Archiv: 2008 Athen-Peking

Dienstag, 1. Juli 2008, von Jiayuguan nach Jiuquan, 24 Kilometer, 60 Höhenmeter: „Geburtstag im Paradies“

Donnerstag, den 3. Juli 2008


Bei den wenigen Kilometern, die heute vor uns liegen, brauchen wir nicht sehr zeitig los. Gemütlich zuckeln wir durch die Industriestadt Jiayuguan, versuchen noch einen Geldautomaten zu finden und bringen dann unsere Kilometer entlang der grünen Oase bis zum nächsten großen Ort schon innerhalb eines Stunde hinter uns.

Da heute mein Geburtstag ist habe ich natürlich in der ursprünglichen Planung schon ein wenig geschummelt und einen ruhigen Tag und ein tolles Hotel für den Abend organisiert; und der 4-Sterne Kasten in Jiuquan ist wirklich nicht schlecht und so gönne ich mir einen kleinen Nachmittagsschlaf.

Danach lade ich die Gruppe zu einem zeitigen Abendessen in ein Feuertopflokal ein. Da einige noch nicht an superscharfes Essen gewohnt sind, bestelle ich eine Variante mit zwei Suppen, einer milden Suppe und einer zweiten mit wenig Chili, aber das ist eigentlich für ungeübte Chiliesser schon grenzwertig. Dazu gibt es dann verschiedene Gemüse, Lammfleisch, Tofuvarianten und Seafood, die dann auf Fondue ähnliche Art und Weise gegart werden. Fast zwei Stunden brauchen wir, bis keiner mehr Lust hat in den Töpfen nach verlorenen Edelsteinen zu suchen und ich öffne dann noch die Flasche chinesischen Schnapses, die ich von der Gruppe geschenkt bekommen habe. Das Zeug ist aber so schrecklich, dass wir gerade einmal die Hälfte schaffen, aber, liebe Blogleser, die Flasche war wirklich sehr schön.

Abends läuft dann das Telefon heiß mit Grüßen und Glückwünschen und ich komme wieder einmal nicht dazu die fehlenden tage im Blog nachzutragen.

Montag, 30. Juni 2008, von Yumen nach Jiayuguan, 134 Kilometer, 641 Höhenmeter: “Am Beginn der Großen Mauer“

Donnerstag, den 3. Juli 2008


Wieder einmal Hotelfrühstück, aber ich würde lieber auf der Straße essen und habe keine Lust mehr auf die kleinen saueren Salate am Morgen. Danach geht es dann noch ein zum Einkaufen in die kleine Stadt. Wir versorgen unseren Bus mit genügen Wasserflaschen für die nächsten Tage in der Wüste und dann geht es aus der Stadt heraus durch die lang gezogene Oase, wieder in Richtung Autobahn.

Heute kommen wir ohne Probleme auf die Autobahn, obwohl es auch heute eine Nebenstraße neben der vierspurigen Asphaltspur gibt. Aber der Asphalt ist dort schon wieder “aufgetaut“ und die Strecke führt auch nur durch die Wüste, meistens direkt neben der Autobahn.

Vor der Stadt gibt es riesige Windparks, zusammen wahrscheinlich mehr als zweihundert Windräder, die sich fleißig im Wind drehen und heute haben wir kein Glück und wir müssen gegen diesen Wind strampeln. Trotzdem kommen wir recht gut voran und wir bleiben recht ordentlich in der Gruppe zusammen, so dass es nur für die Vordersten richtig anstrengend ist.

Mittag gibt es in einer Rasstätte an der Autobahn, wie immer Nudeln und dann geht es weiter bei knapp 40 Grad in Richtung Jiayuguan. Am späten Nachmittag erreichen wir bei immer heftiger werdendem Wind die öde Ausfahrt. An der Tankstelle an der nächsten Kreuzung gibt es einen verlockenden Kühlschrank, der ist aber nicht am Netz und alle Getränke sind mehr als lauwarm.

