Dienstag, 1.April, von Ozurgeti nach Kutaisi, 91 Kilometer, 586 Höhenmeter


ch bin glücklich, mich bei dem gestrigen Weinabend stark zurückgehalten zu haben, denn heute sehen einige von uns aus, wie ich am Vortage. Das Frühstück setzt in der Qualität und Menge das Abendessen fort, Würstchen, Eier, Brot und Käse, Butter, Honig und Marmelade und die leckeren Salate von gestern. Ich gehe noch mal in die Küche und bedanke mich herzlichst für Alles und lobe noch einmal besonders die Salate. Das Paar spricht hervorragend Russisch, es ist ja noch die alte Generation, erstaunlich, dass von den jungen Leuten wirklich niemand mehr die Sprache spricht. Draußen dann noch ein paar Fotos vor dem Haus und dann geht es los einem neuen, interessanten Tag entgegen. Doch noch im Städtchen eine Zwangspause, an Ullis Rad ein Platten, diesmal ein Minuspunkt für die „Unplattbarkeit“ von „Schwalbe“. Im Städtchen werden wir bestaunt und beguckt und man kann sich ganz gut verständigen. Endlich gegen 10 Uhr kommen wir aus dem Kleinstädtchen heraus, am Ortsausgang mehren sich die Ruinen wieder, früher muss hier viel mehr los gewesen sein, doch daran erinnern nur noch leerstehende Fabriken oder die Endhaltestelle für die in der ehemaligen Sowjetunion so beliebten Troleybusse. Hier ist mehr als ein Jahrzehnt kein Fahrzeug mehr gefahren. Ein Dorf weiter wieder ein ruiniertes Dorfzentrum, man kann noch gut sehen, wo das Haus der Kultur, das „Magasin“ (der Dorfladen) und die Post waren, gegenüber ein Denkmal für die während des Zweiten Weltkrieges Gefallenen der Region, viel ist nicht mehr zu erkennen, nur ein weiteres Bild eines jungen Mannes wurde hinzugefügt und eine georgische Fahne, 1993 stand darunter, ein wahrscheinlich in Afghanistan gefallener Soldat. Nur die Schule, auch ein heruntergekommener neoklassizistischer Bau, ist noch in Betrieb.

Das Wetter ist heute nicht ganz auf unserer Seite, es ist trübe und neblig und es sieht ab und zu aus, als ob es regnen möchte. Schade, denn bei Sonne hätte das Grün wieder viele Fotomotive hergegeben, so ist es nur ein Graugrün. Gegen Mittag strampeln wir einen Berg hinauf und auf der anderen Seite machen wir Picknick an einer Wassermühle. Kein historischer Bau, aber das Maismehl wird hier tatsächlich noch mit Wasserkraft gemahlen, am Häuschen plätschert ein munteres Bächlein vorbei, das Wassere aufs Mührad unter dem Häuschen bringt. Oben sitzt ein altes Mütterchen und überwacht den langsamen Vorgang. In der ganzen Zeit unseres Picknicks mahlte sie gerade einmal zwei oder drei Kilo Mehl.

Unser Picknick ist großartig, die Wurst und der Käse sind besser als in der Türkei, es gibt auch noch Bananen und Schokolade, neben den Gurken und Tomaten und der Kocher kocht fleißig heißen Tee, der bei der Kälte mehr als Willkommen ist.

Nach einem weiteren kleinen Berg geht es dann in eine Ebene hinab und auf eine größere Straße mit relativ viel Verkehr, der aber nicht aggressiv ist. An einer Tankstelle werden wir gestoppt und zu einem Tee eingeladen. Die Tankstelle wird von einem Türken betrieben, der Russisch und Deutsch spricht, wir sind schon angekündigt worden, den am Vortage sind „Marco und Polo“, die wir in Griechenland getroffen hatten hier vorbeigekommen. Vielleicht sehen wir die Beiden morgen oder übermorgen auf der Strecke nach Tiblissi.

Da wir am Morgen so getrödelt haben und noch einen weitere lange Teepause machen sind wir erst gegen halb sechs in Kutaisi, wohl ein gerade so Millionenstadt, aber hier hat sich seit dem Zerfall der Sowjetunion nicht mehr zu viel bewegt, nur wenige der ehemaligen sozialistischen Wohnblöcke haben überhaupt noch Farbe, viele Industrieruinen, eine brach liegende Oberleitung für Busse und eine herunter gekommene Hauptstrasse, mit Resten von Grünflächen erinnern an bessere Zeiten, während wir uns um die Schlaglöcher herumschlängeln. Wir übernachten in einem privaten Guesthouse mit plüschigen Zimmern und teilen die Räume mit und ohne Dusche gerecht auf. Die Dusche ist schön heiß und erfrischend nach der Kühle dieses Tages, dagegen ist die Elektrik nicht sehr stabil, das Licht flackert ständig und schon mehrfach ist das Notaggregat angesprungen. Der Elektriker kann im Moment nicht kommen, weil seine Kuh krank ist, doch es soll noch eine Lösung gefunden werden, auch dafür, dass einige Zimmer noch nicht geheizt sind.

Um 20 Uhr treffen wir uns dann zum abendlichen Essensausflug. Per Bus geht es durch die Stadt in ein mittelgroßes Restaurant, es sind relativ viele Gäste hier, Familien und kleine Gruppen von Georgiern und ein Alleinunterhalter spielt Geige mit Backroundplayback und viel Hall.

Das Essen ist ausgezeichnet, verschiedenen Schaschliks, Auberginen gefüllt mit Walnusscreme und Granatapfelkernen obenauf, Käse und Brot, einfach alles mehr als lecker, dazu natürlich wieder Wein, der Weißwein aus der Karaffe und ein hervorragender Rotwein aus der Flasche. Damit geht dann ein gelungener Tag zu Ende und zurück im Guesthouse gibt es dann sogar stabile Elekrik und warme Zimmer.

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