Archiv: 2013 M 41-Pamirhighway

17. Tag: Donnerstag, der 20 Juni 2013

Montag, den 29. Juli 2013

Der erste Pass im Sonnenschein

59 Kilometer von Qual-I Hussein über den Saghirdasht-Pass (3252m) nach Khalailkum, 1600 Höhenmeter nach oben und 1800 Meter wieder runter, mäßige Piste und tolle Aussichten bei Sonne bis 28 Grad

Am heutigen Morgen gibt es eine Premiere, ich muss mir erstmals eine dünne Jacke anziehen, es ist etwas kühler als wir es bisher kennen. Gegen 6 Uhr sitzen wir auf dem Rad und tauchen in die enge Schlucht ein. Das Wasser kommt hier wild und reißend ins Tal. Unter einer Brücke liegt ein demoliertes Panzerfahrzeug und rostet vor sich hin, auch noch ein Überbleibsel der Auseinandersetzungen, so wie das teil aussieht, vom letzten Jahr.

Die Piste in der engen Schlucht war steil und steinig, dann öffnet sich das Tal, unten liegt noch einmal ein kleines Dorf und unser Weg geht grüne Berghänge hinauf. Die Piste ist jetzt nicht mehr ganz so steil und recht ordentlich zu fahren. Inzwischen ist es ein toller Morgen geworden. Die Sonne hat sich über die Berge geschoben und mit jedem Höhenmeter wird die Aussicht besser. In der Ferne schein der gesamte Pamir vor uns zu liegen, rundeherum nur Bergketten Schnee bedeckten Gipfeln. man kommt sich vor wie Alice im Wunderland. das sind genau die Strecken, für die man solch eine anstrengende Tour macht.

Unterwegs gibt es noch einmal eine Teestube. Auf ein frisches Brot, grünen Tee und eine doppelte Portion Rührei, lässt es sich gleich viel besser nach oben strampeln und wir sind schon auf 2500 Metern. In weiten Kurven führt der Weg weiter in den Himmel. Menschen und Fahrzeuge treffen wir kaum, aber überall sind Kühe auf der Weide, selbst dort, wo noch Schnee liegt. Nur einmal tauchen zwei Hirtenjunge aus und wir beäugen uns neugierig.

Gegen 13 Uhr haben wir es dann geschafft, die letzten 50 Höhenmeter und wir stehen auf dem 3252,8 Meter hohen Saghirdascht-Pass. Oben gibt es ein paar Ruinen von Gebäuden, eine ehemalige Kaserne, kaum zu glauben, dass ich hier vor 20 Jahren bei einem Offizier schon einmal zu Gast war. Damals haben wir dann hier auch in einem der Gebäude übernachten dürfen. Heute ist alles verfallen und es sieht ein wenig wie in einem apokalyptischen Film aus.

Die Aussicht ist unglaublich. Das Pamir Panorama zieht sich wirklich über den ganzen Horizont und ich verrate es hier schon einmal im Voraus, dass dies hier der schönste Pass im gesamten Pamir ist!

