Archiv: Gedanken zum Tag

Jahr des Drachen

Samstag, den 21. Januar 2012

Noch ist es in Beijing so kalt wie in Deutschland, im Nordosten Chinas gehen die Temperaturen locker bis auf minus 20 Grad und selbst im Süden Chinas bibbert man bei Temperaturen zwischen fünf und zehn Grad. Doch das Mondjahr ging seinem Ende zu und  mit dem Frühlingsfest starten die Chinesen ins neue Lunarjahr. Das Jahr des Hasen ist vorüber und wir leben nun im „Jahr des Drachen“.

12 Tierkreiszeichen gibt es im Chinesischen Kalender und jeder Zyklus beginnt mit einem „Jahr der Ratte“, das in zwölfjähriger Folge wiederkehrt.  Hier ein voller Zyklus und dazu die Jahresangaben.

2000 – Jahr des Drachen                              2007- Jahr des Schweins

2001 – jahr der Schlange                               2008- Jahr der Ratte

2002 – Jahr des Pferdes                                 2009 – Jahr des Ochsen

2003 – Jahr des Schafes                                 2010 – Jahr des Tigers

2004- Jahr des Affen                                      2011- Jahr des Hasen

2005-Jahr des Hahns                                      2012 – Jahr des Drachen

2006- Jahr des Hundes                                   2013 – Jahr der Schlange

Damit lässt sich das eigene Tierkreiszeichen leicht errechnen. Ich bin 1968 geboren, rechne dann 3 Zyklen dazu, also plus 36, das macht 2004; ich wurde im Jahr des Affen geboren.

In China ist es auch oft so, dass die frage nach dem Alter mit dem entsprechenden Tierkreiszeichen beantwortet wird. Der Neugierige rechnet dann schnell das Alter seines gegenüber aus. Die meisten Chinesen sind empfänglich für Wahrsagerei und  haben deshalb auch die Abfolge der Tierkreiszeichen im Kopf, man muss also das Alter seines Gegenüber zumindest auf 12 Jahre genau schätzen und das gelingt eigentlich immer.

Zu der Entstehung des Tierkreises gibt es eine nette Geschichte. Eins lud der Buddha 13 Tiere zu einem Fest ein, dazu gehörte neben den oben genannten Tiere und auch die Katze. Die Ratte (Maus) hatte aber Angst vor der Katze und erzählte dieser, dass das Fest einen Tag später stattfinden würde. So kam es, dass alle Tiere außer der katze zum fest erschienen. Jedes Tier bekam ein Jahr geschenkt und Buddha benannte es nach ihm. So erhielt die Ratte das erste, der Büffel (das Rind) das zweite, der Tiger das dritte Jahr und das Schwein schließlich das zwölfte. Dies geschah in der Reihenfolge, in der sie gekommen waren. Alle erklärten sich damit einverstanden. Da die Katze nicht kam, wurde ihr auch kein Jahr zugeteilt, und wurde somit ausgeschlossen.

Interessant ist allerdings, dass es im vietnamesischen Kalender ein Jahr der Katze gibt, welches an Stelle des Hasenjahres steht. Wie es zu dieser Ausnahme gekommen ist, ist  jedoch ungeklärt.

Was sagt nun die Astronomie zu den Drachengeborenen:

Der Drache ist ein ungestümer Zeitgenosse, der manchmal etwas abgehoben wirkt. Er verfügt über große Energie, jedoch über wenig Ausdauer. Der Drache liebt alles, was in seinen Augen einen Anklang des Besonderen oder Außergewöhnlichen aufweist. 

Im Zeichen des Drachen Geborene stehen gerne im Mittelpunkt und bevorzugen es, anders als andere zu sein – und dafür sind sie bereit, viel zu tun. Sie sind kreativ und voller Einfallsreichtum, zusätzlich verfügen sie über eine gute Intuition, die sie manchmal wie Hellseher erscheinen lässt.

