Sonntag, 1. Juni 2008, von Bokonbaev bis nach Karakul, 144 Kilometer und 737 Höhenmeter

3. Juni 2008

Schon gegen kurz nach 8 Uhr sind wir alle startklar, denn ein langer Tag liegt vor uns. Mit einem guten Plow hat die Familie gut dafür gesorgt, dass wir genügend Energie für die lange Strecke in den Beinen haben.

Die Gegend am See ist heute eher öde und trocken. Alte Ferienheime aus Sowjetzeiten, von denen die Hälfte zu Ruinen zerfallen sind, verstärken diesen Eindruck. Ein paar Kilometer wird dann kräftig gebaut, bestimmt 30 Betonjurten entstehen in einem riesigen Komplex, der sorgfältig durch eine Mauer von der Umgebung getrennt ist. Außen sind ein paar Maler tätig, die der Mauer mit traditionellen Bildern in naiver Malerei einen nettern Anstrich geben wollen. Ich kann mir genau vorstellen, wie dann große Herden von Bustouristen angefahren werden und durch einen „Minoritätenzoo“ geführt werden, mit täglich 17 Uhr bis 19 Uhr traditioneller Tanzvorführung, ein paar Kamelen zum Streicheln und drei Pferden, auf denen man im Kreis reiten kann. Hoffentlich muss ich niemals hier übernachten.

 

Nach 60 Kilometer machen wir unsere Mittagspause, fast direkt am See und die meisten von uns wollen die Gelegenheit zu einem Bade nutzen, kehren aber gleich wieder um, nachdem sie knietif im Wasser waren, denn das „warme Meer“ ist doch noch empfindlich kühl zu dieser Jahreszeit.

Am Nachmittag kommt zu dem schlechten Straßenbelag noch ein wenig Gegenwind dazu und ab 100 Kilometer werden dann die Beine etwas schwerer. Dafür geht es jetzt von Ort zu Ort, was die Fahrt abwechslungsreicher macht, vorbei an langen Reihen von Häusern mit schönen Toren. Die Häuser hier sind nicht ais Lehm, sondern aus Ziegeln, mit blauen Fensterläden und alles macht einen ziemlich russischen Eindruck. So auch das Städtchen Karakul, überall stehen nette russische Holzhäuser, war doch die Stadt seit mehr als 100 Jahren hauptsächlich von Russen bewohnt. Aufgrund Stalins Umsiedlungsmaßnahmen kamen dann noch einmal ein paar tausend Familien von der Wolga dazu, aber nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion hat jeder der auch nur ein halben Tropfen „deutschen Blutes“ in den Adern hatte, die Möglichkeit zur „Rückkehr“ nach Deutschland genutzt. Heute kehren die Deutschlandrückkehrer allmählich wieder hierher zurück, für einige war der kulturelle Sprung dann doch zu groß.

Leider ist das Guesthouse nicht so, wie es unsere Teilnehmer erwartet habe, es gibt nur drei Zimmer mit Dusche, alle anderen müssen sich ein eine Dusche und Toilette teilen, nicht die besten Vorraussetzungen für zwei Ruhetage, zumal wir für die zusätzliche Übernachtung, die wir heraus gefahren haben, noch 25 Euro pro Person zahlen.

Also schwinge ich mich aufs Rad und erkund die Lage. Ein sehr schönes Hotel ist leider schon ausgebucht, aber die Dame an der Rezeption hilft uns weiter und sendet uns zum Hotel Issyk-Kul. Obwohl ein einstmals staatliches Hotel, ist alles in Ordnung und die Angestellten sind sehr freundlich, die sanitären Anlagen funktionieren und der Preis ist mit 25 Dollar pro Person sehr moderat.

Da die Gruppe nicht im Guesthouse bleiben will, beschließe ich den Umzug ins Hotel, alles ist wieder einmal ziemlich stressig, aber gegen 19 Uhr ist dann alles geschafft und organisiert, bleibt nur noch ein müdes Abendessen und dann stehe auch ich vor zwei Ruhetagen, die ich mehr als dringend brauche.

