Archiv: 2010 Hallo, Vietnam!

10. Tag in Hanoi

Dienstag, den 4. Mai 2010

Neue Klasse-neues Glück

Zehn anstrengende Tage sind wir nun in Hanoi, wir haben eine Wohnung und einen Kindergarten gefunden, sind notdürftig auf Leben eingerichtet und nun geht es los.

Unsere Kindergärtnerin Phuong holt Peter am Morgen ab. Peter ist ein wenig traurig, aber die Fahrt auf dem Moped lockt und so komme auch ich pünktlich los.

Zum Goethe Institut brauche ich gerade einmal sieben Minuten, ich ziehe noch ein paar kopien und dann stehe ich in meiner neuen Klasse. Ein gutes Jahr habe ich keinen Unterricht mehr gemacht und so bin ich mindestens ebenso aufgeregt, wie meine Schüler. „Studio D“ heißt unser Buch, aber damit beginnen wir erst nächste Woche, in den ersten Tagen geht es durch den Vorkurs.

Vor mir sitzen 17 Studenten, die in sechs Monaten nach Deutschland zum Studium wollen und bis dahin müssen sie die Sprache einigermaßen gelernt haben. Sie sind alle zwischen 18 und 23 Jahren alt und einige haben hier schon in Vietnam studiert und die Hälfte der klasse verfügt über ein paar Vorkenntnisse der deutschen Sprache.

Bis 12.30 Uhr geht es dann durchs deutsche Alphabet und durch ein paar Dialoge, dann stapfe ich erleichtert aus meinem Unterricht, alles hat gut geklappt, die Klasse ist motiviert und ich bin es auch.

Mit dem Rad geht es zum Kindergarten. Peter hatte heute noch Rundumversorgung und sieht ganz glücklich aus. Am Anfang gab es noch ein paar Tränen, aber die drei Stunden in Englisch am Vormittag haben ihm Spaß gemacht, morgen will er auch wieder her und das beruhigt mich.

Zu zweit reiten wir wieder zum Goethe Institut, hier brauche ich jetzt Zeit zum Vorbereiten des nächsten Tages. Peti ist zuerst mit den Goldfischen im teich vor dem haus beschäftigt und dann sieht er ein paar Cartoons auf U-Tube. Zumindest komme ich dazu, meine Arbeitsblätter zu erstellen und zu kopieren, alles andere muss ich dann heute Abend noch machen.

Heute kochen wir das erste mal, gebratene Nudeln mit Rindleisch und Gemüse und als nachtisch Joghurt für den Kurzen.

9. Tag in Hanoi

Dienstag, den 4. Mai 2010

Heute erobern wir unsere Umgebung. In unserer kleinen gasse gibt es ein winziges Reisebüro, dann gibt es noch zwei Friseure und einen Elektromechaniker. In diesen Häusern dient dann die untere Etage als Geschäftsraum und geschlafen wird oben. In die anderen Wohnungen kann man dann auch schön hinein sehen. Unten befindet sich das Wohnzimmer oder besser der Gemeinschaftsraum. Hier spielt sich dann das ganze Leben ab und am Abend werden Schüsseln auf den Boden gestellt und dort wird gegessen. In den Wohnungen ist es recht sauber, an der Tür werden grundsätzlich die Schuhe gewechselt und auch wir kaufen uns heute Badelatschen und führen diese regelung ein. Oben in den Etagen befindet sich dann ein Schlafzimmer für die Familie, die Großeltern nächtigen meist in dem Gemeinschaftsraum, indem einfach abends Schlafmatten ausgerollt werden.

An der Hauptstraße vorne gibt es Laden an Laden. Zuerst kommen einige Läden mit Klamotten, dann Elektowaren, dann ein kleiner Supermarkt. Hier gibt es Joghurt, Dauerwurst und kaltes Bier, sowie den berühmten „La vache qui rit“ Käse. Dieses Produkt markiert bis heute noch sehr genau die französischen Kolonialgebiete. Natürlich gibt es noch mindestens drei Läden mit Handys, die Vietnamesen sind ebenso verrückte Mobiltelfonierer wie die Chinesen. An der nächsten Kreuzung gibt es eine kleine Marktstraße. Auf der Ecke gibt es zwei Stände mit Baguettes und dahinter kommen ein paar Gemischtwarenhändler. Dann folgen Fleisch und Gemüse. Ein kleiner Tisch und ein Höckerchen machen hier einen Stand aus. Das Fleisch sieht frisch aus und die Auswahl an gemüse ist riesig, ich denke, ich werde doch ab und zu unsere kleine Küche benutzen und kochen. Auch einen Stand mit Hundefleisch gibt es und dann folgen Reihen von Obsthändlern. Wir kaufen auch ein wenig ein, Peti möchte Ananas und wir rüsten uns mit Tellern, Tassen und ein wenig Besteck aus.

