Archiv: 2011 Berg Tempel Tankhas

26. Tag: Perfekte Organisation in Lanzhou

Donnerstag, den 22. Oktober 2009

Ruhetag in Lanzhou, Verpacken und Organisation des Rücktransportes der Räder,

Hundefleisch beim Koreaner

Eigentlich sah es nach einem schweren Organisationstag aus, aber China hat uns wieder einmal positiv überrascht. Ein großer Fahrradladen ist mit Hilfe der Hotelmanagerin schnell gefunden. Mit nur leichten Überredungskünsten werden innerhalb der nächsten halben Stunde Kartons freigemacht. Im Warenhaus um die Ecke gibt es alles, was man noch für eine flugtaugliche Verpackung braucht: Klebeband, Riemen und Gummigurte. Dann eine knappe Stunde Bastelei und die Räder sind stoß- und fallsicher verpackt. An der Marktstraße 100 Meter weiter findet sich auch sofort ein Fahrer, der uns die Räder wieder ins Hotel und übermorgen zum Flughafen bringt. Und wir sind glücklich, dass alles so schnell und reibungslos funktioniert hat und nun bleibt uns der Rest der Zeit wirklich zum relaxen.

Heute bummeln wir noch ein wenig durchs Zentrum, Andreas stattet sich wieder, wie im letzten Jahr mit Trainingsjacken aus und Thomas zieht es noch einmal zum fotografieren in die kleinen Nebenstraßen. Hungrig vom Bummeln ziehen wir dann beim Koreaner ein, leckeres Gemüse und Fleisch gibt es vom Tischgrill, mein Favorit bleibt jedoch ein Rindertartar an Birnenstreifen mir rohem Eigelb und viel Knoblauch. Andreas ist begeistert vom Hundegulasch, der wirklich auch nicht schlecht schmeckt. Und von unserem vegetarischen Thomas gibt es dann ein schönes Bild mit Grünsalat.

25. Tag: Unerwartet bergiger Abschluss

Mittwoch, den 21. Oktober 2009

81 Kilometer von Liujiaxia nach Lanzhou, noch ein Pass von 2320 Metern, 800 Höhenmeter und schöne Abfahrt bei 8 bis 18 Grad

 

Klar wussten wir, dass wir noch einmal über den berg müssen, bevor wir nach Lanzhou einrollen, denn die Straße geht nicht am gelben Fluss entlang, sondern macht eine „Abkürzung“, doch es geht Kilometer um Kilometer nach oben, nicht sehr steil aber stetig und es ist kein Ende abzusehen. Tröstlich ist nur, dass jeder Meter den wir nach oben fahren uns nachher auf der Abfahrt wieder zu Gute kommt.

Einmal sind wir sogar fast zu Hause, denn ein Ort heißt hier „Bo Lin“, also genau die gleichen Zeichen, die der Chinese für Berlin verwendet

Nach 25 Kilometern kommt dann endlich ein Tunnel und auf der anderen Seite weißt ein Schild auf die Gefahren der 25 Kilometer langen Abfahrt hin. Also heißt es nun den Helm enger schnallen und die Jacke bis oben zuzumachen, dann geht es wieder talabwärts. Schön ist es mehr als eine halbe Stunde so dahinzurauschen, die Landschaft gibt eh nicht so viel her, die eigentlich schönen grünen Täler sind schon etwas spätherbstlich öde und an der relativ großen Straße bekommt man kaum etwas von den kleinen Dörfern mit.

Aber das ist auch nicht so wichtig, denn in den letzten drei Wochen haben wir viel gesehen und uns ja fast immer weitab der touristischen Routen bewegt.

Unten im Tal treffen wir wieder auf den gelben Fluss und die ersten Industrievorstädte Lanzhous. Noch vor 10 Jahren war die Stadt unter den Top 10 der schmutzigsten Städte der Welt gelistet, bis heute hat sich viel verändert. Trotz der Schwerindustrie im Tal macht die Stadt einen sauberen Eindruck. Groß ist sie auf alle Fälle, im Tal zieht sich der Moloch fast über 30 Kilometer hin.

Die letzten Kilometer geht es durch das moderne Zentrum, der Verkehr ist kräftig, aber nicht zu wild. In der Nähe des Bahnhofes finden wir ein uns genehmes Hotel und der Rest des Tages vergeht mit Wäsche waschen und noch einen kleinen Bummel über den Nachtmarkt mit seinen vielen kleinen Restaurants. Vielleicht gehen wir nachher noch ein Bier trinken, denn nun erwarten uns nur noch zwei Ruhetage und keine Pässe mehr.