Samstag, 31. Mai 2008, vom Zeltcamp am Orto-Tokoy Stausee bis nach Bonkobaevo, 109 Kilometer, 823 Höhenmeter

3. Juni 2008

Obwohl der nicht zu große Orto-Tokoy Stausee das Talbecken ausfüllt ist die Landschaft umher karg und trocken und gerade dieser Widerspruch macht die Gegend unheimlich attraktiv. Am gegenüberliegenden Ufer zeichnen sich in den Bergen verschiedenste Felsformationen ab und unter dem stahlblauen Himmel leuchten Bergriesen, um deren Gipfel sich Schäfchenwolken sammeln, die mit jeder Stunde dichter werden.

Auch sieht man kaum noch Nomaden, nur eine Familie zieht an uns vorbei, die Frau hat zwei Kinder auf dem Pferd und der nebenher trottet der Mann und der Hund.

 

Dafür steht am Straßenrand seit langem wieder einmal eine zottelige Kamelherde. Die Tiere sehen schrecklich aus, da sie gerade das Winterfell abwerfen, überall hängen verfilzte Fellfetzen herunter.

Über den nächsten kleinen berg hinunter kann man dann einen ersten Blick auf das „Warme Meer“ werfen, den Issyk-Kul See. Der See ist riesig, mehr als 200 Kilometer lang und über 50 Kilometer breit, so dass man das andere Ufer nicht sehen kann. Lediglich die Bergkette, ein Ausläufer des Tienshan, der Kirgisien von Kasachstan trennt ist auf der anderen Seite im Dunst zu erkennen.

Am Seeufer ist alles schön grün, es gibt kleine Pappelhaine und schöne Wiesen, schade, dass wir heute hier keinen Zeltplatz haben. Nur Andre und Heike nutzen die Gelegenheit zu einem Abstecher direkt an den See und einem erfrischenden Bad im kalten Wasser, während wir im Schatten einer Pappelgruppe Mittag machen.

Eigentlich ist es dann nicht mehr zu weit bis nach Bokonbaev, wo wir heute wieder einmal Familieunterkunft haben, aber die Straße führt noch einmal weg vom See und schraubt sich 400 Höhenmeter einen trockenen Berg hinauf und es dauert eine gute Weile, bis alle diese unerwartete Hürde genommen haben.

Heute war auch der Tag der Radfahrer, zuerst begegnen wir einem kanadischen Pärchen, die schon zwei Jahre unterwegs sind und noch einmal so lange weiter fahren wollen. Dann treffen wir einen Ungarn, der nur einen „kurzen“ Trip von China zurück nach Ungarn macht und abschließend folgt ein paar Kilometer weiter ein französisches Pärchen, das schon ein gutes halbes Jahr unterwegs ist.

In Bokonbaev bekommen wir drei sehr schöne Familien zugeteilt, leider gibt es aufgrund eines technischen Defekts keinen Strom und kein Wasser aus dem Wasserhahn, aber die Familien haben vorgesorgt und machen in der Küche über dem Feuer Wasser warm und so kommen wir doch noch zu unserer Dusche mit einem Eimer warmen und einem Eimer kalten Wassers pro Person.

Abends treffen wir uns dann noch einmal zu einem leckeren Abendesse und beschließen, am nächsten Tag nicht nur bis zum Zeltlager auf halber Strecke nach Karakul zu fahren, sondern die gesamten 130 Kilometer bis zum Ort durchzublasen und uns damit einen weiteren Ruhetag zu erarbeiten.

  

Freitag, 30. Mai 2008, vom Zeltlager am Kyzart-Pass bis zum Orto-Tokoy-Stausee, 83 Kilometer, 488 Höhenmeter

3. Juni 2008

Schon früh am Morgen steht die Sonne über dem Lagerplatz und kitzelt mir durch den Zelteingang die Nase. Ich mache einen kleinen Spaziergang und sehe in der Ferne die Nebel steigen und die Nomaden sind schon wieder zu Pferde unterwegs.

Unser Yoga auf dem Rasen ist ein wenig stachelig, aber keiner von meiner kleinen Fangruppe möchte darauf verzichten, man kommt einfach viel besser in den Tag und hat noch größeren Appetit aufs Frühstück. Wie fast jeden Tag gibt es einen leckeren Grießbrei und zusätzlich noch die Restsuppe vom gestrigen Tag.