Am Nachmittag schwingen wir uns beide aufs Rad und suchen einen radladen auf. hier montieren wir eine Sitzbank für Peter auf dem Gepäckträger und schon ist unser Familienfahzeug komplett.

Am Abend sind wir eingeladen bei Huongs Famile. Es wird gut gegessen mit Nudeln und Frühlingsrollen, dazu gibt es Salat aus grünen Mangos. Peter hat sofort das Herz der Familie erobert und Peter gefällt es hier auch. Am nächsten Wochenende soll Peter dann auch auf den Nachmittag herkommen.

Wieder ist es spät geworden und morgen beginnt dann der richtige Alltag. Peter muss in die Kita und ich habe meinen ersten Arbeitstag.

8. Tag in Hanoi

Sonntag, den 2. Mai 2010

Erste Schritte

Gleich am Morgen werden Tische und Stühle angeliefert und so können wir nun auch sitzen in unsem kleinen zu Hause. Die Nacht war erfrischend. Bis genau 22 Uhr plärrte zwei Häuser weiter noch die Karaoke-Maschine mit traurig schaurigen Liebesliedern, danach war es totenstill in der kleinen Gasse. Allerdings beginnt dann langsam so gegen 6.30 Uhr das Leben wieder, die ersten Mopeds brummen durch die Gasse und irgenwo geht immer ein lautes Radio, aber das macht etwas mehr als 8 Stunden Ruhe und das muss reichen.

Gleich hinter dem Ho-Chi-Minh Museum wohnen wir. Dort beginnt ein Gewirr von kleinen, engen Straßen und Gassen. Vorne in der Hauptstraße, die auch nicht die Ausmaße einer Allee hat, rollt die Mopedlawine. Auf dem Bürgersteig kann man nur schwer laufen, denn der ist zum Parkplatz umfunktioniert. Peter gefällt es, und er hat Spaß auf dem kleinen Sims vor den Häusern um die Fahrzeuge herum zu lavieren. Aller drei oder vier Häuser gibt es dann eine schmale Gasse, sie sind nach der Hausnummer an der Straße benannt und in der Gasse wird weiter numeriert. Wir wohnen jetzt also im Stadtteil Ba Dinh, in der Doi Can Straße, Gasse Nummer 79, Haus Nummer 45 B. Die Gassen sind kaum zwei Meter breit und manchmal noch schmaler und man kommt gerade so mit dem Moped hindurch.

Beim Saubermachen erkenne ich ein weiteres Problem,m wohin mit dem Müll, von gestern habe ich schon zwei Säcke und heute kommen noch einmal zwei dazu und die stapeln sich in dem schmalen Gang hinter dem Tor. Eine schweres Eisentor sichert unser kleines Häuschen, das wird zurück gerollt und dann kommt ein schmaler Gang. Eine ebenso kleine Treppe führt nach oben zur Terrasse. Hinten am gang dann die nächste Sicherheitsschleuse, ein weiteres großes Schloss sichert unsere beiden Wohnräume.

Im Vergleich zu den Vietnamesen in der gasse wohnen wir luxuriös, den hier teilt sich immer eine ganze Famile ähnlich große Räume und Familie heißt, das hier auch immer noch ein Satz Großeltern mitwohnt.

Am Nachmittag machen wir einen weiteren Besuch. Etwas außerhalb wohnt der chef der Reiseagentur, mit der China by Bike zusammen arbeitet. Und hier stehen noch Fahrräder von uns und eins davon kann ich hier nutzen. Die Frau des hauses Anh, die sehr gut Deutsch spricht fährt Peter dann mit dem Moped zurück und ich radle erstmals durch den wüsten verkehr und es geht besser als gedacht. Nun ist endlich die Zeit, der doch relativ teueren Fahrerei mit dem „che om“ vorbei und wir sind flexibler. Ein großer Schritt nach vorn.