Der Drachengeborene ist ein Glücksritter, der an sein Glück glaubt und es auch gerne herausfordert. Manchmal verspielt er jedoch sein Glück, da ihm, durch seinen enormen Glauben an sich selbst, kein Risiko zu groß erscheint. Er ist mutig und stark, und er erweckt häufig den Eindruck, als wisse er genau, was er wolle. Häufig jedoch agieren Drachen aus Launen heraus.

Drachen sind sehr aktive Menschen, die ständig in Bewegung sind. Das macht sie aber auch zu unruhigen, manchmal reizbaren Zeitgenossen, da sie sich schnell Meinungen bilden und Urteile fällen. Doch durch ihr einnehmendes Wesen, ihren Großmut und ihre immer wieder überraschende Nachsicht und Großzügigkeit sind sie stets sehr beliebt.

Doch was bedeutet das Drachenjahr für uns andere?

Der Drache ist ein berühmter Glücksbringer in China. Die kritischen Zeiten im Hasen-Jahr haben vielen gelehrt wie wichtig es ist in Krisenzeiten zusammen zu halten – 2012 weht ein frischer Wind mit einer Anfangsbegeisterung die vieles möglich macht, was letztes Jahr noch unmöglich schien.

Das Jahr 2012 wird vom chinesischen Wasser-Drachen geprägt – Alles ist sinnbildlich größer und kraftvoller.

Das birgt viele Chancen und macht sogenannte Mammut-Projekte sowohl im persönlichen Leben, als auch außerhalb davon möglich. Umso wichtiger ist es jedoch auch die Übersicht zu behalten, denn die neue Stärke wirkt sowohl im Guten als auch im Schlechten – Hüten Sie sich davor zu euphorisch zu investieren und bewahren Sie einen kühlen Kopf.

Na dann könne wir uns ja mit frischer Energie in den Frühling stürzen!

 

Der Rubicon ist überschritten

Sonntag, den 1. Januar 2012

Vom (hoffentlich) scheidenden Bundespräsidenten ist die Überschrift angeregt, das kleine stinkende Gewässer plätschert durch Norditalien. Vor 1963 Jahren ließ Julius Cäsar seine Truppen den Fluss überschreiten und damit gab es kein zurück mehr, sondern nur noch ein Vorrücken gegen Rom. „Alea iacta est“ ist dann das nächste Zitat in diesem Zusammenhang: Der Würfel ist gefallen!

Ja nun sind  sie unterwegs die sechs mutigen Reisenden, die sich auf den langen Weg von Hongkong nach London gemacht haben, ich bin leider nicht dabei und warte (un)geduldig auf die ersten Blogeinträge, denn schließlich bin ich debn ersten Teil der Tour selbst schon gefahren und wäre faktisch der einzige, der die Strecke richtig kennt. Aber ich habe meoine Aufzeichnungen an Doro  und Volker weiter gegeben und so darf ich hoffen, dass die beiden besser durch Südchina navigieren können.

Für die sechs Mutigen hat die Reise begonnen und auch für mich sind die Würfel gefallen, meine Schulter verweigert weiterhin ihre Dienste, also bleibe ich in Berlin und verfolge die Reise am Bildschirm, kümmere mich um meine Kinder, meine Freundin und um meine Wohnung. Außerdem habe ich so mehr Zeit zum Träumen von ancderen Ländern und Radtouren und bastele gerade noch an einer Tour für den März 2013. Da werde ich ja im Februar noch einmal in Vietnam den Ho-Chi-Minh Pfad von Hanoi nach Saigon runterfahren und dann nicht aufhören, sonder von Saigon aus duurchs Mekongdelata kreuzen, die schönste vietnamesische Insel Phu Quocb beradeln und bebaden, dann geht es weiter nach Cambodia, in die Hauptstadt Pnonh Penh und weiter nach Norden, um Ankhor Wat und die umliegenden Tempel zu besichtigen. Dann gheht es direkt nach Westen in Richtung Thailand und es gibt noch einmal dicken Sand am Strand von Pattaya, bevor es in die thailändische Haupstadt Bangkok geht, in der es neben sündigen Bars auch wunderschöne Tempel und Palastanlagen gibt. Alle in allem eine Tour für scharfe Feinschmecker, Fotografen und lang- radelnde Badenixen und Korallenschnorchler. Doch bis dahin ist noch ein Jahr Zeit!