Wir lassen uns oben Zeit. Es ist mit 28 Grad angenehm warm hier oben, wir genießen die Aussicht und eine große Portion Waffeln. dann wird es langsam Zeit für die Abfahrt. Hier erwarten wir straßentechnisch keine Wunder und bekommen auch keine. Die Piste ist wieder rau und steinig und von der anderen Seite wohl noch schwieriger zu fahren. nach einem kleinen Plateau geht es dann in einem engen Tal hinunter. Die Seite hier ist ganz anderes geartet. Obwohl unten im Tal der Fluss rauscht ist es wesentlich trockener und unterwegs gibt es nur eine Quelle. Wir holpern die Abfahrt hinunter, bis auf ein paar Hirtenzelte treffen wir wieder nicht auf Menschen. Erst als wir ganz weit unten im Tal sind taucht eine Brücke auf und ein Militärposten. Hier werden wieder die Pässe geprüft und die Daten in ein Buch eingetragen. Der Posten fragt dann nach einer „Gebühr für die Registration“, ich sage, dass sei kein Problem, ich bräuchte nur eine Quittung. „Was für eine Quittung?“ fragt mich der Posten entgeistert. „Tja, antworte ich, ohne Quittung keine Gebühr!“ Der Posten verdreht die Augen, reicht die Pässe zurück und verscheucht uns mit einer müden Handbewegung. Das lassen wir uns nicht zwei Mal sagen und rollen weiter bergab. Das ist dann bis Khalaikum ein Genuss, denn es gibt ab und zu mal wieder ein vernünftiges Stück Asphalt und das die gesamten 12 Kilometer bis in den Ort. Der Fluss, immer direkt an der Straße führt superklares Wasser und stürzt sich mit einer Kraft durch das Tal, die unglaublich ist. Wer hier ins Wasser fällt hat keine Chance wieder herauszukommen.

Khalaikum ist ein richtiges Städtchen, wir finden auf Anhieb im Zentrum einen Homestay, dann gibt es zur Belohnung für die Anstrengungen eine heiße Dusche und eine dickes Abendessen im Restaurant. Und es bleibt sogar noch Zeit zum Wäsche waschen.

Auch wenn wir heute wieder auf Höhe 1200 übernachten und es ist am Abend doch recht warm, sind wir glücklich, dass wir das Gebirge endlich erreicht haben. Von nun an dürfte es tagsüber nicht mehr ganz so heiß sein. Auch sollen wir angeblich das schlechteste Stück der Straße hinter uns gebracht haben, warten wir’s ab, aber viel schlechter kann es ja eigentlich nicht werden.

16. Tag: Mittwoch, der 19. Juni 2013

Montag, den 29. Juli 2013

Die Radfahrerfänger von Tavildara

55 Kilometer von „Blue Lake“ bis Quala-i-Hussein, 1200 Meter hoch und 800 Meter runter, weiter auf Holperpiste

Morgens werfen wir den Kocher immer noch einmal an, um Wasser für den Kaffee zu machen. Richtigen Kaffe haben wir eigentlich auf der ganzen Tour noch nicht bekommen, obwohl es zu Sowjetzeiten eine richtige Kaffeetradition im ganzen Lande gab. Da gab es nach jeder Mhalzeit eine Tasse mit superfein gemahlenem Arabica Mocca, der einen wieder auf die Beine gebracht hat. Heute gibt es nur noch Nescafé und meist in der Variante “ tri w odnom“, „Drei in eins“, also schon mit Zucker und Milchpulver. Das ist natürlich nicht unbedingt ein Hochgenuss, aber um die Augen auf und den Kreislauf in Gang zu bekommen reicht es.

Auch wieder am Anfang ist es ordentlich hügelig. Dafür ist die Landschaft sehr schön. Wo etwas mehr Wasser von den Bergen kommt, gibt es recht nette Dörfer und viele schöne Blumenwiesen. In den Dörfern findet sich meist ein kleiner Laden, das Angebot ist nicht umwerfend, aber wir bekommen Nudeln für die nächste Abendmahlzeit, Limonade oder Cola, ein paar Kekse und Tomaten. Um Schokolade mitzunehmen ist es noch zu heiß, das wird erst interessant, wenn wir dann richtig mitten im Pamir sind.

Obwohl die Dörfer hier nicht ärmlich aussehen, ist die Welthungerhilfe hier recht gut engagiert oder eine andere Organisation. Eigentlich findet man in fast jedem Dorf eine Tafel, wer sich hier für eine Wohnsiedlung, ein Schulgebäude, einen Brunnen oder eine Wasserleitung  engagiert hat.

