Archiv: 2011 Transeurasien

17. Tag: Montag der 2. Mai 2011

Montag, den 2. Mai 2011

Gemütliche Kleinstadt

Ruhetag in Kaunas mit Stadtspaziergang

Obwohl unser Hotel 4 Sterne hat ist das Frühstück nicht grandios, die lediglich eine Dame für Service und Küche ist gnadenlos überlastet und das im Reiseführer so hoch gelobte litauische Brot weiterhin trocken. Wir werden trotzdem satt und nachdem Karin unsere Verletzten und Verwundeten behandelt hat ziehen wir los.

Karin ist wirklich ein Glücksfall für uns, obwohl sie ja ihre Praxis für den Urlaub verlassen hat, kümmerte sie sich um Jackies Knie und Achillessehne und meine Blockierung des rechten Arms wollen wir bis Riga auch wieder im Griff haben. Dazu hat sie uns schon mit Akkupunkturnadeln gespickt und abends gibt es eine kurze Massagebehandlung.

Draußen ist es heute richtig kalt, vielleicht fünf oder sechs grad und die Sonne will auch nicht so richtig aus den Wolken herauskommen. Trotzdem ist die Stadt an der Memel recht beschaulich anzusehen. In der barocken Peter und Paul Kirche bekommen wir das Stauen, wirklich ein prächtiges Bauwerk von der Innengestaltung, welches man von Außen leicht unterschätzt. Leider haben die Museen alle zu, es ist eben Montag und das „Teufelsmuseum“ hätte uns schon wirklich interessiert. An der Landzunge, hinter der die Memel, hier auch Nemunas und Neris zusammenfließen ist ein schöner grüner Park. Die wilden Kirschen blühen und für ein paar Minuten kommt auch die Sonne heraus und es ist nicht mehr ganz so frostig kalt.

Wir pilgern eine große Runde durch die Stadt, die gegen Mittag zum Leben erwacht und zahlreiche Touristen ziehen mit uns durch die Straßen. Vieles ist noch in Renovierung oder sozialistisch heruntergekommen, aber einige Straßenzüge sind schon renoviert und warten mit kleine Cafes, Boutiquen, Kunstgewebeläden und Restaurants auf Besucher.

Unseren gemeinsamen Rundgang schließen wir in einem netten Cafe ab und dann ziehen die meisten auf ein Schäferstündchen zurück ins Hotel.

Ich drehe am Nachmittag noch eine kleine Runde und mache es mir dann gemütlich am Computer, denn die Leser zu Hause wollen ja auch wissen, wie es uns geht. Am Abend wollen wir uns dann zum Abendessen wieder treffen, aber davon berichte ich dann morgen weiter.

16. Tag: Sonntag der 1. Mai 2011

Sonntag, den 1. Mai 2011

Regenmarathon nach Kaunas

143 Kilometer von Vilnius nach Kaunas, 713 hm über kleine Straßen und 32 km Piste und Waldweg, kalt bei 10 Grad und ab späten Vormittag Regen

Kein Wölkchen trübt den Himmel am Morgen und kein Wind. Es ist Sonntag und dazu noch Feiertag und auf den Straßen so gut wie keine Menschenseele und auch kein Verkehr. deshalb blasen wir auch gleich einmal 30 Kilometer ohne zu stoppen auf der Hauptstraße nach Trakai zurück und biegen dann auf eine kleine Nebenstraße. Hier ziehen dann langsam dunkle Wolken auf und verdichten sich. Diesmal sind wir vorsichtiger und hüllen uns gerade rechtzeitig in die Regenklamotten, bevor es dann erst langsam tröpfelt, dann richtig regnet und zwischendrinnen kommen auch ein paar kleine Hagelkörner mit runter. Dann beginnt auch wieder die Piste mit üblem Wellblech und Schotter und wir holpern im Regen vor uns hin. Ich bin froh meinen MP 3 Player dabei zu haben, im Gore-Tex ist es gemütlich warm und die Akustik unter der Kapuze ist noch besser. So ziehen wir dann dahin über die litauischen Hügel zwischen den kleinen Dörfern mit ihren gelben Häusern. In manchen Dörfern ist es wie im Freilichtmuseum, die Bauern kommen mit Pferd und Wagen in die Kirche, zumindest steht vor der Kirche ein angespannter Wagen, die meisten fahren dann aber doch mit dem Auto, beliebt sind VW und BMW und nur vereinzelt noch ein alter Lada oder ein Lada Niva.