Eigentlich wollte ich ja das Blog übernehmen, aber die Informationen sprudeln nur langsam, deshalb hier der Link zum Blog der Gruppe, geschrieben von meiner Kollegin Doro auf der Hongkong-London Webseite.

 

 

 

Dienstag, der 13. Dezember 2011

Dienstag, den 13. Dezember 2011

Verkaterter Russischer Bär

Russland- das klingt wie Abenteuer, Wodka, und Kaviar. Russland, das war früher die Inkarnation des Bösen für die einen, der angeheiratete „Große Bruder“ für die anderen. „Von der Sowjetunion lernen, heißt: Siegen lernen!“ lernte ich damals noch in der Schule neben einem soliden Grundwortschatz an nützlichen und unnützen Vokabeln.

Vor 20 Jahren zerbröselte dann das Riesenreich in seine Bestandteile und versuchte seinen neuen Platz in der Weltgeschichte einzunehmen. Damals war ich schon einmal mit dem Fahrrad sechs Monate im Land und konnte 1992 den Verfall in sechs Monaten studieren, der Rubel stürzte von April bis September von 1: 30 auf 1: 500. und es war nichts wie es mal war. Die Menschen nahmen es gelassen, es war eine Reise damals von einer Einladung zur anderen, Aufbruchstimmung war zu spüren, wie überall in Osteuropa.

Wo das Land jetzt angekommen ist, das wollte ich mir mit eigenen Augen ansehen und nicht aus dem Touristenbus auf dem holprigen Asphalt zwischen Nowgorod, Petersburg und Moskau oder hinter den Scheiben der Transsibirischen Eisenbahn, in der der klassische grusinische Schwarztee durch die gleichen Teebeutel ersetzt wurde, die wir auch in unserem Supermarkt um die Ecke finden.

Also habe ich wieder drei Monate das Land mit dem Fahrrad bereist. Aus dem Baltikum kommend, ging es über die Hansestädte Pskow und Novgorod bis nach Moskau. Von dort führte dann mein Weg nach Osten über Kasan bis zum Ural und nach Jekatarienburg; weiter über den europäischen Tellerrand hinaus über Omsk und Novosibirsk nach Irkutsk an den fernen Baikalksee und schließlich über Burjatien in die Mongolei.

Die großen historischen Städte wollte und habe ich gesehen, vor allem aber interessierte mich das Leben in Dörfern und Kleinstädten und das wollte ich mit der Kamera festhalten. Die Erlebnisse und Eindrücke sind umwerfend in einem Land, das zerrissen von Widersprüchen ist, die größer nicht sein können. Stagnation und Verfall, das waren die ersten Eindrücke, noch ganz im Westen und das hat sich fortgesetzt bis ins tiefste Sibirien.