Gegen Mittag erreichen wir den Abzweig in das Städtchen Tavildara. Wir überlegen kurz dort hineinzufahren, aber unsere Einkäufe hatten wir schon erledigt und im Ort gibt es bestimmt keine Teestube, in der man ein Schläfchen machen kann, also weiter. Nach drei Kilometern kommt noch einmal ein Dorf mit einer kalten Quelle. Als wir dort unsere Flaschen auffüllen, werden wir von den Kindern des nächsten Hauses heran gewunken und von der Familie auf einen Tee eingeladen. das bedeutet, dass dann sofort noch Kekse, frisches Brot, selbst gemachter Quark aufgefahren wird.

Wie wir schnell erfahren sind wir nicht die ersten Radler hier, an der Quelle hält wohl so jeder an und die Kids winken dann die Leute zum Haus. Stolz zeigt uns die Familie das Fotoalbum mit Radlern aller Nationen und erzählen uns vom Leben hier. Eigentlich möchte die Familie lieber in Duschanbe wohnen, aber sie haben noch die Felder hier in den Bergen und die kann die Mutter nicht allein bewirtschaften. Dazu kommen noch 2 Kühe, ein Esel, acht Schafe und neun Hühner. Der Hausherr zeigt uns stolz sein Diplom als Landwirt, würde aber doch lieber als Taxifahrer in der Hauptstadt fahren. Außerdem nerven die Konflikte aller zwei Jahre, dann kommt die Armee von der einen Seite und die radikalen Moslems von der anderen Seite, Panzer, Gewehre und Hubschrauber und man kann nicht mehr aus dem Haus gehen. im Hof steht noch ein Moskvitsch-Wrack mit  einem schönen Einschuss der letzten Auseinandersetzungen.

Als wir uns dann verabschieden wollen, sollen wir noch über Nacht bleiben, aber wir wollen noch ein Stück weiter in die Berge. Geld lehnt die Familie Nasarow ab, na hoffentlich habe ich im nächsten Jahr Gelegenheit, die gemachten Fotos vorbei zu bringen.

15. Tag: Dienstag, der 18. Juni 2013

Montag, den 29. Juli 2013

Staub und Schweiß

65 Kilometer von Obi Garm bis zum „Blue Lake“, 1200 Meter hoch und 995 Meter wieder runter, auf schlechter Piste mit vielen LKW und Staub bei Sonne und 36 Grad

Wir haben recht ordentlich geschlafen und sind auch zeitig schon wieder wach. Leider haben uns die streunenden Hunde, die heute Nacht zwei Mal vorbei gekommen sind, das Brot gemopst. Warum sie meine Wurst nicht geklaut haben ist nicht nachzuvollziehen, spricht aber wohl gegen die Qualität der Wurst.

Mit der guten Straße konnte es nicht ewig weiter gehen. nachdem wir unser Abfahrt wieder bis ganz unten ins Tal runter rauschen wird die Straße deutlich schlechter. unten ist dann der Asphalt ganz weg und übrig bleibt eine staubige Piste. Die Straße wird hier nicht mehr weiter gepflegt, da hier mit russischer Hilfe an einem Staudamm gebaut wird und das schöne Tal irgendwann in den Fluten des Vaksch versinken wird, natürlich mitsamt der Straße und den Dörfern. Aber bis dahin werden wohl noch ein paar Jahre vergehen, im Moment lässt sich noch nicht absehen, wohin die Staumauer soll.

Wir lassen uns auf den nächsten Hügeln von den häufigen LKW ordentlich einstauben und freuen uns über die erste größere Teestube. Hier gibt es auch mal wieder Plov zu essen. Dann wird es recht anstrengend, denn die Piste bleibt staubig und steinig und es geht immer wieder kräftige Hügel hoch und runter. Die LKW Kolonnen kommen auch nicht schneller voran, kaum sind die 30 LKW mit vorbeigezogen, stehen sie schon wieder und reparieren irgendeine Panne, wenn wir dann vorbei sind, dann ziehen sie wieder mit dichter Staubfahne an uns vorbei. gegen Mittag habe ich das Gefühl, eine Kruste aus Staub und Schweiß auf der Haut zu haben.