Nachdem zusammen gepackt ist, muss ich mich noch um ein paar Fahrräder kümmern und Schaltungen nachstellen. Bei den grässlichen Buckelpisten der letzten Tage haben sich die Räder wieder einmal bewährt. Trotz der ständigen Holperei zeigten sich nirgendwo Verschleißerscheinungen. Wir haben immer noch auf der ganzen Tour nicht eine einzige Speiche wechseln müssen und haben bei 18 Leuten weniger als einen Plattfuß in zwei Tagen und die Mäntel fahren wir schon fast 8000 Kilometer seit Griechenland und weder die Continentals noch die Schwalbe Decken zeigen großen Verschleiß.

400 Höhenmeter sind es noch bis zum Pass, also geht es vom Lagerplatz aus gleich straff bergan los. In dem kleinen Tal gibt es wieder jede Menge Nomaden, die hier ihre Jurten aufgeschlagen haben und ich nutze die Gelegenheit mir wieder ein Flasche Kumys zu kaufen.

In der nächsten Jurte, eine Ecke weiter, werden Helma und ich dann schon wieder zu einer Schüssel vergorener Stutenmilch eingeladen, die ganze Familie sitzt vor dem Zelt und in der Mitte die Oma an der Nähmaschine mit Handkurbel. Wie immer ist das Interesse an unserer Tour ziemlich groß und es wird schwierig hier nach einer Viertelstunde wieder loszukommen.

Oben am Pass wieder ein angeranztes Denkmal und ein paar Hütten, einige Nomaden verkaufen Kumys und geräucherten Fisch. Aus einer rauschenden Abfahrt wird nichts, denn die Straße ist wieder um schauderhaft, ein einziger Flickenteppich. Aber so kann man halt nur langsam fahren und hat wenigsten noch Augen und Gemüt für die Landschaft und die Menschen ringsherum. Ich kann mich gar nicht genug satt sehen an dem vielen Grün um mich herum.

 

Nach dem späten Mittagspicknick kommen wir dann wieder auf die Hauptstraße. Rechts geht es auf kürzestem Weg nach China. Unser letztes großes Ziel liegt nicht einmal mehr 200 Kilometer südlich. Allerdings liegen dazwischen noch drei große Pässe über 3000 Meter und vor 15 Jahren bin ich hier schon einmal im April entlang gefahren. Da war es eisig kalt und windig. Die Passhöhen waren noch tief verschneit, aber geräumt und ich erkenne sogar eine Wiese wieder auf der ich damals mein Zelt aufgebaut hatte, nur die Bäume um den Platz sind inzwischen viel größer geworden.

Doch wir wollen natürlich noch ein wenig in Kirgisien bleiben und deshalb nehmen wir die Straße nach links in Richtung des Issyk-Kul Sees. Erst einmal geht es jetzt durch lang gezogene Straßenortschaften mit recht viel Leben. Der Transitverkehr mit China bringt eben mehr Fahrzeuge und mehr Business mit sich und man hat sogar Geld, die Straße einigermaßen in Ordnung zu halten. Hinter dem Ort geht es in ein trockenes Tal, nur direkt neben dem Fluss ist es grün und dort finden wir dann auch unseren heutigen Zeltplatz. Dieser muss einstmals sehr schön gewesen sein, aber nach einem gigantischen Unwetter hat die Wiese wohl einige Zeit unter Wasser gestanden, alles ist ein wenig verschlammt und es müffelt. Abern nach ein wenig Suche findet dann doch jeder noch einen Platz fürs Zelt und wir beginnen unser übliches Abendprogramm. Auch das Waschen im Fluss ist ein kleines Abenteuer, denn es ist schwierig wieder einigermaßen sauber aus dem Schlamm am Ufer wieder herauszukommen.

Abends sitzen wir dann nicht zu lange beisammen, denn es wird schnell kühl und einer nach dem anderen verkrümelt sich ins Zelt und in den Schlafsack.

Donnerstag, 29. Mai 2008, von Kyzyl Oi bis vor den Kyzart-Pass, 95 Kilometer, 985 Höhenmeter

3. Juni 2008

Nachdem es die ganze Nacht geregnet hat, haben wir am Morgen das schöne Wetter komplett zurück. Es ist klar und sonnig und die Sonne sticht nicht zu sehr.

Das Frühstück in der Familie ist lecker, drei große Spiegeleier, ein wenig Salat und hausgemachte Himbeermarmelade.