7. Tag in Hanoi

Samstag, den 1. Mai 2010

Endlich eine Wohnung

Um holt zehn holt uns Luong, die Ex-Kindergärtnerin ab und wir fahren in Richtung Ho Chi Minh Museum ab. Die Astraßen sind erstaunlich leer, nur rund um das monumentale Mausoleum staute es sich. Der „Vater des vietnamesischen Volkes“ hat keinen Feiertag heute, sondern muss Überstunden machen. Mit sowjetischer Technik, gegen seinen letzten Willen einbalsamiert muss er heute Überstunden machen. Sonst hat das Museum nur vormittags drei Stunden geöffnet, jetzt am langen Kampfwochenende den ganzen Tag. In Bussen kommen die Leute aus dem ganzen Land, um sich dann hier in einer langen Reihe aufzustellen und dann im besten Zwirn durch die auf 18 Grad gekühlte Halle in Dreierreihen zu marschieren.

Die Wohnung liegt im Viertel dahinter. Häuser drängen sich hier, wie in ganz Hanoi dicht an dicht. An der Straße sollte man wegen des Verkehrs- und Straßenlärms nicht wohnen, in den engen Gassen nach hinten wird es mit jedem Meter ruhiger. Und in eine solche biegen wir ein, dann geht es weit nach hinten und wieder links in eine Sackgasse. Am Ende ein eisernes Rolltor, ein schmaler gang und ein kleines Häuschen, zwischen größeren eingebaut. Hier gibt es dann ein größeres Zimmer von 20 qm, ein Vorzimmer von 12 qm und eine winzige Küche und ein Bad. Die Bude ist relativ dreckig und in den Gängen steht Gerümpel, aber das Dach überzeugt mich, 30 qm Terrasse, aber auch die muss gereinigt werden. In den Räumen ist es kühl, sodass keine Klimaanlage benötigt wird, ein großer Deckenventilator sorgt für Frische. Ich glaube wir wollen die Zimmer, die 4, 5 Millionen kosten, das sind etwas über 200 Dollar. Internet soll es auch geben, das funktioniert aber noch nicht.

Gegen 13 Uhr sollen wir die Schlüssel bekommen, also haben wir noch eine gute Stunde Zeit. Mit dem „che om“ geht es dann wieder zurück zum Hotel und ich packe schnell alle Sachen zusammen und dann wieder zurück im Taxi zur Wohnung. Mr. Hoa, der Vermieter ist auch schon da und überlässt mir den Schlüssel und verschwindet. Er spricht kein Wort Englisch und ich kein Vietnamesisch und Verständigung läuft nur über Die Kindergärtnerin Luong per Telefon.

Wir packen unsere Sachen in den Schrank und ich fange an, sauber zu machen, zuerst das winzige Bad und die genauso kleine Küche, dann unsere beiden Zimmer. danach sieht es schon etwas wohnlicher aus. Die total verdreckte Terasse muss noch warten.

Am Nachmittgag bekommen wir wieder Hilfe. Eine weitere Freundin kommt samt Mutter vorbei und wir gehen auf große Shopping Tour. Zuerst geht es in einen riesigen Supermarkt am Westsee. Hier kaufen wir Bettzeug, Reinigungsequipement und Kopfkissen. Dann geht es in die Stadt.

Hier besorgen wir ein Moskitonetz. Peter wurde trotz Mückenschutzmittel im Hotel total zerstochen, vietnasmesische Mücken stehen total auf kleine Kinder, das war gut für mich, aber nicht gut für Peter. Ob es in der Stadt Malaria und Dengie-Fieber gibt, darüber streiten sich die Leute hier, einige behaupten ja, andere sagen nein, besser ist es also vorzusorgen.

Am Abend stelle ich fest, dass das warme Wasser nicht funktioniert und auch kein Internet aus der Wand kommt, aber wir haben ja auch noch nicht bezahlt. Ich rufe den Vermieter an und fordere Nachbesserung, vorher gibt es kein Geld und schließlich will er die gesamte Miete für sechs Monate auf einen Haufen und das sind 4, 5 Millionen Dong (180 Euro) für den Monat und 27 Millionen fürs halbe Jahr.

Am Abend fallen wir dann beide müde ins eigene Bett und die Mücken müssen uns in Ruhe lassen.

