Freitag, 14.3. von Inegöl nach Eskishir, 109 Kilometer, 1042 Höhenmeter: „Schneesturm in Anatolien“


Die ganze Nacht hat der Wind heftig am Fenster gerüttelt und es hat satt geregnet und in den Bergen etwas in der Ferne wohl geschneit. Im Zimmer bollerte die Heizung, aber wir haben doch etwas Furcht vor dem kommenden Tag, denn draußen toben am Himmel dunkle Wolken in Rekordtempo vorbei. Ein sehr frischer Wind empfängt uns nach dem Frühstück vor der Tür und wir mummeln uns in unsere wasserdichte und regenfeste Kleidung ein. Doch Allah ist mit uns und der Wind bläst uns kräftig in den Rücken, am Anfang nieselt es ein paar Tropfen und wir kommen in Supertempo vorwärts, egal, ob es bergan oder gerade geht.

Durch ein bewaldetes Tal geht es aufwärts, ohne Probleme und ab und zu kommt durch ein Wolkenloch die Sonne hindurch. Ab und zu zeigt sich ein Berggipfel in der Ferne, natürlich schön weiß. Hier im Tal scheint es in der Nacht ein wenig geschneit zu haben, an windgeschützten Stellen liegt ein wenig Schnee. In einer kleinen Teestube an der Straße verbreitet der Ofen einer urgemütlichen Stube mit Hirschgeweihen angenehme Wärme und wir trinken ein paar Gläser heißen Tees. Dann geht es weiter und etwas später ist der Anstieg zu Ende und wir erreichen die anatolische Hochebene mit weiten Feldern und sanften unbewaldeten Hügeln rechts und links. Wir sind gute 850 Meter hoch und die Grenze zum Neuschnee liegt nur 50 oder 100 Meter Höhe. Der Rückenwind bleibt uns treu und wir kommen schnell vorwärts.

Zu den zwei Polizeifahrzeugen gesellt sich nun auch noch eine Ambulanz. Kasim, unser Fahrer, erzählt mir später, dass der Offizier der Polizei etwas beängstigt unsere Älteren beäugt hat und deshalb vorsichtshalber eine Ambulanz geordert hat. In der Türkei fährt man faktisch kein Rad und schon gar nicht zum Spaß und überhaupt nicht länger Strecken und schon ganz überhaupt nicht von Athen nach Peking und alte Leute sowieso nicht. Da ich hinterher fahre nutze ich die Gelegenheit mit einer der Schwestern in der Ambulanz zu flirten und wir wechseln viele viel sagende Blicke und ich bekomme ein nettes Lächeln zurück.

Irgendwann ist eine der dunklen Wolken ein wenig schneller als wir und es fangen weiße Flocken an zu wirbeln. Warm eingepackt genieße ich es mit den Schneeflocken, die uns nun vorwärts treiben, um die Wette zu fahren. Den letzten Teil der Strecke fahren wir dann im engen Konvoi, da der Verkehr stark zugenommen hat

So geht es dann weiter bis zum Zielort, Eskishir, von dem wir nicht viel sehen. Einmal liegt unser Hotel im Unicampus und zum zweiten ist das Wetter auch nicht so, dass es noch zu einer spontanen Stadtrundfahrt einlädt. Als wir die letzten Meter zum Hotel hinauffahren setzt wieder stärkerer Schneeregen ein und so widmen wir und bis zum Abendessen angenehmeren Dingen als dem Wetter draußen. Ich bearbeite meine Bilder und versende ein paar Mails und so vergeht die Zeit bis zum Abendbrot sehr schnell. Mit unserem Bus fahren wir dann noch einmal in die Stadt, in ein sehr angenehmes Restaurant, eigentlich ohne Alkoholausschank, aber da wir besondere Gäste sind werden ein paar Biere herangeschafft. Das Essen ist reichlich und gut, es gibt diverse leckere Suppen, Grillteller und türkische Pizza, alles frisch vom Grill oder aus dem Ofen und mit vollem Magen ist der gute Vorsatz, noch ein bisschen Büroarbeit zu erledigen rasch dahin und ich falle wohlgesättigt in mein zu weiches Bettchen.

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