Archiv: 2010 Burmastraße

6. Tag: Kloster auf dem Wolkengipfel

Freitag, den 20. November 2009

Tagesausflug zum Yunfeng Si, dem „Wolkengipfelkloster“, 25 Kilometer über Hügel, bei Wolken und Sonne in raschem Wechsel, 6 bis 18 Grad

Nach der Auberginenpleite von gestern Abend heute Morgen vegetarische Baotze im Lokal um die Ecke, diese hatte ich gestern Abend extra noch geordert und die Mädels haben dann extra für uns noch ein zweite Mischung mit Füllung für die gedämpften Teigtaschen hergestellt. Weil gerade die Sonne über die Hügelkette steigt, räumen wir die Tische nach draußen und so ist es nicht mehr ganz so kalt, wie auf Joosts Thermometer angezeigt, nämlich ungemütliche 6 Grad Celsius.

Gut gestärkt geht es dann zum Glück ein wenig bergan und danach sind dann auch die Umgebungstemperaturen etwas verträglicher. In Richtung des Wolkengipfelklosters durchqueren wir nette kleine Dörfer mit schönen Holzhäusern der Dai Stämme. Charakteristisch für diese Gegend ist eine Art Scheune mit kleinem rechteckigem Grundriss, aber der Bau geht gute drei Stockwerke in die Höhe. Zu fast jedem Gehöft gehört ein solcher Turm und diese bestimmen das Bild in der ganzen Landschaft.

Wegen des Nebels ist vom Kloster auf dem Gipfel noch nichts zu sehen, dafür aber gibt es im nächsten kleinen Dorf einen lokalen Wochenmarkt. Die „Motivklingel“ läutet unablässig und wir pilgern an den vielen Ständen vorbei und staunen über die Auslage, die nichts mit den modernen Geschäften in den Städten zu tun hat. Dafür gibt es Obst, Gemüse und Tofu in unendlicher Vielfalt. Wir decken uns am Keksstand mit Proviant ein, während mich mehr der Stand mit vielleicht zwanzig Sorten eingelegtem Gemüse interessiert. Aber nicht nur für uns ist der Markt interessant, für die Lokals sind wir hier auch eine willkommen Überraschung, denn Ausländer kommen hier nur ganz wenige ins Land der Vulkane und wohl die meisten mit den zwei oder drei Gruppen von China By Bike jedes Jahr.

Dann reißen auch die Wolken auf und uns ist ein erster Blick aufs Kloster hoch oben auf der Bergkette erlaubt. Die Straße führt uns noch ein wenig an den Berg heran, dann enden wir auf dem Parkplatz. Hier gibt es auch einen Sessellift, aber die meisten von uns nehmen den treppigen Weg nach oben. Etwas mehr als eine halbe Stunde braucht man für die vielleicht 400 Höhenmeter, dann erreichen wir die obere Station des Liftes und den Eingang zu dem daoistischen Tempel.

Akrobatisch und wie eine Festung wirkt der Tempel auf dem Gipfel des Berges. Der Tempel an sich ist nicht spektakulär, aber die Lage ist es auf alle Fälle. Die Himmelskönige sind schnell besichtigt, aber für die grandiose Aussicht brauchen wir etwas länger. Vor uns liegt ein weites Tal, bis zur nächsten Bergkette sind es vielleicht 15 Kilometer und dahinter liegt schon Burma, das nächste große Ziel unserer reise. Im Tal viele kleine Dörfer und viele gelbe Flecken mit Rapsfeldern. Fürs vegetarische Mittag oben auf dem Gipfel sind wir zu spät, aber wir haben die Kekse dabei und es gibt starken, grünen Tee.

Rückwärts nehmen wir dann fast alle die Seilbahn nach unten, aber die rattert so langsam über die Rollen, dass wir zu Fuß fast schneller gewesen wären, aber auf dem beschaulichen Weg nach unten hat man noch einmal sehr gute Aussichten.