Gegen Mittag machen wir den Fehler einer zu langen Pause und kühlen dabei ordentlich aus. Dagegen hilft dann nur eine kleine Flasche Wodka, zumal es heute auch Karins 1000sten Kilometer zu feiern gibt und sich wieder aufs rad zu schwingen. Der Asphalt hält nicht lange und dann geht es wieder auf die Holperpiste und es dauert zwei oder drei Hügel bis wir wieder einigermaßen warm sind.

Gegen halb fünf sind wir in Rumsiskes im Freilichtmuseum. Die Anlage ist riesig, der Rundweg führt über 7 km durch kleine Museumsdörfer und ein winziges Städtchen und alles ist recht interessant. Wir gucken uns einige Häuschen an, innen sieht es recht gemütlich aus, während wir langsam wieder abkühlen und so macht die eigentlich beeindruckende Anlage doch keinen Megaspaß. Am Ausgang treffen wir dann auch Fahrer und Auto wieder und ich kann die Tendenz aufs Auto umzusteigen aber noch abbiegen und so machen wir uns dann auf die letzten 30 Kilometer nach Kaunas. Die Straße wird immer kleiner und dann stehen wir vor einem winzigen Feldweg, auch die „Lokals“ sind nicht sehr hilfreich, aber dann steht dort die Polizei. Die zeigen uns auch nur den Weg in den Wald, kommen aber noch vier oder fünf Kilometer mit ihrem Jeep mit uns mit, denn es gibt zwei Gabelungen, an denen ich garantiert in die andere Richtung abgebogen wäre. Wir danken für die Hilfe und erfahren, dass wir schon die zweite Gruppe sind, die sich hier durch den Kiefern- und Birkenwald schlägt.

Der Waldweg ist zwar ab und zu etwas sandig, aber es gibt keine Wellblechpiste und es lässt sich auch ganz angenehm fahren, zumal es kaum noch nieselt.

Die Einfahrt nach Kaunas zieht sich, es kommt ein Vorort nach dem anderen, viele spätsozialistische Siedlungen, die bei dem trüben Wetter noch trüber aussehen. Die Stadt ist sehr weitläufig und es gibt zwischen den Plattenbauten viel Grün. Nach fetten 143 Kilometern sind wir endlich am Hotel, mitten in der Altstadt. Wir werfen nur schnell das Gepäck ab und stürzen hungrig ins Zentrum. nach zwei Versuchen in Lokalen, in denen die Karte nur Snacks anzubieten hat, landen wir dann beim Chinesen, es ist nicht der schlechteste Chinese außerhalb Chinas und wir haben sowieso großen Hunger. Danach sind nur noch der Heimweg und eine lange warme Dusche angesagt und morgen ist Ruhetag und das heißt Ausschlafen.

15. Tag: Sonntag, der 30. April 2011

Samstag, den 30. April 2011

Multi-Kulti zwischen Kirchtürmen

Ruhetag in Vilnius mit langem Stadtspaziergang

Den Bier schock habe ich leidlich überstande, leider ist Litauen ein miserables Kaffeeland, ebenso wie Polen, überall nur „Schwerterkaffee“. Vielleicht bin ich aber auch nur durch Vietnam verwöhnt, wo man den Löffen regelrecht in das muntermachende Schwarzgetränk stecken konnte.

