17.Februar 2008, im roten Reisebus vor Ankona, Italien


Es hat begonnen, zumindest fast. Zwar sitze ich noch nicht auf dem Fahrrad, aber zumindest im Reisebus und der ist auch nicht mehr Deutschland, sondern in Italien, 150 Kilometer vor Ankona, wo wir in zwei Stunden auf die Fähre nach Griechenland steigen.

Die eigentliche Erlösung vom Stress der letzten Wochen passierte gestern Mittag, als ich ins Taxi zum Bahnhof stieg; Wohnung geputzt und an die Untermieter übergeben, Koffer gepackt, zwar nicht ordentlich, aber hoffentlich alles drin, Steuererklärung abgegeben, Nachsendung der Post geregelt, Finanzen……

Halb drei fährt dann der Zug in Berlin ab und es geht in Richtung Freiburg. In Spandau steigt Dieter dazu, mein ältester Mitreisender dazu und wir tauschen die letzten Neuigkeiten aus und dann kann ich endlich die Augen für zwei Stunden schließen.

Großer Rummel noch einmal im vietnamesischen Chinarestaurant in Freiburg. Inzwischen sind zehn Teilnehmer anwesend, dazu Familien und Presse. Es wird gut getrunken und gegessen, Fotos vor dem Bus gemacht noch einmal ein paar Gepäckstücke im großen roten Bus umsortiert und dann rollt auch der Bus, erst einmal bis Basel, wo dann noch drei Teilnehmer zusteigen.

Meine Flasche Holunderschnaps macht die Runde und dann macht sich Schläfrigkeit breit und jetzt am nächsten Morgen sind wir schon in Italien, wo selbst an der Tankstelle der Kaffee noch nach Kaffee schmeckt und der Orangensaft frisch gepresst wird.

Vor dem Busfenster scheint die Sonne und grüne Landschaft fliegt vorbei, kleine Gehöfte, Obstplantagen, kleine mit Pinien bestandene Hügel. Diese verlocken dazu sofort aufs Rad zu steigen, aber die stehen noch sorgfältig verpackt hinten im Bus und werden dort auch noch eine Nacht bleiben.

Hinten an den Tischen im Bus versammelt sich eine gesellige Runde und da werde ich mich jetzt einmal hinzu begeben, bis wir in Ankona ankommen.

Ankona ist ein kleines verschlafenes Städtchen an der Adria, die wunderbar blau in der Wintersonne strahlt. Es sind sechs Grad und in der Sonne ist es sehr angenehm und es sieht so gar nicht nach Schnee und starkem Wind aus, der uns in Athen erwarten soll. Wir entschließen uns, in der Zeit, die wir noch auf die Fähre warten müssen einen kleinen Stadtbummel zu machen. Menschen gibt es kaum auf den Straßen, aber es ist ja auch Sonntagmorgen zehn Uhr und die Italiener sind ja eher keine Frühaufsteher.

Auf dem Hügel über der Stadt thront eine byzantinische Kirche, zu der wir wollen. Rechts scheint uns ein verträumtes Gässchen wie eine Abkürzung, die dann wieder nach links abbiegt, schmaler wird und wieder nach rechts führt und noch schmaler wird. Volker will schon umkehren, doch unsere Neugier siegt, noch ein paar Mal geht es nach links und rechts, wird finsterer und wir erwarten gleich ein totes Ende, dann eine Treppe nach oben und ein Holztor, durch das wir auf den Markt und die Kirche blicken können, doch die Tür ist zu und wir gucken verdutzt durch ein Loch nach draußen. Auf der anderen Seite stand plötzlich Wolfgang, der einen anderen Weg gegangen war und guckt verdutzt durch die Löcher in der Tür nach innen. Ein gemeinsamer Ruck und das Tor ist offen, es hat nur geklemmt und wir stehen endlich vor der Kirche und wenig später in dem hohen Gewölbe, mit Marienstatue und klassischen Gemälden der Kreuzigung Christi.

Vom Hügel hat man einen tollen Blick über die Stadt und die Bucht. Kleine Häuserzeilen schmiegen sich aneinander und bilden kleine verwinkelte Gässchen, wo die Wäsche aus den Fenstern hängt. Wir schlendern zurück zum Bootsanleger und trinken noch einen Cappuccino, der von einer chinesischen Bedienung serviert wird und schon hängen alle Gedanken wieder an der Seidenstraße und den Landschaften und Abenteuern, die uns erwarten. Doch erst einmal biegt die Fähre in den Hafen ein, die uns nach Patras bringen soll.

Der Bus verschwindet auf den Parkdecks und wir checken in unsere Kajüten ein, ich teile mir ein Zimmer mit Volker, es ist verdammt eng, fast wie in einem Eisenbahnabteil und zu viert tritt man sich dann gut auf die Füße. Ich glaube, dass ist der größte Kahn, auf dem ich je gewesen bin und die langen Flure sind beeindruckend. Das Restaurant ist leer, der Wein gut und das Essen ist ok, aber nicht überwältigend, aber nach Salat und Lamm zumindest sehr reichlich und mich stört dann nicht einmal Volkers Schnarchen, um einschlafen zu können.

Die Besatzung des Schiffes hat von unserem Plan gehört und so werden wir auf einen Willkommensdrink in die Bar eingeladen. Vorher besichtigen wir noch, vom Kapitän eingeladen, die Brücke und stehen staunend vor Radarschirmen hebeln und Knöpfchen und werden dezent abgemahnt, auch nichts anzufassen. Möchte gerne wissen, wofür der große rote Knopf in der Mitte ist, traue mich aber nicht zu fragen.

Einen Kommentar schreiben