Auf dem gleichen Weg geht es dann zurück nach Gudong und jeder nutzt den späten Nachmittag anders, die einen für einen weiteren Bummel durchs Städtchen und die anderen für ein kleines Schäferstündchen. Abends geht es dann raus in die Kälte zum Abendessen im besten Lokal der Stadt, ein offenes Lokal, recht unscheinbar, aber die Küche ist vorzüglich. Gegen die niedrigen Temperaturen bestellen wir eine Flasche Reisschnaps für 8 Yuan, also 80 Cent, aber der Stoff ist gut, hat keinen Spritgeschmack, wärmt und macht keine Kopfschmerzen. Entsprechend beschwingt ist der Rückweg zum Hotel und wohl tief der Schlaf aller auf den traditionell harten chinesischen Matratzen.

5. Tag: Tigerhund am Rande des Vulkans

Donnerstag, den 19. November 2009

45 Kilometer von Tengchong nach Gudong durch kleine beschauliche Dörfer und Vulkanlandschaft, Besteigung eines Vulkankegels, wolkig bei 10 bis 20 Grad, 600 Höhenmeter

 

In der Nacht hat es wieder geregnet, aber am Morgen sieht es dann recht freundlich aus, trotzdem ist es recht frisch. Wir frühstücken wieder im Baotze-Lokal mit Teigtaschen oder Nudeln und dann geht es aus der Stadt heraus den berg hinauf. Die Landschaft ist sehr schön, die Bergketten rundherum sind meistenteils vulkanischen Ursprungs und mit Nadelwäldern bestanden und manche Ecken wirken recht heimisch, den chinesisch. Nur ab und zu ein Wasserbüffel und die geschwungenen Ziegeldächer der Häuser belegen dann doch, dass wir in Asien sind.

10 Kilometer lang geht es dann nach oben zu unserem ersten Pass, aber die 400 Höhenmeter sind nicht sehr steil und angenehm zu fahren, dazu kommt die schöne Landschaft, die einen die Strampelei vergessen lässt. Rundherum blüht der Raps und die Felder leuchten in prallem Gelb. Sehr oft kommen wir an Hügeln mit vielen Gräbern vorbei. Hier in der Gegend, die von verschiedenen Minoritäten bewohnt wird, scheinen die Leute große und pompöse Grabanlagen zu mögen. Gegen Nachmittag häufen sich dann diese Gräberfelder immer mehr, so dass man den Eindruck bekommt hier wird oft und gern gestorben, aber wahrscheinlich befinden sich hier nur geomantisch günstige Orte und solch ein Platz ist natürlich wichtig für die ewige und letzte Ruhe.

Gegen Mittag erreichen wir ein kleines Dorf, hinter dem wieder ein schöner Vulkankegel liegt, auf den eine Lange Treppe empor führt. Auch wir entschließen uns zur Besichtigung des erloschenen Kegels und klimmen die 606 Stufen empor. Unterwegs kommt uns eine kleine chinesische Gruppe von Lady in den 50ern entgegen in Bekleidung eines kleinen Hundes, der in einem Tigerkostüm herumlaufen muss. Fürs Foto versuchen die Damen das Tier ins rechte Licht zu rücken, aber das wilde Tier will nicht so richtig, bis Frauchen sich den Tiger greift und ihn fast zu Tode knuddelt. Armes Tier! Oder vielleicht auch nicht, denn die Chancen für den kleinen Schwanzwedler nicht im Kochtopf zu landen, dürften ziemlich groß sein.

Bis auf die Sicht übers Tal von oben ist der Vulkan ziemlich unspektakulär oben gibt es einfach nur eine bewachsene Senke.

Am Nachmittag wird das Licht ganz toll, immer wieder wechseln Sonne und dunkle Wolken und tauchen die Landschaft in prächtige Farben und rundherum gibt es viel zu sehen, weitere Gräber, Wasserbüffel und Ziegeleien, sowie Steinschneidereien und Steinmetze, die Grabsteine herstellen. Immer wieder läutet die „Motivklingel“, wie Frank so schön sagt und dann springt die Gruppe vom Rad und die Fotoapparate klicken. (Tun sie nicht, unsere digitalen Geräte, aber der Satz lässt sich sonst nicht so schön beenden.)

