Montag, 3. März, von Thessaloniki nach Asprovalta, 92 km, 718 Höhenmeter:“Ein Treffen mit Marco Polo“

8. März 2008


Heute klappt es ein weiteres Mal mit dem Yoga, immerhin fünf meiner Leute finden sich noch für ein paar Sonnegrüße ein und dann geht es zum perfekten Frühstück in die Halle. Ich verbinde noch einmal mein Laptop mit der Welt und sende noch ein paar Daten ans Büro.

Nebenbei gelingt es mir auch, die Webseite der „Gegentour“, organisiert von einem Litauer, ausfindig zu machen, die so ziemlich unsere Idee kopiert haben. Das ist ja eigentlich kein so großes Problem, das Ereignis Olympia in Peking verträgt ohne Probleme mehrere Touren, aber dass die Organisatoren in ihrer Verkaufwerbung negativ zu unserer Tour Stellung nehmen, ohne verschiedene Konzepte und Inhalte zu diskutieren, das ist einfach nicht sonderlich fair. Die Tour ist natürlich vom Organisationsgrad wesentlich anders gestaltet und hat ebenfalls ein anderes Zielpublikum. Das zu beachtende Regelwerk für den Trip ist recht umfangreich, für meine Geschmack etwas sehr reglementierend, lediglich die Regel Nummer Vier aus dem umfangreichen Paragraphenwerk dieser Tourorganisation finde ich spitze, dass das Wort des Reiseleiters als Gesetz für die Gruppe zu beachten sei.

Leider gab es von der ‚litauischen’ Tour noch keine Berichte, zumindest konnte ich keine googeln, obwohl dieses Team schon ein paar Tage länger unterwegs ist als wir.

Nach dem Frühstück ziehen wir los und es geht zum dritten Mal an der Hafenanlage vorbei. Heute liegt der Hafen voller Fischkutter und Yorgos erfragt den Grund dafür: Streik wegen hoher Spritpreise und niedriger Fischverkaufspreise. Bei den Fotos im Hafen verliere ich einen meiner guten Handschuhe, was ich zehn Minuten später zwar merke, aber auch meine Suche bringt nix, der Handschuh ist weg und ich ärgere mich darüber, aber es hilft nichts, wir müssen erst einmal weiter. Aus der Stadt heraus ist der Verkehr stressig und es geht zum Teil straff bergauf. Ich habe das Gefühl, dass die Autofahrer hier in dieser Region rücksichtsloser fahren, als das am Anfang in Athen und Umgebung der Fall war.

Bei dem morgendlichen Stress hatte ich vergessen meine Wasserflasche aufzufüllen doch „Kleinchina“, ein chinesisches Restaurant am Wege ist meine Rettung und die Shanghaier Besitzer sind erstaunt mich dort in Beijinger Dialekt nach einer Füllung der Flasche fragen zu hören.

Oben angekommen haben wir eine wunderschöne Sicht auf eine große Ebene mit einem See und in der Ferne leuchten wie immer schneebedeckte Gipfel. Die Abfahrt ist gigantisch, es geht steil und dreispurig gut asphaltiert nach unten, so schnell, dass ich mich nicht traue auf den Tacho zu sehen, der mir dann unten eine Höchstgeschwindigkeit von 74 Stundenkilometern anzeigt, was ich seit Jahren nicht mehr gefahren bin.

Untern geht es vorbei an grünen Wiesen und schön blühenden Obstbäumen auf gerader Straße und mit leichtem Rückenwind, trotzdem machen wir erst gegen halb zwei Mittagspause in einem kleinen Platanenhain, dort sind wir nicht die einzigen Radler, zwei Italiener haben den Platz kurz vor uns entdeckt und sind dabei eine Speiche zu wechseln. Sie sind vor 17 Tagen in Venedig gestartet, Gianni und Renato, die sich jedoch Marco und Polo nennen; und wollen natürlich auch nach Beijing. Die Route ist unserer nicht zu ähnlich, sie fahren über den Iran und in China dann auch über Kashgar. Mit einigem Glück treffen wir die beiden noch einige Male auf dem Weg zu unserem gemeinsamen Ziel.