Während Moskau die wohl weltweit größte Dichte an luxuriösen Geländewagen der Marke „Hummer“ hat, hängt der Rest des Landes an der Wodkaflasche. Das Straßennetz ist mehr als morbide, die Hauptverbindung von Europa nach Moskau ist eine Piste aus Löchern mit Asphaltresten, so als fürchte man immer noch den Einfall faschistischer Horden, denen man den Zugang zur Hauptstadt unmöglich machen will. Die Dörfer, um 30 % entsiedelt, verfallen, die schönen alten Holzhäuser, straßenzugweise. Die Leute leben autark von ihren Kartoffeln und dem Gemüse aus dem Garten und auf dem Markt verkaufen alte Männer und Frauen einen halben Eimer Kartoffeln, zwei Bund Zwiebeln und drei Stück Rote Beete, es muss halt nur für den Wodka am Abend reichen. Ein alter Mann in Jekatarienburg sagt mir: „Euch geht es gut in Deutschland, dabei haben wir Russen den Krieg gewonnen und ihr habt ihn verloren!“ Die Stimme klingt nicht nach Hass, nur nach Verbitterung und depressiver Traurigkeit. Man ruht sich immer noch aus, auf dieser großen vaterländischen Leistung: „Niemals und nichts vergessen!“ springt dem Resisenden landesweit von Plakaten entgegen, die Soldatenfriedhöfe sind jedoch ungepflegt und verwildert. Dafür findet man überall noch Lenin, in jedem Dorf und jeder Stadt gibt es noch eine Statue in der Leninstraße oder auf dem Leninplatz. Das Mausoleum ist immer noch eine Attraktion auf dem Roten Platz. Wachsbleich ruht der Oktoberrevolutionär wie Schneewittchen in seinem Glassarg, die Ordnungskräfte, die den Eingang regulieren sind rüde und unfreundlich und ranzen mich an: „Im Mausoleum sei fotografieren verboten!“ Mein Einwand, dass wir uns immer noch weit vor dem Mausoleum auf dem Roten Platz befänden, wird weggewischt und die uniformierte Matrone überprüft die Löschung des Bildes, auf der sie die Zigarrette im Mund hatte während sie das Gepäck eines Touristen durchwühlte. „Lenin lebt“ – nach dem Rundgang an der Kremelmauer begegnet mit der Genosse und schüttelt mir die Hand für 10 Rubel, Foto ausdrücklich genehmigt!

Je weiter weg von der Hauptstadt, um so größer wird der Kult. Die Hauptattraktion der Stadt Ulan-Ude im fernen Burjatien ist immer noch der größte Leninschädel der Welt. Stalins grab findet man an der Kremelmauer, nicht weit Juri Gagarin entfernt und im fernen Sibirien in einer schäbigen Stadt namens Ischim findet sich auch noch eines der letzten Stalindenkmale im Lande. Man wünscht sich schon wieder einen großen Führer und jemandem der der Welt zeigt, was die Russen wirklich können und was für tolle Burschen sie doch alle sind. Die Welt lacht über Putin mit freiem Oberkörper beim Angeln oder beim Erlegen eines Tigers.

Radfahren in Russland ist ein Abenteuer, aber anders als erwartet. Wirklich aufgeschlossene Begegnungen sind selten, das war vor 20 Jahren noch anders, immer wieder wurde ich damals fast von der Straße wegefangen und eingeladen, das passiert uns heute kaum noch. Manchmal hält ein Lada und die Besatzung springt heraus und glaubt einfach nicht, dass wir in Berlin losgefahren sind und noch weniger, dass wir bis nach Peking wollen. Die Wodkaflasche wird gezückt und die Becher machen die Runde, halbvoll und runter und dann noch einmal, diesmal mit dem Fahrer und es waren nicht seine ersten „sto gramm“ heute.

Stagnation ist das prägende Bild, Winterschlaf mitten im Hochsommer. Wer noch Arbeit hat, dödelt vor sich hin, Pfusch und Schlamperei. Keine Baustelle, die ordentlich vollendet wird. Noch vor Einzug bröckelt der Putz. Der „Service“ in Hotels, Läden und Restaurants ist mürrisch und müde, alte Sowjetmentalität ist noch lange nicht ausgerottet, sondern wieder im Erwachen. In winzigen Städten kostet ein schrottiges Hotelzimmer 45 €, das noch nicht einmal Jugendherbergsstandard hat, warmes Wasser gibt es nicht. Im Sommer, da werden immer die Leitungen repariert…oder wohl eher nicht.