Gegen 16 Uhr rollen wir in dem winzigen Städtchen Gudong ein, das vielleicht 10 bis 15.000 Einwohner hat. Es gibt zwei mäßige Hotels und wir sind die einzigen Gäste, dafür bleibt dann auch das Wasser kalt.

Sehenswert dagegen ist die Marktstraße, denn die Bauern aus den umliegenden Dörfern kommen ein oder zwei Mal pro Woche hierher zum Schoppen. Obst und Gemüse wechseln mit Geflügel und Fisch und Schweinefleisch. Daneben gibt es Läden mit Kolonialwaren, also Schüsseln und Töpfe. Ein Schuster fertigt nach Maß und es gibt ein paar Friseure.

Interessant sind die auch die Leute, die Gesichter hier sind so vielfältig wie die Minoritäten, es gibt hier Bai und Dai, sowie natürlich auch Han und Hui, also ein buntes Völkchen durcheinander.

Abends enden wir in einem kleinen Ecklokal, das einzige Lokal mit einem großen Tisch in der Stadt. Die Wirtin kennt mich noch vom letzten Mal und das Baby von damals kann jetzt schon laufen. Die Gerichte aus der kleinen Küche sind bäuerlich robust, aber gut. Neben Leber und Maniok gab es dann Zuckerschoten und Bohnen und Aubergine. An letzterer verzweifeln Ulrike und ich noch einmal, denn Ulrike isst vegetarisch und seit Beginn der Tour ordere ich die Auberginengerichte immer extra ohne Fleisch, aber jedes Mal findet sich dann doch Hackfleisch oder Schinken am Gemüse, nun denn, morgen ist auch wieder ein Tag.

4. Tag: Am Anfang der Burmastraße

Mittwoch, den 18. November 2009

Tagesausflug nach Heshun, einem Dorf mit schöner Holzarchitektur, 15 Kilometer und ab und zu Regen bei 8 bis 15 Grad

 

Das Wetter sieht am Morgen recht unentschlossen aus und es ist empfindlich kühl, vielleicht 10 Grad, zumindest für mich, wo ich mich gerade in Vietnam an die knappen 30 Grad gewöhnt hatte. Doch das Wetter hindert uns nicht an unserem Tagesausflug in das Dorf Heshun hier am Anfang der Burmastraße. Als in China der Chinesisch-japanische Krieg tobte und die Japaner den Chinesen faktisch alle wichtigen Seeverbindungen abgenommen hatten, wurde der alte Handelsweg zwischen China und Burma wiederbelebt. Schon zu Marco Polos zeiten wurde hier reichlich Handel getrieben, die Chinesen exportierten Tee und Seide und aus Burma wurden Edelsteine und vor allem Jade importiert. Jetzt im Krieg wurde dieser südliche Zweig der Seidenstraße nun zum Militärtransportweg und es wurden Waffen, Munition und anderer Nachschub gegen die japanischen Aggressoren aus den Seehäfen am indischen Ozean über die Burmastraße ins Land gebracht.

Viele Händler haben sich dann in Heshun niedergelassen und ihre Familiensitze in dem Dorf errichtet und da die meisten von ihnen recht wohlhabend waren, entstanden wunderschöne Höfe mit toller Holzarchitektur, die bis heute recht gut erhalten sind.

Der Ort liegt nur 6 km von Tengchong entfernt und so sind wir schnell dort und parken unsere Räder am Eintritt. Da das Dorf großflächig renoviert ist kommen viele, vor allem chinesische Touristen und der Eintrittspreis ist mit 80 Yuan, also 8 € für hiesige Verhältnisse recht fettig.

Aber es lohnt sich, denn das Dorf ist nicht nur ein riesiges Museum, sondern die Leuten dort leben ihr normales Leben und man kann oft durch ein offenes Tor einen Blick in den chinesischen Dorfalltag werfen. Das tun wir auch bei einem großen Rundgang durch den Ort. Überall gibt es schöne kleine und große Innenhöfe, um die die Wohngebäude angeordnet sind. Lehmziegeln und dicke Holzbalken tragen die schönen Ziegeldächer und überall gibt es schöne Holzschnitzereien an den Giebeln und Fenstern.