Gegen 9 Uhr rollen wir dann aus dem Dorf, weiter über die Buckelpiste am reißenden Fluss entlang des engen Tals hinunter. Die Straße ist genauso schlecht wie am Vortage, aber die Landschaft entschädigt komplett. Auf der anderen Uferseite liegen verschiedenste trockene Felsenformationen, die in der Sonne rot leuchten. Ein Tal so voller Gegensätze, denn so trocken und kahl die eine Seite ist, um so satter scheint das Grün auf der anderen Seite zu sein, wo fette Weiden das Bild bestimmen und dahinter thronen hohe Berge mit Gletschern und Schnee. Das erste Dorf im Tal durch das wir heute fahren hatte schon bessere Zeiten. Der ehemalige Kolchos ist verfallen, riesige Stallanlagen und Verwaltungsgebäude und ein abrissreifes Kulturhaus erinnern an sowjetische Zeiten. Heute steht nur ab und zu eine Kuh am Straßenrand und starrt wiederkäuend auf die Radler.

Irgendetwas scheint nicht in Ordnung, denn es ist schon fast Mittag und unser Fahrzeug hat uns noch nicht überholt und müsst eigentlich schon weit vor uns sein. Verfahren haben können wir uns nicht, denn es gibt nur eine Straße. Vielleicht ist irgendetwas mit dem Auto; herausfinden können wir es nicht, denn es gibt schon seit zwei Tagen kein Handynetz mehr, also bleibt uns nichts anderes übrig, als weiter zu fahren.

 

Unser Tal wird weiter und ein Ort reiht sich an den anderen. Gerade ist Schulschluss und viele Jungs und Mädchen sind wieder auf dem Weg nach Hause. Die Mädels sind all chic angezogen und haben weiße Schleifen im Haar und auch die Jungen versucht man einigermaßen herauszuputzen. Ein kleiner Laden ist dann unsere Rettung, da von unserem Truck immer noch keine Spur zu sehen ist. Zuerst wird die Eiskiste komplett geplündert und alle vorrätigen Sorten getestet, dann geht es an das Keksregal und die Getränke.

Irgendwann, als die ersten schon wieder unterwegs sind, taucht dann der grüne SIL-Lkw auf und hat den VW-Bus im Schlepp. Sieg der sowjetischen Technik über die deutsche, der Antrieb des Busses ist komplett hinüber. Deswegen dauert es bis zum Mittag noch eine Weile, aber hinter einem Dorf finden wir am Straßenrand unter schattigen Bäumen einen schönen Platz und ein Tomatensalat ist schnell mit allgemeiner Unterstützung geschnitzelt.

Von nun an geht es bergauf, gleich hinter dem Mittagsplatz schraubt sich die Straße einen trockenen Hügel hinauf und wir erreichen eine riesige Hochebene.

In der Ebene sind kleine Dörfer verstreut und in auf der unendlichen grünen Fläche sind kleine schwarze oder weiße Punkte, Schafe, bis zum Horizont, wo sich in alle Richtungen Bergriesen erheben. Alle sind beeindruckt, dass wir heute eine grandiose Landschaft, wie nie zuvor auf dieser Tour sehen. Fahrzeuge gibt es wenig auf der Piste, aber ab und zu kommen ein paar Kirgisen auf dem Pferd oder Esel vorbei und grüßen freundlich und wir grüßen zurück.

Zwischen den Dörfern liegen viele Friedhöfe, so viele, dass man denkt hier wird mehr gestorben als gelebt. Aber es gibt keine Familiengräber und jedem Dahingegangenen wird ein großes Grabmal errichtet, je nach Reichtum oder Wohlstand kann das schon das Format eines kleinen Einfamilienhauses haben. Oben auf dem Grabmahl aus Lehmziegel dann eine Kuppel, die oftmals mit Silberblech belegt ist und in der Abendsonne gegen den blauen Himmel strahlt.

Die letzten Kilometer wollen nicht enden und es geht kräftig bergan, wir sind schon wieder satt über 2000 Meter hoch, als wir endlich an ein Flüsschen kommen und unser Lager liegt dann idyllisch auf einer saftigen Wiese links neben der Straße. Durch die Wiese mäandriert der kleine Bach und lädt zu einem erfrischenden abendlichen Bad ein. Danach werfe ich mir schnell alle Sachen über, die ich dabei habe, denn jetzt, wo die Sonne hinter dem Berg verschwunden ist, wird es empfindlich kalt. Alle freuen sich auf das Abendbrot, wie immer eine Suppe und denn Erbsenpüree und Hühnchen und Dieter fühlt sich fast wie zu Hause in Berlin.