Bis zum Ural sieht es dann etwas besser aus, hier stehen die Industriezentren des Landes, hier wird noch produziert und den Menschen geht es besser. In Jekatarienburg tobte der Bauboom, allerdings ist der seit ein paar Jahren zum Erliegen gekommen und Ruinen nicht vollendeter Geschäftsbauten und ein halbfertiger Fernsehturm prägen das Stadtbild. Hinter dem Ural beginnt eben das Freilichtmuseum des zerfallenen Sozialismus. 60 % Arbeitslosigkeit kompensiert durch 42%igen Wodka. Das einstmals vorbildliche Gesundheitswesen existiert nicht mehr. Wer nicht zahlt, bekommt keine Hilfe. Warum also ins Krankenhaus, wenn man sich die Seele vorher aus dem Leib saufen kann. „Eigentlich sind alle kriminell“ jammert der Poizist, der mir den Weg zu einer Herberge in einem größeren Dorf zeigt. „Aber was sollen die jungen Leute tun, Jobs gibt es nicht und Geld braucht man für Benzin und Wodka, und in den Städten kommen die Drogen noch dazu!“

Genauso museumsreif wie die zerfallenden Holzhäuser ist der Fahrzeugpark, Lada heißt der hier bevorzugte Fahrzeugtyp, gefolgt vom „Rost-quietsch“, Moskwitsch, ab und an ein Wolga. Die Modelle haben oft mehr Jahre auf dem Buckel als die Fahrer, aber der Wagen, der rollt. Und noch zu schnell, die Straßen sind gesäumt von Gräbern, die „Opfer“ meist nicht über 30. Die Landschaften sind unendlich in allen Beziehungen, unendliche Weite, unendliche Birkenwälder, unendliche Hügel, unendliche Straßen vom Ural bis zum Baikalsee.

Manchmal ist es schwer ein Restaurant oder einen Imbiss zu finden, doch es gibt überall kleine Kioske, die neben einem mehr als weiten Sortiment an Wodka auch Lebensmittel verkaufen. Meist sind sie gesichert wie eine Bank. Dicke Gitter trennen Ware und Verkäufer vom Kunden, bestellt und bezahlt wird durch ein kleines Loch darin. In den Supermärkten patroullieren Sicherheitsleute.

Kaum ein Auto parkt in den kleinen Städten einfach auf der Straße vor dem Haus, dafür gibt es spezielle „Stojankas“ Abstellflächen, diese sind kostenpflichtig und mit Zaun, Wachpersonal und Hunden gesichert.

Großer Baikal, wie habe ich darauf gewartet an deinem Ufer zu stehen, von Irkutsk noch einmal 75 bergige Kilometer bis an das größte Süßwasserreservoir der Welt. Doch dann in Listwijanka, ein 2 Meter breiter Strand, überall Müll und leere Flaschen, Bauruinen. Am Wochenende fallen die Irkutsker ein, man kommt nicht mehr über die Straße und alle fahren mit dem Auto bis direkt ans Wasser, breiten daneben eine karierte Decke aus und hinterlassen Müll, den keiner wegräumt. Die Luft ist rauchgeschwängert vom Qualm der Räucherkästen. Der Omul wird überall geräuchert, verkauft und gegessen. Ein leckeres Fischchen, eigentlich dürfen nur große Fische gefangen werden, doch das Mindestmaß von 35 cm hat kaum einer von den Tieren, die hier auf dem Grill brutzeln.

Das Wasser im See scheint aber klar und sauber zu sein, auch wenn im Januar ein Gesetz ausgelaufen ist, welches die Einleitung von Idustrieabwässern in den See für zwei Jahre verboten hatte, jetzt dürfen die Zellulosefabriken ihren Dreck wieder fast ungefiltert einleiten. Es ist wie überall in Russland, die scheinbare Unendlichkeit liegt über allem, wen stören die wilden Müllkippen, wenn danach 50 Kilometer nur Wald, Wald und Birken folgen.