Nach dem Picknick gibt es noch einmal ein wenig Stress, die Gruppe steht in den Startlöchern, nur Yorgos fehlt noch und macht auch noch keine Anstalten zum Aufbruch, also fahren die Ersten los und die Anderen folgen. Ich schaue mich noch einmal um, sehe nur noch Kostas und das Auto und fahre auch hinterher. Am Hotel angekommen ist Yorgos sauer, einmal, weil er eine etwas andere Route geplant hatte und weil wir Marlies vergessen hatten, welche ihr Fahrrad und günstig geparkt hatte und dann am Bächlein spazieren war. Aber beim Kaffeetrinken im Sonnenschein ist der kleine Kommunikationsstress rasch wieder vergessen. Einige nutzen die Gelegenheit des nahen Meeres zu einem Bad im 15 Grad kalten Wasser, bevor es zum Abendessen ins Lokal direkt neben dem Hotel geht.

 

2.März, Thessaloniki, Ruhetag, 11,3 gemütliche Kilometer und einmal den Berg hoch und wieder runter

2. März 2008


Auch heute brauche ich keinen Wecker um aufzustehen, gegen halb acht bin ich wach und genieße die Dusche und gehe zum Frühstück, dass üppig und lecker aussieht. Aber ich habe keinen großen Hunger, es gab gestern Abend einfach zu viele Leckereien.

Gegen 9 Uhr ziehen wir dann los zu unserer Stadtrundfahrt, zuerst auf dem gleichen Weg des abendlichen Spaziergangs. Die Götter des Olymps zeigen uns in aller Klarheit noch einmal ihren Wohnsitz am anderen Ende des Golfes von Thessaloniki, ein wunderschöner majestätischer Anblick von der Uferpromenade. Weiter geht es wieder zum Weißen Turm, der aber nicht weiß ist, nur einmal in früheren Zeiten so angestrichen war. Yorgos schüttet uns wieder zu mit historischen Informationen zu jedem Detail und Winkel der Stadt, doch wir albern an unserem Ruhetag etwas mehr herum als an „normalen“ Tagen und so entstehen eine ganze Reihe witziger Fotos am Reiterdenkmal „Alexanders des Großen“, der hier in Thessaloniki geboren wurde und bis heute verehrt wird. Nicht sonderlich verehrt wird ein zweiter wichtiger Mann der hier ebenfalls geboren wurde, nämlich Kemal Attatürk, lediglich türkische Reisegruppen pilgern zu seinem Geburtshaus. Weiter geht der Rundgang vorbei und in die wichtigsten byzantinischen Kirchen der Stadt, zum Triumpfbogen und schließlich auf die Akropolis mit einem weiten Panoramablick über die gesamte Bucht. Leider steht die glühend Sonne im Zenit und die Schatten sind so hart, dass sich kaum ein gutes Foto machen lässt. Inzwischen dauert Yorgos zwei Stunden Rundgang schon wieder satte 5 Stunden und etwas hungrig kehren wir zum Hotel zurück, aber ich kenne kein Erbarmen: Erst müssen die Räder gewartet werden, bevor ich die Gruppe in einen ruhigen Nachmittag entlasse. Gut anderthalb Stunden schrauben und putzen wir dann noch an den Rädern, hier und da muss noch etwas verändert werden, die Unwucht in Marlies‘ Vorderrad lässt uns keine Ruhe, die Felge ist ok. und auch der dritte Mantel, den wir probieren zeigt nur unbefriedigende Besserung.