Gintas ist auch pünktlich im Hotel, gestern Abend hatte sich ja unser Treffen etwas verzögert, natürlich wegen Kommunikationschwierigkeiten, in meiner Mail an Sigitas hatte ich das „Comfort“ Hotel erwähnt, am Telefon dann nur beiläufig gesagt, dass wir jetzt im „Panorama“ sind, ob er wisse wo das ist. Und natürlich wartete Sigitas dann im „Comfort“ und wir im „Panorama“. Ja, die Sprache ist eben das Grundübel aller Kommunikationsstörungen.

Das Wetter ist heute wieder mehr als angenehm, zwar morgens noch ein wenig frisch, aber als wir durch die alten Straßen und gassen ziehen wird es schon wärmer. Zentrales Element sind immer wieder die Kirchen, von denen wirklich an jeder Ecke eine steht. Über 50 solles im engeren Stadtgebiet geben und man sagt, es gebe in Vilnius keinen Platz, von dem man nicht mindestens vier Kirchen sehen kann.

Interessant ist auch der Stadtteil „Uzupis“, der Prenzlauer berg von Vilnius, oder wenigstens das was der Prenzlauer berg für Berlin einmal war. In dem ehemaligen jüdischen Stadtteil haben sich nach dem Holocaust vor allem Obdachlose, Kriminelle und Prostituierte hier niedergelassen. Die Gebäude und Straßen waren ordentlich verwahrlost. In den 90er Jahren wurde es dann aber zu einer Künstlerkolonie. Als eine Kunstaaktion wurde dann die „Unabhängige Republik Uzupis“ gegeründert mit Regierung, Präsident und 12-Mann-Armee, letztere wurde aber wegen fehlenden feindes wieder aufgelöst. Interessant bis witzig sind die Verfassungsparagraphen der Republik. Ich nenne nur ein paar Beispiele:

  • Jeder Mensch hat das Recht, beim Fluss Vilnia zu leben, und der Fluss Vilnia hat das Recht, an jedem vorbei zu fließen.

  • Jeder Mensch hat das Recht auf heißes Wasser, Heizung im Winter und ein gedecktes Dach.

  • Jeder Mensch hat das Recht zu sterben, aber das ist keine Pflicht.

  • Jeder Mensch hat das Recht, Fehler zu machen.
  • Jeder Mensch hat das Recht auf Zweifel, aber das ist keine Pflicht.

  • Jeder Mensch hat das Recht, glücklich zu sein.

  • Jeder Mensch hat das Recht, unglücklich zu sein.
  • Jeder Mensch hat das Recht faul zu sein oder einfach nichts zu tun

Genügend philosophisches Potential, um bei süffigem litauischen Bier lange Abende lang zu dikutieren.

Hinter dem Viertel liegen dann wieder Kirchen und der Gediminas, ein nach dem bekanntesten König des Landes benannter Berg, auf dem sich die ruine der Festung befindet umd man eine grandiose Sicht über die Stadt hat.

Hier habe ich zum letzten und zum ersten Male so ziemlich geanu vor 19 Jahren gesessen, auf meier ersten richtg großen Radtour und auch damals war ich auf dem Weg nach China. Der Blick vom gedeminas auf die Altstadt ist eine der wenigen konkreten Erinnerungen, die noch nicht verblasst sind, damals war es allerdings kühler und regnete ein wenig. Von oben habe ich damals versucht, die Kirchtürme zu zählen und bin auf über 20 gekommen. Wir genießen heute hier wieder den Blick, die warme Sonne und das Spiel der Wolken und trennen uns dann für den Rest des Tages. Zuvor verabschieden wir uns mit einem Lied von Gintas und ich freue mich auf die nächste Begegnung. Die litauischen Radler um Sigitas wollen auch von China nach London radeln, zwar auf einem anderen Weg, aber spätestens kurz vor London sollte sich eine begenung nicht mehr vermeiden lassen.