Nach nur 40 Kilometer auf der Rüttelpiste machen wir Mittagspause. Leider werfen die Bäume nicht so einen schönen Schatten wie am Vortag und so komme ich in der Hitze nicht zu einem Mittagsschläfchen.

Am Nachmittag wird der Verkehr dann dünner, die Straße aber nicht besser, im Gegenteil. Wenn auf der Piste das Geröll so richtig ausgewaschen ist, hat Doro ordentlich auf ihrem 28er Rad zu kämpfen, vor allem an den bissigen Anstiegen. In den Kurven queren dann ein paar kleinere und mittlere Bäche die Straße und wir holen uns regelmäßig nasse Füße bei der Furt. Wenn es hier einmal richtig regnet, dann kommt man durch einige Bäche nicht mehr so einfach durch.

 Irgendwann knirscht es in Doros Schaltung und das mittlere Kettenblatt ist verbogen. Wie soll ich das nur wieder hinbekommen?  Während ich noch überlege, taucht in der nächsten Kurve ein Dorf auf. Dort reparieren ein paar Arbeiter einen großen Dumper und es liegt genau das Werkzeug auf der Straße für eine echt sowjetische Reparatur: ein Hammer, zwei Stück Holz und ein großer Stein. Der Stein kommt unter Doros Rad, ein Stück Holz als Schutz dazwischen und mittels Hammerschläge, etwas durch das zweite Holzstück abgefedert, kann ich das kettenblatt wieder gerade „schmieden“.  Nicht unbedingt die eleganteste Methode, aber danach funktioniert der Werfer wieder so wie er soll.

Gegen 19 Uhr erreichen wir eine Teestube an einem kleinen See. Früher war das Mal ein kleines Ferienheim, es gibt noch ein paar verwahrloste Bungalows und die Wracks von drei Tretbooten. jetzt ist alles zugewachsen und verwahrlost und ein junger Mann und ein Junge verwalten die Teestube. Die beiden haben eine konstant finstere Miene und können kaum auf Russisch kommunizieren. nachdem aber noch andere Gäste kommen und beim Übersetzen helfen, entscheiden wir uns dann aber zu bleiben. Wir bauen die Überzelte im Garten auf und kochen uns eine Nudelmahlzeit. dazu gibt es literweise Tee und Brot aus der Teestube und ein wenig Kefir. Die Nacht nach dem staubigen Tag ist angenehm ruhig und sternenklar.

14. Tag: Montag, der 17. Juni 2013

Montag, den 29. Juli 2013

Nun zu zweit

107 Kilometer von Duschanbe nach Obi Garm, 1200  hm hoch und 940 wieder runter, alles auf guter Straße bei Sonne und 35 Grad und ein wenig Gegenwind

Nun radeln wir als endgültig zu zweit. Rüdiger und Monika sitzen inzwischen in der Maschine zurück nach Deutschland und wir sind 6 Uhr aufgebrochen. Am Morgen ist es noch recht angenehm kühl und auch ruhiger auf den Straßen, erst, als wir Duschanbe dann auf der Ausfallstraße nach Osten verlassen, gibt es ein wenig mehr Verkehr. Wir wundern uns, warum an jeder Ecke Polizisten stehen, aber das wird schnell klar, denn als ein Konvoi mit schwarzen Limousinen naht, wird schnell alles gesperrt und die dunklen Fahrzeuge donnern vorbei, dann heißt es wieder frei Fahrt für freie Bürger.