Hinter einer Biegung taucht dann eine riesige Wehranlage auf, die erste Festung unter dem Himmel, wie es die Chinesen nennen und die erste große Bastion gegen die nomadisierenden Turkvölker in den Steppen und Wüsten des Nordens. Die Anlage die wir vor uns haben stammt aus dem 17. Jahrhundert und ist vor 20 Jahren aufwändig renoviert worden, und strahlt deshalb vor der gewaltigen Kulisse des nächsten Gebirgszuges, des Qilin-Shan, relativ neu in der Abendsonne.

 

Unser Hotel liegt direkt hinter der Festung, aber es gibt kein Wasser und der Manager ist erstaunt, als ich daraufhin nicht bleiben will, aber ohne Duschen ach dem heutigen langen Tag in der Wüste, das ist einfach nicht möglich. Nach einigen Diskussionen bekomme ich das Geld für die Übernachtung ausgezahlt und habe wenigstens genug Cash, um eine andere Möglichkeit zu finden und zu bezahlen.

Während die Gruppe die erste große Bastion der chinesischen Mauer besichtigen soll, werden unsere beiden Fahrer in der Stadt ein ordentliches Hotel auftreiben. Wieder einmal haben die Chinesen die Eintrittszeiten geändert, über den Haupteingang kommen wir überhaupt nicht mehr in die Festung, aber an einem Nebeneingang können wir noch Karten erstehen. Dann liegt vor uns die nun schon fast menschenleere Festung.

Strategisch hatte die Große Chinesische Mauer nie die bedeutende Funktion, die sie wohl haben sollte, aber diese Fort hier mitten in der Wüste ist schon beeindruckend und wird wohl auch auf plündernde Nomadenstämme einen abschreckenden Eindruck gemacht haben. Zu dem sollten die ,mehr als 10.000 Soldaten, die hier in dem Fort untergebracht werden konnten wohl in der Lage sein, die Grenze an dieser fernen Ecke des Landes zumindest in den Glanzzeiten der Dynastien zu sichern.

Wir genießen hauptsächlich die grandiose Aussicht auf die Berge hinter der Wüste und das Spiel der Abendsonne in den Gemäuern und ergehen uns ein wenig in Spekulationen, wie das Leben hier vor 350 Jahren ausgesehen haben könnte, als das Fort ebenso neu ausgesehen haben muss, wie nach der letzten Renovierung vor Jahren.

Als wir gegen halb 9 gemeinsam mit einer chinesischen Familie das Gemäuer wieder verlassen, wird hinter uns gleich alles verriegelt und verrammelt, wir waren wirklich die letzten Gäste des Tages.

Die letzten Kilometer des Tages sind dann schnell gefahren. Unsere beiden Fahrer haben ein gutes Hotel organisieren können. Direkt davor gibt es einen Biergarten mit Grillständen und ein paar Garküchen. Gegrillte Fische und gebratenes Gemüse, dazu kaltes Bier sind dann der Abschluss eines langen und interessanten Tages.

Sonntag, der 29. Juni 2008, von Anxi nach Yumen, 139 Kilometer, 435 Höhenmeter

Mittwoch, den 2. Juli 2008


Nach einem zeitigen Frühstück starten wir in einen weiteren sonnigen Wüstentag. Allerdings bläst der Wind ein wenig von der falschen Seite und das merken wir sofort, als wir auf die Autobahn einbiegen. Auch will uns der Angestellte an der Mautstation nicht auf die Autobahn lassen, aber er will auch nicht mit seinem Vorgesetzten telefonieren. Also schlängeln wir uns an ihm vorbei und sagen „Tschüss“ und winken noch einmal und sind auf der Autobahn.

Neben der Autobahn gibt es zwar noch eine kleine Nebenstraße, die war im letzte Jahr noch komplett unbefahrbar und ist nun auch asphaltiert, aber die Straße geht ständig kleine Hügel auf und ab und die Asphaltdecke ist von niedriger Qualität und verflüssigt sich ab 10 Uhr in der Hitze des Vormittags.

Eine Gruppe von Rad fahrenden Chinesen ist ein paar Kilometer weiter gerade dabei, diese kleine Straße zu verlassen, ein Loch in den Stacheldraht der Autobahnabsperrung zu schneiden und auch über die Autobahn weiter zu fahren. Die 17 Chinesen begleiten uns eine Weile. Sie kommen aus einer kleinen Stadt bei Ürumqi und fahren natürlich auch bis Beijing und wir werden sie auf dem Wege dahin wohl noch diverse Male treffen.