Einige wollen noch den Hügel mit den drei Kreuzen besteigen, mich zieht es noch in die eine oder andere Kirche und in die vielen interessanten Galerien im Zentrum. Beeindruckend ist eine kleine ethnogaphische Fotosammlung, gut 100 Jahre alte Fotos, sehr systematisch angelegt, Familien vor ihren Häusern und bei der Arbeit. Oftmals mehrere Aufnahmen mit der gleichen Person in verschiedenen Positionen. Die Sammlung ist eine kleine Rarität und gibt gute Einblicke in das bäuerliche und ländliche Leben. Die gute Qualität der Aufnahmen lässt mich oft ganz nahe herantreten und die Gesichter studieren, dabei versuche ich die Charaktäre zu ordenen, wer hat Durchsetzungsvermögen, wer ist der Komiker, wer trinkt gerne viel Wodka…..

Den Rest des Tages gehe ich ruhig an, ein kleines Schläfchen, Wäsche waschen und Internet und ein kleines Abendessen, noch einmal Rote Beete Suppe und gesalzener Hering, zum Nachtisch einen Zitronen-Käsekuchen, lecker und eine gute Basis für einen langen Tag morgen.

14. Tag: Freitag, der 19.April 2011

Freitag, den 29. April 2011

Aprilwetter vor Vilnius

46 km von Margis über Trakai nach Vilnius, 240 hm bei Sonnenschein, Regem, Hagel und Gewitter zwischen 15 und 24 Grad

Der Morgen glänzt wie der gestrige Abend und wir können uns Zeit lassen und das dicke Buffet genießen. Wir verlassen dann wieder alle mit dicken Taschen den Saal und haben für unseren mittäglichen Picknick-Imbiss vorgesorgt.

Zur Hauptstraße haben wir heute keine Alternativen, aber wir sind auch nach 10 Kilometern in Trakai, der ersten litauischen Hauptstadt, bevor der Sitz nach Vilnius oder zeitweise nach Kaunas verlegt wurde. Trakai ist ein kleines Städtchen und traumhaft schön fast ein große Museumsdorf. In den Straßen stehen alte Holzhäuser, alle pastellfarben angemalt und das litauische Gelb darf natürlich auch nicht fehlen.

Auf einer Insel gelegen befindet sich die alte Wasserburg, in der der litauische König residierte. Es ist eine richtige Ritterburg, wie man sie sich vorstellt, hohe dicke mauern, kleiner Innenhof, Türme und Verließe, ein Rittersaal und ein Schatzkammer und an den Mauern Schießscharten, um den Angreifern das Angreifen schwer zu machen. Die Anlage soll zwar häufig belagert, aber niemals eingenommen worden sein, was allein beim Anblick schon gut vorstellbar ist.

Mich beeindruckt vor allen, dass es hier in mittelalterlichen Zeiten schon ein Luftheizungssystem gab, mit dem es in der Burg behaglich warm wurde, war ich doch noch vor vier Wochen im Schloss von Bamberg und durfte dort lernen, dass die Blaublüter dort, trotz der Kanonenöfen hier noch bis ins 18 Jahrhundert hinein noch mächtig gefroren haben; die adligen Hütten ließen sich höchstens auf 14 oder 15 grad im Winter beheizen.

Was ich bisher vergessen habe zu schreiben ist, dass wir eine sehr sangesfreudige Gruppe sind, das geht vor allem auf Gerhard und Miriam zurück. Gerhard zückt zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit die Mundorgel, also sein kleines Gesangsbuch, von denen er drei Exemplare dabei hat, und dann schmettern wir Wohlklang in die litauische Landschaft. Heute verbrüdert sich Gerhard mit dem Musikanten vor der Wasserburg und versucht das Budget der Gruppenkasse etwas aufzubessern.