Auch tanken wir heute das erste Mal. An der Straße sind aller paar Kilometer alte Tanklaster geparkt, die Sprit verkaufen. Wir nehmen den etwas besseren mit 96 Oktan. So sind wir jetzt auch gewappnet für Übernachtungen im Freien.

nach 25 Kilometern folgen wir einem Abzweig und es wird etwas ruhiger auf der Straße. Es ist ein schönes weiter Tal hier auf dieser Seite aus Duschanbe raus. Überall kleine Dörfer, viel Landwirtschaft und Getreidefelder, die kurz vor der Ernte golden leuchten. Und auch hier im Hintergrund wieder die Pamirkette weiß gegen den Himmel leuchtend. Warum die ihre Wochenende Häuser alle im Zaravshan-Tal bauen, weiß der Teufel, hier ist die Landschaft viel lieblicher.

Den ganzen Vormittag haben wir leichten Gegenwind und es geht recht hügelig durch die schöne Landschaft. Mittags haben wir schon 62 Kilometer geschafft und als vor einem längeren Anstieg eine Teestube auftaucht, nutzen wir die Gelegenheit zur Mittagspause. Suppe mit fettem Fleisch, Salat, Kefir und Brot gibt es und diesen Satz werde ich wohl noch einige Dutzend Male schreiben müssen. Im Schatten von dunklen Platanen in der Teestube lässt sich recht gut ausruhen und ein Schläfchen halten. Vorher bin ich noch schnell unten in den Fluss gesprungen.

Gegen 15 Uhr trinken wir dann noch einen Kaffee und steigen wieder auf die Räder, es geht nun ordentlich nach oben, doch die Landschaft wird schöner. Es gibt weniger Getreidefelder, dafür überall schöne Wiesen und alles ist wunderbar satt Grün. Ein kleiner Pass ist nicht auszumachen, wir sind bis auf 1700 Meter Höhe hoch gefahren und hier oben geht es nun leicht hügelig entlang.

Erst 10 Kilometer vor dem Städtchen Obi Garm geht es dann steil nach unten in ein enges Tal. Wir setzen uns eine Weile in eine schöne Kurve und lassen die Blicke schweifen. Auf der anderen Seite liegen weit oben noch Dörfer, die nur durch einen schmalen Pfad mit der Straße verbunden sind. Hier ist man zum Einkaufen ins nächste größere Dorf mindestens vier oder fünf Stunden unterwegs, na gut, mit dem Esel vielleicht etwas schneller.

In Obi Garm suchen wir nicht nach dem Hotel, wir wollen eigentlich draußen schlafen. dafür tanken wir noch Wasser und Lebensmittel. nachdem wir fertig sind schenkt uns ein langbärtiges Großväterchen einen großen Beutel mit Brot, Tomaten und Gurken und wir sind hoffnungslos überladen.

Bei der weiteren Abfahrt haben wir Glück. Es gibt nur eine Stelle zum Zelten und die haben wir ausgewählt. In einer Kurve ist ein Stück Wiese, dort passen gerade die Zelte hin und den Berg hinunter kommt ein kleiner Bach, der wurde eingefasst und plätschert nun aus drei Meter Höhe nach unten, die perfekte Dusche.

Frisch gewaschen werfen wir dann den Kocher an und kochen uns ein Süppchen, dazu gibt es einen dicken Salat und Brot und Käse und dann wird es auch schon langsam dunkel. Wir packen zusammen und legen uns schlafen. Unser Platz liegt recht gut vor Blicken geschützt und so rechnen wir kaum mit nächtlichen Besuchern.

13. Tag: Sonntag, der 16. Juni 2013

Sonntag, den 28. Juli 2013

Abschied in Duschanbe

Stadtspaziergang im der grünen  Zentrum Duschanbe und Abschied von Monika und Rüdiger bei Sonne und 30 Grad

Gestern Abend hatten uns Monika und Rüdiger noch mit der Nachricht überrascht, dass sie den Rückflug von Duschanbe für die nächste Nacht gebucht haben. Leider fühlt sich Monika nach dem Ruhetag in Istaravshan und dem gestrigen Transfertag nicht in der Lage aufs Rad zu steigen und über den Pamir zu fahren. das ist schade und traurig, wenn man sich so wie die Beiden auf die Tour gefreut hatte und sich auch noch extra dafür die neuen Räder angeschafft hatten. Heute machen sich die beiden mit einem Taxi auf den Weg zum Basar, um Verpackungsmaterial zu beschaffen.