Nach einem langen Tag freue ich mich auf meinen Schlafsack, den ich heute bis oben zu machen muss, doch nach ein paar Minuten ist es kuschelig warm und ich schlafe sofort ein.

 

Mittwoch, der 28.Mai 2008, vom Zeltcamp bei Suumsay bis nach Kysyl Oi, 74 Kilometer, 362 Höhenmeter

3. Juni 2008

Die Morgensonne steht über unserem schönen Zeltlager, trotzdem ist es früh nochziemlich frisch und es findet sich nur ein kleines Häufchen zum Yoga. Nach dem Frühstück packen alle recht zügig zusammen und verabschieden sich auf die Asphaltpiste, die uns nur noch ein paar Kilometer begleiten wird. Dann kommt der Abzweig nach Bishkek, der kirgisischen Hauptstadt, und wir biegen nach rechts ab und bleiben in dem weiten Tal.

Schon an der Kreuzung hört der Asphalt auf und es geht auf einer staubigen ausgefahrenen Piste weiter. Zum Glück gibt es kaum Verkehr und manchmal führt eine Parallelspur zur Piste durch das Grasland. Auch der Fakt, dass wir heute hauptsächlich abwärts fahren macht den Weg erträglich.

Nur ein kleines Dorf gibt es, vielleicht wohnen 500 Leute hier. Alle Häuser sehen gleich aus, eine Art Reihenbausiedlung. Viele Leute sieht man nicht auf der Straße, nur ein paar Großmütter mit ihren Enkeln, der größte Teil der Leute hier wird mit den Pferden und den Schafen draußen in den Bergen sein. Zu Sowjetzeiten sind in Kirgisien und Kasachstan bis zu 10 Millionen Schafe gehalten worden. Aber auch heute scheint die Viehzucht sich noch zu lohnen, denn vor mancher Jurte haben wir ein Auto stehen sehen und niemand macht einen ärmlichen Eindruck. Auch hier im Dorf sind die Häuser in Ordnung und in den kleinen Gärten wachsen ein wenig Gemüse und Kräuter.

 

Hinter der Siedlung kommen wir an den Fluss, dem wir in ein enges Tal folgen. Nun geht es richtig schön abwärts. Neben der Straße tost der Fluss und wir rauschen auf der staubigen Piste abwärts. Ab und zu haben wir über ein paar hundert Meter „Wellblechpiste“, eine Erscheinung, bei der auf der Straße durch Resonanzwirkung mit den Stoßdämpfern der Autos scheußliche Querrinnen in regelmäßigem Abstand entstehen. Wenn man die Rillen zu langsam fährt wird man schrecklich durchgeschüttelt, wenn man darüber hinweg „bläst“ hat man nahezu keine Kontrolle mehr über das Rad. Und irgendwann bei dem Versuch die Spur zu wechseln reist es mir das Vorderrad weg, aber ich komme mit dem Schreck und einigen kleinen Abschürfungen davon.

Auf einer schönen Lichtung am Fluss machen wir unser Picknick, während sich rundherum dunkle Wolken zusammen ziehen. Irgendwann fallen dann auch drei oder vier Tropfen und wir schlüpfen alle in unsere Regenklamotten, aber wie durch ein Wunder fahren wir haarscharf an der Regenfront vorbei und erreichen schon gegen 15 Uhr einen weitern kleinen Ort, Kyzyl Oi, wo wir heute bleiben werden.

Die Aufteilung der Gruppe auf 5 Familien dauert eine Weile, aber es sind schöne Zimmer, die wir beziehen können und nette Familien, bei denn uns sofort Tee und Gebäck angeboten wird.

Dann bleibt nicht mehr viel zu tun, als einmal durchs Dorf zu spazieren und mit den Kindern auf der Straße kleine Spiele zu spielen.

Volker und ich besorgen uns ein „schmutziges“ Bier und sitzen dann eine gute Stunde vor dem kleinen Häuschen im Hof, unterhalten uns und verwöhnen den Hund der Familie mit Streicheleinheiten, mit dem Resultat, dass wir ihn danach nicht mehr loswerden.

In einem Haus treffen wir uns dann zum Abendessen, ein leckere Krautsuppe und ein großer Topf Plow runden den Abend ab und es ist einer der seltenen Tage, an denen wohl alle zufrieden sind.