Im Dorf verteilt sind zahlreiche Museen zur Geschichte des Dorfes, man kann alte Fotos und Alltagsgegenstände bewundern. Leider gibt es ab und zu einen Regenguss und das Licht ist denkbar schlecht zum Fotografieren.

Die zweite Runde im Dorf macht dann jeder auf eigene Faust, einige besichtigen die daoistischen und konfuzianischen Tempel am Rande des Dorfes oder pilgern noch ins recht nationalistisch angehauchte Museum zur Geschichte der Burmastraße. Ich setze mich noch in ein Straßenrestaurant und beobachte ein paar Chinesen beim Mahjiang Spiel, spielsüchtig, wie viele Chinesen sind, werden hier in zwei Stunden die Tageseinnahmen verzockt und das nicht nur von den Männern.

Am späten Nachmittag fahren wir wieder zurück nach Tengchong, das Wetter lädt nicht noch zu einem weiteren Spaziergang ein, sondern zu einem Stündchen Schlaf, bevor es schon wieder zum Abendessen geht. Wieder gibt es viel Leckereien und Sachen, die einige von uns noch nie gegessen haben, wie Maniok und eine winzige Kürbissorte mit dem Geschmack von Gurken. Danach gehe ich noch einmal ins Internet und setze meinen Artikel ins Blog, in den nächsten tagen wird das nicht mehr so regelmäßig gehen, denn wir kommen zunehmend in ländlichere Regionen. Danach heißt es schon wieder packen, aber das ist halt das Schicksal des Reisenden, kaum ist man an einem Ort ein wenig vertraut, geht es am nächsten Tag schon wieder weiter.

3. Tag: Ins Land der Vulkane

Dienstag, den 17. November 2009

Flug von Kunming nach Tengchong, Stadtrundfahrt und Spaziergang

 

Heute Morgen ist der Verkehr nicht so schlimm wie erwartet und so brauchen wir für den Weg zum Flughafen nur 20 Minuten und haben noch jede Menge Zeit bis zum Abflug und zum bewundern der Angebote in der Verkaufszone des Flughafens. Jede Menge unbekannter Früchte an den Obstständen lassen uns staunen. Es gibt Eierfrüchte, die das Messer hoffnungslos verkleben lassen und die deshalb dann keiner Kosten mag und eine Zitrusfrucht mit dem Namen Buddhas Hand. Daneben hängen große Keulen von saftigem Yakschinken. Wir entschließen uns, dann doch einen Kaffee zu trinken, der gut gemacht, allerdings genauso teuer, wie auf dem Flughafen in Frankfurt und so bezahlen wir mehr für den Kaffee, als für das gesamte gestrige Abendmahl, dass mit drei Euro pro Person zu Buche schlug.

Der Flieger in die Kleinstadt Tengchong ist gerammelt voll, allerdings sind wir die einzigen Ausländer an Bord. Nach einer knappen Stunde geht der Flieger in den Sinkflug und durch die aufreisende Wolkendecke haben wir einen kurzen Blick auf die Landschaft vulkanischen Ursprungs um die Stadt und ihre charakteristischen vesuvähnlichen Berge. Allerdings spuken die Berge schon seit Jahrmillionen kein Feuer mehr, lediglich ein paar heiße Quellen erinnern an diese Zeit der Weltgeschichte.

In unserem Hotel machen wir es uns gar nicht erst zu gemütlich, denn die Räder sind schon angeliefert und ich bewaffne die Gruppe mit Werkzeug und jeder macht sein Rad startklar. Der Zustand der Räder ist recht ordentlich, ein paar Bremsen müssen nachgestellt, Luft nachgepumpt und die Sattelhöhe eingestellt werden, dann montiert jeder noch sein Gimmicks und es dauert eine Weile bis Bernd seinen modernen drahtlosen Bordcomputer zum laufen bringt.