Ein Ruhetag ist natürlich auch ein guter Zeitpunkt, um eine erste Bilanz zu ziehen. Gnosis war und ist ein hervorragender Reisepartner für Griechenland. Yorgos, unser mitradelnder Reisebegleiter und Kostas, unser engagierter und geschichtlich genauso gut bewanderter Fahrer, haben alles perfekt organisiert, die Hotels sind gut, sehr oft familiengeführt, also keine Hotelburgen, sondern landestypisch. Die Streckenführung war ganz einfach grandios, wenn auch etwas anstrengend für die Gruppe. Tausend Kilometer liegen hinter uns und fast 10.000 Höhenmeter, die in den Knochen stecken, aber in der Kombination mit dem Kaiserwetter war es ein hervorragender Auftakt für die Tour. Nach der Debatte von Delphi ist die Motivation der Gruppe einfach gut, alle spielen mit und vertragen sich miteinander und ich glaube, alle sind zufrieden mit der Tour, mit sich selbst und keiner hat die Entscheidung, an diesem Abenteuer teilzunehmen, bisher bereut. In den nächsten Tagen werde ich auch wieder diesen oder jenen zu Wort kommen lassen, damit unsere Blog-Leser nicht nur meine Meinung zu lesen bekommen.

Während sich die Gruppe nach der Wartungszeremonie zerstreut, beginnt für mich der eigentliche Arbeitstag, Texte schreiben und versenden, Mails beantworten, Bilder fürs Blog heraussuchen und bearbeiten, das Internet ist grausam langsam und die Dateien zu groß und lassen sich nicht hinreichend komprimieren…..ich weiß noch gar nicht, ob ich die Zeit zum Abendbrot finde.

1.März, von Verginia über Pella nach Thessaloniki, 55 km, 140 Höhenmeter:“Geschichte kompakt“

2. März 2008


Heute können wir länger schlafen, da die Ausgrabungen erst um 8.30 Uhr öffnen und so verwirklichen wir heute vor dem Frühstück noch eine Viertelstunde mit Yogaübungen. Ausgehend von Roberts Rückenschmerzen hatte ich angeregt, jeden Morgen vor dem Frühstück ein paar Sonnegrüße zu machen und heute kommen dann auch wirklich noch vier Leute mit auf die Terrasse, auch mir tut es gut meine Körper wieder einmal richtig zu strecken und die Sehnen ein wenig zu dehnen und danach schmeckt das Frühstück, auch wenn es eigentlich nicht besonders gut ist, doppelt so gut.

Besonders gut und interessant ist dann die Ausgrabung im Grabhügel von Verginia, in der Nähe lag hier früher de Mazedonische Hauptstadt und in den 70er Jahren öffneten hier die Wissenschaftler eine Grabkammer, die noch nicht geplündert war und von der sie vermuteten, dass sie das Grab Philips II, des Vaters von Alexander dem Großen, beinhaltet. Beeindruckend die aus Blattgold getriebenen Kränze, aufs feinste dekorierte Sargtische und und Prunkrüstungen sind beeindruckend, ebenso wie die erhaltenen Fresken, die einen blassen Eindruck von der hoch entwickelten griechischen Malkunst geben.

Beeindruckt steigen wir aufs Rad und fahren in den Morgennebel hinein, ich bin etwas zu dünn angezogen und fahre etwas fröstelnd vor mich hin, als es in einem kleinen Städtchen plötzlich vor mir rappelt, Eckhardt steigt über den Lenker ab, Hubert, der unmittelbar vor mir fährt ebenfalls und ich komme nur zwei Zentimeter vor Huberts Rad zum Stehen. Schuld war ein Gullideckel, der übersehen worden war und bei einem Ausweichmanöver begann dann unser kleiner Massensturz. Zum Glück ist nichts passiert, Eckardt hat eine kleine Schürfwunde am Oberschenkel und Huberts Kamera, die mitten auf der Straße liegt, ist noch komplett intakt, und ich bin nur mit einem Adrenalinstoß davon gekommen.