Doro und ich waschen erst einmal Wäsche und sortieren das Gepäck um, dann machen wir uns auf, um ein wenig das Zentrum zu erkunden. Laut Reiseführer soll Duschanbe die schönste Hauptstadt Zentralasiens sein, doch wir können die Meinung nicht ganz teilen. Zum einen ist die Stadt eher ein großes Dorf, alles spielt sich entlang einer Hauptstraße, der Rudaki ab, zum anderen führt der Verkehr recht straff über die Straße und bei all den alten und schlecht eingestellten Automotoren hängt eine dicke Abgasglocke über der Allee.

Wir schlendern von Norden her dann langsam die Straße entlang. Es ist Sonntag und so ist am späten Vormittag noch nicht viel los, die meisten Läden haben noch geschlossen. In einem kleine Park gibt es dann auch eine Statur von Rudaki, einem Dichter am Hof des Samanidenkönigs vor1100 Jahren. Weiter im Süden im großen Park vor dem Parlamentsgebäude gibt es dann noch ein zweites Denkmal.

Doch vorher sind wir noch auf der Suche nach einem Internetkaffee, dabei schlendern wir an der Moschee vorbei. Hier gibt es ein Werbeplakat für die neue Moschee, die irgendwo am Stadtrand mit Hilfe des Emirates Quatar errichtet wird. Dies soll die größte Moschee in Zentralasien werden.  Auf den Straßen zeigt sich der Islam in verschiedenen Formen, wir treffen ein paar wenig total verhüllte Frauen, aber auch Mädchen in extrem kurzen Miniröckchen, die Hand in Hand mit ihrem Freund  spazieren. Die meisten Frauen aber gibt es mit den langen bunten Kleidern und leichten Kopftüchern. Hoffen wir, dass es gelingt, die Bestrebungen der Fundamentalisten nach einem Gottesstaat wieder zurück zu drängen. Zumindest ist das die Regierungslinie im Moment.

Endlich dann am Rudaki Prospek auch ein kleines Internetkaffee, die Verbindung ist nicht superschnell, aber in Ordnung und wir gehen eine Stunde lang unser Mails durch. Wenn wir ab morgen dann in die Berge eintauchen, wird es so schnell keine Verbindung mehr nach Hause geben.

Am zentralen Platz mit den Regierungsgebäuden befindet sich dann ein weiteres Monument. In einem Torbogen steht eine große Somoni Figur. Somoni gilt als der Vater der tadschikischen Nation und war ein Samonidenherrscher vor mehr als 1200 Jahren. Selbst der ehemalige Pik Komunismus, einer der höchsten Berge im Pamir, wurde jetzt in Pik Somoni umbenannt.

Wir schlendern noch ein wenig an den Regierungsgebäuden und am Parlament vorbei, die mit viel Marmor und Pomp eigentlich so gar nicht zu dieser eher dörflichen Hauptstadt passen und wollen uns schon wieder auf den Rückweg machen, doch wir stoppen noch in einem indischen Restaurant am Rudaki. Endlich mal wieder eine andere Geschmacksrichtung!

Am Abend gehen wir dann mit Monika und Rüdiger noch einmal Essen, alle sind traurig, dass sich die beiden nun auf den Heimweg machen, ohne den Pamir Highway befahren zu haben. Die Räder stehen schon verpackt im Garten des Hotels und morgen früh um vier Uhr fahren die beiden mit dem Taxi zum Flughafen. Nicht allzu viel später wollen Doro und ich dann auch aufbrechen, allerdings in die entgegengesetzte Richtung, den Bergen entgegen.