Von Trakai starten wir dann nach Vilnius, der Hauptstadt Litauens und unserem Ruhetag entgegen, wir haben zwar eine Nebenstraße ausgewählt, aber auch hier rollt dichter Verkehr, außerdem zieht eine Gewitterwolke heran, es sieht nach einem kurzen Guss aus und so versuchen wir anfangs den Regen zu ignorieren, aber der Himmel verdunkelt sich weiter und das Wetter entscheidet sich für weitere Regengüsse. Dann wird es sogar richtig heftig, denn es hagelt richtig dicke Hagelkörner , doch wir haben Glück und müssen nur vier oder fünf Minuten durch das Geprassel, dann erreichen wir eine Tankstelle, wo wir das ende des Hagels abwarten.

Leider hört es aber nicht auf zu regnen und so entschließen wir uns weiter zu fahren. leider geht es jetzt nur noch auf der Stadtautobahn in die Stadt und überall gibt es riesige Pfützen und so werden wir jetzt von den vorbeirauschenden LKW auch noch ordentlich seitlich mit dreckigem Wasser besprüht.

Unser Hotel finden wir recht schnell, es heißt „Panorama“ und trägt seinen Namen zu Recht. Man hat einen wunderbaren Blick über die gesamte Altstadt mit ihren über 50 Kirchen und Domen und inzwischen gibt es auch eine kleine Skyline. Am frühen Abend ziehen wir noch einmal los zu einem kleinen Stadtbummel und besichtigen eine katholische und eine russisch-othodoxe Kirche. Der König von Litauen hat im Mittelalter nicht nur Baumeister aus aller Welt, also damals Italien, holen lassen, sondern auch Handwerker anderer Gilden angelockt und Religionfreiheit zugesichert und so gibt es hier katholische, evangelische, russisch-othodoxe Kirche und natürlich auch Synagogen und eine Moschee. Die Altstadt wurde von der UNESCO dem Welkulturerbe zugeordnet und weite Teile sind schon sehr schön saniert. Mir gefallen aber trotzdem die abgewohnten Hinterhöfe und nicht durchgestylten Nebenstraßen besser.

Nach zwei Stunden enden wir in einem traditionellen Pfannkuchenladen und neben leckeren Pfannkuchen bekommen wir hier auch lecker Suppen, ich nehem eine Gemüsesuppe auf Milchbasis, leicht gesalzen, ansonsten wenig gewürzt, aber durch das Gemüse sehr schmackhaft. Auch die kalte Rote Beete Suppe ist grandios und rech einfach herzustellen, zur Not tut es Rote Beete aus dem Glas in feinen Würfeln, dazu saure Sahne und Sahne zum verflüssigen, gewürzt wird mit Salz und wenig Pfeffer, wichtig ist als Einlage noch ein gewürfeltes gekochtes Ei und frische Kräuter und das heißt vor allem Dill und Schnittlauch ist auch möglich dazu. Ich würde zu hause vielleicht noch kleine Würfel einer filetierten Gurke dazu tun. das ganze heißt „Saltibarsci“ und falls ich wirklich mal ein Restaurant aufmachen sollte, kommt das zeug ab und zu mit auf die Karte.

Am Abend treffen wir uns noch mit Sigitas, Physikprofessoer und Gintas. Beide kenne ich, wie Monika von der Athen-Beijing Tour. Sigitas war der Chef und Organisator der „Litauisch-Polnischen Alkoholikergruppe“, wie wir sie immer genannt haben, umgekehrt waren wir immer die „5-Sterne-Radler“. Auf alle Fälle landen wir am Abend dann noch alle in einer netten Eckkneipe, erzählen über unsere Tour, schwärmen von den guten alten Zeiten und schmieden neue Pläne bis uns der Wirt rausschmeißt und die Straßen schon leicht wackelig unter meinen Füßen wird. Aber zum Hotel und dem superweichen Bett ist es nicht weit und morgen können wir ausschlafen und Gintas kommt erst um 10 Uhr vorbei, um uns ein wenig durch die Stadt zu führen.

