Donnerstag, 26 Juni 2008, noch ein Organisationstag in Dunhuang und die Singenden Sanddünen

2. Juli 2008


Wir nehmen Ulli ein Lunchpaket zum Frühstück mit ins Krankenhaus. Ulli geht es schon wieder signifikant besser, er macht Scherze und schwatzt mit den Krankenschwestern. Noch gibt es keine Neuigkeiten von der Krankenversicherung, aber in Deutschland ist ja auch noch tiefste Nacht.

Ulli wird wohl auf jeden Fall erst einmal nach Hause fahren müssen, deshalb hat Eckhardt inzwischen schon Ullis Sachen gepackt und einen Teil versandfertig gemacht. Auch hier läuft der Service auf der Post tadellos und innerhalb einer dreiviertel Stunde haben wir vier Pakete versendet. In der Einkaufsstraße findet sich ein ruhiges Plätzchen für ein kühles Bier, Eckhardt und Monica gehen dann noch Schoppen und wir finden ein Lokal mit leckeren Jiaotze, den gefüllten Teigtaschen.

Bevor am späten Nachmittag die Gruppe dann wieder zu uns stößt, bleibt neben der Arbeit am Computer noch ein winziges halbes Stündchen für einen späten Mittagsschlaf.

Gegen 16 Uhr haben sich dann unsere Radler durch die Wüste hierher gekämpft. Hubert hat die Gruppe per Karte und GPS geführt und Elisabeth hat mit ihrem Volkshochschulchinesisch alle Konversationen gemeistert und unser Busteam hat die Gruppe großartig unterstützt. Nach einer kurzen Duschpause für alle stehen dann noch die Singenden Sanddünen auf dem Programm.

Die Dünen sind schon vom Hoteldach zu sehen und erstrecken sich über mehrere Kilometer in der Landschaft. Das besondere ist die Höhe der Dünen, die höchsten überragen die Ebene von Dunhuang bestimmt über dreihundert Meter.

Im letzten Jahr herrscht hier ein gewaltiger Touristenzirkus mit mehreren hundert, vor allem chinesischen Ausflüglern, die sich hier auf den Sandhaufen tummelten. Dieses Jahr sieht es eher einsam aus, nur ab und zu sieht man eine Hand voll Leute die Dünen hinauf klettern oder auf dem Kamel reiten. Auch die vierrädrigen Wüstenmotorräder warten einsam auf Kunden und das Superleichtflugzeug dreht auch nur ab und zu eine einsame Runde.

Trotzdem beträgt der Eintrittspreis 100 Yuan, also 10 €, für ein paar Sandhaufen ganz schön heftig. Wir entrichten diesen und stiefeln dann mühselig die Dünen hinauf. Am Abend ist es sehr angenehm, die Abendsonne taucht alles in ein angenehmes Licht und der Sand ist nicht mehr so heiß, so dass man wunderbar barfuss laufen kann.

Oben auf der Düne hat man dann den Blick auf den Mondsichelsee. Doch in diesem Jahr ist die Sichel nicht perfekt, wegen der schweren Niederschläge in den letzten Wochen und so ist der Grundwasserspiegel gestiegen und die „Mondsichel“ ausgelaufen.

Als die Sonne dann langsam am Horizont verschwindet wird es fast romantisch und eigentlich bin ich ganz froh, dass nach dem Stress der letzten Tage hier etwas mehr Ruhe herrscht und ich nicht den Blick von der Düne mit hunderttausend anderen Menschen teilen muss.

Abendbrot gibt es dann im Hotelrestaurant, aber es findet sich nur noch ein kleines Häufchen ein und so bestelle ich mir etwas, was ich sonst nie in China bestelle, nämlich ein kleines Steak.

Mittwoch, 25. Juni 2008, Organisationstag in Dunhuang

2. Juli 2008


Gegen 4 Uhr morgens erreicht dann das Taxi endlich das chice Hotel am Rande der Stadt. Ulli setzen wir vorsichtig in die Hotelhalle und bringen das Gepäck aufs Zimmer und ein paar Minuten später geht es dann weiter mit dem Taxi ins Krankenhaus.