Weiter geht es durch komplett flaches Land der Ebene von Mazedonien. Früher war hier einmal ein große Sumpf und sogar ein See, den die Mazedonier haben hier auch mit Booten gegen die Griechen aus dem Süden gekämpft. Seit noch nicht einmal hundert Jahren erst sind See und Sümpfe trocken gelegt und es wird großflächig Landwirtschaft betrieben. An einem Parkplatz in einem kleinen Dorf halten wir für ein kurzes Jubiläum, der tausendste Kilometer liegt nun hinter uns. Weiter geht es über kleine, aber gut befahrbare Feldwege bis nach Pella, wo eine ehemalige große Stadt Mazedoniens lag, die unter Alexander dem Großen hier als eine der ersten Städte der Welt vom Reißbrett aus angelegt wurde. Gleich große rechteckige Parzellen, mit Wasser und Abwassersystem versehen, wurde hier an die Reichen der Reichen vergeben, die sich in prachtvollen Häusern einrichteten. Geblieben sind Säulen und Grundrisse von Häusern, wundervolle Bodenmosaiks und ein gut bestücktes Museum. Heute ist es wieder Kostas, der uns mit viel Humor durch beides führt und wir stehen alle staunend vor den einer Kultur, die uns und unser Denken maßgeblich geprägt hat, was kaum einem von uns vorher so klar zu Bewusstsein gekommen ist. Doch drückt sich dies nicht nur in den beieindruckenden Baudenkmalen, Fresken, Bildern, Friesen und Säulen aus, sondern auch in der Sprache, jeden Tag bin ich erstaunt wie viele Wörter schon mehr als 2000 Jahre alt sind und ihren Ursprung am Ufer des Mittelmeeres haben. Natürlich auch nicht zuletzt unser Denken geht bis hierher zurück, hat doch hier schon Aristotoeles gewirkt, der sich von den Gedanken Platons trennte und damit waren die zwei großen Grundrichtungen der Philosophie geschaffen, bstimmt nun das Sein das Bewußtsein oder das Bewußtsein das Sein? Denkt mal drüber nach!

Alles Bewusstsein hilft nichts, wegen des heftigen Verkehrs fahren wir alle mit dem Bus nach Thessaloniki, was natürlich etwas Zeit braucht, da Kostas zweimal fahren muss. Den Abend verbringen wir in einem Schnapslokal und alle probieren einen „Trester“ Schnaps, der einem italienischen Grappa fast gleichen soll, sagen unsere Alkohol-Profis. Ich nippe nur einmal kurz und finde, es ähnelt rumänischem Slivowitz. Dazu gibt es reichlich Seafood, Muscheln und Tintenfische in allen Versionen. Da es eine Kultkneipe ist, sitzen wir alle dicht gedrängt und man kann sich kaum noch bewegen, schon gar nicht nach dem mehr als reichlichen Essen. Also beschließen wir noch einen nächtlichen Spaziergang durch die wochenendlich belebte Innenstadt mit hunderten Kneipen und Bars und angeleuchteten Sehenswürdigkeiten. Von der Seeseite an der Uferpromenade weht ein angenehmes Lüftchen und wir wandeln schwatzend zum Weißen Turm und vorbei am Kneipenleben zurück zum Hotel. Da sich die Klimaanlage nicht regulieren lässt kühle ich mein Zimmer nach sowjetischer Methode Heizung und Fenster bis zum Anschlag offen.

Freitag, 29.2. von Livadi nach Verginia, 88 km, 1440 Höhenmeter

2. März 2008

Obgleich des schweren Vortages sind heute alle munter und wollen aufs Rad. Der Tag beginnt mit einem wundervollen Sonnenaufgang, den wir vom Frühstückstisch aus genießen können. Die drei Gipfel des Olymps zeichne sich als schwarze Kontur gegen das Morgenrot ab und etwas später leuchten die ersten blenden Strahlen vom Sitz der Götter herab.

Ganz einfach wird der Tag nicht, am Anfang geht es noch ein wenig straff bergauf und wir haben noch einmal einen schönen Blick rückwärts auf unser Übernachtungsdorf Livadi. Dann geht es über mehr als 20 Kilometer mitunter steil abwärts. Mir ist es etwas zu kühl, um richtig Spaß dabei zu haben und unten wartet leider recht viel Verkehr auf uns.

Bis zum Picknick müssen wir dann wieder 600 Höhenmeter nach oben, der Anstieg ist nicht anspruchslos, aber ich fahre mit Yorgos gemütlich hinter her und wir bleiben in der Nähe von Helga, immer bereit irgendeinen aggressiven Hund zu verjagen. Oben am Pass sind dann Rene und Frank wieder einmal weg, sie sind nach links ins Skigebiet abgebogen und wenig später kommt ihr Anruf, dass sie sich bereits 300 Höhenmeter höher befinden.

