Donnerstag, 6.3. von Stavropolis über Xanthi und Port Lagos nach Komotino, 110 km, 718 Höhenmeter


Der Tag beginnt gut mit Kaffee und frischem Brot und der hausgemachten Craneberry Marmelade, die Beeren dazu hat die Familie selbst in den Ausläufern der Rhodopen gesammelt. Nebenbei schicke ich noch ein paar Dateien für meinen Blog nach Berlin, was bei dem langsamen Modemanschluss eine Weile dauert. Der Himmel draußen sieht noch etwas unentschlossen aus, weiß noch nicht, ob er uns mit Wasser zuschütten soll oder nicht. Gegen 8.30 Uhr kommen wir dann los, nachdem Helma noch einmal nachdrücklich darum gebeten hat, die schwächeren Fahrer nicht einfach hinten hängen zu lassen, vor allem wenn es ums Spenden von Windschatten geht. Alle geloben Besserung, doch erst einmal geht es den Berg hinauf, was uns in der morgendlichen Frische nicht ungelegen kommt. Inzwischen werden die Wolken immer finsterer und erst fängt es an zu tröpfeln und dann zu gießen. Obwohl die Regenwarnung schon den zweiten Tag über uns hing haben ein paar Leute ihre Regensachen noch auf dem Fahrzeug, aber das ist natürlich längst weg.

Ich genieße das Geräusch der Regentropfen auf meiner Mütze und habe mich schön warm eingepackt, die kleinen noch kommenden Steigungen zuckele ich gemütlichst nach oben, um nicht zu schwitzen und meine Regenausrüstung besteht ihre erste Probe. Nachdem wir dann eine Stunde später in Xanthi einrollen ist auch der Regen vorbei und es klart etwas auf. Wieder erfolgt eine große Orgie des Umziehens, wozu wir mehr als eine halbe Stunde brauchen. Wenigstens hatte es etwas witziges, denn in dem Augenblick, als Yorgos sich seiner Regenhose entledigt, hält direkt vor ihm ein Reisebus mit einer Mädchengruppe, die aus dem Bus herausstolpernd als erstes den halbnackten griechischen Helden bewundern dürfen.

Mit ein paar Stücken Schokolade gestärkt geht es dann aus der Stadt hinaus und die Landschaft wird sehr flach und eben. Alle fahren dicht beieinander, nicht zu langsam, nicht zu schnell, und wir kommen trotz des leichten Kantenwindes gut voran. Noch bevor wir über die nächste Düne sehen können riechen wir schon das Meer, dieser angenehme Geruch nach Sal und Muscheln und dann radeln wir ein paar Kilometer direkt an der Küste entlang. Schade, dass wir kurz nach dem Regenguss beschlossen hatten, heute kein Picknick zu machen, sondern in eine Taverne einzukehren, denn hier am Strand zeigt sich sogar ein wenig die Sonne und es wäre ein wunderbarer Rastplatz gewesen. Aus Yorgos etwa 20 Kilometern bis zum Mittagessen werden dann wieder einmal 35 Kilometer und die Bezeichnung „griechischer Kilometer“ oder „griechische Höhenmeter“ unser running Gag für ungenaue Angaben, die wir inzwischen auch nicht mehr so ernst nehmen.

Doch gegen 14 Uhr ziehen wir dann in einer netten Taverne ein, auf meine Bitte vom Vortage hin, hatte Yorgos eine Dorade oder auch Goldbrasse für jeden geordert, die hervorragend gegrillt ist und wunderbar schmeckt. Gut gefüllt steigen wir eine gute Stunde später wieder aufs Rad, um die letzten 35 Kilometer (griechische Kilometer?) hinter uns zu bringen, aber der Wind hat noch einmal aufgefrischt und so wird es jetzt für einige richtig anstrengend gegen den Wind zu steigen. Wenigstens gibt es auf der kleinen Straße kaum Verkehr, doch trotzdem kommen wir erst kurz vor 18 Uhr in Komotini an und einige sind recht geschafft, vor allem von dem windigen letzten Drittel des Tages. Mit dem Wetter hatten wir Glück, denn der morgendliche Regenschauer, der zwar heftig war, dauerte nicht länger als eine Stunde und so wollen wir diesen Tag nicht als Regentag werten.

Im Hotel soll es sogar Internet geben, aber nur einen Augenblick nachdem die letzten unserer Gruppe ihr Zimmer betreten haben fällt im gesamten Hotel der Strom aus und soll erst nach einer Stunde (giechische Stunde) wiederkommen, doch glücklicherweise funktioniert wenigstens die warme Dusche.

19.30 Uhr hat sich noch nichts getan, wenigstens funktioniert die Bar im Hotel mit Kerzenbetrieb, der Barkeeper versteht einigermaßen Englisch, nur meine Frage nach einem Freibier auf Kosten des Hauses, sozusagen als Kompensation, das wollte er wohl auch nicht verstehen. Nicht nur im Hotel liegt das Stromnetz flach, auch in der Straße und der ganzen Stadt. Schuld daran ist ein Streik der Elektrizitätswerke. Etwas nach halb neun ist es dann geschafft, kurz flackern die Lichter, dann ist es wieder hell und ein „Aaaaahhhhh“ geht durch den Raum und um neun Uhr sitzen wir dann bei einem leichten Abendessen bestehend aus einem Salat und einem Nudelauflauf, genau die richtige Menge für die späte Stunde.

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