Dort gibt es einen Notdienst und wir sind die einzigen Patienten hier, somit geht hier alles sehr schnell. Der chinesische Arzt freut sich erst einmal über den professionellen Rucksackverband, den unser Doktor ihm angelegt hat und dann geleiten wir Ulli zum Röntgen. Ein modernes Gerät zeigt sofort die Brüche, Schlüsselbein und zwei Rippen sind hin, ein CTG bestätigt dies noch einmal und alles Weitere muss der Chefarzt entscheiden, der in ein paar Stunden den Dienst beginnt. Da die Lunge auch etwas abbekommen hat wird Ulli wohl operiert werden müssen. Vorerst muss Ulli im Krankenhaus bleiben und er bekommt die Luxussuite im Bettenhaus, fast genauso schön und noch größer als das Hotelzimmer im 4 Sterne Hotel und eine der Schwestern, die einzige, die ein wenig Englisch spricht, wird für Ulli abgestellt

Eckhardt und ich sind inzwischen zum Umfallen müde, deshalb fahren wir ins Hotel zurück. Dort gibt es 7 Uhr schon Frühstück, das Buffet ist nicht schlecht und dann falle ich nach einer langen Dusche in mein riesiges Bett.

Leider klingelt mindestens 5-mal das Telefon und so bin ich drei Stunden später nicht viel frischer als vorher als ich wieder mit Eckhardt in die Klinik fahre.

Ulli ist inzwischen operiert worden und erwacht gerade wieder aus der Narkose. In der Lunge hatten sich Knochensplitter befunden und die hat der Chefarzt persönlich herausgeholt. Das schlimmste sei überstanden, sagt der Arzt und nun brauch Ulli einfach nur noch viel Zeit und Ruhe zum Gesundwerden. Viel ist Ulli nach der Narkose nicht abzuringen und so geht es flugs wieder zurück zum Hotel. Bis zum Abendbrot erledige ich dann noch ein paar Mails und informiere Krankenversicherung und Ullis Familie, dann ist es Zeit für ein paar mehr Stunden Schlaf nach dieser 48 Stunden Anstrengung.

Dienstag, 24. Juni 2008, von Hami nach Xingxingxia, 196 Kilometer, 1143 Höhenmeter: „Längster Tag und Katastrophe“

28. Juni 2008


Sehr zeitig und ohne Frühstück geht es heute los, erwartet uns doch der längste Tag der Tour. Da das einzige Hotel am einzigen winzigen Ort zwischen Hami und Xingxingxia nicht mehr existiert, müssen wir nun diese Doppeletappe fahren und uns erwarten knappe 200 Kilometer.

6 Uhr rollen wir dann auch durch die gerade erwachende Stadt und es ist angenehm frisch und es weht uns nur ein leichtes Lüftchen entgegen. Die ersten Kilometer geht es noch durch die kleinen Dörfer vor Hami, die Hauptsächlich vom Anbau der Hami-Melonen und Gemüse leben. Dann kommt ab und zu ein ödes Stück Land und nach guten 30 Kilometern erreichen wir die Hauptstraße und die Wüste beginnt nun.

Zu schreiben gibt es darüber nicht viel, denn es ist auch hier nur Dreckwüste und keine schöne Bilderbuch-Sandwüste, die uns hier begleitet.

Nach 65 Kilometern erlebe ich eine Überraschung, dort gab es noch vor einem Jahr eine Zeile mit gut 20 Restaurants und die sind nun alle weg, nix mehr da, nur eine für die zweite Autobahnspur platt gewalzte Fläche. Auf der anderen Straßenseite gibt es noch ein einzelnes Restaurant, etwas schlampig, aber die Nudelsuppe, die wir hier bekommen, ist in Ordnung und es gibt auch kalte Getränke.

Am Nachmittag haben wir dann sogar leichten Rückenwind, so dass nicht zu spüren ist, dass es die ganze Zeit bergan geht. Inzwischen hat sich auch die Gruppe ein wenig zersplittert und der Bus wartet aller 30 Kilometer und versorgt uns mit Wasser. Am Morgen war ich noch mit vorneweg gefahren, hänge mich nun aber hinten mit an die langsamsten Fahrer. Bei Kilometer160 hat Helga dann genug für heute und steigt in den Bus. Hubert, der auch noch mit hinten geblieben ist, und ich, wir jagen dann gemeinsam Ulli hinterher, den wir nach einer halben Stunde auch wieder vor uns sehen.

Das Wetter ist für uns sogar noch besser geworden, ab und zu gibt es eine kräftige Bö mit Rückenwind und so geht es weiterhin gut vorwärts, auch wenn inzwischen doch ab und zu ein etwas dickerer Hügel in der Wüste steht.