Eigentlich schon fast der Punkt, um eine Bilanz zu ziehen, 1489 Kilometer haben wir zurückgelegt und 16.000 Höhenmeter Berge und Pässe gestrampelt. Thomas und Andreas überlegen, wohin sie nächstes Jahr mit mir fahren wollen und das freut mich natürlich auch.

24. Tag: Moslemisches Hochland und buddhistische Grotten

Dienstag, den 20. Oktober 2009

56 Kilometer von Linxia zu den Bingling Grotten und dann weiter bis nach Liujiaxia, 650 Höhenmeter bei angenehmen 5 bis 15 Grad

 

Von Linxia wählen wir ein winzige Nebenstraße und haben das Glück noch einmal durch viele wunderschöne kleine moslemische Dörfer zu radeln, die Maisernte ist gerade richtig im Gange und an jeder freien Stelle neben der Straße liegt der Mais zum Trocknen aus, ebenso auf den Dächern oder an Pfosten aufgehängt.

Das ganze Gebiet ist ziemlich zerklüftet, die letzten Ausläufer des tibetischen Hochlandes gehen fließend ins Lössgebiet über, dem der Gelbe Fluss seine Farbe und seinen Namen verdankt. Jeder jetzt im Herbst trockenen Bach und Flusslauf hat sich fast 50 Meter tief eingekerbt und die Straße geht natürlich tief hinunter und auf der anderen Seite wieder nach oben.

Hinter sieben Bergen liegt dann der Stausee und der Bootshafen und wir steigen nach einer kleinen Nudelpause auf ein schnelles kleines Motorboot um. Auf der anderen Seite des Sees geht es durch einen Seitenfluss hinauf mit steil aufragenden Steinformationen, bis die ersten Tempelgebäude auftauchen. Dort geht es an Land, es gibt nur wenige Touristen, dafür jede menge Händler, die uns gleich umringen und uns Postkarten und Bücher andrehen wollen.

Die Bingling Grotten gehen gute tausend Jahre zurück bis in die Sui und Tang Dynastie und der Sandstein hier ist recht porös. So ist von den Skulpturen nicht sehr viel übrig geblieben, doch es bleibt ein schöner Spaziergang durch die Anlage in der engen Schlucht. Der große Buddha ist leider unter Rekonstruktion und eingerüstet, so dass es auch hier nicht so viel zu sehen gibt.

Eine halbe Stunde später sind wir wieder zurück am Hafen, wo wir die Räder zurück gelassen haben und wenig später geht es auf die Autofähre. Die bringt uns jedoch entgegen allen Aussagen nicht zu unserem Zielort, sondern einfach nur ans andere Ufer. So müssen wir dann doch noch einmal richtig aufs rad und gute 25 km fahren. Es geht wieder kräftig hoch und runter, aber die Landschaft ist sehr schön und es gibt nette kleine Dörfer.

Gegen 18 Uhr sind wir in Liujiaxia am Gelben Fluss, die Temperaturen sind angenehm und wir brauchen uns nicht mehr so warm einzupacken, um essen zu gehen. Über die Fußgängerbrücke gibt es auf der anderen Seite des Flusses gibt es ein paar nette Läden und wir essen heute wieder einmal etwas gehobener und haben eine schöne Auswahl von Gerichten.

23. Tag: Von nun an geht’s bergab

Montag, den 19. Oktober 2009

105 km von Xiahe nach Linxia bei frostigen 0 bis 15 Grad, 370 Meter hoch und 1250 Meter runter

 

Die Bergetappen liegen hinter uns und es geht langsam wieder nach unten und unserem Ausgangspunkt Lanzhou wieder entgegen. Und nicht nur aus den Bergen müssten wir heute langsam herauskommen, sondern auch aus der Kälte. Beim Start gegen neun Uhr sind es wieder genau Null Grad und wir haben uns wieder richtig warm eingepackt und verlassen Xiahe.

Es geht wirklich den ganzen Tag leicht bergab, immer am Fluss entlang, die Landschaft ist auch nicht mehr so spektakulär wie im Hochland. Ein wenig Abwechslung bringt ein polnischer Radler, den wir nach 30 km treffen, er ist im März in Berlin losgefahren und hat sich allein bis hierher durchgeschlagen, mit wenig Geld, Schlafsack und Zelt. Er hat auch ein Blog: www.noxot.de , aber ichhabe noch keine Zeit gehabt reinzugucken.

Es folgen noch ein paar tibetische Dörfer, dann öffnet sich die Landschaft und wir sind im Land der Moscheen und Hui Minorität, der chinesischen Moslems. Es scheint ein wenig das Schwabenland Chinas zu sein. Überall ordentliche Felder, der trockene Mais wird gerade von den Feldern geholt, eine wenige Hirsfelder werden gerade beerntet, die Getrideäcker sind schon umgepflügt. Die ganze Gegend ist sehr sauber und überall gibt es neue Häuser, die aussehen wie kleine Festungen. Hohe ordentliche Lehmmauern schützen vor dem eisigen Wind im Winter und der Hitze im Sommer und oben ragt der zweite Stock des Wohngebäudes heraus.