Es war ein Erlebnis in Russland Rad zu fahren, der Verkehr war rauh, aber nicht so hart wie erwartet, die LKW schwarten meist dicht am Radler vorbei, man ist aber nicht aggressiv, es fehlt einfach an Radfahrern, als das man den Umgang mit dieser Spezies gewohnt sein könnte. Es war ein Erlebnis in Russland den Zerfall zu sehen, den Pessimismus und die Satgnation, Städte so grau wie zu Zeiten des Kalten Krieges; im Nachbarland, der Mongolei geht es dagegen aufwärts und China ist ein Kulturschock im positiven Sinne, aber das ist eine andere Geschichte.

Zurück in Berlin blickt man auf den Nachrichtenticker über die Wahlen, es hat sich Nichts geändert in Russland, Putin hat sich wieder an die Macht geschaukelt, Vorwürfe der Wahlfälschung gibt es, Proteste werden aufgelöst, das Internet wird zensiert. Die Wahlbeteiligung war so gering wie nie, mich wundert es nicht und auch der einfache Mann erwartet nichts mehr als seine Flasche Wodka.

Oder vielleicht hat sich doch etwas geändert, wir werden es in den nächsten Wochen sehen, was aus den beginnenden Protesten wird, ob der Russische Bär aus dem Winterschlaf erwacht oder sich nur träge auf die andere Seite wälzt.

Meine Fotos habe ich in Schwarz-Weiß gehalten, weil es die Stimmung im Land besser wiedergibt. Grau und schwermütig wie das Land selbst, könnten sie ebenso aus den 60er Jahren stammen.

 

Tibet im Oktober 2011

Samstag, den 2. Juli 2011

Im Oktober findet unsere Berge, Tempel, Tankhas Tour statt. Dafür gibt es noch ein paar wenige Plätze. Ich freue mich sehr auf die Tour, zumal es im Moment die einzige Radtour in tibetischem Gebiet ist, die ohne spezielle Genehmigungen durchgeführt werden kann.Die Anforderungen an die Tour sind hart, aber wi haben ja die Unterstützung des Begleitfahrzeuges. Es warten knapp 4000 Meter hohe Pässe, grandiose Aussichten, Yakherden am Straßenrand und tibetische Pilger mit Gebetsmühlen, die ihre Runden um die Heiligtümer ziehen. Kommt mit!

Die Berichte der ersten Berge, Tempel, Tankhas Tour findet ihr im Blog. Die schwierigsten Etappen habe ich etwas entschärft und es gibt einen Ruhetag mehr für die Tempel in Tongren!

137. Tag in Hanoi-Montag, der 13.09.2010

Dienstag, den 14. September 2010

Sattelphilosophie

Der Fahrradsattel ist der wichtigste und empfindlichste Berührungspunkt zwischen Mensch und Fahrrad, das bekommt fast jeder bei seiner ersten längeren Radtour zu spüren und wahrscheinlich schon in den ersten Tagen. Das hat natürlich auch die Sattelindustrie mitbekommen und versucht nun alle Wünsche in dieser Hinsicht zu befriedigen.

Hierbei kommt es zu dem nicht erstaunlichen Ergebnis, das im gut sortierten Fahrradhandel ein breit gefächertes Sortiment an Sätteln erkaufen lässt mit Preisschwankungen zwischen 20 und 300 Euro. Meiner Meinung nach lässt sich damit aber das Problem eines schmerzenden Hinterns noch nicht lösen, denn nicht der Sattel ist das Problem, sondern das Gesäß.