Dann passiert das große Unglück und keiner weiß mehr genau, wie es passiert ist, denn plötzlich liegt Ulli mitten auf der Straße und bewegt sich nicht mehr. Ich hatte gerade mit meinen Mp-3 Player neu programmiert und deshalb nichts beobachtet und Hubert und Monika waren kurz vor Ulli.

 Als ich Ulli ein paar Sekunden später erreiche erwacht er aus der Ohnmacht und gibt wenigstens ein paar Laute von sich, vor allem die Schulter sieht nicht gut aus und es scheint ihm alles weh zu tun. Wir befreien Ulli vorsichtigst vom Fahrrad ohne ihn groß zu bewegen und sperren die Straße, damit wir nicht noch alle von den großen Trucks überrollt werden. Ulli jammert vor allem über Schmerzen in der linken Schulter und im Brustbereich.

Inzwischen telefoniere ich unseren Doktor und den Bus heran, Ulli bekommt meine Packtaschen als „Kissen“ und kann so etwas bequemer liegen, der Rücken scheint nicht verletzt zu sein.

Alks wir Ulli den Helm abnehmen, merken wir, dass er noch großes Glück hatte, denn der Helm war an drei Stellen zerbrochen und die Sonnebrille komplett zerkratzt, aber an Ullis Wange gibt es nur ein kleine Schürfwunde. Auch seine Handschuhe und ein paar halbleere Wasserflaschen im Trikot haben ihn an Händen und Hüften vor schlimmeren bewahrt.

Inzwischen sind der Bus und der Doktor eingetroffen, Ulli kann schon wieder etwas reden und der Doktoir stellt sofort das gebrochene Schlüsselbein fest, der Oberarm ist sehr geschwollen und Rippen könnten gebrochen sein, keine Lebensgefahr also, aber ein Fall fürs nächste Krankenhaus.

Erst einmal bringen wir Ulli vorsichtig auf den Bus und schicken diesen bis zu unserem Übernachtungsort.

Die letzten 30 Kilometer machen wir uns natürlich alle große Sorgen und plagen uns noch einmal 400 Höhenmeter hinauf. Außerdrem scheint noch etwas mit der Übernachtung schief zu laufen, sagt mir der Busfahrer am Telefon. Im Hotel will der Verwalter dann nichts von meiner Bestellung gewusst haben, relativ schnell stellt sich heraus, dass sein Kollege den Anruf angenommen hat und uns erst einmal ins nächste Guesthouse verlegt hat.

Die Übernachtung in Xingxingxia ist mehr als einfach, es gibt genügend Zimmer, in denen es aber nichts außer zwei oder drei Betten gibt. Wasser gibt es in einem Fass im Hot und die Toilette befindet sich außerhalb des Geländes.

Beim Abendbrot im Restaurant um die Ecke organisiere ich Ullis weiteren Transport nach Dunhuang und ich weise die Gruppe für die nächsten beiden Tage so ein, dass sie ohne mich zurecht kommen können.

Gegen 22.30 verlassen dann Ulli, ich und Eckhardt, der uns noch begleiten will, Xingxingxia in Richtung Dunhuang. Die Straße ist sehr holprig, aber Ulli klagt nicht, was vielleicht auch an dem starken Schmerzmittel liegt, welches der Doktor ihm noch gegeben hat.

Hinten sitzen Eckhardt und ich auch ziemlich gequetscht, so dass an Schlaf nicht zu denken ist und wir nähern uns quälend langsam Dunhuang. 3 Mal müssen wir kurz Pause machen, da unsere Rücken und Sitzflächen schmerzen und alles weiter ist dann im Eintrag für den morgigen Tag zu lesen.

Montag, 23. Juni 2008, Ruhetag in Hami: „Brillen und Pakete“

28. Juni 2008


Eigentlich wollte ich lange schlafen, aber irgendwann vor dem Aufstehen klingelt mein Zimmertelefon, ich solle in die Lobby kommen, irgendeine Dame erwarte mich dort. Etwas desorientiert wandere ich in die Lobby und eine Chinesin aus Urumqi wartet dort auf mich, mit der Brille von Helma. Natürlich wecke ich sofort Helma, aber die Freude war nur von kurzer Dauer, denn die lange verhandelte und ausgemessene Brille passt nicht, was heißt, auf die ferne sieht Helma mit der Brille schlechter als ohne, und, das ist ja nicht der Sinn einer Brille. Alos müssen wir heute wieder einen Optiker finden, der beweisen kann, dass die Wertre der Brille nicht mit den Auftragswerten übereinstimmt. Die Lady aus Ürumqi ist natürlich auch unglücklich, dass sie nun noch Ärger mit der Brille am Halse hat und ich auch.