Bis Mittag kämpfen wir zum Tei heftig gegen den Wind, doch nach einer langen Pause in der Raststätte hat dieser dann seine Richtung geändert und die zweite Hälfte des Weges müssen wir nicht mehr ganz so heftig strampeln, um voran zu kommen.

Auch ist dann endlich nach knapp 100 Kilometern die Wüste zu Ende und es geht vorbei an Sonnenblumenfeldern und links und recht gibt es kleine Dörfer und Bäume und relativ viel grün, was nach der öden Landschaft der letzten Tage den Augen gut tut.

Gegen 18 Uhr erreichen wir dann nach einem langen Tag das Hotel in Yumen, auf eine Stadtbesichtigung hat niemand mehr Lust, sondern nur auf eine ausgiebige Entstaubung unter der Dusche. Danach bleiben wir faul und essen ausgiebig im Hotelrestaurant. Das Essen ist gut und üppig, aber aus irgendwelchen Gründen gibt es im ganzen Hotel kein kaltes Bier.

Samstag, 28. Juni 2008, von Anxi nach Yumen, 122Kilometer, 75 Höhenmeter: „Abschied von Ulli“

Mittwoch, den 2. Juli 2008


Noch einmal haben wir das wunderbare Frühstück vom Hoteldach mit dem grandiosen Blick über die Sanddünen, heute zwar nicht ganz so spektakulär wie gestern beleuchtet, da es etwas trübe ist. Mein Magen fühlt sich immer noch etwas flau an, deshalb esse ich nur ein Rührei und eine Scheibe Toast.

Wieder einmal muss ich mich von der Gruppe verabschieden, denn heute gilt es die letzten Dinge für Ulli zu organisieren. Gegen 8.30 fährt die Gruppe los, gerade noch rechtzeitig, bevor die ganze Stadt wegen des Probelaufs für das olympische Feuer gesperrt wird. Eine halbe Stunde später habe ich Probleme ein Taxi zum Krankenhaus zu bekommen, doch das Hotel organisieret schließlich ein Fahrzeug und nun geht es auf kleinen Holperwegen immer am Stadtrand entlang. So viel Verkehr wie heute haben die kleinen Straßen in den Vororten noch nie gesehen, denn mein Taxifahrer ist natürlich nicht der einzige, der diese Schleichwege kennt.

Ulli geht es schon wieder ein Stück besser und er ist voller Pläne, was die nächsten Tage und Wochen, den Rückflug, eine eventuelle Rückkehr zur Gruppe und die nächsten Jahre angeht. Ich muss ihn erst einmal bremsen und daran erinnern, dass er vor allem den linken Arm ruhig halten muss und das für die nächsten zwei Wochen und das es in den nächsten Monaten nicht so gut aussieht mit Fahrradfahren. Dann heißt es Tschüß und Auf Wiedersehen zu sagen, vielleicht schafft es Ulli ja wirklich bei unserer Ankunft in Beijing zu sein.

Auf selben Wege komme ich wieder zum Hotel zurück. Bis 14 Uhr nutze ich dann noch das Internet im Zimmer, um Ullis Unfall mit der Krankenversicherung zu besprechen und die Zusicherung zu bekommen, dass Ulli nun von denen weiter gut versorgt wird. Auch schaffe ich es noch zwei Tage in mein Blog einzustellen, für den ich in der Aufregung und Hektik der letzten Tage kaum schreiben konnte.

Dann habe ich den Taxifahrer wieder geordert und reise der Gruppe hinterher. Ich verpasse heute nicht zu viel, denn die Strecke geht wieder einmal auf gerader Linie durch die Ebene. Einzige Abwechslung ist ein einzelner Wachturm, ein gigantische im Bau befindlicher Hotelkomplex und die Bahnschiene parallel zur Straße.

Kurz vor Anxi, dass im letzten Jahr auf GuaZhou umbenannt wurde, vom „Frieden im Westen“ auf „Melonenstrom“, hole ich die Gruppe dann ein und kann sie noch bis zum Hotel führen.