Wer als untrainierter Läufer in ein Marathontraining einsteigt, rechnet mit Muskelkater und bleibt auch nicht verschont, daran führt kein Weg vorbei. Ähnlich ist es mit einem Sattel, nicht der Sattel muss eingeritten werden, sondern das Gesäß. Und aus dieser Kernthese kann ich dann meine Ratschläge zum Sattelkauf ableiten.

Natürlich gibt es Sättel, an die sich kein noch so hartgesottenes Hinterteil gewöhnt, das sicnd Sättel, die sehr weich sind und Sättel, die zu groß sind. Persönlich liebe ich richtig harte Sättel, wie Rennsättel, aber ich komme auch mit leicht gepolsterten Teilen zurecht. Wie schon gesagt, der Mensch gewöhnt sich an fast alles.

Beim Sattelkauf sollten deshalb folgende Kriterien beachtet werden. Frauen brauchen wegen der anatomischen Unterschiede eine etwas breiteren Sattel als Männer. Hoher Preis und Hochtechnologien verkürzen die Zeit des Einfahrens nicht. Ist ein Hintern und ein Sattel einmal eingefahren, sollte man bei diesem Modell bleiben.

Wer also an seinen Billigsattel gewöhnt ist und dann eine längere Radtour plant, der sollte auf keinen Fall kurz vorher einen neuen Sattel kaufen. Beim Sattelkauf das neue Teil vor dem Kaufabschluss montieren lassen und ein Runde Probefahren, möglichst am eigenen Rad. Will der Händler das nicht gewähren, dann zum nächsten Händler gehen.

Hände weg von teuren Versprechungen, oft sind Gelsättel und anderer technische Schnickschnack kein Nachteil für den Hintern, aber solche Sättel sind in der Regel sehr empfindlich, das Rad fällt einmal dumm um und der schöne neue 150 Euro Sattel ist im A…….(Eimer). Wer mit seinem einfachen Sattel zufrieden ist, hat keinen Grund zu wechseln, wer aber trotzdem sein Rad aufmotzen will, der sollte das gesparte Geld in eine gefederte Sattelstütze investieren, die schont vor allem die Wirbelsäule im Lendenbereich, hier gilt allerdings: Billig ist Schrott, aber es muss auch kein teures Karbonteilchen sein, einfach ausprobieren, es gibt ja 2 jahre Gewährleistung.

Was fahre ich nun? Auf meinen Firmentouren nehme ich den Sattel der gerade drauf ist, bei unseren „China by Bike“ Rädern ist das meist ein Standardsattel von „Giant“, so um die 15 Euro und ich habe damit keine Probleme, lediglich bei Temperaturen über 30 Grad und mehr als 100 Kilometern neigt der Sattel, oder besser mein Gesäß dann zur „Wolfsbildung“, aber das täte es unter den Bedingungen wohl bei fast  jedem andere Sattel auch. Privat und auf meinen langen Touren verbringe ich auf einem klassischen Brooks Sattel. Schmal und ungefedert, sehr hart und optimal an meinen wohlgeformten Hintern angepasst. Verschiedene Modelle sind zwischen 50 und 100 Euro zu haben. Die Sättel müssen gepflegt und gefettet werden, aber auf meinem Zweitrad fahre ich einen Brooks, den ich vor 20 Jahren vor meiner ersten großen Radtour eingeritten habe und mein „neuer“ Brooks hat auch schon wieder 30.000 km auf dem Leder.

Ich bin auch kein Fan von speziell gefütterten Radhosen, die Dinger sind schwer, brauchen nach dem Waschen lange zum Trocknen und wenn man aus dem Sattel steigt, fühlt man sich wie ein gewindeltes Baby, aber wie so alles in der Welt, die Menschen und die Hinterteile sind verschieden und so soll es auch bleiben, sonst bräuchten wir uns ja nicht mehr in den Sattel schwingen um zu gucken, was die Leute anderswo und auch ganz weit weg so den ganzen Tag lang treiben. Der beste Sattel ist und bleibt ein dickes Fell am Po.