Beim Frühstück stellt sich zufällig heraus, dass die Brille vorzüglich auf Eckhards Nase passt und die Sehstärke auch.

Nach dem Frühstück kommt dann der Ausflug zum Optiker. Die junge Dame hier im Laden ist sehr freundlich und hilfsbereit und natürlich stimmen die Werte der neuen Brille Helmas nicht und die Lady aus Ürumqi hat keine Lust und wohl auch nicht die Mittel, die 330 Euro wieder zurück zu zahlen und schlägt abenteuerliche Wege vor, wie wir die Brille ändern lassen und dann wieder irgendwohin schicken lassen können. Aber inzwischen wartet meine Gruppe schon im Hotel auf mich und auch Helma hat keine Lust auf Experimente und Eckhardt wolle die Brille, aber natürlich nicht zum vollen Preise. Die Brillenfrau wolle sich den Vorschlag noch einmal überlegen, solange ich mit meiner Gruppe zur Post fahr und wir schon einen Teil der Sachen, die wir nicht mehr brauchen, nach Deutschland versenden.

Auf der Post hatte ich eigentlich viele Leute und totales Chaos bei der Abfertigung erwartet, aber es passierte genau das Gegenteil. Am Paketschalter nur ab und zu ein Chinese, die Damen am Schalter freundlich. Wir bekommen ohne Probleme die Pakete, befüllen alles, die Damen kontrollieren noch einmal, dass nichts Ungesetzliches in den Paketen ist und helfen dann beim Verpacken und Verkleben der Kartons. Auch das Ausfüllen der Formulare erfolgt schnell und problemlos und nach einer guten Stunde bin ich mit den 10 Leuten, die etwas zu versenden hatten wieder auf der Straße zurück und wenig später im Hotel.

 Hier erfahre ich dann, das die Brillendame die Stadt verlassen hat, die Brille liegt am Counter vom Hotel mit einem Zettel auf dem steht: „Sorry, kann Ihnen leider nicht weiter helfen.“

Ich bin ziemlich überrascht über die Frechheit, Helma trägt’s mit Fassung und beginnt mit Eckhardt über den Brillenpreis zu verhandeln und bis zum Abend war das Problem dann intern gelöst. Mal sehen, ob ich für das Blog noch ein Foto mit Eckhardts-neuer-Helma-Brille finde.

Mittag essen wir dann in einer kleinen Jiaotze Stube, also sind gefüllte, gekochte Maultaschen angesagt. Leider ist die Spezialität des Hauses, Jiaotze mit Eselsfleisch, heute aus, da heute noch kein Esel gestorben ist, aber die anderen Sorten sind auch alle sehr lecker.

Für den Nachmittag bleibt nur noch das Schlendern über den Basar, doch in der Nachmittagshitze passiert hier nicht sehr viel, nur wenige Kunden machen in der Hitze ihre Einkäufe und auch ein Tei der Verkäufer zieht es vor ein Stündchen zu schlafen, als in der Hitze Kunden zu werben. Um über das Brillenthema, das mich heute schon den halben Tag beschäftigt hat, kaufe ich mir eine neue Sonnenbrille, natürlich nur eine billige für 10 Yuan, also 1 Euro, denn die verliere ich sowieso wieder in den nächsten Tagen, habe ich doch schon 6 Sonnenbrillen auf dieser Reise verschlissen.

Als ich dann gegen 16 Uhr ins Hotel zurück komme, hat der hauseigene Netzwerkfuzzi endlich meine Leitung im Zimmer frei schalten können, auch daran habe ich schon wieder ein großes Bündel an Nerven verloren, aber nun heißt es für mich, das Blog für die letzten Tage aufzufüllen, also ein großer Berg an Arbeit für den Rest des Tages.