Das Hotel ist chicer als erwartet, es gibt sogar Internet im Zimmer, allerdings etwas feudal mit Modem. Nach einem „dreckigen Bier“ schlendere ich noch ein wenig durch die Straßen der kleinen Stadt und ende auf dem belebten Markt, der viel interessanter als der Basar von Hami ist. Überall gibt es kleine Essstände, in einer Ecke stehen Nähmaschinen und in einer anderen Ecke sitzen alte Männer beim Schach spielen.

Amn Rande des Basars finde ich dann auch ein Restaurant, in das die ganze Gruppe hinein passt und endlich bekommen wir hier nun auch Eselsfleisch zu essen, was genauso lecker ist, wie ich es in Erinnerung habe.

Am Abend wird auf dem zentralen Platz der Stadt, in der Nähe des Hotels und neben der Parteizentrale ein revolutionärer Film gezeigt und der Springbrunnen wird angeschaltet, was vor allem den Kids der Stadt gefällt, so dass der Platz trotz seiner abschreckenden pseudo-neugriechisch-sozialistischen Architektur angenehm belebt ist.

Nebenbei gelingt es mir sogar noch ein startendes UFO zu fotografieren.

Freitag, 27.6.2008, Ruhetag in Dunhuang, Besichtigung der Moggao-Grotten

Mittwoch, den 2. Juli 2008


Wieder ein morgendlicher Besuch bei Ulli, dem es auch wieder besser geht, die eingefallenen Lunge ist zu 99 % wieder in Ordnung und ansonsten hat er gute Laune und macht schon wieder Reisepläne, die ich ihm natürlich erst einmal ausreden muss.

Danach geht es im Bus zu den Moggao-Grotten in einem trockenen Tal ungefähr 25 Kilometer vor Dunhuang. Schon vor 1500 Jahren ließen buddhistische Mönche hier Höhlen in die Felsen graben, stellten Buddhafiguren hinein und ließen die bedeutendsten Künstler in den Räumen Wand-, Deckenmalereien und Fresken schaffen. Trotz der Zerstörungen über Jahrhunderte sind einige Höhlenmalereien aus der Tang Zeit, also von vor gut 1000 Jahren, unrenoviert und in gutem Zustand erhalten. Beeindruckend sind die Leuchtkraft der Farben und die Vielfalt der Motive.

Entlang der Seidenstraße konnte sich der Buddhismus hervorragend entwickeln, fand er doch bei den Karawanenhändlern in alten Zeiten auf Anklang und so erhielten die Mönche entlang der Seidenstraße immer große finanzielle Zuwendungen zum Schaffen von Kunstwerken, wie wir sie hier besichtigen wollen.

Beeindruckt stehen wir schon vor der Fassade der Höhlen, entlang einer Balustrade von mehr als einem Kilometer Länge sind über die Jahrhunderte über 600 Höhlen geschaffen worden. Die kleinsten sind keine 3 Quadratmeter groß, in der größten sitze eine Buddhafigur mir einer Höhe von 38 Metern

Auch für uns Laien sind schnell Unterschiede in Stilen der einzelnen chinesischen Epochen zu erkennen, die runden dicklichen Gesichter in der Tang-Dynastie und die indischen Einflüsse während der Liao-Zeit. Leider müssen wir die Fotoapparate abgeben, als wir zu der Führung aufbrechen. Auch hier ist der Eintrittspreis wieder beachtlich, knappe 18 €, aber die Grotten sind es wert. Von den über 600 Höhlen kann aber nur ein Bruchteil besichtigt werden und nach ungefähr 12 Höhlen lässt dann auch die Aufmerksamkeit nach.

Bis Mittag besichtigen wir die Höhlen, dann geht es in die Stadt zurück. Eigentlich will ich den ganzen Nachmittag am Computer arbeiten, aber ich habe mir wohl beim Frühstück den Magen verdorben und das Thermometer zeigt auch knappe 39 Grad Fieber, so dass ich mich sofort erst einmal ins Bett lege. Danach habe fühle ich mich ein wenig besser und kann wenigstens noch die letzten Angelegenheiten für Ulli telefonisch klären, meiner Gruppe etwas zu essen geben und wieder ins Bett fallen.