13. Tag: Donnerstag, der 28. April 2011

Donnerstag, den 28. April 2011

Einmal durch den Wald und über die Wiese

137 km von Druskininkai nach Margis bei Trakai, Hauptstraße, Nebenstraße und Feldwege, 380 hm bei meistens Sonne bis 23 Grad und 34 Regentropfen

Manchmal sind die tage voll gestopft mit Ereignissen und anderen Tagen ließe sich der Tag damit zusammenfassen, einmal quer durch den Wals und über ein paar Wiesen gefahren zu sein.

Vor allem am Morgen sind dir auf der großen Straße unterwegs. Glücklicherweise ist der verkehr nicht sehr dicht, denn die Fahrer kennen kaum Gnade mit Radlern. Es wir ziemlich schnell gefahren und recht eng überholt in Litauen und vor allem bei großen Transportern mit Anhänger kommt man im Luftsog etwas ins Schlenkern. Also muss man peinlichst darauf bedacht sein, seine Spur ganz rechts zu halten. Aber wir sind nicht die einzigen Outsider auf dem Highway, heute kommt uns das erste Pferdegespann entgegen, der Kutscher hat eine rote nase und für den späten Vormittag schon mächtig einen sitzen. Er brabbelt ein Gewirr aus Litauisch mit russischen und englischen Wortfetzen, wie auch immer freute er ich wie ein kleiner Schneekönig und Barbara wurde ordentlich umarmt und mit Handküssen bis zum Ellenbogen bedeckt, als sie erzählt, dass wir aus Deutschland kommen. Dann wird aber das Pferd unruhig und biegt samt dem noch einmal winkenden Besitzer in den Wald ab und denkt wohl: „Immer dieser Stress mit meinem Alten, wenn er was getrunken hat; ich will jetzt endlich nach Hause!“

Dann sind wir endlich wieder auf kleiner Straße und es wird ruhiger. Den ganzen Vormittag ging es einfach nur durch dichten Kiefernwald, ansonsten nichts anderes, nicht einmal eine Siedlung, das wird erst jetzt auf der Nebenstraße anders. Es gibt immer noch viel Wald, aber dann kommen auch wieder die schönen freien Flächen mit den bunt verstreuten Häusern. Hier und da leuchten die Holzhütten wieder in Gelb, die zweitliebste Farbe der Litauer schein Grün zu sein. In manchen kleinen Dörfern scheint sich in den letzten hundert Jahren nichts geändert zu haben, es sieht manchmal wie in einem Museumsdorf aus. Vereinzelt sieht man dann aber einen Traktor übers Feld fahren, mit dem Pflug oder der Egge hinten dran. Über andere Felder stiefeln ein paar Bauern in Gummistiefeln und düngen per Hand.

Da einige Straßen, die ich heute nehmen wollte nicht asphaltiert waren kommen mehr Kilometer zusammen als gedacht und am späten Nachmittag müssen wir dann doch noch über den Schotterweg. Es ist nicht ganz so staubig und sandig wie gestern, aber trotzdem recht anstrengend auf der Wellblechpiste. Auch stauben uns nicht ganz so viele Fahrzeuge zu. Nach 10 Kilometern durch den Staub eine kleine Verschnaufpause in einem größeren Dorf, wir tanken nach 115 Kilometern noch einmal Kraft mit Bananen und Schokolade, dann geht es weiter auf der Piste. Allerdings führen die kleinsten Straßen immer durch die schönste Landschaft und man kann sich gar nicht satt gucken, vor allem jetzt am Abend, wenn die Sonne tief steht und alles in warme Farben taucht.

Unser Hotel heute liegt dann am See und ist mehr als luxuriös, riesige Zimmer und ein riesiges Bad und ein riesiges Bett und essen gibt es gleich unten im Lokal, während draußen die Sonne im See verschwindet.