Dazwischen gibt es dann noch Abendbrot im Hotelrestaurant, gemeinsam mit der Teilgruppe, die am frühen Abend auch eingetroffen ist, belagern wir vier große Tische im Restaurant und essen uns einmal durch die Speisekarte. Vor allen die noch nicht zu sehr an China gewöhnten Leute kommen heute auf ihre Kosten, denn es gibt einmal Fleisch ohne viele Knochenstücke und zum anderen nur ein oder zwei Gerichte mit leichtem Schärfegrad. Obwohl ich eigentlich sonst auch immer nur leicht oder mittelscharf bestelle, sind für einige die gemischten Nudeln, Ban Mian, nur genießbar, wenn sie die Chilis aufs sorgfältigste heraussortieren.

Bis spät in die Nacht kann ich leider nicht mehr am Computer arbeiten, da wir am nächsten Morgen sehr zeitig los wollen, erwarten uns doch 200 Kilometer Strecke und so viel ist kaum einer meiner Teilnehmer in seinem Leben zuvor gefahren.

Sonntag, 22. Juni 2008, von Balikun nach Hami, 151 Kilometer, 850 Höhenmeter

23. Juni 2008


Sieben Uhr soll es Frühstück geben, doch kurz vorher ruft mich die Küche an und sagt, dass es erst um halb acht ging. Ich niese die Rezeption und den Koch zusammen, hatte ich doch am Abend mehrfach nachgefragt und das zeitige Frühstück war mir bestätigt worden. Allerdings ändert das nichts an der Tatsache, aber ich fühle mich besser.

Gegen 8.30 rollen wir bei leichtem Gegenwind und schönstem Sonnenschein aus der Stadt. Die Schlechtwetterphase scheint vorbei und die Sonne lässt den Schnee von gestern auf den Berghängen recht schnell zusammen schmelzen.

Vorbei geht es an idyllischen Dörfern, die Bauern bewässern mit Tienshan-Wasser die Felder und alles ist Grün. Hinter den Feldern liegt Wüste und dann wieder eine Bergkette, deren Gipfel sich in weiße Wölkchen hüllen.

Nach schon 65 Kilometern durch die grüne Ebene, die nun durch Jurten und Pferdeherden dominiert wird, machen wir in einer Nudelstube Mittag. Dann geht es die letzten höhenmeter hinauf bis zum Pass und hier gibt es richtig schönen Nadelwald. Wären nicht überall die Jurten der nomadischen kasachischen Pferdezüchter, könnte dieser Ort auch irgendwo in Österreich oder der Schweiz liegen.

Nach dem Pass geht es in einem wilden Tal abwärts. Mit jedem Meter, den wir nach unten fahren wird es trockener. Dann kommt noch einmal ein kräftiger Anstieg und nun sind wir auf der anderen Seite des Tienshan-Gebirges und vor uns liegt einen unendliche Tiefebene und hunderte von Kilometer nur Wüste.

Die Entscheidung für die nördliche Route der Seidenstraße war trotz des Kälteeinbruchs richtig, denn hier ist es schon wieder brütend heiß und ein paar Tage wird uns die Wüste noch begleiten, bevor wir dann ins richtige China kommen.

Hinter uns winken die Schneeberge noch einmal zum Abschied, es ist ein faszinierendes Spektakel, vorne trockenste Wüste und hinten eisbedeckte Schneegipfel, stahlblauer Himmel und weiße Schäfchenwolken.

Gegen 17 Uhr sind wir dann fast 1500 Höhenmeter hinunter gefahren und erreichen den Rand der Millionenstadt Hami. Hami ist berühmt für seine Hami-Melonen, eine verwandte Art der Honigmelone. Doch im Moment gibt es nur Früchte aus dem Gewächshaus, denn die Erntezeit für die Melonen beginnt erst in mehr als einem Monat.

Das hotel in der Stadt ist schnell erreicht und heute gibt es wieder einmal luxuriöse Zimmer und Wäscheservice. Und wir haben einen unerwarteten Ruhetag hier, denn das nächste Hotel, etwa 70 Kilometer weiter, mitten in der Wüste, ist dem Autobahnbau zum Opfer gefallen.

Also müssen wir übermorgen 200 Kilometer durchblasen, aber wir können uns morgen noch ein wenig erholen.

Abendessen gibt es in einem Straßenrestaurant und vor allem unsere Fleischesser kommen auf ihre Kosten, denn es gibt ganze Fische und ganze Hühner vom Grill und auch noch Fleischspieße. Die Halbvegetarier stürzen sich dann auf den Joghurtstand auf der anderen Straßenseite und plündern diesen und nach einem sich dem Gelage anschließenden Spaziergang geht es dann in die weichen Hotelbetten.