Dann kurven wir eine erste Runde durch die kleine Stadt. In der Straße der Mobiltelefone, es gibt hier einen Handyladen nach dem anderen, findet sich ein Baotze Laden. Baotze sind gedämpfte und gefüllte Hefeteigtaschen und wir nehmen noch eine leckere Zwischenmahlzeit.

Das Zentrum ist nicht sehr groß, es gibt eine Einkaufsstraße in „neoaltem“ Stil, dass hisst es wurden moderne Gebäude in klassischem chinesischem Baustil mit Frontladen und zwei Etagen errichtet. Links und rechts geht es noch in kleine Gassen der Altstadt und das war es auch schon. Hinter dem Stadttor gibt es dann noch einmal einen Versuch einer Touristenmeile, aber die schicke Straße liegt einsam und verlassen, viele der Läden sind gar nicht belegt und vor den restlichen vorwiegend Tee und Schmuckläden spielen die Inhaber Mahjiang, eine Art Romme mit Dominosteinen.

Dahinter ist dann die Stadt jäh zu Ende und wir fahren an Feldern entlang. Beeindruckend ist noch der Golftrainingsplatz, eine moderne Anlage, auf der die Golfbälle wie Schneeglöckchen „blühen“.

Um die kleinen Gassen besser zu erkunden, bringen wir die Räder ins Hotel und stiefeln in kleinen Gruppen noch einmal los. Beim Abendessen in einem Feuertopflokal erzählt dann jeder von seinen ersten Eindrücken in der Stadt, wenn die Chinesen neugierig und erstaunt die „Langnasen“ anstarren oder von jeder Ecke „Hello“ oder „How ale you“ rufen.

Feuertopf ist die chinesische Antwort auf Fondue, es gibt eine großen Topf mit Brühe in der Mitte des Tisches und es werden Gemüse und Fleisch zum garen dazu gegeben, allerdings nicht am Spießchen und jeder muss dann herausfischen, was er mag. Im ganzen Land gibt es unzählige Varianten von superscharf bis mild und süß. Wir haben hier einen Topf mit Hühner-Fischbrühe und fügen dann noch Tofu, Wachteleier, Lammfleisch, Fischbällchen, Kartoffeln, Karotten, Salat, Pilze…..dazu. So geht dann unser erter Abend hier im Land der Vulkane sehr angenehm zu Ende und wir haben auch zum ersten Male auf den Rädern gesessen. Ausserdem ist mir wieder einmal eine UFO Sichtung geglueckt!

2. Tag: Neues Kunming, altes Kunming

Montag, den 16. November 2009

Stadtrundgang durch Kunming, Besichtigung des Yuantong Tempels, Lustwandeln am Cuihu-See, Teeprobe und altes Stadtviertel

 

Das Frühstücksbuffet im „Kamelia“ zählt zu den besseren hier im Lande und man ist geneigt sich ordentlich den Bauch voll zuschlagen und ein Fruchtteller hinterher geht immer noch.

Gegen 9 Uhr gehen wir dann los, heute ist es noch frischer als gestern Abend, hier herrscht jetzt wohl richtiger Winter, gerade einmal 10 Grad in der Stadt des ewigen Frühling. Später kommt dann die Sonne hinter den Wolken hervor uns spendet ab und zu ein paar wärmende Strahlen.

Kunming ist immer eine kleine Entdeckungsreise wert, vor allem lohnt es sich fast wahllos einmal in eine Nebenstraße einzubiegen, wo sich dann ein kleiner Markt oder eine enge verwinkelte Gasse auftut. In den Vierteln mit den Wohnblöcken aus den 80er Jahren ist alles bis ganz nach oben, also bis zum fünften oder sechsten Stock vergittert, vor allem die Balkone. Aus Angst vor Einbrechern, argumentieren die Bewohner, aber so wie ich chinesische Wohnverhältnisse kenne, ist dort eher wenig zu holen und auf den vergitterten Balkonen kann man eh nicht mehr sitzen, da sich dort überall Müll und alter Krempel ansammelt, der dann in der staubigen Grosstadtluft recht schnell verdreckt. Viele Chinesen haben wirklich Messi-Charakter, nichts wird weggeworfen, man könnte es ja irgendwann noch einmal gebrauchen. Aber die Angewohnheit stammt wohl noch aus Zeiten als es fast Nichts gab.