Das Picknick ist wie immer köstlich, zumal Kostas noch einen leckeren Zwiebel-Thunfisch Salat produziert hat. Nach dem Essen geht es nicht bergab, sondern nur tendenziell bergab, dass heißt, immer wieder kommen nach einer kurzen steilen Abfahrt kurze steile Anstiege von bis zu 100 Höhenmetern und immer wieder heißt es Jacke an und Jacke aus und Jacke an.

Endlich geht es die letzten Kilometer durch die Ebene und wir kommen zeitig in Verginia an und es bleibt Zeit für ein gemütliches Sonnenbad auf der Terrasse bei einem Bier oder einer Cola. Ich habe beschlossen, erst einmal ein paar Tage keinen Alkohol mehr zu trinken, auch wenn der Rotwein beim Abendessen noch so verlockend riecht.

Donnerstag, 28. Februar, von Kalmbaka durch das Bergland von Pindos nach Livadi, 128 km, 2300 Höhenmeter: „Königsetappe zum Göttergipfel“

2. März 2008

Sehr zeitiges Aufstehen ist angesagt und schon um 6 Uhr gibt es Frühstück, heute erwartet und die längste Etappe für Griechenland und außerdem die, mit den meisten Höhenmetern.

Der Wettergott ist wieder mit uns, denn es scheint ein sonniger Tag zu werden, als wir in der Dämmerung aus dem Städtchen rollen. Hinter den Meteoren geht die Sonne auf und beschert uns noch einmal ein großartiges Panorama, während wir in enger Formation mit zügigem Tempo die Hauptstraße durch die Ebene fliegen. Nach einer halben Stunde geht es dann wieder in ein wenig befahrenes Seitental und die Straße beginnt auch langsam anzusteigen.

Frühlingshaftes Grün ringsherum, blühende Bäume und im ganz hinten noch ein schneebedeckter Streifen des Pindosgebirges. Viele Wiesen und große Schafställe liegen links und rechts in der Landschaft und natürlich auch die dazu zu gehörenden Hunde. Einige sanft wie die Schäfchen, die sie bewachen sollen, einige Bellen aufgeregt und einige kommen böse kläffend angelaufen. Dann erhöht sich jedes Mal das Tempo in der Gruppe, die Tiere anzubrüllen hilft meistens, irgendwann lege ich mir jedoch dann noch einen Stein vor auf die Lenkerbox, mit dem ich den Tieren drohen kann, was dann immer Wirkung zeigt.

Überhaupt gibt es unheimlich viel Hunde in Griechenlang, jeder Hof hat mindestens zwei davon, meistens jedoch eine ganze Meute, manchmal reinrassige Schäferhunde, manchmal große Mischlinge, manchmal aber auch nur kleine hässliche Kläffer.

Hier im Tal mit der Schafzucht ist es besonders schlimm mit den Tölen, von denen man mehr sieht als Schafe und es drängt sich natürlich dann die Frage auf, was sich an den Grillspießen in den Restaurants dreht.

Da wegen des kargen Untergrunds hier nicht viel wächst und die Gegend sehr trocken ist, sind auch die Dörfer nicht besonders reich, viele Häuser und Höfe verlassen, schicke Autos sieht man kaum, nur mindestens 10 Jahre alte zerbeulte Pickups

Weg vom Flüsschen klettern wir nun den ersten Pass hinauf, nicht zu steil geht es die Straße den kargen Beg hinauf, oben erwartet uns das Fahrzeug mit einem kleinen Zwischenimbiss, Saft, Bananen und Zwieback. Zwischen den Dornengestrüppen weiden hier und da ein paar Schafe und ein paar Ziegen springen über die Steine, natürlich wieder bewacht von diesmal allerdings faul in der Sonne liegenden Hunden. Dann geht es wieder ins Tal hinab und ganz weit hinten sehen wir erstmals wieder ein Gebirgsmassiv, das majestätisch eisbedeckt am Horizont thront, nicht schwer zu erraten, dass dies der Olymp ist, von dem uns die antiken Götter der Antike herablächeln. Nur ein winziges Wölkchen verdeckt den Gipfel.