Allerdings gibt es kaum einen Laden oder ein Restaurant und dass, obwohl wir eine größere Straße entlangfahren. Erst gegen 14 Uhr, als wir schon in Linxia einfahren, bekommen wir etwas zu essen, auch nicht sehr großartig, eben eine Nudelsuppe; wir sind eben wieder im Moslemland.

Wir diskutieren noch ein wenig, ob wir noch zum Stausee weiter fahren oder hier in Linxia bleiben. Da die Übernachtungssituation am See unklar ist, bleiben wir dann doch in der Stadt und die Entscheidung war richtig. Wir tingeln dann gute zwei Stunden durchs Städtchen und allein der Markt war sehenswert. Jeder kleine Gemüsestand hat ein kleines Megaphon, auf dem automatisch laut krächzend die Ware angepriesen wird. Der Lärm ist noch 5 Straßen weiter zu hören und es klingt wie eine Großdemonstration, solch ein Stimmengewirr geht von dem kleinen Gemüsemarkt aus.

Seit langem finden wir auch wieder einmal ein kleines Cafe und auch die Bankautomaten spucken wieder etwas mehr Geld aus, durfte man in den winzigen Städtchen gerade einmal 100 € abheben, sind hier jetzt wieder 250 € möglich.

Gegen Abend wird gleich beim Hotel der Nachtmarkt aufgebaut und wir essen draußen. Das das wieder möglich ist. Es sind vielleicht 10 Grad  und das erscheint uns fast schon gemütlich warm. Es gibt verschiedene Gerichte, die in kleinen Tontöpfen gegart werden und natürlich Massen von Grillspießen. Da es alles moslemische Stände sind, muss man sich das Bier vom Stand auf der anderen Straßenseite holen, aber das wird allgemein so gehandhabt.

Den Rest des Abends verbringe ich dann im Internet, gleich neben dem Hotel gibt es einen verräucherte Zockerhalle, aber die Verbindung ist recht schnell und so habe ich zwei Tage recht schnell hochgeladen. In Deutschland gibt es nichts Neues und auch die Zwei-Klassen-Vogelgrippe-Impfung wundert mich nicht.

22. Tag: „Om mani patme hum!“

Sonntag, den 18. Oktober 2009

Ruhetag in Xiahe und Besichtigung des Labuleng Klosters

 

Bei der Kälte im Zimmer möchte man gar nicht unter seiner warmen Decker hervorkommen, doch draußen locken die Sonne und der Tempel. Der unaufhaltsame Strom der Pilger ist wohl schon seit Stunden unterwegs, schließlich gilt es acht große Runden ums Kloster zu laufen. Das Gelände ist riesig und an der Längsseite gibt es einen fast zwei Kilometer langen Wandelgang mit Gebetsmühlen. Die Pilger hasten hier eiligen Schrittes entlang und drehen fleißig mit der rechtren Hand die drehbaren Mühlen, unablässig die Gebetsformel „Om mani patme hum“ murmelnd und in der linken Hand befindet sich ein Rosenkranz, bei dem mit jedem Gebet eine Kugel weiter geschoben wird. Junge und Alte, ganze Familien sind im Stechschritt unterwegs.

Aller hundert Meter befindet sich ein Tempel oder ein Stupa, dann biegt der Trupp ein und umrundet ebenfalls acht Mal den Tempel. Es ist später Vormittag und in den meisten Tempeln sitzen eine ganze Reihe Mönche vor einer Schüssel Tsampa und ein paar Süßigkeiten, vor dem Essen gibt es noch eine Zeremonie und tiefstimmiger Singsang ertönt aus dem Tempelinneren, danach wird gegessen, nur draußen surren und quietschen weiter die Gebetsmühlen.

Wir sind schon nach einer großen runde müde und nutzen den freien Tag zu einem kleinen Mittagsschläfchen und zur Reparatur von Andreas gebrochener Speiche. Dann geht es noch einmal die Hauptstraße in Xiahe hoch und runter, vorbei an den vielen Läden und Shops, aber sobald die Sonne hinter den bergen verschwindet, treibt uns die Kälte in ein tibetisches Restaurant. Wir haben einen guten Laden erwischt und das Essen ist um ein vielfaches besser als gestern Abend im Hotel. Dort verbringe ich dann den Rest des Abends am Computer, komme aber nicht zu sehr viel, denn in Xiahe gibt es jede menge Touristen und so gibt es zu viele Möglichkeiten zu ablenkenden Gesprächen.