Doch diese Zeiten sind vorbei und das erkennt man nicht nur an den vielen modernen Hochhäusern im Zentrum und an den recht häufigen großen Schlitten auf der Straße, sondern auch an der Kleidung der Frauen. Während die Männer auffällig wenig wert auf gepflegtes Äußeres legen (es gibt natürlich auch Ausnahmen), lebt, wie fast überall in der Welt, eine riesige Industrie von der Verschönerung der Damenwelt, obwohl dies viel Damen gar nicht nötig hätten. Gestylte Frisuren, tolle Kleider und gewagt kurze Röcke sind häufig im Straßenbild.

Ganz im Gegensatz dazu trifft man immer wieder alte Männer und Frauen, die immer noch im alten Mao-Blau gekleidet sind, so als wäre die Zeit vor 30 Jahren stehen geblieben, aber genau die Kontraste manchen das Land ja so interessant und besuchenswert.

Unser erstes Ziel ist der Yuantong Tempel im Zentrum der Stadt, laut Legende erbaut, um zwei im See lebende Drachen zu besänftigen, was mit dem Tempelbau auch gelungen sein soll. Enstanden ist während der Yuan-Dynastie ein ansehnlicher Tempel mit einer tausendarmigen Guanyinfigur in einem Tempelpavillon auf dem See. Davor viel Weihrauch und Räucherwerk mit dem sich die Chinesen an die einzige weibliche Reinkarnation eines Boddhisatva wenden. Sie hat hier in Südchina die Bedeutung  der Maria und viele Frauen wenden sich an sie mit der Bitte nach männlichem Nachwuchs und Glück für die Familie.

Am Cuihu See ist heute nicht viel los, vielleicht liegt es an der kühlen Witterung, dass die Leute ausgeblieben sind, donn finden sich hier immer jede menge Rentner zum Musizieren und Sport treiben ein, heute jedoch nur ein einzelner Er-hu Spieler am Seeufer und einsam wimmert sein Instrument eine traurige chinesische Melodie.

In meinem Lieblingsteeladen ist die Besatzung sehr erfreut, mich wieder zu treffen und wir machen eine kleine Teeprobe und kosten uns durch zwei Sorten Grünen Tees und einige Pu-Erhs. Am besten mundet ein grüner Üu-Erh aus dem letzten Jahr, kraftvoll im Geschmack, fast wie ein Woolong Tee, aber ohne erdigen Beigeschmack-einfach lecker.

Am Nachmittag geht es dann durch die moderne Einkaufsstraße, hier lassen sich die Leute nicht so einfach durch das kalte Wetter vertreiben, eher das Gegenteil ist der Fall. Und der moderne Chinese kauft auch immer weniger Plagiate und so dominieren hier die großen Marken, wie auf der Zeil in Frankfurt oder dem Kuh-Damm in Berlin. Eine Häuserzeile weiter liegt die Altstadt, aber hier sind alle Läden geschlossen und die Renovierungswelle hat begonnen. Hoffentlich wird mit mehr Vernunft renoviert, als in anderen Städten, denn das chinesische Motto heißt: Abreißen und in altem Stil wieder aufbauen. Aber hier haben einige Häuser noch richtig Stil und Charakter und das sollte auch den Kunminger Stadtplanern aufgefallen sein.

Am Abend kehren wir wieder in ein schönes Lokal ein und haben fast noch ein besseres Mahl als am Vortage. Fast zwei Stunden schlemmen wir dort und beenden die Mahlzeit mit angesetztem Schnaps der Hausmarke und auf dem fröhlichen Weg zurück ins Hotel bemerken wir, dass der Urlaub nun richtig angefangen hat.