6. Tag in Hanoi

Freitag, den 30. April 2010

Feuerwerk über Menschenmassen

Heute beginnt nun das lange Wochenende, die Vietnamesen brauchen vier tage nicht zu arbeiten. Heute vor 35 Jahren haben die letzten Amerikaner das Land verlassen, der grandioseste Triumph in diesem Lande und eine der erstaunlichsten militärischen Leistungen überhaupt, aber dazu in späteren tagen noch ein paar Worte mehr. Morgen ist dann der Erste Mai, Kampf und Feiertag der Arbeiterklasse hieß es im Osten und hier, Tag der Arbeit auf der dunklen Seite dieses Planeten. Da dieser Tag in diesem Jahr auf ein Wochenende fällt, darf am Montag auch noch zu Hause geblieben werden.

Peter und ich haben wieder einmal jede Menge kleiner Sachen zu tun und am Nachmittag treffen wir uns mit einer Freundin. Sie heißt Chung und ist natürlich sofort von Peters Charme verzaubert. Der kleine ist hier mein kleiner Zauberer und umgarnt alle Leute und so habe ich viel Hilfe hier in unserem neuen Leben.

Auf der Straße sind heute ausnahmsweise auch einmal viele Fußgänger zu sehen, aber die masse ist wie jeden tag auf dem Moped unterwegs. Dieses ist hier das optimale Familienfahrzeug, mit einer Kapazität von zwei Erwachsenen und zwei Kindern, denn auch hier in Vietnam gibt es eine Geburtenkontrolle, allerdings sind zwei Kinder pro Familie erlaubt.

Wir mischen uns unters Volk und haben unterwegs guten Vietnam Kaffee, für Peter einen großen Eisbecher und gehen in ein leider nur mäßiges Restaurant essen. Das größte Ereignis des Tages steht aber noch bevor, nämlich ein Feuerwerk.

Am Vortag haben wir die Lage ja schon erkundet und wissen nun, wo die besten Standplätze sind. Mein Lieblingsplatz wäre natürlich oben auf einer Terrasse gewesen, aber das lässt uns der Besitzer nicht rauf, also geht es weiter direkt zum Kiem-See. Gegenüber der roten Brücke finden wir noch ein wenig Platz direkt am Ufer. Obwohl wir noch eine Stunde bis zum Beginn des Feuerwerkes haben, haben sich schon Tausende von Menschen eingefunden, der Platz am See ist komplett mit Mopeds gefüllt und man kommt nur noch sehr schwer durch.

Das Warten ist ein wenig langweilig und es wird immer enger am Ufer. Ich denke, dass sich hier gut hunderttausend Leute versammelt haben. Punkt 21 Uhr beginnt dann die explosive Orgie, anfangs geht es einmal durchs Sortiment von Farben und Explosionen in allen Größen und dann wird kombiniert. Es ist gigantisch und die schönsten Feuerfontänen werden mit einem massenhaften „Aaah!“ und „Oooh!“ kommentiert. Peter staunt mit offenem Mund und so wird dann 15 Minuten ohne Pause geballert. Später erfahren wir, dass es in der Stadt nicht nur ein Feuerwerk gab, sondern dass die Pyrotechniker an sieben Stellen gleichzeitig zu Werke waren. Ich glaube das letzte Mal habe ich vor 12 Jahren in Beijing ein ähnliches Spektakel erlebt, selbst das Feuerwerk zur Eröffnung der Olympiade dort, hatte nicht die Größe und Dauer.

Nach dem Feuerwerk geht auf der Straße gar nichts mehr. Nach 20 Minuten kommen wir erst vom Ufer weg und brauchen eine halbe Stunde, um den Platz mit den Mopeds zu überqueren und auch danach geht es noch mehr als zähflüssig vorwärts. Glücklicherweise drängt alles in unsere Richtung, denn gegen den Strom hätte man keine Chance gehabt. Fast 90 Minuten brauchen wir für den Weg ins Hotel, den wir ansonsten gemütlich in einer Viertelstunde zurücklegen.

Der Tag war gelungen und der Abend der krönende Abschluss, mein Zwerg schwärmt noch ununterbrochen von der Ballerei und wird morgen wohl wieder ziemlich lange schlafen, und hoffentlich das letzte Mal in dem kleinen Hotelzimmer.