und nach weiteren 40 Minuten ist ein leckerer Plow fertig, dazu ein Salat und alle sehen nicht mehr so verdrießlich aus und natürlich fahren wir morgen weiter, so weit wir eben kommen und zur Not überbrücken wir die letzte Etappe nach Aschchabat, aber schlechter kann das Wetter nicht mehr werden.

In der Teestube finden sich ab und zu ein paar Trucker ein und sind von Ulli begeistert, der Kontakte knüpft, um hier gebrauchte Lkw zu verkaufen. Auch ansonsten ist das Interesse an den Radlern groß und wir plaudern alle noch bis in die Nacht.

Einige Verwegene bauen draußen doch noch die Zelte auf und auch ich bevorzuge eine Nacht in der Frische, eingemummelt in meinen warmen Daunenschlafsack

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