Wieder geht es hinauf, diesmal steil und kurvig und etwas länger, irgendwie müssen wir ja auf unsere 2000 Höhenmeter kommen, die uns heute erwarten. Oben dann eine Hochebene, in 1000 m Höhe mit sanften Hügeln und flachen Tälern, schönen Weiden und niedrigen Steineichenwäldern, ein idealer Platz für ein Picknick. Unsere drei Leute, die sich heute fürs Begleitfahrzeug entschieden, haben alles gut vorbereitet, inklusive einer kleinen Liegefläche zum Ausruhen, so viel Luxus….

Trotzdem halte ich die Pause kurz, zwar liegt mehr als die Hälfte der Strecke hinter uns, aber am Abend erwartet uns noch einmal ein mächtiger Abschnitt und im Moment sieht es so aus, als ob wir nicht im Dunkeln ankommen müssten. Vorher jedoch geht es noch ein paar Kilometer durch dieses sanfte Hochland mit einigen schönen Aussichten über das gesamte Massiv des Olymps, dann stürzen wir uns wieder 600 Höhenmeter hinunter in die Ebene.

Von dort lässt sich dann auch schon Livadi unser Zielort sehen, der in beeindruckender Höhe am Berg klebt wie ein Schwalbennest unterm Dach. Gute 600 Höhenmeter geht es nach oben, in unterschiedlichen Steigungen, am Anfang eher sanft mit kurzen Rampen, dann in Serpentinen mit steilsten Kurven in denen dann immer ein Fahrzeug kommt und mich im steilsten Winkel durch die Kurve treibt. Eigentlich hatte ich als letzter Fahren wollen, aber auch Yorgos bleibt hinten und Hubert, der sich in der Ebene noch ein wenig geschont hatte, holt nun kräftig auf. Als nächsten überhole ich dann Dieter unseren Ältesten, der sich gerade noch einen Schokoriegel zur Stärkung gönnt und dann eisern weiter streitet, dann kommt Marlies, die bisher noch nicht einmal aufs Auto umgestiegen ist und mit hoher Trittfrequenz unbeirrt jeden Anstieg meistert, nicht die schnellste, aber auch nie die letzte. Drei oder vier meiner Mitstreiter kann ich noch einholen und dann kommen auch schon die ersten Häuser und unser kleines Hotel rechts hinter einem Park. Jeder neu Ankommende wird mit einem Jubel und einer Flasche Bier begrüßt und nimmt am Tisch Platz neben dem im Kamin ein lustiges Feuerchen prasselt. Es ist genau 18 Uhr als die drei letzten gemeinsam ankommen und gefeiert werden. Der härteste Tag bis jetzt für meine Reisegruppe und auch für mich anspruchsvoll, aber ich merke, dass ich mich inzwischen schon wieder gut ans Fahren gewöhnt habe und wäre heute wohl auch noch weiter und höher gekommen, bin aber dann doch ganz froh unter der warmen Dusche zu stehen und mich berieseln zu lassen.

Das Abendessen nehmen wir in einer kommunalen Gaststätte, die von einigen Hausfrauen des Dorfes betrieben wird. Entsprechend deftig, aber super lecker ist das Essen, alles sieht gut aus, ob Hammel oder Schwein und ich entscheide mich für Kohlrollädchen mit Hackfleisch und Reis gefüllt und teile mir noch eine halbe Portion in Porree geschmortes Schweinefleisch.

Das Lokal teilen wir uns mit 30 Kindern, die einen Höllenlärm veranstalten, heute ist eine Art griechischer Fasching, der letzte Tag an dem viel gegrilltes Fleisch gegessen wird, bevor in den nächsten Tagen die vorösterliche Fastenzeit beginnt. Das Besondere hier in Livadi ist, dass die Kids alle selbst zusammen ins Lokal gehen, ohne die Erwachsenen und auch selbst bezahlen. Um Platz zu schaffen räumen wir nach üppigem Mahl das Lokal und Pilgern zurück ins Hotel, wo ich die Bilder von der Kamera auf das Notebook lade und den Tag noch einmal an mir vorbeiziehen lasse.